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„Also sollen wir jetzt warten, bis etwas passiert oder doch selbst etwas unternehmen?"
Ruhig fährt Namjoons Blick, Reaktionen abpassend und studierend, durch den Raum.
Selbstverständlich, vom Auftreten aller ausgehend, bleibt er bei Taehyung hängen. Dieser ist unverändert. Sein Gesicht festgesetzt ohne Emotionen, jedoch spiegeln seine Augen eine tiefe Sitzung aus ihrem Inneren wider; welcher verzweifelten Schmerz und fast schon erschreckend ängstliche Hoffnungslosigkeit darstellt.

Etwas länger als ursprünglich gewollt, starrt er somit den Schüler an. Geht in seinen Gedanken alles durch, auch dessen Beziehung zu Suga, wobei allein schon dieses Verhältnis Klarheit bedeutet und über seinen Kopf eine leuchtend helle Glühbirne herbeiruft. Denkt er jedenfalls.

Sich somit doch noch abwendend, stößt er mit seinem Ellenbogen gegen Hoseok, welcher sich sofort zu ihm dreht. Wobei diese Bewegung von einer schnell erschrockenen Hektik begleitet, äußerst gereizt erscheint. Und die Küchenhilfe somit empört gerade das Wort ergreifen wollte. Was jedoch fast schon die Empörung in Namjoon aufglühen lässt. Weswegen kann er sich beschweren, aber bei seiner Frage, was nun passieren soll, haben sie alle in Gedanken schwelgend geschwiegen? Minimal zeigt er mit seiner Hand zu Taehyung und auch seine Augen deuten zu diesem, weswegen Hoseoks Ausdruck abnimmt und anfangs noch verwirrt, schnell besorgt, zu der Deutung von Namjoons Finger fällt.
Sie alle machen sich Sorgen, jedoch ist das Auftreten, welches dieses Gefühl bei Jungkook und Taehyung hervorruft, fast schon Angst einflößend.

„Wir müssen uns zusammenreißen. Wahrscheinlich müssen wir bald aufbrechen und uns vorher so gehen zu lassen ist nicht gut. Außerdem würde Suga eine solche Einstellung untersagen."
Dies war es. Dies hat Namjoon mit seiner Aktion also bewirkt. Während er dachte, dass sie beide Taehyung anstarren, hat die Küchenhilfe doch das Wort ergriffen. Somit den Versuch einer Motivationsrede gestartet, deren Wirkung, verbunden mit ihrem gewollten Zweck, noch unklar ist.

Jedoch regt Taehyung sich tatsächlich und nun gehoben ist sein Blick somit in keiner Leere mehr gebunden, während dieser gleichzeitig abgekapselt doch eher einer Existenz mit geschlossenen Lid nahekommt. Was nichts daran ändert, dass seine Augen offen sind. Die Gedanken von Taehyung sind halt einfach so tief, dass eine Wahrnehmung seiner ihn umgebenden Welt keine Notwendigkeit darstellt.

„Jimin und ich kommen aber mit."

Und Zack. Die zart geschwächte und kaum hörbar zitternde Stimme stoppte jeden Zug des Atmens in seinem Takt unterbrechend für eine Einheit. Damit hat wohl niemand gerechnet. Namjoon war fast schon am überlegen, Hoseok hat recht, diese Einstellung ist nicht Kräfte fordernd -wie man es bei einer Rettungsaktion in Massen braucht-, Jungkook in eine Bettruhe zu stopfen. Und jetzt will ein kleiner Schüler klarstellen, dass sein bester Freund und er dabeisein werden?!

Die Reaktion aller, außer Jimin, welcher gleich entschlossen erscheint, deutet darauf hin, dass Namjoons Gedanken keine Einzelgänger sind, sondern auch in den Köpfen der anderen Mitglieder schwirren.
„Vergesst es. Ihr seid viel zu schwach. Man müsste so viel Acht auf euch übertragen, dass es keine Rettung mehr wäre, sondern der Schutz zwei übermütiger Teenager."
Sofort ergreift Jin das Wort und spricht nicht nur die Sorge aller aus, sondern anerkennend die Realität.
„Jungkook ist aber auch noch ein Teenager, sogar jünger als wir bei-"

