Kapitel 94

Okay, der nächste Tag beginnt und ich versuche nicht daran zu denken, dass diese beiden Schabracken zu uns kommen. Ich muss heute ganz ruhig bleiben. Heute werde ich das erste Mal darauf achten, was ich mache und sage, nur aus Respekt Cans Mutter gegenüber. "Shana, mein Kind, was hast du denn?", fragt sie mich besorgt, woraufhin ich nur den Kopf schüttele. "Nichts, ich bin noch etwas müde." Ich sollte Cans Mutter nicht anlügen, aber ich muss es tun. Ich kann doch nicht sagen, dass ihre Freundin und ihre Tochter schlampige Ratten sind, die ich kaputt schlagen will. "Derya, du hilfst mir später." Sofort stöhnt Derya genervt auf, verständlich. "Ich kann auch mithelfen." Mein Stolz verprügelt mich innerlich für diesen Satz. Wir können ja das Essen vergiften. "Nein, du bist mein Gast", wendet sie ein, woraufhin ich meinen Kopf schüttele. "Das ist kein Problem, wirklich." Gott, das tut mir im Inneren weh, dass ich mich dazu bereiterkläre, für meine Feinde, Essen zu machen. "Und Can kann Staubsaugen", füge ich noch hinzu und spüre seine Hand, die meinen Oberschenkel zusammendrückt. "Das hört sich schon viel besser an. Nach dem Frühstück kommst du mit mir Einkaufen, Derya." "Und Can und ich kümmern uns solange um den Haushalt." Cans Mutter gibt mir einen Luftkuss und schenkt mir Tee ein. "Habt ihr jetzt endlich vor zu heiraten?", platzt es aus ihr raus, weswegen Can brummt. "Mama, nicht jetzt", sagt Can und schnalzt mit seiner Zunge. "Aber bald?" Sie versteckt ihre Freude - sie versucht es. Zudem schaukelt sie auf ihrem Stuhl hin und her und schaut uns mit ihren leuchtenden Augen an. "Irgendwann werden wir schon heiraten", nuschele ich verlegen, woraufhin Derya und ihre Mutter freudig aufschreien und klatschen. "Ich möchte mindestens vier Enkelkinder. Und eure Tochter soll ganz nach dir kommen, Shana. Es wird die schönste Tochter, die es gibt." Ich lächele verlegen und sehe zu Can, der mich stolz ansieht. "Wird sie", raunt Can. Ich glaube, er sagt es eher zu sich, als zu uns. "Würde die Tochter nach Can kommen, dann wäre es auch eine Katastrophe. Ich bete, dass alle nach Shana kommen." Can steht sofort auf, woraufhin Derya in ihr Zimmer rennt. Ich lache und ziehe Can wieder auf seinen Stuhl. "Wo sie recht hat, hat sie recht." Finster schaut Can zu mir und stopft mir eine Gurkenscheibe in den Mund, damit ich nicht mehr lache. "Ich gehe mich dann mal fertig machen, esst ihr noch?" Ich nicke Cans Mutter zu und kaue auf der Gurkenscheibe herum. "Ich hätte etwas anderes im Sinn, als staub zu saugen", raunt Can mir zu, als seine Mutter die Küche verlässt. "Staub wischen?" Ich grinse verschmitzt und nehme mir noch eine Gurkenscheibe. "Irgendwann kannst du mir nicht mehr davon rennen, Shana." Ich kichere und stopfe ihm wegen gerade eine Scheibe Gurke in den Mund. "Wovor sollte ich denn wegrennen? Rennen war noch nie meins." Angriffslustig schaue ich in seine Augen. "Irgendwann wirst du unter mir liegen und schreien." Huch. Das können wir auch jetzt machen, hehe. "Wenn du so fett bist, dann kann ich für nichts garantieren." Jetzt weiß ich auch ganz genau, wovon der liebe Can redet. "Ein Teil ist nur fett an mir, Kleines." Ich weiß. "Deine Brüste oder Brust?" Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, ob man bei Männern ebenfalls Brüste sagen kann oder nicht. "Tiefer." "Dein Bauch?" Ich presse meine Lippen aufeinander, um nicht loszuprusten. "Tiefer." Can rutscht ein Stück auf. "Dein Bauchnabel?" Ich pruste kurz. "Tiefer." Oha. "Dein Becken?" Sein Blick ist undurchdringlich. Er sieht verdammt scharf auf. "Tiefer", raunt er. "Mons pubis?", gebe ich leicht schrill von mir, weil Can mir wie ein Löwe vorkommt, der eine unschuldige Gazelle verspeisen will. Im sexuellen oder animalischen Sinne ist jedem selbst überlassen. "Tiefer." Kommt irgendwas nach dem Mons pubis? Nachdenken, Shana! "Dein Quadrizeps?" Doch noch gerettet. "Der auch." Can küsst mich und zieht mich ruckartig an sich, weswegen ich erschrocken auf japse. "Wir sind gleich ganz alleine", raunt Can und verteilt kleine Küsse auf meinem Nacken. "Can, deine Mutter könnte jederzeit reinkommen." Aus Prinzip lässt Can jetzt seine Zunge mitspielen, weswegen ich scharf die Luft einziehe und meine Hand auf seinen Oberschenkel lege. "N-nicht." Dieser Junge weiß nur zu gut, wie er mich schwach macht. Er brummt leise, was meine linke Körperhälfte runterkitzeln lässt. Can legt seine Hand um meinen Nacken und beißt mir sanft in den Nacken, weswegen ich Druck auf seinen Schenkel ausübe und das lässt Can scharf die Luft einziehen. "Wir müssen aufhören." Meine Stimme sollte eigentlich feste sein, doch es ist nur ein heiseres Murmeln. "Du machst es mir auch nur allzu schwer, Shana", zischt