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Das Heben und Senken seiner Brust, ist panisch. Der Rhythmus anbei ungleichmäßig von einer Geschwindigkeit des Erschreckens, fast schon Erweckung von Angst, eingenommen. Aber er atmet. Er bekommt Luft. Er lebt. Körperlich geht es ihm gut, vom Rest ist jetzt mal nicht die Rede.
Er will seine Augen reiben...
Herausfinden, ob dies tatsächlich real ist und seine Augen ihm nicht nur einen Streich spielend, eine fabelhaft fälschliche Kulisse auftischen. Jedoch... es scheint so real. Außerhalb seines Körpers in der Wahrhaftigkeit gefangen, erkennt er auch in dieser, hoffentlich nicht surrealen, Ferne eine Atmung.
Er kann seine Hand nicht bewegen.
Seine Augen reibend, aus dem Gedankenspiel der möglichen Lügen, also nicht entfliehen. Wie gefangen, kann er nicht feststellen, ob Suga ihn doch den Tod oder vielleicht nur eine Ohnmacht gegeben hat. Die Gültigkeit und den festen Griff, selbstverständlich, des Bosses sollte man nämlich niemals unterschätzen. Sein Hals, der Nachfahr von noch existierenden Spuren, kann dies bezeugen.
Aber nur nochmal zum Nachdenken. Er muss es einfach ein weiteres Mal von seiner im Kopf existierenden Stimme hören und versuchen es zu realisieren.
Da liegt Jimin?!
Auf einem Bett.
Schlafend.
Ruhig und fast schon harmonierend. Ist er glücklich? Ist es real? Löst er sich auf und fliegt in Teilchen aufgeteilt durch die Luft, wenn er ihn berührt? Wird er dort bleiben, weiterhin unbewegt, zart atmend und sich ausruhend, schlafend.. wird er dort bleiben? Sich nicht bewegen und fast in einer Starre gebunden ohne Regung verweilen. Wird er dies? Wird er dort bleiben?
Plötzlich zeigt nicht mehr nur sein Brustkorb, durch kräftige Bewegung, das existierende Atmen des Jungen. Voller Stärke pumpt sich seine Lunge voll und mit jedem Zug, des Ziehens und darauffolgend auch des Stoßens, wird die Melodie lauter. Seine Atemgeräusche ähneln denen von Personen, welche nach einem Marathon oder doch nur Hundert-Meter-Lauf, unsportlich halt, eine Pause einlegen und für Außenstehende wie Sterbende klingend ihren Körper an Grenzen brachten. All diese Luftzufuhr, all dieser Abgang, es trocknet seinen Hals aus.
Jedoch zucken seine Gedanken keine einzige Sekunde zu seinem eigenen Wohlergehen. Ausschließlich diese Kulisse, welche aufgebaut vor ihm abspielt, versucht er endlich zu realisieren. Und als wahr anzuerkennen. Ohne weiterhin auftretende Zweifel.
Zweifel.
Zweifel.
Sie sind überall. In seinem Kopf. In seinen Muskeln, welche zuckend am liebsten losstürmen wollen. Und... in seinen Augen, welche immer feuchter werden.
Jimin.
Seinen besten Freund zu sehen, auch wenn dies nur schlafend ist, dieses Gefühl hat er sich so sehr gewünscht. Darauf gehofft und in Gedanken verweilend, fast schon danach gebettelt. Er wollte es einfach wieder spüren. So sehr. Dieser Willen hat ihn gefoltert, eingenommen und nicht mehr loslassend, fast all seine Gedanken an sich gerissen.
Sei es bei Stress... er wollte Jimin der ihn beruhigt. Die Umarmung seines Freundes, einfach nur diese Nähe, welche ihm zeigt, dass einzig eine Person das ganze Leben verbessern kann.
Sei es bei Freude... immer, wenn er in diesem Gebäude gelacht und Freude empfunden hat, wollte er den Älteren bei sich wissen. Diese Freude mit ihm teilen, sein Lachen als aktuelles Abbild vor sich auffangen. Einfach wie immer jede Sekunde zusammen verbringen, in der sich eine Hebung von Mundwinkeln lohnt.
Sei es bei Trauer... die Trauer, welche einzig aufgrund ihrer Trennung existierte. Der missfallende Plan hat ihn zerstört und eingenommen. Den Fehler, welcher zur Trennung geführt hat, hat er immer und immer wieder bei sich selbst gesucht. Jedoch nie gefunden..
... stattdessen sah er Jimin. Welcher ihn zum Rennen aufgefordert hat. Warum hat der Ältere dies getan? Sie wollten doch zusammenbleiben. Beisammen bei der Polizei im Raum sitzen und sich von Gittern getrennt anstarren. So im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen. Besser als diese Trennung, dieser Schmerz und vor allem diese Verzweiflung. Den Ausrastern ihrer Eltern hätten sie wahrscheinlich entkommen können, der Gewalt von der Mafia entfliehen scheint hingegen tatsächlich um einiges schwieriger.
Plötzlich spürt er einen Griff an seiner Schulter. Er ist nicht fest, jedoch drückt allein schon diese Präsenz Stärke aus. Es ist Suga. Sein Ende?
Der Boss wollte mit der Aktion vorhin, wahrscheinlich herausfinden, was er gehört hat. Von einem Gespräch, was ohne Möglichkeit einer Widerlegung hierum ging. Dies war das Thema. Jimin und seine Freundschaft. Ihre Zusammenführung. Dies war Sugas nächster Zug im Spiel und selbstverständlich auch die nächste Beobachtung. Wie immer hätte er jeden noch zu klein auftretenden Hauch an Emotionen von Taehyung beobachtet.