„Zügel den Sprechzwang deiner Zunge."
Mahnend hebt somit der Jüngste im Raum seinen Blick und ist von Verzweiflung verlassen, von zarter Wut angehaucht, bereit für einen Kriegszug gegen Jimin.
„Ist nur die Wahrheit."
„Hörst du mir nicht zu?! Du sollst nicht so eine große Klappe haben. Im Gegensatz zu euch, hab ich nämlich trotz meines Alters eine jahrelange Ausbildung, welche nicht nur auf den Körper ging, sondern auch die Psyche bedrängte."
Den trotzig bis eben noch überlegen scheinenden Augenschein wieder senkend, fängt Jimin nicht nur an zu schweigen, sondern starrt von leichter Scham eingenommen seinen Schoß an. Dies war keine Fehleinschätzung einer Situation, sondern die Beleidigung einer Persönlichkeit. Einer Person, die er fast schon angefangen hat zu bewundern und wegen seiner Lust und dem Trieb, der Suche nach dem Adrenalin, hat er Unrecht getan. Er schämt sich. Sogar so weit, dass sein Schweißausbruch erhöht ist und über seine Wangen ein leichter Hauch an Röte zieht, während seine Augen geweitet ausschließlich ein Spiel seiner Finger beobachten können.

„Ich will trotzdem mit."

Die Aussage klingt so fest. Seine Stimme ist wieder von jeglichem Zittern verlassen, sein Auftreten zwar immer noch das reinste Wrack von Schwäche, aber er trotzt vor Entschlossenheit.

„Sag mal, was ist denn los mit euch?! Seid ihr bescheuert oder ist euch jeglicher Freilauf in den Tod komplett egal?!"
Jegliches Verständnis ist verflogen und komplett überfordert, kann Jungkook nur noch perplex kräftige Worte herausbringen, welche eine Stärke offenbaren, die bei anderen nur in der Form vom Schreien auftreten könnte.
Sachte, die Aufmerksamkeit ist wohl von ihm abgewandt, hebt auch Jimin wieder seinen Blick. Seine Augen sind noch immer geweitet und voller Unschuld ist sein Mund zart gespaltet, während er stets beschämt diese Worte nicht verstehen will.
Woher hat Taehyung plötzlich diese Stärke her, dass er die Stimme erheben kann und trotz fester Ansage, dagegen ankämpft?

„Ich kann und will aber genauso wenig hier sitzen und darauf warten, dass alles gut läuft! Außerdem schafft ihr zu viert rein gar nichts!"

„Ist schon klar, Kleiner. Die Mafia besteht ja auch nicht nur aus uns und den paar Typen, die mit Suga verschwunden sind."

„Wie viele-?", fast schon verwundert, scheint Taehyung nicht wirklich gläubig, als er hört, dass die Mafia kein kleiner, feiner und übersichtlicher Sitzkreis ist. Namjoon anbei scheint plötzlich auch von Worten verlassen und der gerade noch spöttisch überlegende Tonfall von ‚Kleiner‘ ist zu einem nachdenklichen Schweigen geschwankt.

„Genaue Angaben können wir nicht herausgeben, aufgrund von stetigen Toten und Neuen, gibt es sowas nicht."
Das Überlegen von Namjoon beendend, übernimmt Jin die Antwort. Zwar ist Taehyung nicht recht zufrieden, dar ihm noch immer nicht mal eine grobe Zahl bekannt ist. Jedoch kommen langsam wieder Gefühle hoch, welche seine Laune für Fragen und Diskussionen verschlingt und seinen Blick wieder in einem Sumpf der Verzweiflung schmeißt, während seine Lippen zitternd, erneut nur dies für das Ertönen seiner Stimme übrig haben: „Ich bitte euch, ich kann nicht hier herumsitzen und warten, während mit Suga sonst was passiert. Ich kann nicht. Es geht nicht. Ich kann das nicht. Nein. Nein. Unmöglich."
Seine Haare raufend, starrt der Schüler den Tisch an. Während er fast schon aufgebend, erneut in die Situation der puren Angst verfällt.

„Wir haben eh noch keine genaueren Angaben und können nichts machen. Also fahren wir jetzt in den Keller und ihr zeigt mir, inwiefern ihr ein Klotz am Bein seid oder doch etwas beitragen könntet."

„Du willst ihm doch so keine Waffe in die Hand geben?", verständnislos starrt nicht nur Jimin zu Jungkook, dessen Entschluss nach kompletter Abneigung so plötzlich fast schon wie von einem anderen Menschen formuliert erscheint.

„Doch. Wenn er mitkommen will, muss er in ganz anderen Situationen die Waffe in den Händen halten können. Und du natürlich auch."

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