er. Sein Griff um meinen Nacken wird noch fester und seine Zunge schneller, was mich aufkeuchen lässt. Ich über wieder Druck aus, was Can knurren lässt. "Shana, wenn du damit weitermachst, dann werde ich dich hier und jetzt ficken." Was zum?! Etwas benebelt entferne ich mich von Can und fahre mir über meinen Hals. Seine Pupillen sind stärker geweitet, als sonst, wenn er mich ansieht. Seine Augen sind dunkler geworden. "W-wieso?" Ich muss schlucken, damit meine Stimme nicht mehr so leise ist. "Wieso? Das fragst du noch?" Seine Stimme ist rau und tief, was mich erschaudern lässt. Ich bemerke erst jetzt seine sich deutlich hebende und senkende Brust. Als Antwort bringe ich nur ein Nicken raus. Can umschließt meinen Kiefer und zieht mich näher an sich, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berühren. "Wieso bist du heute so mutig und legst Hand an?" Ist er etwa erregt, weil ich Druck auf seinen Oberschenkel ausgeübt habe? Etwas verwirrt und immer noch benebelt, gebe ich ein Schulterzucken von mir. "Du weißt gar nicht, was los ist, huh?", fragt er rauchig, was ich verneine. Langsam nähert er sich meinem Ohr, wobei sein Bart meine Wange streift. "Du hast meinen Schwanz massiert." Ach du heilige Scheiße.

Ich springe sofort auf und knalle mit dem Becken gegen die Tischkante. "Scheiße, fuck!", zische ich und halte mir mein Becken. Cans Mutter kommt rein und muss mein Fluchen mitbekommen haben. "Alles in Ordnung?" Nein, dein Sohn hat meinen Hals verwöhnt und ich habe ihn unbewusst untenrum massiert und sterbe gerade innerlich vor Scham. "Ja", presse ich hervor und spüre, wie verdammt heiß mir wird. Es brennt und das nicht nur am Becken, welches ich mir gerade halte. Ich habe Can gerade wirklich untenrum angefasst und das sogar öfters. Oh Gott. "Hast du dir wehgetan?" Ja und Can wohl einen Ständer verpasst. "Geht schon, geht schon", beschwichtige ich es und setze mich langsam wieder hin. Ich habe eigentlich keinen Appetit mehr, aber eine Gurkenscheibe zwinge ich noch in mich hinein. "Mama, komm jetzt!", ruft Derya, der ich mehr als nur dankbar bin. Die Mutter verlässt uns, woraufhin ich wieder aufspringe - ohne mich zu stoßen und peinlich berührt hin und her laufe. "Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Es war ein Versehen. Ich dachte, es wäre dein Oberschenkel." Ich wasche mir meine Hand, was mich erst im Nachhinein verwirrt und schaue beschämt zu Boden. "Oh Gott, ich mache auch alles falsch." Ich räume schnell alles ab und spüre Cans intensiven Blick auf mir. Verdammt, diese brennende Hitze geht einfach nicht weg. Die Teller lege ich in die Spüle und sehe Can etwas abwartend an. "Kannst du mir auch mal helfen?", frage ich patzig. Es mag zwar sein, dass ich ihn gerade untenrum angefasst habe, aber das heißt noch lange nicht, dass ich alles alleine machen muss. Can nimmt die Folie vom Tisch, knüllt sie zusammen und schmeißt sie perfekt in den Müll, ohne nur einmal den Blick von mir genommen zu haben. Er steht auf und drückt mich gegen das Waschbecken. Seine leichte Erektion spüre ich durch seine Jogginghose und schlucke hart. "Wie kann ich dir helfen?", raunt er und streicht mir meine Haare zurück. "Du kannst... du kannst-," Ich kriege gerade keinen vernümftigen Satz raus. Es herrscht eine echt erregte Spannung in der Luft. "Spül ab!", rufe ich, was ihn zusammenzucken lässt. Auch ich bin verdutzt. Schnell drücke ich mich an ihm vorbei und gehe mir die Zähne putzen. Heilige Scheiße, war das heiß in der Küche. Ich kühle mein Gesicht mit kaltem Wasser ab und schaue in den Spiegel. Es ist alles gut, Shana. Alles ist gut, beruhigt mich meine innere Stimme, woraufhin ich tief ausatme. Wie dumm war ich, dass ich nicht bemerkt habe, dass es sein Schritt war und nicht sein verdammter Oberschenkel? Einen Denkzettel habe ich mir jetzt aber verpasst: immer hinsehen, bevor man zugreift. Kurz schaue ich mir meinen Hals an und sehe zum Glück keinen Knutschfleck. Leise verlasse ich das Bad und suche den Staubsauger, mit dem ich die ganze Wohnung durchsauge und dann den Wohnzimmertisch wische. Ich benutze den Glasreiniger schon zum zweiten Mal, nur weil ich mich irgendwie ablenken will, und spüre Can dann dicht hinter mir, weswegen ich scharf die Luft einziehe und mich aufrecht hinstelle. Von hinten legt er seine kalten Hände unter mein T-Shirt und streichelt sanft meinen Bauch, als sein heißer Atem meinen Nacken trifft. In meinem Bauch bildet sich ein Knoten und mein Atem wird leicht stockend. "Alles in Ordnung?", fragt er mich mit seiner rauen Stimme, weswegen ich mich leicht winde und aus Versehen seine Beule mit meinem Hintern berühre. "Huch", nuschele ich und bringe den Glasreiniger und den dazugehörigen Lappen zurück zu seinem Platz.

