(22)
Nach dem Späßchen im Keller, hat der Fahrstuhl seinen Ruhezustand, erneut nicht in dieser einen Etage gefunden. Als die Tür sich öffnet und Taehyung fast schon panisch springend mit einem kräftigen Satz aus der Kammer flieht, realisiert er gekonnt und schnell; die Zahlen der Knöpfe und den Bezug zu Etagen ansehen und einprägend merken, hätte die Verwirrung verhindern können.
Erneut betrachtet er die Küche. Erneut sieht er Jin in dieser hantieren. Zum ersten Mal fragt er sich, was der Älteste eigentlich noch so macht. Oder machen könnte.
Außer in der Küche stehen. Außer Kochen. Außer Abwaschen. Und selbstverständlich auch außer Hoseok böse anstarren. Dieser ist immerhin die schlimmste Küchenhilfe, welche man sich vorstellen könnte. Einmalig, wenn der Boss nach einer Lage in der Situation fragt, schwingt er sich und führt Taten aus, welche tatsächlich hilfreich erscheinen.
Naja dann ist er wohl doch nicht so unnütz, sondern erweist den Hauch eines Nutzens in seiner Unnötigkeit.
Kaum hat sein Blick alles realisiert, kaum sind seine Gedanken laufend gestartet, kaum hat er den Fahrstuhl verlassen, erstarrt er. Sieht sich um, mustert die eigentlich schon bekannte Umgebung und wirkt so unbeholfen, fast schon wie ein unschuldiger und entführter Teenager, welcher in Gedanken vertieft des Öfteren sein Leben und die momentane Lage hinterfragt...
... oh... er scheint nur so? Die Wortwahl ist wohl missfallen. Er ist so. Auf jeden Fall und eindeutig zugeordnet, steht dies fest. Er ist so.
Plötzlich spürt er, wie sich eine Hand gegen seinen unteren Rücken drückt. Auffordernd quetscht diese sich fast schon formend in die Haut des Jungen herein. Scheinbar wartend, jedoch auch komplett von Ungeduld umgeben, vergehen die Sekunden, in denen Suga diesen Druck ausübt und wie ein Pferd angetrieben, Taehyung in eine Bewegung befördern möchte.
Die Bewegung des Gehens.
„Jin? Kannst du dem Kleinen etwas zu Trinken geben?"
Die Blicke der Neulinge in der Etage sind auf den Koch geheftet und nehmen beide erkennend auch dieses Zucken von ihm auf.
Langsam dreht Jin ausschließlich seinen Kopf zu ihnen, während die Hand weiterhin schrubbend mit Reinigung und Erschaffung von Hygiene beschäftigt ist. Plötzlich huscht eine leichte Hebung der Mundwinkel über Jins eigentlich stummes Gesicht. „Natürlich komm her, Taehyung! Darf es auch etwas für dich sein, Suga?"
„Whisky.", da der Druck nichts gebracht hat, schubst Suga den Jungen plötzlich in Jins Richtung, eh er sich abwendend und den Gang passierend, wahrscheinlich ins Wohnzimmer schlendert. Zum Whisky.
Aufgrund des Stoßes leicht schwenkend, fast fliegend über den Boden stolpernd, wobei dies ohne Gleichgewicht in einer stampfenden Lautstärke ertönt, erreicht Taehyung, mit diesem Auftreten, kurz darauf die Arbeitsplatte. Der Schwung war ausreichend, treffend, bewegend, stark und kurz, jedoch hat ausschließlich dies die Beine des Jungen aus dem Stand befreit und ihn aus seinen Gedanken gerissen zum Koch gebracht. Dieser ist anbei von der Spüle abgewandt gerade mit dem Trocknen seiner Hände fertig geworden und geht zum Kühlschrank. Kaum hat er die Türen von diesem aus ihrer Schließung befreit, dreht er erneut einen Uhu ähnelnd, ausschließlich seinen Kopf in Taehyungs Richtung.
