Kapitel 72

Am Morgen wache ich entspannt auf und strecke mich ausgiebig. "Die Prinzessin ist wach!", trällert Ramazan. Anscheinend war mein Ächzten und Quietschen sehr laut. Die Tür geht auf, woraufhin Can sich vor mich stellt und mich liebevoll ansieht. Er sieht so süß aus dabei. "Gut geschlafen?" Ich nicke und schließe meine Augen wieder. "Bin aber noch müde." Ich höre ihn seufzen. "Du bist auch nie richtig wach, nicht wahr?" Ich nicke und entferne die Decke von mir, da es so warm ist und drehe mich auf den Bauch. "Das ist ein sehr schöner Anblick, nur musst auch du aufstehen und etwas essen." Ich murre, woraufhin ich hochgezogen und getragen werde. "Lass mich etwas anderes anziehen. Mit der Short gehe ich nicht zu den Jungs", murmele ich und fahre mir über meine Augen. "So hätte ich dich auch nicht gelassen." Vor dem Schrank lässt er mich ab und gibt mir meine Jogginghose, die ich hier gelassen habe, für bestimmte Fälle versteht sich. Das Tank Top tausche ich gegen mein T-Shirt und schlürfe müde in die Küche. "Ouh", nuschele ich, als alles schon gedeckt ist. "Ihr wart fleißig." Ramazan und Malik nicken eifrig. Das Frühstück sieht verdammt gut aus. Es gibt Pfannkuchen. Ich bin zwar nicht der größte Fan von süßen Speisen, aber da die Jungs sich so eine Mühe gemacht haben, kriege ich große Lust drauf. Auch Erbeeren sind vorhanden. "Keine Sorge, ich habe vorsichtshalber Laktose-Tabletten und ein Antiallergikum bei mir", informiert Can mich, woraufhin ich nicke. "Sie ist nicht einmal ganz wach", höre ich Malik sagen, was mich schmunzeln lässt. "Doch, na ja, irgendwie. Ich müsste ausgeschlafen sein", nuschele ich und will jeden umarmen, nur fühle ich mich gerade etwas verlegen, weswegen mein Anlauf total komisch aussieht, vor allem, da meine Arme sich heben und senken. Schnell umarme ich Malik, was ihn lachen lässt und murmele ein Danke. Dasselbe mache ich bei Ramazan, nur dass er mich mit wackelnden Augenbrauen und einem Grinsen ansieht und mich zerdrückt. Zu Letzt sehe ich verlegen zu Can und merke, wie warm mir wird. Langsam laufe ich und drücke mein Gesicht beim Umarmen in seine Brust, was ihn lachen lässt. "Dankeschön", flüstere ich und lache leicht. Das muss sein, da sie so süß sind. Ich setze mich hin und kriege von Can die Medikamente in die Hand gedrückt, die ich unter seiner Kontrolle zu mir nehme. Beim Essen werde ich immer wacher und bemerke Ramazans komischen Gesichtsausdruck. "Was?", nuschele ich. "Ramazan", ermahnt Can ihn, weswegen ich meine Augenbrauen zusammenziehe. Can hat irgendetwas geplant und anscheinend sind Ramazan und Malik sehr davon überzeugt. "Ich will es auch wissen", murre ich Can an, woraufhin Can meinen Kopf tätschelt und ihn dann wieder zum Tisch dreht. "Essen, nicht meckern." Ich brumme und esse weiter den Kartoffelbrei, den Can perfekt hinbekommen hat. "Triffst du dich heute wieder mit Meryem?", frage ich schmunzelnd, woraufhin Ramazan grinst. "Wir arbeiten am selben Platz. Ich kann also jeden mit Säure bewerfen, der sich ihr nähern will." Can würde sie mit Skalpellen abschmeißen. "Und du triffst dich heute mit Saliha?" Malik nickt lächelnd. "Sie hat irgendetwas vor, was sie mir nicht sagen will." Da haben wir ja etwas gemeinsam. Vielsagend schaue ich zu Can, der meinen Kopf wieder zum Tisch dreht. "Essen, Shana." Ich verdrehe meine Augen und esse weiter. Can wird es mir eh nicht sagen. Ich muss mich nur etwas gedulden, dann weiß ich es auch. Ich hoffe einfach, dass es nichts großes ist. Das Kleid und die Schuhe haben schon gereicht. "Steht es denn schon fest, wann ihr nach Barcelona fliegt?", frage ich und will auch weg, nur wäre es nicht so prickelnd. Vielleicht würde ich es ja hinkriegen, aber ich will nichts riskieren. "Eine Woche nach dem Semesterferien", antwortet Malik. "Und wie lange bleibt ihr?" Wir haben schließlich drei Monate lang Semesterferien. "Das steht noch nicht fest. Vielleicht zwei Wochen. Die Mädchen wollen länger bleiben." Ich nicke. Die beiden werden auf jeden Fall versuchen braun zu werden, was ihnen eh nicht gelingen wird, außer vielleicht eine Nuance. Gerade will Habib auf meinen Schoß springen, da nimmt Can ihn weg, weswegen ich ihm mit zusammengezogen Augenbrauen ansehe. "Deine Augen sind schon leicht gereizt, da macht Habib es nicht besser." Mürrisch strecke ich ihm die Zunge raus. Nur weil ich einpaar Allergien habe, sterbe ich ja gleich nicht. Wir essen zu Ende, woraufhin Can mich ins Zimmer nötigt, damit ich nicht abwasche. "Du hast Geburtstag, Shana." Mürrisch zucke ich mit meinen Schultern. "Nein, Shana. Du bleibst hier." Schnaubend drehe ich ihm den Rücken zu und laufe zum Schrank. "Dann gehe ich duschen." Ich suche nach einer Unterhose, woraufhin mein Herz schneller schlägt. "Was ist das?!" Ich halte den roten Bikini hoch, woraufhin Cans Augen sich weiten. Meine Augen füllen sich sofort mit Tränen und meine Atmung beschleunigt sich. "Ganz ruhig, nicht weinen!" Ich schmeiße es nach ihm, woraufhin er es auffängt und es hinlegt, bevor er auf mich zukommt. "Geh weg!"