Verspannt setze ich mich auf das Sofa und schalte den Fernseher an. Vielleicht lenkt das uns beide ja ab. Oder mich zumindest, denn Can ist tausendmal entspannter als ich, obwohl er untenrum so gar nicht entspannt ist. Ich lege mich hin und ziehe meine Knie an, woraufhin Can meine Beine auf seinen Schoß legt und über meine Waden streichelt. "Ich tue dir nichts, Shana", durchbricht er die Stille. "Ich weiß", kommt es erstaunlicherweise ziemlich fest von mir. "Wieder bist du dann so verspannt?" Daraufhin zucke ich nur mit meiner Schulter. "Musst du immer noch an die Nacht denken, wo wir es fast getan haben?" Er hat mitten ins Schwarze getroffen. "Irgendwie?", nuschele ich und spiele an meiner Unterlippe herum. Er seufzt und zieht mich hoch. "Wieso bedrückt dich das denn?" In seinen Augen sehe ich eine leichte Verunsicherung. Oh nein, bitte nicht. "Es bedrückt mich nicht", gebe ich schlicht von mir und schaue zum Fernseher, wo eine Wiederholung von Galileo Big Pictures läuft. "Wieso lässt dich der Gedanke daran verspannen, Shana?", fragt Can mich vollkommen ernst, als er mein Gesicht zu sich gedreht hat. "Tut es doch gar-," "Lüg mich nicht an, Shana." In seiner Stimme liegt leichter Zorn. "Nur gewöhnungsbedürftig, mehr nicht. Mach dir deswegen keinen Kopf." Ich lege mich wieder hin und schaue mir die Sendung an. Ich verstehe nicht, wieso er immer so verunsichert ist, was die Frage angeht. Es war ein kleiner Fehler, mehr nicht. Oder liegt es vielleicht genau daran? Hat Can bedenken, dass ich ihn deshalb verachte? Ich setze mich abrupt auf und umarme ihn. Er soll sich deswegen keine Sorgen machen. Es war ja nicht nur seine Lust, die mitgespielt hat. Seine Arme schließen sich um mich und ziehen mich mit Vorsicht auf seinen Schoß. Er murmelt leise vor sich hin und zieht meinen Duft ein. Ich fahre ihm durch sein Haar und setze einen Kuss auf sein Ohrläppchen. Ich mag diese Art von Umarmung. Sie ist so beruhigend, strahlt Harmonie und Frieden aus. Manchmal bezweckt sie auch eine nonverbale Konversation.

Als Cans Mutter und Derya wieder zurückgekommen sind, habe ich mich umgezogen und helfe den Frauen in der Küche. Can ist unter der Dusche und löst womöglich auch sein kleines Problem. Und denkt dabei an dich. "Und Shana?" Ich sehe fragend zu Cans Mutter, da ich nicht zugehört habe. "Was denn?" Ich lächele leicht. "Wir haben gerade über Shevins Hochzeit geredet. Die Bilder werden bald zu uns geschickt, du willst doch auch welche haben, oder?" Sofort nicke ich. Die Bilder von Can und mir muss ich unbedingt haben. Derya kichert, weswegen ich sie fragend ansehe. "Auf der Hochzeit hast du echt viele Blicke auf dich gezogen." Überrascht hebe ich meine Augenbrauen. Die Blicke sind mir gar nicht aufgefallen. "Ja, ich wurde sogar gefragt, ob du heiraten möchtest, aber ich habe es sofort abgelehnt", erzählt mir die Mutter und grinst stolz. "Wenn das Can mitbekommen hätte, dann wäre die Hölle los", kommentiere ich schmunzelnd, woraufhin alle lachen. Die Küchentür geht auf, woraufhin sich meine Augen weiten. "Das kann doch nicht wahr sein", flüstere ich und halte Derya die Augen zu, welche schon angefangen hat zu würgen. "Zieh dir was an, du Unverschämter!", kreischt Cans Mutter, als sie auf ihren Sohn zugeht, welcher nur ein Handtuch um seine Hüfte trägt. "Aber ich habe meinen Namen gehört." Er kriegt einen Schlag auf seine Brust und tritt einen Schritt zurück, woraufhin er seine nassen Haare nach hinten streicht, da ihm diese im Gesicht hingen. Seine Tattoos kommen durch die Wassertropfen noch mehr zur Geltung, genau wie sein perfekter Oberkörper. Oh Mann, wie gerne ich jetzt Cocktailsoße von seinem Oberkörper ablecken will. "Ich rufe deinen Vater an, du Esel. Schämst du dich nicht?" Can schnalzt amüsiert mit seiner Zunge und bemerkt mein Gaffen. "Can", mahnt die Mutter ihn, woraufhin Can grinsend seine Arme öffnet und die Mutter fluchend zurücktritt. "Du machst die Küche nass. Ich bringe dich um!" Can lacht einfach nur und umarmt seine Mutter. "Can, ich schwöre, ich werde dir dieses Handtuch runterziehen und wieder Nacktbilder von dir machen, nachdem ich dich verprügelt habe." Verdutzt schaut Can seine Mutter an und nickt dann verstört. Ein großes Grinsen schmückt meine Lippen, da ich sehr amüsant finde, wenn Can eingeschüchtert wird. "Los, zieh dir etwas an, du unverschämter Esel." Sie streckt schnell ihren Arm Richtung Handtuch aus, weswegen Can ins Zimmer rennt und die Tür abschließt. Lachend lasse ich von Deryas Augen ab und setze mich hin. "Habt ihr noch ganz zum Schluss etwas im Saal gemacht?", frage ich auf Shevins Hochzeit bezogen. "Nein, nur waren wir ziemlich geschockt, als Helin von einem Betrunkenem nass gemacht wurde." Ich muss mir ein perfides Lachen verkneifen und schaue aus dem Fenster. Deryas Blick klebt an mir, den ich erwidere und mit einem langsamen Blinzeln quittiere, dass ich die Betrunkene war, die Helin mit der Cola überschüttet hat. "Ihr habt nicht zufälligerweise jemanden draußen gesehen?" Ich verneine es sofort. Es überrascht mich, dass Helin gelogen hat. Trotzdem macht es sie kein Stück sympathischer, diese Schlampe. "Wie lange bleiben die Zwei bei uns?", frage ich und versuche nicht angewidert zu klingen. "Nur einen Tag." Ich danke dir, Gott! "Danach fahren sie weiter nach Hattingen." Ich nicke. Die beiden muss ich nur einen Tag, nein, nur einige Stunden ignorieren und dann bin ich sie wieder los. Danach kann ich entspannt sein. Can betritt - bekleidet - die Küche und setzt sich zu mir. In seinem grauen T-Shirt und der hellblauen Hose sieht er verdammt sexy aus. Er trägt beide Armbänder, die ich ihm geschenkt habe, was mich freudig aufschreien lässt. Ich nehme mir seinen Arm und fahre über die Lederbänder. "Hast du ihm die geschenkt?", fragt Cans Mutter und lächelt warm, was ich bejahe. Sofort schnaubt sie, was mich verdutzt schauen lässt. "Wieso kaufst du meiner Schwiegertochter nichts? Das letzte Mal, als sie bei uns übernachtet hat, hast du ihr nichts gekauft und jetzt seid ihr zusammen und du kaufst ihr wieder nichts? Ya Allah, was habe ich nur für einen dummen Sohn?" Derya und ich lachen, während Can brummt. "Keine Sorge, er hat mir sehr oft Dinge schenkt. Ich müsste ihm viel mehr schenken, als nur Armbänder", sage ich und fahre über Cans Brust. "Nein, nein. Das reicht vollkommen. Solange Can Unterhosen hat, ist alles in Ordnung." Ich habe ja zwei von ihm, aber das muss ja niemand wissen. Und er eine von dir. Verdammt, das habe ich vollkommen vergessen! Ich muss sie mir wieder zurückschnappen, aber ich weiß nicht, wo Can sie versteckt hat.

