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Sein Körper fühlt sich nach jedem Vergehen einer Sekunde schwächer an. Eigentlich hat er doch neulich noch geschlafen, wie kann ihm jetzt dieses Gefühl überkommen? Ist dies nicht sinnlos? Er sollte wach, aktiv und voller Stärke, auf das baldige Geschehen vorbereitet und für dieses vollst komplett eingestellt sein.
Sein Kopf will nach vorne fallen. Was ist los?
Er darf jetzt nicht nachgeben. Diese Schwäche darf nicht die Überhand gewinnen. Sie darf diese Situation nicht entkräften. Er muss wach bleiben. Darf nicht verfallen.
Sein Körper ist doch ausgeruht und wach, weswegen muss er innerlich so schwach, zerbrechlich und von den letzten Stunden ausgenutzt, komplett ermüdet sein. Es darf ihn nicht übernehmen. Für Suga muss er dableiben. Darf die Augen nicht zufallen lassen und die anderen zurücklassend in Ruhe der Pause verfallen. Er darf nicht. Es geht nicht.
Es wäre nicht in Ordnung.
Sein Körper wird leichter. Fühlt sich fast schon beflügelt an. Er will sich selbst schlagen, kann sich jedoch nicht bewegen. Ist es schon abgeschaltet? Hat er seine Gewalt verloren?
Er spürt Jimins Hand in seiner. Sie ist so warm. So angenehm. Er genießt diese Nähe. Und dieser zarte Handdruck, welcher ihm Stärke zuspricht, während er seine eigene komplett verloren hat, ist wie eine Notwendigkeit. Ohne den Älteren, wäre er schon längst weg. Seine Schwäche bekommt Kraft. Sie wird trotz nicht vorhandenen Willen standgehalten und noch immer wach, nicht aufgegeben. Sachte fällt sein Körper nach vorne.
Auch wenn er Jimin spürt, hat er immer noch diese Gefühle der Selbstbeherrschung verloren. Sein Körper wurde von ihm losgelassen, vom Geiste verlassen, einzig und allein den natürlichen Trieben und der Selbstständigkeit überlassen. Ohne Zustimmung wird nach dem Wohl für ihn gehandelt. Und auch wenn seine Gliedmaßen ausgeruht sind, hatte seine Psyche keine Pause und jetzt ist es so weit. Diese Harmonie von Stille im Wagen wird ausgenutzt. Er will nicht wegfallen, er will klar bleiben, aber sein Willen interessiert nicht. Niemanden.
Plötzlich spürt er zwei Hände auf seinen Schultern. Wer saß nochmal genau hinter ihm? Hoseok? Der Ältere zieht ihn zurück in die eben verloren aufrechte Position. Und sobald seine gerade Haltung es zulässt, fährt Hoseok, mit seinen Armen, über den ganzen Bereich von Taehyungs Schultern, statt nur seine Hände dafür zu benutzen.
Diese plötzliche Nähe zum Älteren, welche ihm Halt und Stabilität bringt, während er genau dies über sich selbst verloren hat, fühlt sich gut an. So unglaublich angenehm. Fast schon beruhigend.
All die innerliche Angst zieht sich langsam zurück und er bekommt die Gewalt über seinen Körper zurück. Dies bemerkt er, als er seinen Finger regen kann. Es ist sachte in seiner Schwäche, fast schon unbemerkt, aber besser als der eben vollzogene Drift, indem er sein Bewusstsein verlieren sollte.
„Taehyung. Hierbleiben. Bleib bei uns. Wir holen Suga zurück und sobald das geschafft ist, kannst du dich ausruhen."
Der Atem von Hoseok ist neben seinem Ohr gelegen und die Stimme hauchend zart, dennoch deutlich in seiner Verständlichkeit nah. „Bleib stark. Du wolltest mitkommen und jetzt zeig Suga, wie willig du bist und wichtig er für dich ist. Was das neue Leben, welches er dir ermöglicht hat, für eine Stärke in dir befreit hat."
Zart heben sich Taehyungs Mundwinkel ungewollt an, während seine Augen nach der ganzen Zeit immer noch geschlossen verbleiben. Er soll einem Mafiaboss seine Kraft zeigen, er als Begleitung, welche wahrscheinlich in voller Panik nur zittern und an Namjoon klemmen kann, während die anderen voller Konzentration eines nie aus den Augen verlieren. Die Hauptsache. Und der Grund für diese ganzen Aktionen:
Die Befreiung vom Boss. Dem Kopf von allen.
