III.III Eugene

"Was meinst du mit hierbleiben?!" Ab diesem Zeitpunkt des Gesprächs konnte ich mich nicht mehr unter irgendwelchen Blumentöpfen und Holztischen verstecken, egal wie viele Offiziers Tanten noch vorbei marschieren vermochten.
"Ich könnte als Maulwurf hier arbeiten und die Shevu näher kennenlernen. Wir brauchen Informationen bevor wir blindlings - tschuldige Eu - ich meine planlos in den nächsten Kampf marschieren." Ihre Worte ergaben Sinn, doch ich wollte sie nicht hören.
"Das kommt nicht in Frage - wenn sie irgendwann verstehen, wer du bist, lassen sie dich vor dem ganzen Kanton foltern und töten."
"Naja ich hab ja noch mein Bruderherz, der gleiches Erbrecht in sich trägt." Ich stieß zynisch Luft durch meine aufeinander gepressten Zähne. Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein.
"Sasa, bitte komm mit mir. Wir brauchen dich... Ich... ich brauche dich. Du warst schon von Vater als Thronerbin vorgesehen, ich bin für diesen Führungskram nicht geschaffen." Meine linke Hand griff in ihr schwarzes Haar, so schön gebändigt und seidenglatt im Gegensatz zu meiner Mähne. Ich saugte das Gefühl ihrer Souveränität in meinen Fingerspitzen regelrecht auf.

Sahara wurde zuerst geboren und hat seitdem auf mich aufgepasst. Durch meine angeborene "visuelle Dysfunktion" wurde von Anfang an diskutiert, ob man mich am Leben ließe oder nicht. Doch sobald mich jemand mit jeglichen Intentionen dieser Art anfassen wollte, kam Sahara aus dem Kreischen nicht mehr raus. Dies war anscheinend so herzzerreißend, dass jeder die Finger von mir ließ.
Ab diesem Zeitpunkt hatte ich den Respekt in meiner eigenen Familie erkämpfen müssen. Ich galt als Missgeburt, schwach, nicht zu gebrauchen. Bis jeder und vor allem Vater erkannte, dass ich den Elemental angehörte und die Erde bändigen konnte. Das fehlende Sehorgan erwies sich in dieser Hinsicht sogar als Vorteil. Ich verstand die Erde schneller als die anderen Schüler. Begriff, was die verschiedenen Gesteine uns sagen wollten.
Der Thron war trotzdem schon immer Sahara versprochen gewesen. Die Klügere, die Schönere, die Begabtere. Ich sah es nicht nur ein, ich wollte es so. Ich liebte Sahara und sie war die geborene Königin. Ich war dafür sowieso nicht gemacht. Ich war dafür nie vorgesehen.

Saharas starker Griff um meine Schultern riss mich zu ihr zurück. "Eugene, ich möchte, dass du Kane findest und ihm von meinem Vorhaben erzählst. Ich werde von hier fliehen und zu euch stoßen, sobald ich genügend Informationen zusammen habe. Ich finde euch, keine Sorge. Versuche es mit Distrikt 7. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich dort mittlerweile aufhält." Mit ihren Worten schob sie mich regelrecht aus dem Gewächshaus Richtung Tor zu Distrikt 2. Doch da wollte ich nicht hin, nicht mit diesem äußerst suiziden Plan.
"Vergiss es, Sasa ich werde nicht ohne dich gehen." Meine Füße verankerten sich im Gras. Wortwörtlich. Sie konnte mich nun nirgendswo mehr hinschieben.
"Eu, würdest du bitte aufhören, dich wie ein Drokahorn aufzuführen." Sie musste sich zusammenreißen, die Stimme nicht weiter zu erheben.
"Friede sei mit Euch." ertönte es hinter uns und wir beide wirbelten herum. Den Schwingungen zufolge war dies die Offizierin von vorhin. Sowohl Sahara als auch ich fielen die ersten Sekunden in Schockstarre. An spontaner Improvisation haperte es noch.
"Äh, Friede sei mit Allen." rief Sahara und ich nickte nur zustimmend. Lächeln und winken, lächeln und winken. Wir drehten ihr den Rücken zu und bewegten uns so natürlich wie möglich Richtung Tor.
"Sasa, sie kommt auf uns zu." zischte ich, "Sasa, sie ist gleich hier." Wir beschleunigten unsere Schritte leicht. Panik breitete sich in mir aus. Ihr Tempo beschleunigten sich synchron zu unserem. Sie wirkte in ihren Schritten verwirrt. Am liebsten hätte ich mich von der Erde verschlucken lassen, die gut genährte Wiese lud regelrecht dazu ein. Doch dann würden wir beide auffliegen. Wurzel. WURZEL! Ich reagierte schnell und mit minimaler Bewegung. Aus dem Boden grub sich sich der handartige Strang hervor und griff nach einer der Knöchel. Offizierin Jamart stolperte und fiel, die Wurzel verschwand. Nun konnten wir fliehen. Ich beschleunigte das Tempo.
"Geh Eugene. Wir werden uns bald wiedersehen." flüsterte Sahara mir zu, hauchte sachte und viel zu schnell einen Kuss auf meine Wange und schoss Richtung Offiziers Tante, während diese noch am Boden lag "Captain Jamart, alles gut? Ist Ihnen was passiert?"
Für wenige Sekunden wollte ich ihr hinterherlaufen, entschied mich aber eines besseren und verschwand durch die Tore Nodnols.
Wütend trat ich gegen eine steinerne Säule, welche sinuskurvenartig auf meinen Tritt reagierte und schließlich wieder erstarrte. Weiber.

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