Deryas Handy klingelt, woraufhin Cans Blick ihrem Handy gilt. Sein Kiefer spannt sich an, weswegen ich schlussfolgere, dass Deryas Freund sie anruft. Sie geht raus, unter dem Vorwand, ihre Freundin ruft an und schließt dann ihre Tür. Cans Hand ballt sich zur Faust, weswegen ich sie öffne und mit seinen Fingern spiele. Mag zwar sein, dass sein Beschützerinstinkt aus ihm spricht, aber er kann Derya nicht immer vor Jungen beschützen. Sie muss doch auch einmal ihre Liebe finden und das hat sie mit Erfolg. Oh Gott, wie meine Brüder wohl auf Can reagieren würden? Ihn angreifen würden sie nicht - hoffentlich. Und selbst wenn, wäre es irgendwie lustig, weil beide Can, wenn überhaupt, zum Hals reichen. Can könnte ihnen und jedem anderen auch, auf den Kopf spucken. Ob er schon zwei Meter groß ist? "Ich muss euch etwas fragen." Sie klingt vollkommen ernst. "Möchtet ihr in ferner Zukunft wirklich heiraten?" Ich schaue zu Can, der meinen Blick erwidert. Es kommt mir so vor, als ob er mir sagt, dass es an mir liegt. "Ja, nur wollen wir uns Zeit lassen", spreche ich für uns und schlucke. "Wieso?", fragt Can seine Mutter. "Manchmal ist es besser, so schnell wie möglich zu heiraten. Wenn man sich streitet, kann man als normales Pärchen jederzeit Schluss machen, aber bei einem verheiratetem Paar ist es nicht so, beziehungsweise nicht so einfach. Es ist eine Art kleiner Schutz für euch." Ich nicke nachdenklich. Das kann schon stimmen, aber trotzdem fühle ich mich nicht bereit jetzt zu heiraten. "Aber wir sind noch viel zu jung, finde ich. Und mitten im Studium würde es stressig werden", spreche ich dann meine Gedanken aus. Meine Mutter hat mir schon als Jugendliche gesagt, dass ich am besten mit fünfundzwanzig heiraten sollte. "Natürlich. Ihr seid auch erst seit kurzem zusammen." Die Mutter lächelt uns freudig an und stellt sich kurz vor den Herd, bevor sie ins Wohnzimmer geht. Ich lehne mich an Cans Schulter an und fahre ihm über seine Brust. "Du riechst gut", murmele ich und schließe meine Augen. "Wie lange würdest du warten wollen?" Etwas fragend blinzele ich und entferne mich von ihm, um ihn besser ansehen zu können. "Wie-," "Mit der Heirat." Ich ziehe verstehend die Augenbrauen hoch und spiele an meinem Daumen herum. "Weiß ich nicht, wieso?" Etwas verunsichert beiße ich mir auf die Unterlippe und schaue in Cans nachdenkliches Gesicht. Er erwidert meinen Blick nicht, sondern schaut auf den Herd. Ist er enttäuscht? "Okay." Er steht auf und geht aus der Küche, weswegen ich ihm fragend hinterher sehe. Was ist jetzt los? Zögernd stehe ich auf und laufe langsam aus der Küche. Etwas unwohl fahre ich mir über den Arm und spüre den Blick seiner Mutter auf mir, den ich dann erwidere. Mit einem aufmunternden Lächeln klopft sie auf den Platz neben sich. "Ist es wegen dem Thema Heirat?", fragt sie, als ich mich setze. Sofort bestätige ich es ihr. "Ach, Shana. Can ist seit dem er dich kennt sensibel geworden, mach dir nichts daraus. Er möchte dich unbedingt heiraten und dass du dir Zeit lässt, stört ihn halt. Er möchte dich so schnell wie möglich sein Leben lang bei sich haben." Aber das hat er doch schon? Ich nicke einfach nur und schließe seufzend die Augen.

