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Trotz doch eigentlich so eng festgelegtem Zeitplanes, bleibt alles gewisse Schläge von Sekunden unbewegt und ruhig. Alles ist starr. Während die Mitglieder in ihrer Position eine Anordnung anhalten, in der ihnen eine offene Bewegung untersagt ist.

Ist es Jimin, als auch Taehyung, nicht so recht klar, weswegen die andern drei vor dem Trupp keine Bewegung durchführen. Oder das Wort ergreifend den Start verkünden.

Sie selbst bewegen sich immerhin nicht, dar diese Situation pures Unwohlsein in eine Existenz zieht, die besser in einem Versteck hätte bleiben sollen.
Denn gemischt mit der in ihnen lungernden Panik, Aufregung und Angst, ist diese auftretende Kombination erneut eine Folter.
Falls Taehyung doch noch sein Bewusstsein verlieren sollte, steht wohl klar und deutlich fest, wer die Schuld hat.

Obwohl, es ist eher jede eingebundene Person, diese ganze Situation und dieses von ihm nicht steuerbar fremde Handeln von allem.

Es überstrapaziert seine als schwach eingestufte Psyche und macht das Leben, welches noch nie wie ein Weg aus Kissen schien, zu einem Abschnitt der messerscharfen Klingen. Welche jede Gelegenheit gleich mal doppelt ausnutzen, um zuzuschneiden.

Es geht nicht. Es muss endlich losgehen.

Zählt nicht jede Sekunde? Es darf nicht getrödelt werden. Diese kostbare und ungehindert laufende Zeit darf nicht verschwendet werden. Immerhin könnte Sugas Leben davon abhängen.
Jede Sekunde könnte zu spät sein.

Von seinen Gedanken der Angst mitgerissen, setzt sich sein Blick entscheidend starr auf Jungkook fest. Dass der Jüngere dabei in diesem Augenblick auch in seine Richtung sieht, hätte er nicht gedacht. Oder gar im weitesten Sinne erahnt.

Als sich ihre Blicke dann also kurzzeitig streifend treffen, scheint dies fast wie ein sich regendes Umlegen eines Schalters in Jungkook und dieser nickt.
Das Zeichen war also nicht seine Stimme, sondern dieses Nicken. Darauf haben alle gewartet. Und kaum wurde es erkannt, gehen die ersten zehn Männer aus der Aufstellung los.

Diese Bewegung als offiziellen Start anerkennend, ist Taehyungs Herz nicht nur in seinen Hals gerutscht, zum Verlassen des Organismus bereit, sondern im Schlage unerhört, in seiner Schnelligkeit fast schon wie eine Attacke. Sich somit auch in Bewegung setzen wollend, schlägt plötzlich und wohlauf bemerkt, mehr als nur unerwartet, der Arm von Namjoon gegen seine Brust. Hält ihn somit nicht nur zurück, sondern stoppt auch noch seinen Gang.

Warum macht er dies? Er versteht es nicht.

Diese zehn Männer verblassen immer mehr. Sind um eine Ecke gegangen, dann auch schon komplett verschluckt, einfach nur verschwunden und für keinen Schein aller Augen auffangbar.
„Ich hab im Wagen doch von Kugelfutter erzählt?"

Seinen Blick leicht anhebend, mit der Drehung seines Kopfes komplett vollendend, auf Namjoons Gesicht richtend, nickt er zaghaft.
„Das waren sie. Das Kugelfutter."
Das heißt. Den eben losgegangen Männern war dies auch bewusst. Sie wussten, dass sie sterben werden. Sind dennoch losgegangen. Ohne Zögerung. Ohne Stocken.
Hatte Jungkook deswegen die Pause eingelegt? Wollte er diesen Männern nochmal einen letzten, gewollten und freien Gedanken gewährleisten?

War dies der Grund?

Und Namjoon hat ihn festgehalten. Vor dem Mitziehen und somit vor einer Falle bewahrt? Einer Falle, in die sie wahrscheinlich auch noch tapsen werden. Nur verzögert und schon, vom Gehör geortet, genauestens festgelegt.

Diese Männer opfern sich. Sie beenden ihre Leben, nur um für die Folgenden mehr Sicherheit zur ermöglichen. Nur um ein einziges Menschenleben zu beschützen oder eher zu retten. Das Leben ihres Bosses. Dafür schmeißen sie ihr eigenes. Ohne ein zögerndes Zucken ihrer Muskeln und ohne eine weitere Überlegung der möglichen Flucht.

Wieder sieht er zu Jungkook, kann es gleichzeitig nicht glauben, dass alle so ruhig sind, während sein Herzschlag fast schon schmerzt. Der Jüngste sieht auf ein Gerät in seiner Hand. Sein Blick ist fest, gebunden und wird in nächster Zeit wohl keine Lösung vollziehen.

