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(J)

Zitternd sitzt er an einem Tisch. Dieser ist in der Mitte von einem Raum gelegen. Die Wände sind eintönig, der Boden ist matt. Ihm gegenüber steht ein weiterer Stuhl, noch unbesetzt und frei.

Er weiß nicht wie lange, aber er ist nicht erst seit eben in diesem Raum. Worauf warten die? Weswegen wird er auf die spannende Folter des Wartens gesetzt?

Gestern war sein Ausraster, auf jeden Fall denkt Jimin dies. In Wirklichkeit, hat er gar kein Zeitgefühl mehr, weiß nicht wie lange er hier ist und wann was geschah. Aber was er weiß; ist die Tatsache, dass er dauerhaft geweint und nach Taehyung geschrien hat. Jeglicher Versuch der Beruhigung, welcher irgendwann auch von ihm selbst ausging, war dabei komplett gescheitert. Seine Nase lief, seine Kehle tat weh, dennoch konnte er dieses panische Schniefen vom ganzen Weinen nicht beenden.

Und dann, plötzlich kamen zwei Männer in den Raum. Sie packten ihn beidseitig an. Er war in ihren Griffen gefangen und zu keiner Bewegung, noch so klein, befugt. Seine Beine trugen ihn, seine Augen tränten weiter, er war schwach und verstand einfach nicht, woher er die Kraft bekam. Weswegen ist er nicht einfach zusammengebrochen?

Als er durch die Wache zu diesem Raum geführt wurde, sind ihm viele Menschen begegnet. Alle sahen ihn komisch an. Wahrscheinlich wussten sie alle, was er getan hat. Von einem kleinen Wutanfall getrieben, hat er einen Beamten zusammengeschlagen, nur um danach wieder wie ein weinendes Elend zusammenzubrechen.
Der Typ wollte ihn zu einer Dusche bringen, diese hat er bis jetzt noch nicht gesehen, jedoch hat er auch nicht wirklich geschwitzt, also umgibt ihn kein unangenehmer Geruch. Aber auch kein Gefühl der Frische, welches ihm vielleicht etwas Wohle geben könnte.

In diesem Raum angekommen, wurde er fast schon wortwörtlich auf den Stuhl geschmissen und dann beidseitig an seinen Knöcheln, mit einer Kette an den Stuhlbeinen festgebunden.

Nur weil seine Psyche schwach ist und diesem ganzen hin und her, diese Umstellungen, welche sein ödes Leben vorher nie in dich trug, nicht abkann, wird er also gleich wie ein Schwerverbrecher behandelt?
Er kennt es aus Filmen und Serien. In diesem Raum wird er befragt und wahrscheinlich die ganze Zeit schon beobachtet. Während ihm die Wand so eintönig und langweilig erscheint, ist wie in Magie gebunden, auf der anderen Seite freie Sicht auf ihn gewährt.

Irgendwie ist er gespannt und voller Neugier, fast schon freudig, auf das nicht Sprechen vorbereitet. Er hat sein Schweigen einstudiert. Es wird so perfekt. Langsam hebt er seinen Kopf an und fängt an zu grinsen. Was soll er denn auch anderes machen, als den Mund verschlossen halten? Er weiß nichts.

Wenn Fragen zu Taehyung fallen, kann er nur das Gleiche sagen, was auch die zwei Polizisten, welche ihn an jenen Abend zur Wache brachten, gehört und gesehen haben. Er weiß nicht, was mit seinem besten Freund ist. Und diese Unwissenheit macht ihn krank.

Aber Taehyung ist frei. An keinem Stuhl gefesselt und die restliche Zeit in eine Zelle gesperrt, wie er. Sein Grinsen wird breiter. Er muss sich keine Sorgen machen. Irgendwann und irgendwie kommen sie wieder zusammen, auch wenn es das Jenseits ist, sie werden wieder zusammen mit schallenden Gelächter ihren Umkreis bestücken.
Plötzlich huscht ihm eine gewisse Vorstellung durch den Kopf. Wenn er wirklich beobachtet wird, was denkt diese Person von ihm? Ist er schon als Psycho abgestempelt? Oder immer noch ein von Hormonen gesteuerter Teenager, welcher jegliche Kontrolle über seinem Körper verloren hat und diese sich weinend wieder versucht beizubringen.