Can sieht mich besorgt an, was mir komplett am Arsch vorbei geht. "Was sucht das in deinem Schrank?!" Er zieht mich in seine Arme, weswegen ich mich wegdrücken will, doch er lässt es nicht zu. "Shana, ganz ruhig." Ich schüttele meinen Kopf und versuche nicht zu weinen, während ich mich wegdrücke. "Wem gehört es?!" Mir egal, ob Ramazan und Malik es hören. Ich spüre gerade nur mein Herz gegen meine Brust hämmert. "Das ist für dich, Shana." Ich drücke ihn weg. "Denkst du, ich glaube-," "Shana, jetzt kommt bitte runter", sagt Can sanft und nähert sich mir langsam, woraufhin er mir die Tränen aus dem Augenwinkel wegwischt. "An deinem Geburtstag darfst du nicht weinen." Liebevoll sieht er mich an und küsst meine Stirn bevor er einen Arm um mich legt und mich zu seinem Schrank führt. Diese zarten Gesten lassen mich schmelzen, obwohl ich hart sein will. "Siehst du?" Er holt das Unterteil hervor und zeigt auf den Bikini. "Es war eigentlich verpackt, nur konnte ich mich nicht beherrschen und musste es sehen. Das Ganze ging dann so schnell, dass ich es aus Rage in den Schrank getan habe." In meinem Brustkorb fühlt es sich so komisch an. Es ist ein Druck da, aber auch gleichzeitig Entlastung. "Ich wollte wieder schwimmen gehen, wie in-," "Wie in alten Zeiten?" Lächelnd sehe ich ihn an, woraufhin Nostalgie auftritt. "Gehen wir an den Kanal oder an einen Strand?", frage ich, was er verneint. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und ziehe die Nase hoch, bevor ich mir den Bikini ansehe und alleine wegen der Marke wieder weinen und ausrasten könnte. "Can, das ist nicht dein beschissener Ernst!" Liebevoll grinst er mich an. "Can", flüstere ich und blinzele meine Tränen weg, da ich immer wieder Schuldgefühle kriege. "Ich nehme das nicht an, nein. Das kannst du vergessen!" Ich fächere mir Luft zu, woraufhin Can lacht und mich wieder in den Arm nicht. "Can, das ist zu viel des Guten. Was soll ich dir dann schenken? Ich muss dann wirklich auf die Knie gehen für dich", gebe ich verzweifelt von mir, was ihn kehlig lachen lässt. "So prickelnd sich das Ganze auch anhört, werde ich nichts annehmen." Meine Lippe fängt an zu beben, weswegen Can mich besorgt ansieht. "Hey, Shana, nicht weinen." Ich schüttele meinen Kopf und sehe bockig zu Boden. "Das ist alles viel zu teuer, Can. Das sind alles über zweihundert Euro, von wo hast du das ganze Geld her?", frage ich und versuche nicht hysterisch zu werden. Andere geben erst so viel aus, wenn sie verheiratet sind und wir sind gerade mal zwei Monaten zusammen. "Ich arbeite doch bei Dulf's Burger?" Zynisch sehe ich Can an. "Und da verdienst du so viel?!", fauche ich und haue ihn. "Ja, außerdem habe ich sowieso Geld auf dem Konto, da ich mir nichts großes kaufe. Es sind schon über tausend Euro, das ist nicht schlimm." Ich schreie auf. "Du schickst das zurück!" Er schüttelt seinen Kopf. "Doch!" Wieder schüttelt er seinen Kopf, woraufhin ich mich fassungslos