Für alle an der Rettung Beteiligten ist Suga ein entscheidender Bestandteil. Er bestimmt ihre Leben, hat die Oberhand an fremden Seelen. Ohne ihn sind die andern aufgeflogen. Der Nachfolger ist zwar, wahrscheinlich, Jungkook, aber wenn ein Boss fällt, beginnen die Selbstzweifel. Könnten sie Jungkook überhaupt beschützen? Wollen sie wirklich alles opfern oder können sie dies überhaupt, um diese junge Seele um jeden Preis zu beschützen? Aufgrund all dieser Angst, besteht eine hohe Gefahr, wenn Suga wirklich stirbt, könnte die Mafia verfallen und der anderen, stärkeren Macht, unterlegen.
Dies darf nicht passieren. Das wissen sie alle.
Suga ist nicht nur als Boss ganz oben, sondern auch für das Leben der Mafia. Er ist das Herz, welches das Blut zum Leben erst durch den Körper pumpt. Ohne ihn wäre die rote Flüssigkeit still. Alles wäre tot. Es würde keinen Zusammenhalt geben und recht betrachtend rein gar nichts in diesem Bezug.
Sachte bewegt er seinen Kopf, er kann es noch nicht so gut, aber es reicht aus, um seine Augen zu öffnen, als auch erneut Jimin und Jungkook zu sehen und Hoseok ein bekräftigendes Nicken zu geben.
Bei dem Blick nach links, muss er realisieren, dass auch seine Nebenleute ihn vollst besorgt ansehen. Damit hätte er nicht gerechnet, er dachte eher, die beiden sind in ihren eigenen, tiefen und düsteren Gedankenwelten.
Jetzt nimmt er den stärkeren Druck, welcher von Jimins Hand ausgeht, wahr. Seit wann dieser wohl schon mehr Kraft aufbringt und dies tut? Er weiß es nicht.
Und auch das plötzliche Bremsen lässt ihn realisieren, was seine Gedanken ausgelöst haben. Sie sind da. In seinem Fall der entstehenden Abwesenheit von Ruhe und Entspannung haben sie die letzte Strecke des Weges zurückgelegt.
Es ist so weit. Gedanklich hat er sich doch nur fertiggemacht. Eigentlich wollte er Mut haben, sich Kraft beweisen und niemals an sich zweifeln. Für Suga da sein. Den Blutfluss und Kleber der Mafia wieder zurückholen oder eher, während des Holens keine Schwäche zeigen. Jedoch hat er dies nicht mal auf den Weg zu diesem verdammten Ort geschafft.
Was ist, wenn er versagt? Er darf niemanden behindern, die Aufgabe der anderen zerstören und möglicherweise mehr Problem, als je erdachte Hilfe sein.
Er wollte doch unbedingt mitkommen, um es zu überstehen. Um den andern zu zeigen, wie wichtig ihm das alles ist. Dieses gewonnene Leben, er wollte es nicht verlieren. Er will es noch immer nicht. Aber seine Angst und all die plötzlichen Zweifel.
War es wirklich so gut, trotz seiner Schwäche hierzusein und sich einzuklinken? War es das Richtige? War es ein kompletter Fehler?
Wird er es wenigstens schaffen, wie versprochen, keinen Klotz darzustellen? Nicht zusammenfallen und damit alles zu zerstören. Wird er einfach nur da sein, mit Gesellschaft glänzen und trotz Schwäche mit seiner Anwesenheit etwas übermitteln, was Jungkook neulich noch nicht glauben konnte:
Suga oder vielleicht doch eher dieses gewonnene Leben, mit all der verlorenen Last und dieser fast schon erdrosselten Freiheit, diese Neuheit... er liebt sie und will es nie wieder loslassen. Bei sich behalten. Und dafür akzeptiert er es jetzt wohl doch...
...wie vorhin noch abgestritten.
Er ist schwach. Er kann nichts. Aber ist hier und kämpft für das, was er haben will.
Indem er einfach nur wach bleibt.
Von seiner Schwäche verleitet, keinen Abgang wagt.
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