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Noch kauend, weswegen von Jin ein mahnend fast schon wütender Blick kommt, wird Taehyung, von Jimin, in die Höhe gezogen und steht somit auf. Der Ältere ist mehr als nur ein bisschen von Aufregung eingenommen, endlich diese für ihn neue und noch komplett unbekannte Umgebung zu erkunden. Wobei der Jüngere auch sagen muss, er selbst kennt sich hier alles außer gut aus.

Einen entschuldigenden Blick zu Jin setzend und sich dann Jimins Kraft hingebend, ist Taehyung kurz nach seinem vollendeten Schlucken auch schon bei dem Fahrstuhl angelangt. In der Kammer angekommen, bewegt er seinen Augenschein sofort zu Jimin. Dort erhascht er nichts mehr als zwei funkelnde Augen, die jeden Knopf einzeln anstarren. Und wahrscheinlich jede noch so kleine Möglichkeit der Betätigung durchgehen.
Aber es kommt zu keiner einzigen, hauchend zarten oder vielleicht doch nur kleinen Rührung, einer Bewegung. Die Unentschlossenheit von Jimin natürlich sofort verstehend und erkennend, übernimmt Taehyung das Drücken.

EG.

„Warum ausgerechnet das Erdgeschoss?"
Der eigentlich für die Fahrt abwartend gleichgültige Blick, welchen er von Jimin abgewandt hatte, fällt wieder zu seinem besten Freund. Diesen kurz musternd, sagt sein Ausdruck ehrliches und komplett eingenommenes Interesse aus, weswegen er dann natürlich auch zur Antwort ansetzt. „Ich will wissen, wie der Eingangsbereich aussieht und inwiefern mehr Sicherung als Hoseok vorhanden ist."

„Klingt gut. Aber wenn da keine Security oder sonst was ist, wird mich schnell die Lust der Flucht anpacken. Hast du das auch berechnet?"

„Bin immer noch nicht so mit Mathe."

Dies dann als letzte Aussage in die Kammer setzend, ertönt auch schon das Ping. Unverzüglich öffnet sich die Tür und vor den Freunden erstreckt sich ein riesiger Flur. Obwohl, diese Wortwahl einer möglicherweise vorliegenden Definition ist falsch. Es ist eher ein Saal mit eins, zwei oder doch drei Sitzmöglichkeiten. Es scheint auch eine Rezeption zu existieren, diese erhöhte Plattform lässt sich auf die Schnelle nicht anders erklären. Wobei dahinter auch noch eine Frau sitzt und auf Tasten tippend irgendwas an dem leuchtenden Bildschirm macht. Kaum sind die Jungen aus dem Fahrstuhl getreten löst sich auch schon ihr Blick vom Leuchten und während sie noch kurzzeitig weiter schreibt, weiten sich ihre Augen. Zart von Schock, Unverständnis und Verwirrung eingenommen.

Die beiden somit noch kurz und weiterhin musternd, hebt sie dann ihre Hand und drückt einen herausstechenden, wahrscheinlich farblich roten, Knopf, welcher mit einer Wölbung auch in der Ferne auf der Plattform erkennbar ist.

Kaum ist dies geschehen öffnet sich auch schon eine Tür, genau neben der Rezeption und aus dieser heraus tritt ein größerer Mann. „Also hatte ich doch recht. Taehyung und Jimin, es freut mich euch im Erdgeschoss begrüßen zu dürfen. Ich bin Namjoon."
Er ist noch nicht mal bei den Jungen angekommen und schon ertönt seine kräftig sprechende und mehr als nur deutliche Stimme. Der kurze Schock, welcher mit Angst vermischt, Besorgnis des Ärgers in sich trug, ist verschwunden und nach dieser wunderbar freundlichen Begrüßung fallen die Blicke der Jungen voller Neugier nach draußen.

Aber tatsächlich ist dort nichts Besonderes zu erkennen. Einfach nur eine Straße. Eine gut befahrene und breit gebaute Straße.

„Und du bist die Security?"
Jimin kann sich als Erster von dem eigentlich öden und ganz normalen Abbild einer Straße lösen und fängt an, seiner Neugier die Möglichkeit des Auftretens in Worten der Sprache zu ermöglichen.

„Ja genau. Ich pass darauf auf, wer das Anwesen betritt, verlässt und ob dies von Suga genehmigt wurde. Was bei euch beiden ja nicht der Fall ist."

„Aber ohne die Frau hättest du uns gar nicht bemerkt?"

„Ja. Ich hätte euch nicht bemerkt. Jedoch sind auch draußen an der Tür zwei Männer stationiert, ihr könnt sie nicht sehen. Und die beiden wissen, meinen Anweisungen folgend, dass gerade niemand, vor allem keine unbekannten Jungen, das Gebäude verlassen darf."

„Wie würden die beiden uns aufhalten?"

„Körperkraft."

„Und wie würdest du es angehen, wenn du allein wärst?"