Als die beiden Miststücke unten geklingelt haben, bin ich unter dem Vorwand, dass ich meine Mutter anrufen muss, ins Zimmer gegangen. Ich werde die beiden ganz sicherlich nicht begrüßen. Aber was ist, wenn Helin das ausnutzt und Can umarmt? Ich verspanne mich sofort und als ich die Stimmen der beiden höre, wird es nicht besser. "Can, wie geht es dir, mein Junge?" Gott, diese ekelerregende Stimme der Mutter, lässt mich erschaudern. Ich höre wie Cans Mutter mit Helins Mutter in das Wohnzimmer geht, weswegen ich schnell aus der Tür trete und sofort in Helins Blickfeld gerate. Schade ist es, dass ich sie nicht ansehe, sondern mich bei Can einhake. Du kriegst ihn nicht! Genau das soll mein nonverbaler Satz sein. Auch wenn ich Helin nicht anschaue, müsste sie es erstanden haben. Sie läuft schnaubend an uns vorbei, was Derya kichern lässt. "Müssen wir ins Wohnzimmer?", frage ich, woraufhin uns Cans Mutter ins Wohnzimmer ruft. Etwas weniger freiwillig setze ich mich mit Can und Derya den beiden Schabracken gegenüber hin und schaue auf die kleinen Süßigkeiten. "Und Can? Wie läuft das Studium?", fragt Helins Mutter. "Gut, bin gerade bei meiner Doktorarbeit." Sie und Helin geben einen erstaunten Laut von sich. "Also kann ich dich schon Doktor nennen." Die Tochter und Cans Mutter stimmen mit ihr in ein Lachen ein, weswegen ich leicht die Augen verdrehe. Wenn dann nur Dr. Cand. Can Jamil, mehr nicht. Ich bin echt froh, dass ich mich beherrschen kann. "Und was studierst du, ähm... ?" Ich sehe etwas kalt zu der Mutter hoch und bin mehr als nur froh, dass Cans Mutter für mich spricht, denn mein Ton wäre in diesem Moment einfach nur unfreundlich und kalt. "Shana. Sie studiert ebenfalls mit Can Medizin." Stolz zwinkert sie mir zu, was mich lächeln lässt. "Ach so." Ja, ach so. Was studiert denn deine verdorbene Tochter? "Und du Helin, was studierst du?", frage ich leicht hinterhältig und lächele gespielt. Ich sehe ihr, ihre Eifersucht an. Da hilft ihr auch kein Make-Up der Welt. "Helin macht eine Ausbildung." Es kommt mir gerade so vor, als ob die Mutter versucht Helin zu retten. Es ist nicht unüblich, dass Kurden durch ihren Beruf höher oder tiefer bei anderen stehen. Eine Medizinstudentin ist natürlich ganz oben und wenn jemand eine Ausbildung macht, dann ist es weiter unten. "Ach wirklich? Ich dachte, sie wollte die Schule weitermachen." Es ist schade, dass Cans Mutter wirklich überrascht ist. Aber sie hat nun mal ein reines Herz, die süße Frau. "Ja, aber dann wollte sie lieber schnell in die Arbeitswelt eintauchen." Aha. Bestimmt hat sie statt zu lernen, die Zeit mit Jungs genutzt. "Und seid ihr schon... lange zusammen?" Etwas argwöhnisch schaut mich die Mutter an und fährt sich über ihr Kinn. "Seit April", antwortet Can. "Ich schaue dann kurz nach dem Essen." Cans Mutter will aufstehen, woraufhin ich sie aufhalte. "Das kann ich machen." Ich lächele sie an, was sie erwidert und gehe in die Küche. Wenn die beiden mich schon inspizieren wollen und Fehler aufgabeln wollen, spiele ich heute die perfekte Schwiegertochter. In der Küche angekommen, grinse ich einmal perfide und schaue mit das ganze Essen an. "In fünf Minuten können wir anrichten", sage ich freundlich und setze mich wieder hin. Cans wissendes Lächeln liegt auf mir, woraufhin er kaum vernehmbar den Kopf schüttelt. Er denkt sich bestimmt, dass ich unmöglich bin. Unmöglich, aber genial. Wir reden noch etwas, bevor wir in die Küche treten.

