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„Taehyung? Ist alles gut bei dir?"

„Wenn ich jetzt sage, dass ich mir den Kopf eingeschlagen habe, oder es doch eine Gehirnerschütterung ist...", langsam setzt der Junge sich auf und sieht über die Bettkante hinweg zu dem Typen. „... komm ich dann ins Krankenhaus und darf aus diesem eine selbstverständlich spektakuläre Flucht starten?"

„Wenn es so wäre, hätte dies in der Zukunft geschehen können. Aber du hast dich so eben wieder erhoben und siehst ganz heiter aus-"
Ein Geräusch, welches einem kräftigen Plumpsen ähnelt, unterbricht den in Schwarz gekleideten Typen. Taehyung hat sich sofort wieder fallengelassen. „Was machst du?"

„Am Boden liegen. Ich hab solche Schmerzen. Eigentlich echt bequem. Ich glaube, ich schaff es nicht, leb wohl du grausame Welt." Er verstummt. Sachte umgeht der Typ das Bett, nur um dann auf den Boden herab den Jungen in sein Blickfeld aufzunehmen. Leicht fragend, als auch neugierig, legt er seinen Kopf schief. Er mustert dieses ruhige Gesicht und die geschlossenen Augen, mit einer unglaublich gebunden und intensiven Haltung. Er ist beim Betrachten, wie in einer anderen Welt gefangen. Komplett in Gedanken. Abwesend von einer Schönheit eingenommen, die ihn in einen Bann zieht, wie es auch mit dem Prinzen in dem Märchen Dornröschen, bei einer weiteren schlafenden Schönheit, geschah. Und genau aufgrund von diesem Starren, schreckt er stark zuckend zusammen, als der Junge sich plötzlich und unerwartet, mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, aufsetzt.

„Jetzt wirklich, diese Welt ist grausam und ich will hier weg."

„Warum bist du wach?"

„Vielen Dank für das Eingehen auf meine Aussage und ich hatte einen Alptraum."

„Worum ging es in dem Traum, dass du bei meinem Anblick vor Schreck aus dem Bett gefallen bist?"

„Was ist das denn für eine Frage?! Es wird hier langsam echt zu intim in meinen Kopf geblickt. Und der Fall dürfte auch mit der Unwissenheit, von deinem plötzlichen Auftreten erklärt sein."

Taehyung weiß nicht warum, aber irgendwie macht es ihm Spaß den immer noch Unbekannten, mit seinen Aussagen und Worten auf den Senkel zu gehen. Er hatte bis eben tatsächlich starke Angst, fast schon einen Anfall, aber sobald sein Kopf, unmittelbar nach dem Fall, wieder klarer wurde, wollte er wieder alles riskieren. Auf mögliche Strafen hinarbeiten oder eine allgemeine Abfolge von Folgen bei seinem Handeln beobachten. Er ist wieder zu dem Risiko liebenden Jungen geworden, wie er es immer an Jimins Seite war.

Dieses plötzlich wechselnde Auftreten, hängt jedoch nicht damit zusammen, dass er aufgegeben hat, oder einfach all seine Gefühle ignoriert. Nein. Der Wortwechsel, mit dem Typen, hat vorhin schon genug ausgesagt. Dem ist es egal, wie Taehyung sich fühlt, aber wie dieser Fall es deutet, ist es ihm nicht egal, wenn dieser stirbt.

Sein Handeln. Diese Art, wie er vor den Unbekannten tritt, obwohl er doch gar nichts über den Typen weiß, hat nur ein Ziel; Analyse und Herausfinden, welche Bestechung ein mögliches Zurückerlangen von Jimin in sich trägt.

Wenn er sich aufschlitzen würde oder eher es vorhat, wäre dies eine gute Voraussetzung. Scheinbar interessiert dem Typen Taehyungs Psyche nicht im Geringsten, immerhin wurde dieser entführt und könnte auch komplett verängstigt dauerhaft am Weinen sein. Aber etwas, was dem Typen wichtig ist, ist eine gute Erhaltung von dem Äußeren des Jungen. Sofort hat er gefragt, ob alles gut ist, nachdem er gefallen ist und auch die Berührungen, welche von ihm ausgehend auf den Jungen trafen, waren nie mit Schmerzen verbunden. Zart. Sachte.

Jedoch spielt der Typ scheinbar auch gerne mit dem Verstand von anderen. Er wartet die Reaktion ab und studiert das Handeln, jede noch so kleine Regung. Dies beweist der Inhalt ihrer ersten Konversation. Sie haben über Stalking geredet und der Typ meinte anfangs, dass er Taehyung seit zwei Jahren in seinem Blickfeld hält. Hat nach einer geschockten Reaktion des Jungen lachend seinen Spaß ausgelebt und diese Lüge schnell aufgedeckt. Er spielt mit der Psyche von anderen. Deswegen ist ihm die Erhaltung dieser komplett egal.

