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Kurz darauf finden sie sich in einer Masse an Menschen wieder. Alle bewegen sich in eine Richtung und sind bewaffnet. Viel stärker und offensichtlicher als Taehyung und Jimin.
Also genauso wie Hoseok und Namjoon.
Dem Flur weiterhin in eine Richtung folgend, die nicht zum Fahrstuhl, sondern durch eine breite und geöffnete Tür führt, erreichen sie scheinbar eine Tiefgarage.
Dafür, dass alle das immer als Keller oder Übungscenter vorgestellt haben, ist das ja mal viel mehr. Um einiges mehr. Und weitläufiger, als die beiden es sich je hätten erahnen können.
Stockend und gleichzeitig in ihrer Bewegung fort, teilt sich die Masse auf und die Konzentration ihrer Folge ist auf Namjoon gelegen. Der Ältere gibt ihren Schritt und das Tempo an. Sie selbst folgen ihm, ohne eine offene Frage in sich zu tragen, voller Vertrauen. Der Ältere hat die Verantwortung.
Plötzlich verringert sich Namjoons Tempo und genau vor einem Auto gelegen, kommt er zum Stehen. Die Tür des Wagens ist offen und Namjoon deutet ihnen, dass sie sich auf die Rückbank setzen sollen. Von Jimin geschoben, steigt Taehyung zuerst ein und durchrutschend, starrt er sogleich aus dem Fenster. Seine Sicht ist perfekt nach draußen gelegen auf das Getümmel der Zeit verfrachtet. All diese in schwarz gekleideten Menschen haben ihren festen Weg und folgen diesem ohne auch nur eine jämmerliche Sekunde, eine Zögerung in ihre Muskeln zu übertragen. Langsam lichten sich die Schritte und in fünf weiteren Autos gelegen, muss Jimin realisieren, dass es höchstens 35 andere Menschen sein könnten. Denn die Autos sind Siebensitzer. Hinter ihnen sitzt Jin mit Hoseok, während neben Namjoon ein Fremder, der Fahrer, seinen Platz gefunden hat.
Als dann in der Garage alles still ist, entscheidet die Zeit jegliche und nächste Bewegung, so denkt es jedenfalls Taehyung.
Jedoch hört er plötzlich, statt dem Start des Motors, als die Uhr umgeschlagen hat, Namjoons Seufzen und kurz darauf laufende Schritte. Sie kommen näher. Werden lauter. Deutlicher und seinen Kopf zur Seite drehend, erkennt er Jungkook. Dieser reißt die Tür auf und während Jimin sich in einer fast schon erschreckenden Geschwindigkeit abgeschnallt und quetschend gegen Taehyung geschmissen hat, gibt der Jüngste nur einen schnellen Blick zum Spiegel und der Fahrer startet den Motor.
Alle starten den Motor.
Nicht die Zeit war entscheidend, sondern Jungkook. Derjenige, welcher von allen Anwesenden wahrscheinlich der Jüngste ist und gleichzeitig, in der Abwesenheit von Suga, die meiste Kraft besitzt.
Anfahrend führt ein anderes Auto die sechser Kolone an, eh gleich danach das Auto mit der bekannten Besatzung liegt.
Kurzzeitig liegen sie in einer nur schwach beleuchteten Enge, eh dann auch schon das Licht des Tages erscheint. Es ist noch früh oder vielleicht doch schon mittags. Dies wissen die beiden Jungen nicht. Immerhin besaßen sie keine Zeit, um auf die Uhr oder gar überhaupt aus dem Fenster zu blicken.
Es vergehen einige Minuten und in Normalität gelegen, gehören die sechs voll besetzten Wagen zum organisierten Straßenverkehr. Bis sich dann plötzlich die eng besiedelte Gegend der Hochhäuser jenes Zentrums Seouls legt und die rural dünnere Teil der Stadt beginnt.
Kurz darauf schalten sich die Blinker ein und der vordere Wagen biegt vorgebend schon ab. Sie haben einen Parkplatz erreicht, auf dem nochmal weitere Autos stehen und anscheinend warten. Auf den Anschluss. Der anderen Kolone. Zwei der Wagen sind auch Siebensitzer, während der dritte ein Transporter ist. Wobei Taehyung sich unsicher ist, ob darin Menschen gestapelt oder doch andere wichtige Bestandteile gelegen sind.