Wir richten alles an, wobei mein abschätzender Blick auf unsere Besucher kurz liegt. Es ist ja wohl nichts neues, dass weibliche Besucher in unserer Kultur so gut wie immer mithelfen. Pff, Idiotinnen. Da ich so gütig bin, kriegen die beiden als letztes Teller und Besteck. Das Essen verläuft recht still, doch das macht mir überhaupt nichts aus. So muss ich die Stimmen der beiden Ratten nicht ertragen und kann mich dafür innerlich mehr über das Aussehen von Helin aufregen. Man sieht ihren gottverdammten BH durch ihr dünnes, rosafarbiges Oberteil. Ihre angeklebten Wimpern sehen aus wie schwarze Fächer und ihr Highlighter erinnert mich an Alufolie. Und soll dieser grüne Kajal bei der Mutter symbolisieren, dass sie eine grüne Mamba ist oder was? "Can, ich muss wirklich zugeben, dass du ein echt hübscher Mann geworden bist." Ja, das weiß ich auch. Deswegen gehört er unter anderem auch mir. "Dankeschön", sagt Can und lächelt Helins Mutter an. Wieso lächelt er?! "Helin ist auch hübsch geworden." Schwiegermutter, ich liebe dich wirklich, aber kannst du bitte aufhören so nett zu sein? "Ach, ich habe die beiden wieder als Kleinkinder in Erinnerung, wie sie gespielt haben und wie wir Can einen Anzug und Helin ein kleines Brautkleid angezogen haben. Ich stelle sie mir immer noch als Braut und Bräutigam vor." Ich lasse mein Besteck in meinem Teller fallen und sehe vollkommen trocken zu dieser hinterhältigen Frau. Cans Hand legt sich auf meinen Oberschenkel und drückt leicht zu. "Zu schade, dass das niemals passieren wird. Es wäre mehr als nur respektvoll mir und meinem zukünftigen Mann gegenüber, wenn dieses heimliche Verkuppeln zwischen Can und Helin aufhören würde." Meine Stimme ist ein kaltes Etwas, was die Mutter vor Scham rot werden lässt. Ich bin mal wieder überrascht, dass ich sie nicht angeschrien habe, sondern erstaunlich ruhig geblieben bin. Ich lächele noch einmal gefälscht und sehe, dass Can es ebenfalls tut, bevor ich meine Cola trinke und mich erhebe. "Mutter, sag mit bitte Bescheid, damit ich beim aufräumen helfen kann." Ich drängele mich an Can vorbei und wasche mir kurz die Hände. "Aber du hast ja fast nichts gegessen", sagt sie und schaut leicht besorgt. "Ich habe gerade keinen starken Appetit, ich esse dann später wieder etwas." Diese gottverdammte Schlange! Ich könnte so ausrasten! Langsam schließe ich Cans Zimmertür und setze mich aufs Bett. Ich muss ruhig bleiben. Ich darf keines Wegs ausrasten. Ich bleibe einfach im Zimmer, sodass ich weder die Eine noch die Andere sehen muss. Einige Minuten später kommt Can ins Zimmer, den ich aus Frust sofort umarme. "Alles okay?", fragt er mich, woraufhin ich den Kopf schüttele. "Ich hätte gerade eben am liebsten meinen Teller Reis nach ihr geschmissen. Was fällt dieser Frau eigentlich ein?", gebe ich leise von mir, obwohl ich in so einer Situation immer schreie. "Ignoriere sie einfach für heute. Sie ist morgen sowieso weg, Shana." Zärtlich streichelt er meine Seiten und küsst mich, bevor er meinen Kopf auf seine Brust legt und mit meinen Haaren spielt. "Wusstest du, dass es mich ziemlich stolz gemacht hat, dass du ihr deine Meinung gesagt hast?" Ich lächele leicht. "Vor allem das mit dem zukünftigen Mann und mit Mutter. Meine Mutter hat total gestrahlt, auch wenn sie danach etwas betrübt war, weil du gegangen bist." Ich brumme sofort. "Sie soll sich nicht betrübt fühlen. Ich esse später sowieso etwas oder ganz viel", nuschele ich zum Schluss. "Spielen wir heute Mau-Mau?", fragt er mich vorsichtig, was ich lächelnd bestätige. "Ich werde wieder gewinnen." Spöttisch lacht er auf. "Nein, wirst du nicht und diesmal machen wir Strip-Mau-Mau daraus", raunt er in mein Ohr, was meinen Rücken hinunterkitzeln lässt. "Nein, machen wir nicht." Er pikst mir in die Seiten und leckt mir über meinen Hals, was mich lachen lässt. "Sicher?" Sein Raunen lässt meinen Bauch kribbeln, weswegen ich mich von ihm entferne und sicher nicke. "Irgendwann tun wir es." Er zwinkert und küsst mich dann.