Aber bevor der Junge den Älteren als unglaublich gelenkig oder eher krankhaft am Hals geschädigt abstempelt, muss er realisieren, dass der Grad der Drehung unter 90 liegt und somit möglich, komplett normal ist.
„Saft? Wein? Alkohol? Oder doch nur Wasser?"
„Was für Saft habt ihr denn?"
„O, Multi, Apfel und wenn ich schnell in die Vorratskammer blicken würde, eindeutig noch viel mehr."
„Ich würde Apfel nehmen."
„Mit Wasser verdünnt oder in kompletter Süße?"
Der Ältere reißt eine Glasflasche mit gelblicher Flüssigkeit aus der Tür des Schrankes mit Kühle, eh er diesen dann auch schon wieder verschließt und den Jüngeren abwartend ansieht.
„Geht so. Mich stört die Süße nicht."
„Nawww. Da hat Suga uns ja einen Süßen ins Haus geholt."
„Haus?"
Jin holt aus einem Hängeschrank ein Glas und während er die Flüssigkeit in dieses kippt, spürt er den Blick des Jungen auf sich, welchen er dann auch sofort erwidert.
„Ja. Passt nicht so ganz. Aber das ganze Gebäude gehört dem Herren im Nebenraum, also ist es mittlerweile eine Gewohnheit gleich auch noch Haus als Bezeichnung zu nehmen. Geht simpler und einfacher über die Zunge, als Mehrstöckiges-Gebäude-Welches-Einem-Riesen-aus-Glas-ähnelt."
„Man könnte doch auch einfach Hochhaus sagen oder Wolkenkratzer-"
„Nein. Wir mögen es ausschließlich extrem einfach oder mega kompliziert und unlogisch schwer. Nichts dazwischen. Wirklich gar nichts wird ausgesprochen und akzeptiert."
Schluckend sieht Taehyung den Älteren an und hinterfragt nun plötzlich seine Wortwahl. Ob diese falsch ist und war?
Was ist, wenn er aufgrund seiner Wortwahl ein Zurückerlangen von Jimin inzwischen komplett vergessen kann?! Was ist wenn-
Ein Lachen unterbricht seine Gedanken. Sofort setzt sein Blick sich, anfangs panisch zuckend, auf Jin nieder. Das Glas ist voll und der Ältere zieht die Flasche zurück, jedoch ist sein Mund weiterhin geöffnet und vom gleichmäßig kräftigen Schwingen seiner Stimmenbänder ausgehend, verteilt er scheinbar klingende Freude im Raum.
„Die Aussage Haus haben wir wirklich festgesetzt..", er dreht sich um, stellt die Flasche wieder weg und wischt sich deutend eine Träne weg. „Aber der Rest ist nicht wahr. Aber das zu erzählen hat sich eindeutig gelohnt. Der Ausdruck in deinem Gesicht war ein unglaublicher Anblick!"
Stoßend schiebt Jin das Glas über die Platte zu dem Teenager, welcher plötzlich schmollend, leicht empört, die Arme vor seiner Brust vereint hat und sich fragt, ob ein Einsteigen bei Jins Lachen nicht eine bessere Option gewesen wäre, als das Ausstrahlen von Empörung. Naja egal, die Zeit ist vergangen, der Augenblick ist verflogen und diese Gedanken kommen zu spät.
Dies feststellend, greift er nach dem Glas und sieht kurz unschlüssig zu dem Koch. „Suga hat nicht gesagt was du machen sollst, aber zum Fahrstuhl gehen, würde ich nicht empfehlen. Geh einfach durch den Gang. Dann kommst du ins Wohnzimmer, ich glaube da warst du noch nicht?" Schnell und dankend nickend, dreht sich Taehyung, mit dem Glas in seiner Hand gelegen, um. Zögernd und fast schon schleichend zart in einem nur minimal wippendem Gang gelegen, durchquert er die Enge des Flurs. Und seine Ohren nehmen auch schnell auffangend laute und gängige Geräusche wahr.