„Ein Schuss ins Bein und wenn das nicht reicht und du weiter humpelnd mit einem Hauch des Springens fliehen willst, kommt auch noch das zweite Bein."

„Du trägst die ganze Zeit Waffen bei dir?"

„Ja natürlich. Sogar mehr als du denkst."
Den leicht provozierenden Unterton bei Jimin heraushörend, tritt Namjoon näher an den Jungen heran und baut sich, seine Überlegenheit symbolisierend, vor ihn auf.
Dieses Szenario nur betrachtend, verarbeitet Taehyung all diese Worte. Wie Suga es ihnen allein schon mit seinem Blick klargemacht hat, Entkommen ist unmöglich. Außer man springt aus dem Fenster und nimmt den Tod als Befreiung seines Geistes wahr, wobei er sich sicher ist; die Fenster haben auch eine extra Sicherung, die nicht jeder x-beliebige nicht Gast entriegeln könnte.

„Danke Namjoon. War schön, dich kennenzulernen. Jimin? Hast du Interesse an Waffen?"

Das Blickduell der beiden unterbrechend, wobei er Angst hat, dass bei all der Provokation gewisse Handgreiflichkeit eintritt und Jimin auf jeden Fall unterlegen ist, erhebt Taehyung seine Stimme. Sofort löst er somit den stillen Kampf auf und zieht die Aufmerksamkeit seines besten Freundes auf sich.
„Ihr wollt in den Keller?"
Sofort nickt Taehyung der Security zu, eh er Jimin am Arm packt und sich leicht winkend entfernt. Als Ziel hat er den Fahrstuhl und diesen betritt er nach dem erst kürzlichen Verlassen wieder, schneller als gewollt.
Kaum drinnen angekommen, übernimmt der Jüngere abermals das Drücken der Knöpfe.

„Also dafür, dass wir erkunden wollten, steuern wir aber echt schnell eine Sache an, die dir schon bekannt ist."
Mit den Schultern zuckend, versprüht Taehyung nicht nur Gleichgültigkeit, sondern nach dem Gespräch mit Namjoon, welches er nicht mal geführt hat, ist auch das Interesse am Erkunden und Entdecken seinerseits komplett verflogen.
„Da weiß ich wenigstens, dass es dir mit Sicherheit Freude bereitet. All diese noch vorhandene Last, die auf deine Psyche eindrückt, mal ablassen und einfach ohne Vorschreibung drauflos ballern."

Den Jüngeren die restliche Fahrt anstarrend, ist Jimin nicht nur in Gedanken gefangen, sondern auch von einem dominanten Gefühl eingenommen, welches tatsächlich nichts außer Schuld und Unwohlsein ausstrahlt.
Ihre Freundschaft und all die Sachen, welche in letzter Zeit passiert sind, haben ihrer beider Psyche nicht wohlgetan. Taehyung spricht es so einfach und nur auf Jimin bezogen an, aber allein schon diese Zielrichtung auf dieses Thema zeigt, dass es bei ihm nicht besser ist. Auch er braucht diese Art des Auslassens gerade.
Erneut ein Ping und die Tür öffnet sich. Als Erster tritt Taehyung raus, natürlich dicht von Jimin gefolgt, welcher sein Starren plötzlich beendet und den Jüngeren stoppend, nach dessen Handgelenk greift.

„Es tut mir leid, Taehyung."

„Was tut dir leid?"
Auf diese Frage folgend bekommt der Junge nur einen leeren Blick vorgesetzt, aus dem er nichts mehr als pure Schuldgefühle herauslesen kann. Aber das, hat er noch nie so intensiv gesehen. Nicht bei Jimin. Was also könnte der Auslöser sein?
„Wenn du damit die unnütz provozierende Diskussion mit Namjoon eben meinst, die ist nicht schlimm."

Leicht lächelnd löst er somit nicht nur Jimins Starre auf, sondern setzt sich auch wieder in Bewegung. Natürlich hat Jimin nicht das Szenario von eben gemeint. Sondern all das Erlebte und vor allem ihre beiderseits gebrochene Psyche, welche auch nach ihrem Zusammenfinden nur schwach an neuer Kraft, als auch Stärke, zunimmt. Irgendwas hindert sie noch dran. Ob dies nun die Realisierung ihrer eigentlichen Schwäche in der Welt war oder doch die vergangenen Geschehnisse, welche festsitzend keine Ruhe deuten, ist nicht klar. Denn es könnte auch einen komplett anderen Grund haben. Einen unbekannten, nicht offensichtlichen und dennoch tief sitzend zerstörerischen.

Nur vage bekommt er mit, wie Taehyung eine Tür öffnet, aber was er natürlich sofort bemerkt ist, wie er in den Jüngeren reinrennt und mit diesem kollidiert.

„Hoseok, bist du schon die ganze Zeit hier?"

„Nein, erst seit mir Namjoon Bescheid gesagt hat."

„Wie? Der Fahrstuhl kam doch von oben!"

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