auf das Bett setze und mir die Hand vor den Mund halte. "Freu dich doch, Shana." Düster blicke ich Can an. "Freuen? Ich soll mich freuen? Ich soll mich freuen, dass mein Freund mir Sachen im Wert von über zweihundert Euro gekauft hat, obwohl ich, nein, wir beide, damit einverstanden waren, uns nichts zu holen. Deine liebliche Freundin ist nämlich zu inkompetent, um Geschenke zu kaufen, während ihr Freund wohl genügend Erfahrung und Geschmack und dazu noch Geld besitzt!" Er blinzelt mehrere Male hintereinander und fährt mir beruhigend den Rücken auf und ab. "Tief einatmen." "Ich will nicht einatmen!", gebe ich temperamentvoll von mir und seufze. "Das ist viel zu viel, Can. Ein Tüte Chili Cheese Nuggets hätte mir gereicht." Ich wische mir über meine Augen und versuche mich zu beruhigen. "Aber das ist viel zu weni-," "Sei leise!", herrsche ich ihn an, woraufhin ein Seufzer meinen Mund verlässt. Er kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich bei einem gottverdammten Victoria Secret Bikini ruhig bleibe. Vor allem, da er mir noch High-Heels im Wert von über hundertzwanzig Euro geholt hat. "Can, das ist alles viel zu viel", nuschele ich und sehe mir den roten neckholder Bikini an, der in der Mitte einen Kristall in Form einer Blume besitzt. "Gott, dann muss ich dir ein Auto zur Kompensierung kaufen." Beschämt, wegen seiner Großzügigkeit, halte ich mir die Hände vor mein Gesicht. "Ich will nichts. Ich habe das bekommen, was ich will und das reicht mir, Shana. Mach dir bitte keine Sorgen und vor allem nicht heute, okay?", sagt Can, während er mir die Hände von meinem Gesicht runter nimmt. "Versprich mir, dass du dich heute nicht weiter mit Schuldgefühlen plagst." Zweifelnd sehe ich ihn an. "Versprich es", fordert er, woraufhin ich seufzend nicke. "Ich versuche es." Er küsst meinen Scheitel und drückt mich an sich. "Dankeschön, Can." Ich lege meinen Kopf in seine Halsbeuge und schließe meine Arme um ihn. Es ist wirklich katastrophal, dass er so viel Geld für mich ausgegeben hat, doch an ihm kann man nicht rütteln. "Aber das wäre wirklich nicht nötig-," "Doch und jetzt keine Widerrede mehr." Er steht auf und holt mir eine Unterhose raus, die ich verlegen annehme, woraufhin ich meinen BH aus meiner Tasche hervor ziehe und es unter mein T-Shirt tue. "Soll ich dir unter der Dusche helfen?", fragt Can und grinst schelmisch. "Nein, das kriege ich gut alleine hin", versichere ich ihm und husche ins Bad, wo ich nach Cans Rasierer suche und drei Stück finde. "Na toll." Ich rufe nach Can, der sofort zur Tür kommt. "Du brauchst doch Hilfe?" Ich nicke, woraufhin er dreckig grinst. "Welcher ist dein Rasierer?" Etwas enttäuscht schmollt er und zeigt auf den blau-silbernen Gillette Rasierer. "Ich kann dir ja beim rasieren-," "Raus, Can." Schmollend läuft er raus, woraufhin ich die Tür abschließe und die Klinke drei Mal runterdrücke, um auch wirklich sicher zu sein, dass sie abgeschlossen ist.

