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(J)
Die Tür springt vor ihnen in eine Öffnung und von ihren Beinen herausgetragen, entsteht kein Stillstand. Sie gehen weiter, ihr Standort verändert sich weiterhin, Schritt für Schritt, Meter für Meter und jede noch so klein zuckende Bewegung der Muskeln.
Jimin wird von frischer Luft umhüllt, fühlt sich in ihr aufgenommen, von ihr umgeben, fast wie in einer Kapsel der Reinheit. Er hat es vermisst, er fühlt sich frei, so unglaublich schön ist dieses Gefühl ohne Gitter um einen herum. Freiheit.. ist sie grenzenlos? Hat sie einen festgelegten Weg? Eine Bestimmung? Ein Ziel? Etwas, das ihre Unbestimmtheit und komplette Entscheidungs-, als auch Bewegungsfreiheit entwendet? Hat sie dies?
Oder hat Jimin nun diese so sehr erwünschte Möglichkeit?
Kann er wieder zu Taehyung? Den Jüngeren suchen, überall von Ort zu Ort, von Möglichkeit zu Möglichkeit, von einer Stelle zur Nächsten, stets mit der Hoffnung des Findens interagierend voller Motivation, Bewegung und Neugier.
Er fühlt sich nicht mehr beklemmt, unwohl, bestimmt oder gar gefangen. Fast schon fühlt er sich wohl. So, wie es jetzt ist. Wie seine Augen es auffangen, wie seine Haut es spürt und wie die Nerven in seiner Nase es deuten.
Keine Zelle, keine Fragen, keine Eltern, die ihn ansehen, ein Leben für ihn geplant haben und nichts weiter als einen perfekten Sohn haben wollen. Einen Sohn, der er nie war, nie sein kann und dies auch auf gar keinen Fall will. Er will Taehyung, er will seinen besten Freund. Er will diese gemeinsame Freiheit, soll die ganze Welt seinen Aufenthalt in einer Psychiatrie denkend, ihn als komplett krank und fehlerhaft deuten. Es ist ihm egal. Er hat seinen besten Freund. Mehr braucht er nicht. Niemals. Auch wenn der Jüngere nicht bei ihm ist, fühlt er sich sofort viel verbundener zu ihm. Es ist so schön. Er ist Jeon so dankbar.
Kurzzeitig schließt er seine Augen. Geht wie automatisch vom Polizisten gezogen weiter. Er genießt die wärmenden Strahlen des brennenden Balles am Himmel auf seiner Haut. Dies hat er in der Zelle vermisst. Die ausgestreckte Hand, war in eine Höhe gereckt, mit viel Einbildung in weiter Ferne und mit noch mehr Einbildung strahlte sie ihm seine Körperwärme entgegen, aber dies ist selbstverständlich nicht das Gleiche, wie das. Wind der durch seine Haare braust, die Sonne welche seine Haut garen will, der Duft von süffigen Straßen, Auspuff und vielem mehr, und natürlich das Geräusch von...
... einer sich öffnenden Tür.
Warte was?!
Die Reaktion seines Körpers ist nach der eben noch vorhandenen Gedankensperre, unglaublich schnell, alarmierend und von wahrscheinlichen Reflexen gesteuert, vielleicht doch ohne jegliche Erhaltung vom gesunden Verstand. Er reißt seinen Arm von Jeon los, leicht schwankend, da der Griff des Jüngeren schon fest war, taumelt er einige Schritte zurück. Sein Blick ist geweitet, ängstlich, ob sein Kopf dazugehörig rein oder doch verstopft ist, wer weiß das schon? Also Jimin selbst tatsächlich nicht.
„Wohin fährt das Auto?!"
„Jimin komm her-"
Jeon will wieder den Arm des Älteren umgreifen, ihn zurück zu sich ziehen, wieder in seiner Gewalt halten und endlich ein Ziel erreichend, ins Auto steigen. Weswegen muss Jimin sich so plötzlich wehren?
Er war in der letzten Zeit, also immer, wenn er mal bei dem Gefangenen war, so entspannt, sein Ausdruck schien glücklich und gleichzeitig von leichter Spanne eingenommen, mit der Zukunft konfrontiert, tatsächlich aufgeregt.
All dies, was gerade geschieht, war so abgesprochen. Jungkook würde nie ein geradeso gewonnenes Vertrauen aufs Spiel setzen und einen möglichen Verlust, welchen man nur mit Gewalt bändigen kann, eingehen. Das ergibt doch so gar keinen Sinn. Weswegen sollte er? Was macht Jimin so misstrauisch?
Ist die Tatsache, dass er tatsächlich aus der Zelle raus ist, nicht Grund genug, um dieses Vertrauen keines Wegs infrage zu stellen?
Nein?
Dies scheint tatsächlich so.
„Warum das Auto? Wo fährt es hin? Komm ich doch in die Psychiatrie? Du hast es mir doch versprochen-" Dicke Tränen rinnen über die Wangen des plötzlich so verzweifelten Jungen. Die gute Laune, die Freude der Freiheit, alles verblasst. Verkümmert kann er nur an eine erneute Gefangenschaft denken und sich klein machend will er hier weg. Er will in kein Auto steigen, ein Gefährt, wessen Weg er nicht kennt. Sitzt er nicht am Steuer, ist das Wissen vom Einschlagen des Fahrens nie komplett seins. Der Fahrer kann dort abbiegen, obwohl er gesagt hat, er tut dies nicht. Willst du dies ändern, es verhindern oder gar beenden, bringst du nicht nur den Fahrer oder andere Menschen in Gefahr, sondern auch dich selbst. Jimin vertraut Jeon, aber seine Angst und dieses nicht vollkommene Wissen nimmt ihn ein.