Ist Taehyung für ihm wie ein Spielzeug, welches er mit seinen Worten aufzieht und dann nach seiner Pfeife tanzen lässt?

Einfach mitspielen. So kann man zu dieser gestellten, aber nicht ausgesprochenen Frage, vielleicht Antworten erlangen und den Versuch der Hoffnung, Jimin zurückzubekommen gleichzeitig auch noch starten.

„Okay Kleiner. Jetzt steh aber mal auf, wenn du so auf dem Boden bist, kann ich mich nicht in Ruhe auf das Bett legen und schlafen."

„Warum kannst du das nicht?"

„Es beunruhigt mein Unterbewusstsein, welches ich versuche zu ignorieren."
„Guter Versuch. Hab es nicht mal mitbekommen und da ist es schon gescheitert."
Der Junge hat seinen Kopf leicht nach oben angewinkelt und sieht den Typen an. Das Gesicht, welches er vorhin so markant, einfach nur wunderschön fand, ist immer noch von dieser Kappe bedeckt. Er ähnelt der Gestalt aus seinem Traum zu höchstens 30 %, dennoch hat er alles hinterfragt und mit einem halben Herzinfarkt den Sturz vom Bett gewagt.
„Wer bist du jetzt eigentlich? Als du mir vorhin antworten wolltest, kam plötzlich der Typ und hat dich, seinen Boss, von hier weggeholt."

„Ich finde es schön, dass du nachfragst."

„Warum schön? Was ist daran schön? Ich seh keine Schönheit an dieser Frage-"

„Klappe. Hör auf meine Wortwahl auf jede noch so kleine Silbe zu analysieren und zu hinterfragen. Und als Antwort zu deiner Frage, wenn ich nicht gerade Boss genannt werde, nennen mich die meisten Suga."

„Okay Suga, warum bin ich hier und scheinbar in deiner Gewalt, bei dir?"

„Weil ich dich in der Gasse gesehen habe und noch Platz im Auto hatte, um jemanden mit zu mir zu nehmen. Frage an dich Junge, warum hattest du eine Tüte mit viel Geld bei dir?"

„Nächstes Mal kannst du mich fragen, ich hätte zwar nein gesagt, aber edel gehalten wäre es vom sozialen Status netter. Und zur Frage, übers Geld... die überspringen wir."
Der Junge mustert den Typen. Da er noch immer auf dem Boden sitzt, ist bei diesem wohl noch keine Ruhe in Sicht. Aber dieses Thema vom Geld lässt eine Frage entstehen, zu welcher er sofort und gerne eine Antwort will.
„Dieses Apartment ist groß. Wie kommst du denn an Geld?"

„Da ich dich eh nicht mehr gehenlasse, kann ich es wohl ehrlich beantworten. Und vielleicht bist du dann nicht mehr so vorlaut mir gegenüber. Schonmal von der Mafia Seouls gehört?"

„Klar. Wie hängt das jetzt mit dir zusammen und ich bin in Seoul?!"

„Ja, bist du Taehyung. Und ich bin ihr Boss."

Er lacht. Langsam richtet Taehyung sich auf und steht ungefähr in einer gleichen Höhe vor Suga. „Das ist wie beim Stalken vorhin ein Witz, oder?"
Als der Typ sich nach dieser Frage noch nicht regt und weiterhin ernst scheint, verstummt die Lache des Jungen.
Er ist in der Gewalt von einem Mafiaboss. Er hat einen Typen mit seinen Worten provoziert, welcher auf sein Handeln geschrieben, wahrscheinlich einige Leichen mit sich trägt. Er ist bei einem Mafiaboss, welcher gerne mit seiner Psyche spielen will und dies wahrscheinlich, bis sein Körper tatsächlich eine willenlose Puppe ist, also keine dummen Aussagen mehr ankommen. Er hat recht. Jetzt wird er nicht mehr so vorlaut sein.

„Ich bin dann mal kurz-... Ich glaube, ich sollte weg." Leicht zu einer scheinbar offenen Tür zeigend, setzt Taehyung sich in Bewegung und zögernd lächelnd, geht er an den Typen vorbei, welcher ihn in seinen Bewegungen einfach nur beobachtet. Sobald er an ihm vorbei ist, beschleunigt sich der Schritt des Jungen und er beginnt sogar leicht zu rennen.

„Taehyung pass auf-"

Er erreicht das Loch in der Wand und will durch dieses schreiten. Er hört die Worte von Suga, will diese ignorieren. Ist dumm und es ist eh zu spät.

Schnell prallt er ab, fliegt nach hinten und bewusstlos, mit geschlossenen Augen, auf den Boden. Es war keine offene Tür und auch kein einfaches Loch in der Wand, ohne Stopfen. Es war eine Tür, welche aus geschmolzenen Sand gegossen, wie nicht vorhanden für Fremde einfach nur unsichtbar erscheint, aber dennoch große Schmerzen verursachen kann.

...wenn man gegen sie rennt.

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