Suga hat nur deswegen Jimin holen lassen. Er will nur weiter sein Spielzeug dressieren. Unmenschlich bleiben und den Willen eines freien Menschen, auslöschend erst nach Zustimmung des Spielers in einer Existenz veranlassen.
Jedoch war Taehyungs spontane Suche nach einer Treppe im Plan nicht mit einbezogen. Er tanzt aus der Reihe und da Sugas Plan somit zerstört ist... ist ein Neustart notwendig. Das Löschen eines Verstandes ist unmöglich, um von vorne zu beginnen, ist also ein neues Spielzeug notwendig. Dass dabei zwei Leben fallen könnten, ist doch egal. Bestimmt.
Die mit Tränen überfüllten Augen geben den Halt auf und ein dicker Tropfen läuft sachte die Wange des Jungen herab. Eh er seinen Fall vollzieht und auf dem Boden platscht. Zart flüsternd spricht er einen Gedanken aus, welcher irgendwie schmerzt: „Seit wann ist er hier?!"
Ob der Boss ihn vorher nochmal zu Jimin lässt? Er will den Älteren nochmal sehen. Nur einmal. Sie sind sich so nah, dieser Anblick darf nicht nur dabeibleiben, sondern muss zu einer empfindenden Berührung werden.
„Taehyung, komm von der Tür weg."
Der Griff an seiner Schulter wird fester und bestimmend. Er hatte also teils recht, bis jetzt. Suga will ihn wieder von Jimin entfernen.
Nein. Nein. NEIN!
Das darf er nicht.
Es ist nicht erlaubt.
Sich umdrehend, starrt er den Älteren an. Seine Augen sind geweitet. Tragen Verzweiflung in sich, sind jedoch weniger bettelnd, eher entschlossen und widerstandsfähig.
„Taehyung-"
„Lass mich los!"
Kräftig nach hinten, noch weiter in den Raum, stolpernd, entkommt er dem Griff Sugas und hat mittlerweile tatsächlich kein Gefühl der Kontrolle mehr, was seine Atmung angeht. Seine Lunge fühlt sich mittlerweile rau an, von innen strapaziert und irgendwie kühl. Unangenehm zieht sich das Gefühl kribbelnd in seinen Bauch hinunter.
Er hat sich Sugas Aussage widersetzt.
Ob es vielleicht Adrenalin ist?
Dieses Gefühl... er hat es vermisst. Es ist zurück. Allein schon Jimins ausschließlich schlafende Anwesenheit, gibt ihm so eine unglaubliche Lage. Sein ganzer Körper wird von diesem Kribbeln ausgehend von einer Spanne durchzogen. Es ähnelt einer Gänsehaut, welche im Körper gelegen wohl nicht erkennbar ist. Aber sein Körper fühlt sich so-
„Komm sofort wieder zu mir."
Sich aufbauend, steht Suga breit vor ihm und spricht mit fester, als auch auffordernder, Stimme zu ihm.
„Nein. Nein. Nein!...."
Taehyung schmeißt seinen Kopf nach vorne und während immer mehr Tränen auf den Boden fallen, fährt er sich mit einem kräftig ziehenden Raufen durch die Haare. Ein Schluchzen. In seiner Lautstärke übertönt es alle Geräusche, die bis eben ertönt sind.
Sich bewegend, steht Suga plötzlich genau vor ihm, will nach seinem Arm greifen und seinen Willen durchsetzend, den Jungen aus dem Raum ziehen. Jedoch kann er den angewinkelten Arm nicht in seiner Hand einschließend umfahren. Taehyungs Körper bebt, dieses Kribbeln und kräftig aktive Schluchzen, es ist zu viel für ihn. Sein Körper spürt Schwäche, er bricht zusammen. Ist zusammengekauert kniend vor dem Boss und bewegt sich kein Stückchen. Wie gelähmt ist sein Körper aktiv, jedoch ist jede Handlung ohne Kontrolle und alles passiert von Gefühlen der Lage gesteuert von selbst.
Ein Rascheln, welches vom Bett ausgeht, beansprucht plötzlich auch noch seine Ohren.
„Was ist denn hier los-"
Stille. Kurze Stille. Es war Jimins Stimme. Jimin... Jimin! Warum hat er sein Sprechen gestoppt... weswegen kann Taehyung nicht weiterhin dieser lieblichen Stimme lauschen?!
Schnell hebt er seinen Kopf und dreht ihn nach hinten. Die Hände hängen noch in seinem mittlerweile komplett zerzausten Haar, seine Augen sind noch immer am aktiven Abgeben von Flüssigkeit, während deswegen schon sein ganzes Gesicht und auch seine Haare befeuchtet sind.
Als seine Augen dann auf Jimins treffen, stoppt sein Körper alles.
Ausschließlich ein zartes Lächeln legt sich auf seinen Lippen nieder, während er es nicht glauben kann. Es ist real. So echt. Kein Gedankenspiel, mit Wunschdenken bestückt.
Jimin ist hier! Direkt hinter ihm...
„T-taehyung!"
Sofort springt der Ältere vom Bett und rennt los. Statt seinen besten Freund jedoch von sich aus zu erreichen, fliegt er, nach einem Stolpern, förmlich auf ihn. Jedoch legen sich seine Arme kräftig drückend sofort um den anderen Jungen.
Auch der Jüngere zieht, zwar etwas umständlich, seine Hände aus seinem Haar und umfährt seinen besten Freund.
Und somit sind zwei schluchzende Wracks entstanden, die sich auf dem Boden sitzend umarmen.
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Spoiler:
In der Story ist das Hauptthema nicht diese Wiedervereinigung.
Es gibt kein Thema. ;-;
Mit Haupt.
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