Sein Handeln, seine Stimme, all diese Worte aus seinem Mund, all die Richtungen in seinem Kopf, dieses Denken, diese Weite, er steuert nichts. Die Angst tut es. Scheinbar mit Freude und erschaudernder Lust, welche diese Gefühlslage zu befriedigen scheint.
Weswegen? Warum? Es soll nicht so sein. Er war doch glücklich, alles war schön und jetzt?
Die Hand des Jüngeren ist drückend auf seinem Mund und verhindert somit das Auftreten von Worten, welche die Ohren anderer Polizisten nicht erreichen sollten.
Jimin zu sich ziehend, hält er den Arm des Älteren von Nervosität gesteuert leicht quetschend in seiner Hand, während er sachte in sein Ohr flüstert und hofft, dass wieder Ruhe einkehrt. „Alles ist gut. Dieses Fahrzeug ist nicht von der Psychiatrie oder von der Polizei angeheuert. Drinnen sitzt ein Freund von mir und dieser fährt uns zu einem schönen Ort. Niemand wird dich dort verurteilen, dir etwas antun oder dir ein Gefühl der Verzweiflung und Einsamkeit überreichen. Ich bin da. Für dich."
Langsam löst er seine Lippen wieder von Jimins Ohr, da diese während des Sprechens dieses des Öfteren gestreift haben und zum Schluss in einer leichten Öffnung verblieben. Er sieht den Jungen an, voller Stärke, hoffend, Mut ausdrückend und die Tatsache, dass er jünger ist natürlich wie immer ignorierend. Jimin zwinkert, oft, scheinend hysterisch und immer noch verzweifelt. Jedoch nickt er. Spielt sein Kopf etwas anderes durch, als sein Äußeres es zeigend offenbart? Na hoffentlich. Seine Hände an Jimins Gesicht legend, wischt er leicht aufmunternd lächelnd, die vergossenen und minimal trockenen Tränen von diesem ab.
Somit zieht er Jimin wieder weiter, bestimmend, deutend, jedoch gleichzeitig auch schützend und sachte, ausschließlich den Weg weisend.
Am Auto angekommen, lässt er Jimin einsteigen und während dieser durchrutscht, setzt er sich selbst auch auf die Rückbank.
Kaum hat er die Tür geschlossen, will Jimin zitternd und er selbst, dank der Hüfte des Älteren, etwas behindert, sich gerade anschnallen, da fährt das Auto schon los. Von diesem leichten Ruck angeheuert, scheint das Anschnallen tatsächlich nochmal äußerst erschwerter, wird jedoch dennoch von beiden für eine ausgewogene Sicherheit gemeistert.
„Weiß der Junge, was das hier alles wird?"
„Klappe Hoseok. Nein. Und er sollte es eigentlich auch nicht wissen."
Ein Blick zur Seite und er sieht das verzweifelte Gesicht des Schülers. Seufzend nimmt er leicht überfordert, da menschliche Gefühle ihm mehr verwirrend als sinnvoll erscheinen, die Hand von Jimin in seine, während er dann zart mit seinem Daumen über den Handrücken von dieser streicht. So geht es einige Minuten, Hoseok fährt, Jungkook streichelt und Jimin scheint sich wohlfühlend tatsächlich beruhigt. Mittlerweile beobachtet er ausschließlich die vorbeiziehenden Häuser.
Immer noch mit dem Blick nach draußen gewandt, während seine Pupillen immer wieder zuckend neue Häuser erkennen, ergreift Jimin das Wort. „Wo fahren wir hin?"
Hoseok, wie der Fahrer nach Jeon heißt, für Jimin dennoch unbekannt ist, zieht einmal kräftig Luft ein. Panik will in Jimin aufkommen, jedoch sieht er schnell wie der Fahrer voller Unschuld zur Straße sieht und wie abwesend erscheint.
„Wirst du sehen. Hast du vielleicht Durst?"
Jimin nickt. Tatsächlich wäre ein Schluck Wasser ganz angenehm. Diese ganzen Gefühle und die innere Aufregung, alles hat ihn irgendwie ausgetrocknet.
Kurz wüllend, reicht Jeon ihm dann schnell eine schon offene Wasserflasche. Diese an sich nehmend trinkt er einen kräftigen Schluck, eh er die Flasche wieder zum Jüngeren gibt. Somit vergehen wieder einige Minuten, in denen er diese Tätigkeit beibehält und sich immer schlaffer, als auch abwesender fühlt.
Gerade spürt er, wie das Auto nach der ganzen Fahrt endlich mal zum Stehen kommt und die Diskussion der anderen deutend dies anscheinend am Ziel, da fallen ihm die Augen zu. Er schläft ein. Weswegen ist er plötzlich so müde gewesen? Was ist mit all dem Adrenalin passiert...
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Sowwy, wenn das Kapitel irgendwie komisch erscheint. Ich muss erstmal wieder richtig reinkommen, werde aber auf jeden Fall öfter updaten. :)
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