IV.III Eugene
Mit Passieren des Tores von Distrikt 5 nach Distrikt 6 schmiss ich die Sandalen von meinen Füßen und befreite mich aus diesem lästigen Gewand. Die Hose darunter reichte aus, Erai war schon heiß genug gewesen und Aedas fügte der Luft noch eine drückende Schwere hinzu. Ich lockerte den Zopf leicht, löste die Haare für den Moment aber nicht gänzlich, da ich die Hitze meiner schwarzen Wolle auf den Schultern nicht aushielt. Die Kette klebte an meiner verschwitzten Brust und jeglicher Staub und Dreck, den ich so ordentlich von mir abgeschrubbt hatte, blieb erneut hängen.
"Hallo meine Name ist Sahara und bin so klug und toll, ich opfere mich für das größere Wohl, WOW!", äffte ich frustriert mit einer nicht im Ansatz nach meiner Schwester klingenden Stimme. Wer war hier das Drokahorn? Tze, ganz gewiss nicht ich. Die Verzweiflung und die Wut stiegen erneut in mir auf, dabei hatte ich sie so erfolgreich verdrängt.
"Wehe du bist nicht in Gabor, Kane! Ich schwöre dir, dann regnet es Erdnüsse - und ich rede hier nicht von der essbaren Sorte", grummelte ich und hoffte, dass niemand meine schizophrenen Selbstgespräche aufschnappte. Während ich über einen Plan B grübelte, falls Kane und der Rest sich nicht in Grabor aufhielten, vernahmen meine Zehen leichte Vibrationen. Das war keine vergrabene Miene. Etwas näherte sich und sogar ziemlich zügig, jedoch einen knappen Kilometer entfernt. Ich blieb eine Weile wie angewurzelt stehen und legte meine ganze Aufmerksamkeit in das Identifizieren des anlaufenden Objektes. Schwerfüßig, Vierbeiner, davon mehrere, stampfartiges Galoppieren. Vier Drokahörner. Welch Ironie.
Doch wieso sollten die riesigen Teile Grabor eigens verlassen? Hier gab es weder Gras noch Wasser. Es sei denn sie wurden abgerichtet. Bemannte Drokahörner hatten keine Wahl. Sicherheitshalber verschwand ich hinter einem Trümmerhaufen an Stein, welche sich über das komplette Gebiet verteilten. Wir waren allesamt schon ein grausames Volk...
Die Horde kam auf meiner Höhe schnaubend zum stehen. Wahrscheinlich roch mich eines der Hörner. Miestvieh.
"Wartet, die Drokas wittern jemanden oder etwas", hörte ich gedämpft eine Frauenstimme. Irgendwie kam sie mir bekannt vor. Jemand ließ sich vom Sattel gleiten und landete leichtfüßig im Staub. Mit den ersten, fast nicht wahrnehmbaren Schritten wusste ich, wer sich dahinter befand. Nia. Erleichtert eine bekannte Seele anzutreffen, wollte ich soeben aus meinem Versteck hervorkommen. Doch das Absatteln einer weiteren Person ließ mich zögern. Die Schritte waren schwerer und glichen einem abgerichteten Drokahorn. Ein Shevu Soldat. Irgendeiner von niederen Rang, so klang zumindest sein Schritt.
"Wir sollten weiter, man erwartet uns im Kanton - und das bevor unser Gefangener aufwacht und Ärger bereitet."
"Keine Sorge, ich habe Brenton Kane Shynen mehr als im Griff", trumpfte Nia auf.
BITTE WAS?! Mein Kopf dröhnte und ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. War Nia jetzt auch auf diesem Maulwurf Trip? Und warum hatten sie Kane? Ich taumelte nach hinten. Ich wollte weg, weg von allen und jedem und nichts mehr mit diesem verworrenen Wer-ist-Wer-Spiel zu tun haben. Mit meinem Zurückstolpern spürte ich eine versteckte Miene in unmittelbarer Nähe und wich ihr gerade so aus. Doch das ließ mich nur auf einen kleineren Haufen Geröll stoßen, welcher auseinanderfiel und gerade so viel Geräusch erzeugte, dass die Aufmerksamkeit nun meiner Richtung galt.
"Hier links!", rief einer der Söldner, sodass nun die restlichen Personen von ihren Tieren absprangen.
"Ich bewache Shynen, schaut ihr nach", orderte Nia.
Meine Füße verankerten sich im Boden. Na gut, dann also doch Kämpfen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich hob sie mit einem tiefen Atemzug auf Schulterhöhe. Mit Anvisieren des ersten Gegners bewegte ich sie mit einer ruckartigen Bewegung nach unten, öffnete meine Finger für einen kurzen Moment und entließ meinen Atem. Damit verschwand der Söldner im Boden und nur ein erstickter Schrei war noch zu vernehmen. Einer von Drei - beziehungsweise Vier, falls Nia doch Team Shevu war.
Den zweiten nagelte ich in einen Berg an Steinen neben mir fest. Der Dritte rief Nia zur Verstärkung.
Kane, jetzt wäre ein super Zeitpunkt, um wach zu werden.
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