Kaum sind die Wagen zum Stehen gekommen, reißt Jungkook seine Tür auf, steigt aus und rennt zum Transporter. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dessen Fahrer später sitzt er auch schon wieder neben Jimin.
Gerade fährt einer der drei neuen Wagen los, da ertönt eine Stimme von vorne. „Jimin und Taehyung, wenn wir ankommen ruhig bleiben." Mit den Gedanken abwesend nicken die beiden, eh auch schon der andere Wagen von eben wieder anfährt und sie diesem erneut nach. Staffelnd fährt hinter ihnen jedoch nur noch ein weiterer Wagen und das ist der Transporter. Was mit den anderen ist, ist eine offene Frage, die nicht in den Raum gestellt und somit nie ausgesprochen wird.
Nach einigen Minuten der weiteren Fahrt, fängt Taehyungs Hand an zu zittern. Ihn packt die Angst und starke Nervosität. All diese klare und deutliche Unwissenheit, fällt wie eine schwere Last auf ihn herab. Seine Muskeln ziehen sich zusammen, sein ganzer Körper spannt sich an und wie verrückt huscht sein innerer Geist losgelöst umher. Er will Antworten, Klarheit und sich über Sugas Wohlergehen sicher sein können.
Sein Arm, welcher gegen Jimin drückt, spürt auch von diesem ausgehend ein leichtes Beben. Langsam ergreift er die Hand seines besten Freundes. Welche ihre gespannte Faust sofort auflöst und die Hand des Jüngeren in sich aufnimmt. Sofort entspannt sich diese und genießt die Sicherheit, als auch Nähe, zu einer vertrauten Person.
Sachte wendet er seinen Blick rüber und sieht zu Jimin. Dessen Kopf ist zur Seite gekippt und auf Jungkooks Schulter abgelegt. Der Jüngere streicht mit seiner Hand über den Oberschenkel des Älteren. Anscheinend hat Jimin beidseitige Belastungssenkung.
Zart schmunzelnd beobachtet er dieses Abbild kurzzeitig. Dieser schöne Moment hält jedoch nur so kurz, dar er nach einem Hügel in der Bahn und einer Abbiege, wieder in der Realität ankommend, wie besessen bebt.
Sie sind abgebogen und nur noch ländlich ohne Höhe der Häuser unterwegs. Seine Angst steigt an. Erneut muss er realisieren, dass jede Sekunde, die er in diesem Gefährt sitzt, mehr Nähe zu Suga eintritt. Er der Aufklärung seiner Unwissenheit näherkommt. Wieder bei dem Älteren sein kann. Diesen umarmen. Obwohl. Doch er wird ihn umarmen. Und endlich, wie in der gestrigen Beobachtung des fallenden Regens, kann er seinen Gefühlen freien Lauf gewähren. Sich jedoch auch endlich von ihnen befreien, dar diese Last niedergefallen, keine Stärke mehr in seinem Leben besitzt. Er freut sich irgendwie auf diesen nahenden Moment. Auch, wenn die Furcht davor eine sich langziehende Folter ist. Denn die Zeit scheint in ihrem Laufe immer mehr wie stehengeblieben, während auch die Fahrt in ihrem Tempo viel langsamer als zugelassen erscheint.
Erneut fällt sein Blick zu Jimin. Er starrt auf seine Füße, während Jungkooks Blick auf die Straße fällt. Die beiden sehen so lieblich und einfach nur passend nebeneinander aus.
Kann er seinen Kopf auch irgendwann so vollzogen entspannt auf Sugas Schulter ablegen? Ohne jegliche Furcht, ohne Gedanken, die gereizt statt entspannt sind und voller Vertrauen, vom Gefühl der Sicherheit begleitet. Ob Suga ihm jemals diese Sicherheit bieten kann, die Jimin von Jungkook bekommt...
... jetzt wo sogar die Möglichkeit seines Todes besteht...
...es macht ihm Angst, unermessliche Angst.
Und dagegen kann er nichts tun. Denn so wie es ist, ist es. Die Zeit läuft und während er weit weg und fort ist, handeln andere Menschen, vollziehend, mit der Macht von Stärke über das Leben anderer. Wie im Zug eines Spiels mit den Seelen fremder und dessen Befreiung aus dem Vollzug des Lebens.
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