Sein Kopf fällt wieder runter. Gerade nach vorne gerichtet starrt er auf die Wand. Seine Augen huschen einmal nach links, betrachten die Fläche dort und dann nach rechts. Tatsächlich. Die Mauer vor ihm sieht anders aus. Doch nicht so eintönig, wie bei der ersten oberflächlichen Erkennung gedacht.

Den Blick fest auf die Wand vor ihn gerichtet, heben sich seine Mundwinkel wieder. Sollen die Typen nur denken, er sei krank. Wenn Taehyung nicht an seiner Seite ist, würde er dies auch gar nicht abstreiten. Er braucht seinen besten Freund und wenn ihm auf irgendeine Art und Weise doch Schaden zugefügt wurde, scheut er nicht vor Gewalt der Rache. Dabei war der Polizist, wahrscheinlich gestern, seine erste brutale Handlung~

Seine Gefühle sind jedoch nicht beklemmt und vom Gewissen gesteuert alles außer ihrer Schuld bewusst. Plötzlich spürt er ein Kribbeln in seinen Fäusten. Genau. Irgendwie hat es ihm Freude bereitet und Spaß gemacht, endlich all die angestaute Wut und Verzweiflung in Schlägen herauszulassen.

Die Tür öffnet sich, seine Mundwinkel fallen. Sein Blick bleibt jedoch unbewegt auf die Wand gerichtet. Er regt sich nicht. Ihm ist es plötzlich so egal, wer ihn bis eben wohl beobachtet hat. Er will lieber die Person mit seinem starren und festen Blick streicheln, welche ihn jetzt noch beobachtet. Er hört Schritte. Genügend, dass er sich sicher ist. Es sind zwei Personen, welche den Raum betreten. Während eine weiter zu ihm und den Tisch schreitet, schließt die andere die Tür.

„Guten Tag Park Jimin, wie geht es dir? Hast du dich im Gegensatz zu gestern beruhigt?"

Der Junge weiß nicht, wem die Stimme gehört und er will sich dazu auch kein Bild gestalten. Seine Augen sind weiter auf diese für ihn als normal erscheinende Wand gerichtet. Jedoch legt er seinen Kopf fallend, etwas nach rechts gelegen, schief.

„Hörst du mich?"
Weiterhin keine Regung von dem Jungen. Sein Gesicht bleibt ohne jegliche Emotion. Kühl nach vorne gerichtet und stumm lauschend auf die Reaktion des Beamten wartend. Er wollte nichts sagen und daran wird er sich auch halten. Der Stuhl, ihm gegenüber, wird zurückgezogen. Jemand setzt sich auf das Teil nieder und ist nun genau vor ihm. Jedoch schafft er es, ohne sich zu bewegen, weiterhin die Wand anzusehen, ohne zu wissen, wie die Person ihm gegenüber aussieht.

„Ich bin Herr Kim. Park Jimin, sieh mich bitte an."
Er heißt Kim. Wie Taehyung. Seine Augen weiten sich leicht, während ihn eine Gänsehaut umfährt, bleibt er unbewegt. Plötzlich nehmen seine Ohren ein Klopfen wahr. Der Typ klackert, mit seinen Fingerkuppen, auf der Tischplatte umher. Will wohl den Blick des Jungen auf seine Hand ziehen und ihm endlich eine Bewegung entlocken. Jedoch genießt dieser das Geräusch irgendwie und seine starrende Position, scheint langsam so bequem, dass er sitzend fast schlafen könnte.