Am späten Abend sitzen Can und ich mit Derya in ihrem Zimmer und spielen Mau-Mau. "Ich setze zwei Euro auf Shana." Süffisant grinse ich Can an und recke mein Kinn. "Was kriege ich, wenn ich gewinne?", fragt Can und mischt die Karten, was so unfassbar sexy aussieht. "Gar nichts. Du hast mich, das ist ein Gewinn für das ganze Leben", kommt es selbstverliebt von mir. Ich nehme mein Handy und schalte Musik an, woraufhin ich leicht im Sitzen tanze. "Eher eine Bestrafung Gottes." Empört schnappe ich nach Luft und schnaube. "Heute ist Gegenteiltag." Ich lache mit Derya und sehe dann zu Can, der mir zehn Karten gibt. Er nimmt eine Karte vom Stapel, welche eine Pik drei ist und lässt mir den Vortritt. Sofort lege ich eine Pik acht und dann eine Pik sieben, weswegen ich gehässig lache. "Hexe." Er zieht zwei Karten und legt eine Pik fünf. "Ich glaube, du kannst jetzt schon aufgeben." Ich habe total viele Herzen und dass Can eine fünf gelegt hat, kommt mir sehr gelegen. "Jetzt setzt du die Herzen ein. Eine Metapher?" Can legt ebenfalls ein Herz, weswegen ich wieder ein Herz lege. Als Can dann die Herz sieben legt schaut er mich grinsend an, was ich zu gerne erwidere. "Zieh vier Karten." Selbstsicher schmeiße ich die Herz sieben auf den Stapel und lache dann. "Du schummelst." Meine Augenbrauen heben sich. "Ich schummele? Du hast einfach nur schlechte Karten, mein Lieber." Er murrt und stöhnt dann genervt auf, als er die vier Karten zieht. "Leg deine Karte, ich habe keine passende." Sofort lege ich meinen Herzbuben. "Ich wünsche mir die Herz neun." Er verdreht seine Augen und zieht eine Karte. Meine Herz neun lege ich, woraufhin er seine Karo neun legt. Ich habe noch drei Karten und sollte mir langsam einen Wunsch überlegen. "Derya, was kann ich mir wünschen?", frage ich, als ich die nächste Karte lege. Als es an der Tür klopft, schauen wir alle, wer reinkommt und stöhnen innerlich genervt auf. Ich weiß, dass wir alle innerlich aufstöhnen, denn wenn Helin vor der Tür steht, stöhnt keiner vor Erregung auf. Cans Mutter lächelt uns wieder lieb zu, was ich erwidere. "Hast du Hunger? Soll ich dir etwas rein tun?" Ich schnalze mit meiner Zunge. "Ich mach das gleich, setz dich hin." Sofort schüttelt sie ihren Kopf. "Ich komme gleich wieder." Helin betritt das Zimmer, weswegen es leise wird. Die Musik schalte ich aus, da mir die Lust darauf vergangen ist und räuspere mich. "Den Wunsch kannst du mir nicht erfüllen", sage ich zu Can und ziehe kurz die Augenbraue hoch. Was zur Hölle sucht dieses Mädchen jetzt in Deryas Zimmer? Woher kommt dieser Sinneswandel, dass sie nach Stunden in das Zimmer kommt? Ich würde Can jetzt einfach aus reiner Provokation küssen, aber da ich mich vor Derya schäme und weiß, dass Helin dann lästern würde und somit Gerüchte entstehen, lasse ich es sein. Cans Mutter kommt mit einem Tablett rein, welches ich ihr sofort abnehme und mich bedanke. "Willst du, Can?" Er schüttelt seinen Kopf. "Derya, du?" Auch sie verneint es. "Sicher?" Sie nickt. "Can, bist du-," "Ja, Shana." Er nimmt meinen Löffel und steckt ihn mir in meinen Mund. Ich schaue Can während des Essens an und irgendwie kommt es mir so vor, als ob das Essen noch besser schmeckt, als davor. Ich sollte Can öfters anschauen, wenn ich esse. Das Spiel verschieben wir einfach.