Am Ende angekommen lugt er, in den nun erschienen Raum vor sich hinein.
Schnell erkennt er seitlich zu sich gelegen Suga, er sieht das Profil des Älteren. Und aufgefangen, sieht er auch das leichte Zucken der Augen, während sie das Geschehen und den flackernd bunten Bildschirm verfolgen, wobei sich dies in ihnen widerspiegelt. In seiner Hand hat der Ältere ein stämmig dickes Glas mit Musterung, welches einer wahren Schönheit ähnelt. Nur bis zu Hälfte befüllt ist in diesem eine goldbraune Flüssigkeit gefangen und leicht schwankend, bewegt sich diese, als sich der Arm hebt und der Rand vom Glas aufgefangen, an Sugas Lippen anliegt.
Noch während dem Halse des Älteren die brennende Flüssigkeit herunterläuft, schlagen seine Augen um und betrachten plötzlich und komplett schnell den Jungen. Zart legt er seinen Kopf schief, setzt das Glas wieder ab, senkt es und klopft plötzlich auf dem noch freiem Platz vom Sofa neben sich.
Noch immer zögernd und plötzlich in der Langsamkeit auch noch stockend, geht Taehyung zum Sofa. Und auf seinen klopfend festgelegten Platz zu.
Angekommen, nach wahrscheinlich mehreren Minuten, in denen Suga ausschließlich den Klimperkasten vor sich fokussiert hat, kommt er genau vor dem Möbelstück zum Stehen. Kaum geschieht dies, kaum will er den Älteren hilflos und fragend anstarren, da wird er an seinem Handgelenk gezogen und zum Sitzen gebracht, ohne eigenen Willen und eigen ausgeführter Bewegung. Dass es ein Wunder ist, aber so wirklich, dass bei dieser plötzlich ruckartigen Bewegung sein Glas keinen Tropfen von der Flüssigkeit verloren hat, weiß er wohl sofort und selbstverständlich zu schätzen. Sugas Reaktion auf die Flecken, welche eigentlich ihm selbst zu verdanken sind, will er nicht erfahren.
Angespannt sieht der Junge nach vorne. Spürt den Arm des Älteren um seine Taille gelegen, neben sich auf der Sitzfläche niedergefallen.
Es vergeht Zeit. Viele Minuten.
Auf dem laufenden Gerät der Technik vor sich vergeht ein Film und ein neuer beginnt. Beide bleiben unbewegt. Taehyungs Position bleibt starr und Suga lässig nah an ihm sitzend chillt voller Entspannung vor sich hin.
Immer wieder heben beide ihre Gläser an. Nippen oder trinken einen kräftigen Schluck, lassen einfach die jeweilige Flüssigkeit den Hals herunterrasen. Lassen ihren Geschmacksnerven in der Schnelligkeit des Schluckens, kaum die Möglichkeit des Erkennens von einem Aroma.
Als Taehyungs Glas plötzlich leer ist, lehnt er sich nach vorne. Versucht sich nur minimal zu bewegen, setzt auf die Länge seines Armes, als er sein leeres Glas auf den Beistelltisch stellt.
Plötzlich, nach all der Zeit... nach all seinen Gedanken, nach der nicht vorhandenen Konzentration, welche Suga nachahmend den Film verfolgt, werden seine Augen schwer.
Sein Körper fühlt sich so leicht an. Die Spanne seiner Schultern lässt nach. Er wird lässig. Sein Körper entspannt. Seine Augen fallen zu und er schläft ein.
Sein Körper, ohne Spannung, kippt er zur Seite. Sein Kopf nieder auf Sugas Schulter.
Schlafend bemerkt der Junge dies natürlich nicht.
Kann aus Schreck nicht zusammenzucken, sich Sorgen um die Reaktion des Älteren machen. Nichts. Es geschieht einfach und im Land der Träume gefangen, weiß er es nicht mal.
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