Genau. Er ist müde. So unglaublich dolle. Kein einziges Auge hat er seit dem Vorfall und dem ersten Wecken in seiner Zelle geschlossen. Die ganzen Tränen und diese Verzweiflung, welche nun durch nach außen scheinende Kühle ausgetauscht wurden, haben ihm jegliche Ruhe geraubt. „Jeon? Kannst du mal zu ihm gehen?"
Ist der Typ etwa zu faul zum Aufstehen? Oder studiert er einfach genaustens jede Bewegung und Reaktion des Jungen? Als er auf das Klappern der Finger keine Reaktion gezeigt hat, hat er das schreibende Reiben von einem Stift gehört. Für den Bericht, welchen der Beamte über Jimin führen muss, braucht der Typ jeden noch so kleinen Fakt. So ist das also. Kleinkriminelle werden von der Polizei analysiert, während die wirklich Bösen weiterhin ihre Spiele spielen.

„Natürlich Mr. Kim."
Das ist also die Stimme von dem zweiten Typen. Sie klingt jung. Ihr Klang ist wunderschön. Wie eine harmonische Melodie bekommt Jimin sie nicht mehr aus seinem Kopf. Er hört Schritte, Jeon hat sich in Bewegung gesetzt und automatisch dreht er seinen Kopf nach links. Zu ihm. Dem anderen Typen, auf dem Stuhl, hat er keinen Blick gewürdigt. Sofort sieht er zu Jeon. Dieser stockt in seiner Bewegung und sieht bei Jimins plötzlicher Reaktion leicht überfordert und fragend zu Herrn Kim.

Jimin hingegen, erblickt etwas, von dem er nie wieder seinen Blick lösen möchte. Makellose und junge Schönheit. Er starrt den Polizisten, welcher wohl noch in Ausbildung ist, förmlich fressend an. Er will seinen Blick nicht lösen.

„Gut. Da sie mit ihren Gedanken anwesend erscheinen, würde ich sie gerne einiges über den Jungen Kim Taehyung fragen-"

Jimins Augen weiten sich wieder. Wieder überrennen ihn tausende Gefühle. Sie Schmerzen, sie zerren so reißend stark an seiner psychischen Schwäche. Trotz inneren Widerstand, löst er seinen Blick von Jeon.
Sofort fallen seine Augen auf den Typen, welcher eben gesprochen hat. Dieser sieht leicht erschrocken zu dem Jungen, hat wohl kaum mit diesem plötzlichen Blickkontakt gerechnet.

„Also Taehyung war bei ihnen, als-"

„Sagen sie seinen Namen nicht. Erwähnen Sie ihn nicht. Sprechen Sie nicht mit mir..."
Seine Stimme ist ein Flüstern. Sein Blick plötzlich zum Boden herab gesenkt und dann durchzuckt ihn ein Schlag. Er reißt seinen Schädel in die Richtung der Decke und schreit.
„... außer sie können ihn endlich wieder zu mir bringen!"

Seine Beine wollen sich von den Fesseln befreien. Er will aufspringen und den Typen schlagen. Zu Boden. Zu Tode. Niemand darf Taehyungs Namen aussprechen. Niemand.

Die Fesseln sind zu stark und plötzlich umfassen ihn zwei Arme. Der Jeon, versucht wieder Stillstand zu bringen, jedoch hört Jimins Körper nicht auf. Weiter zittert er. Weiter will er sich befreien. Und erneut schreit er. „Lasst mich los!" Mit einem starken Schwung nach rechts, befreit er sich zwar aus dem Griff, fällt jedoch auch samt Stuhl schmetternd auf den Boden.
Folgend schließen sich seine Augen und fast schon schlafend, kehrt in seinem Körper Ruhe ein.

Die beiden Polizisten haben währenddessen einen panischen Herzschlag in sich ruhen. Was war das? Die Eltern des Jungen haben ihn als frechen Teenager beschrieben, welcher sich gerne mal einen Spaß erlaubt.

Aber das ist nicht mehr frech, sondern krankhaft, einfach nur gefährlich.

Für den Jungen selbst und gleichzeitig auch für alle Menschen, die ihn umgeben.

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