Namjoon, welcher seinen Arm natürlich schon längst wieder gesenkt hat, ergreift plötzlich erneut das Wort. „Sie haben sich selbst dafür entschieden. Lass dich nicht so mitreißen. Wir sind alle nicht begeistert, jedoch ist unsere Pflicht Suga zu befreien. Und als Mitglieder schwören wir mit aller möglichen Mittel sein Leben sicher zu gewährleisten. Selbst, wenn das Rennen in den Tod dafür benötigt wird. Er ist eine Priorität."
Erneut kann er nur stark Schlucken, während er das verzögernd langsame und äußerst weitläufig starke heraustreten seines Kehlkopfes wahrnimmt.

Wie schonmal sind seine Gedanken an diesem Punkt der Realisierung angelangt und setzen sich fest. Das ist sie also. Die Zusammensetzung und Zusammenarbeit einer Gruppe an Menschen, welche einem Haupt folgend, alles tun, um dessen Worte Folge zu leisten. Sie verschreiben ihr Leben, legen es in fremde Hände. Tun alles. Sei es einfach illegales Spielen, des Deals und Handels, bis hin zum freien und selbst ausführenden Beenden anderer Leben. Das ist die Mafia.
Ein Ort, in den er gelangt ist. In den Menschen liegen, die ihr Leben verloren haben und es als letzte Hoffnung sahen und andere, die hineingeboren, verkauft oder doch einfach nur ohne Wahl gezwungen wurden.

Es ist ihm in der letzten Zeit nicht mehr klar gewesen, wo er war. Und wer die Menschen in seiner Gegenwart waren. Es schien ihm zu schön als, dass es so grausam sein kann. Aber wie Hoseok mit dem Zug der Leiche es ihm das erste Mal überreichte, ist es seit dem gestrigen Vorfall wieder so weit.

Sein Kopf nimmt alles klar und deutlich wahr. Die Realität ist wieder erkennbar und wird nicht mehr von diesem harmonischen Ablauf einzelner Tage überdeckt.

Dennoch steht er hier. Hat sich gestern ewig und krampfhaft schwer dafür eingesetzt hier zu sein.
Weil er Suga befreien will. Er will dabeisein.
Dieses Spiel zurückerlangen, welches ihm die Sicht auf das wahre Leben verdeckte und sein eigenes Leben als schön anerkennend genießen ließ. Und was dabei wichtig ist; das Leben anderer sollte nicht interessieren.

Leben und Tod.
Sind normal und gehören dazu.

Wie immer wird er aus seinen Gedanken gerissen. Aber auf diese Art geschah es bis jetzt noch nie.
Ein Ablauf an aufeinanderfolgenden Schüssen ist der Grund. Es ist hörbar deutend wie der gestern rauschende Regen, so gleichmäßig und ungestört hageln die Kugeln nieder.

Aus wahrscheinlichem Hinterhalt der Überlegenheit der Gegner, ohne recht großen oder gar überhaupt existierenden Widerstand.

Als es plötzlich wieder verstummt, löst sich auch Jungkooks Blick von dem Gerät, eh er kurz mit Hoseok diskutiert.

„Abteil zwei führt nach der kompletten Ausrottung von Abteil eins an. An der Westseite der alten Lagerhalle ist die erste Aufstellung. Abteil drei folgt in mit gemäßen Abstand. Der Rest bleibt bei mir."
Den Anweisungen folgend, setzt die zweite Reihe an und marschiert los. „Kugelfutter Nummer zwei." Ein Murmeln von Namjoon. Kurz darauf geht auch schon die dritte Reihe los. „Und das war etwa die Hälfte. Somit ist Reihe drei kein Teil der Fütterung."
Zu Taehyung herab starrend sieht er diesen ermutigend an, eh sich auch schon der Rest in Bewegung setzt und Namjoon den beiden Schülern mit einer schnellen Handbewegung deutet bei den anderen mitzugehen.

Sie sind nicht die letzten, hinter ihnen sind nochmal fünf Männer gelegen.

Jetzt geht es also wirklich los.

Gedanken aus. Gespür und aufgesetzte Mut an. Kurz streift Jimins Arm an seinem eigenen und während er kurz zu seinem besten Freund sieht, erkennt er nur eines:
pure und ungedeckte Angst.

Es darf kein Fehler gewesen sein.

Was ist, wenn trotz guter Planung, ihre eigene Sturheit, ihren Tod vorhergesagt hat?

Kein was wenn, es kommt, wie es kommt.

Ohne Zögern und perfekt sitzend, ohne den Funken aufgesetzter Gnade. Weil diese vom Grunde aus noch nie existiert hat.

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