Er grinst mich an und zieht anzüglich seine Augenbraue hoch, während ich ihn kauend begaffe. Seine Beine sind angewinkelt und seine rechte Hand wird von seinem Knie angestützt, was ihm diese lässige und total sexy Ausstrahlung gibt. Du kannst ja zwischen seine Beine gehen. Ich verschlucke mich und huste heftig, weswegen Can mir auf den Rücken klopft. "Dreckige Gedanken?", flüstert er mir zu, woraufhin ich den Kopf schüttele und die Hitze in meinem Gesicht spüre. "Du Lügnerin." Er klopft mir ein letztes Mal auf den Rücken und entfernt sich lachend von mir. Natürlich tue ich jetzt so, als ob nichts passiert ist und schaue nur noch verstohlen und heimlich zu Can, während ich weiter esse. Helin steht auf und läuft an uns vorbei. "Can, möchtest du etwas trinken?" Fragt man nicht für alle oder wenigstens noch für seine Schwester?! Wie sehr ich ihr das ins Gesicht schreien will, doch ich beherrsche mich. "Cola." Als die Schabracke das Zimmer verlässt schnaube ich. "Wieso hat sie nicht für Derya gefragt?" Wütend schaufele ich das Essen in mich hinein und lege den leeren Teller zurück auf das Tablett, wo ich mir die kleine Schüssel Salat nehme und sie zügig leer mache. Als Fräulein Unbeliebt wieder hineinkommt, gibt sie Can das Glas, welches er mir weiterreicht. Ich will Can hier und jetzt abknutschen, bis er stirbt, denn im Spiegel sehe ich Helins entgeisterten Gesichtsausdruck. "Danke, Schatz." Lächelnd trinke ich die Cola und biete sie Can und Derya an, bevor ich sie austrinke. "Hier, Can und diesmal auch wirklich für dich." Helin hält ihm, ihr Glas Orangensaft hin, weswegen ich mich verspanne. Nicht nur, weil ihre schmutzigen Lippen am Glas waren, sondern auch, weil Can Orangen aus einem bestimmen Grund nicht mehr sehen kann. "Nein", nuschelt er und schiebt das Glas weg. Ich spüre, wie sich Druck in ihm aufbaut. "Wieso nicht? Du magst Orangen doch." "Tut er nicht", presse ich hervor, als ich Cans Gesichtsausdruck sehe und ihr das Glas am liebsten aus der Hand schlagen will. "Hör zu, nur weil du mit ihm zusammen bist, heißt es noch lange nicht, dass du ihn besser kennst als ich", blafft sie mich an, was mich trocken auflachen lässt. "Ich kenne ihn besser als du, denn sonst wüsste ich doch nicht, dass Can Orangen verabscheut und jetzt nimm das Glas weg von Can", zische ich. Etwas unangenehm fährt sich Can über seinen Arm und über seine Augenbraue, was mir das Herz zerreißt. Mein armer Can muss wegen dieser Schlampe an das schlimmste Ereignis seines Lebens denken. "Für wen hältst du dich eigentlich?", kommt es zickig von ihr, weswegen ich aufstehe. Derya hält mich am Arm zurück, weswegen ich tief einatme. "Für seine Freundin und für seine zukünftige Ehefrau", gebe ich ganz ruhig von mir. Erstaunlich ruhig. "Und als seine Freundin und zukünftige Ehefrau habe ich das Bedürfnis und auch die Aufgabe, meinen Mann, welcher Can ist, vor Sachen zu schützen, die ihm nicht gut tun und dieses Glas Orangensaft tut es, nur bist du zu dumm, um es zu wissen", kommt es am Ende doch etwas zynisch von mir. "Jetzt nimm dein beschissenes Glas, trink den Inhalt und belästige meinen Mann nicht mehr." Ich nehme das Tablett, gebe Can einen Kuss auf die Stirn und bringe das Tablett in die Küche, wo ich mir kurz die Haare raufe. Sollte ein Abend nicht entspannt zugehen? Ich habe ja vollkommen vergessen, dass ich mich nicht entspannen kann, wenn da zwei Schlangen in derselben Wohnung sind, wie ich.

Als es dann eine Stunde später schon Mitternacht ist und zwei Matratzen im Wohnzimmer liegen, schmeiße ich mich seufzend auf meine, nachdem ich mir meine Zähne geputzt habe. "Ich bin echt stolz auf dich, Shana." Ich lächele Derya an und schlage bei ihr ein. "Ich musste mich wirklich beherrschen." "Das habe ich gesehen. Du musstest Can Gesicht sehen." Interessiert schaue ich Derya an und warte, dass sie weiter spricht. "Er war total stolz. Es hat ihn total gefreut. Seine Augen haben wirklich gestrahlt, sie wurden ein Ticken heller." Sie werden heller? "Ist dir das noch nie aufgefallen?" Ich schnalze Kopfschüttelnd mit meiner Zunge.

"Das liegt auch daran, dass er immer glücklich ist, wenn er dich sieht."

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Kapitel kam etwas später, da ich mit einigen Behinderungen in einer Gruppe diskutieren und sie zum schweigen bringen musste, woraufhin ich meinen Frust bei meiner Freundin auslassen musste. Menschen sind echt, aber auch wirklich dumm.

- Helo

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