Nach dem Duschen laufe ich mit nassen Haaren ins Zimmer. Mir fällt erst jetzt ein, dass ich kein Glätteisen dabei habe. Na ja, ich konnte ja auch schlecht wissen, dass Can mich so beschenkt und etwas vorhat. "Wie soll ich meine Haare glätten?" Can schüttelt seinen Kopf. "Mit Locken wird es noch besser aussehen", sagt er und fährt mir über mein Haar. "Aber ich habe keinen Schaumfestiger." Ich schürze meine Lippen und knete meine Haare. "Dann gehe ich kurz eins holen." Ich schüttele meinen Kopf, woraufhin Can mich finster ansieht. "Still." Er kommt auf mich zu hebt mein Oberteil an, weswegen ich erschrocken die Luft einziehe und zieht den Bund hoch, woraufhin er grinst. "Steht dir", sagt er schmunzelnd und lässt wieder von mir ab, bevor er aus dem Zimmer geht. Meine Haare lasse ich nach vorne fallen und knete sie, während ich mich mit meinem Handy beschäftige. Es gibt nichts Neues, weswegen ich meine Mutter anrufe, die mich versucht hat zu erreichen, als ich unter der Dusche war.

"Na endlich!" Ich lache

"Wie geht's?"

"Ganz gut und dir? Alles gute, mein Kind." Ich lächele und bedanke mich.

"Sehr gut. Was macht ihr Schönes?" Ich höre sie seufzen.

"Ach, nichts. Ich habe neue Teller gekauft. Zwanzig Stück für zehn Euro." Ich nicke beeindruckt.

"Hört sich doch gut an."

"Ja, meine Freundinnen und ich haben uns die letzten geschnappt." Ich lache leise.

"Was machst du denn so?" Sofort versteife ich mich.

"Ah, nur lernen. Bald fängt das fünfte Semester an und ich muss noch einige Prüfungen schreiben." Es klopft an der Tür, weswegen ich sofort aufstehe und Can mit dem Zeigefinger zeige, dass er leise sein soll. Wieso ist er so schnell zurück?!

"Dann lern lieber weiter. Dein Vater ruft mich bestimmt gleich an, damit wir zu Verwandten fahren. Wir wurden zum Essen eingeladen." Can stellt sich hinter mich und fängt an meinen Nacken zu küssen, weswegen ich versuche keine Laute von mir zu geben.

"Dann ist ja gut."

"Tschüss und lern schön." Er fängt an zu saugen, weswegen mir fast ein Ächzen entkommen.

"Mache ich, ciao." Ich lege auf und schubse Can weg, welcher anfängt zu lachen.

"Das war meine Mutter!" Er nickt. "Ich weiß", sagt er grinsend. Fassungslos sehe ich ihn an und reiße ihm den Schaumfestiger aus der Hand. "Dankeschön", murre ich leise und schüttele die Flasche, bevor ich den Inhalt auf meine Hand gebe und es mir in die Haare einmassiere. "Das kann man auch echt falsch verstehen, vor allem, da du dich so schön nach vorne gebeugt hast." Ich seufze einfach nur, statt zu antworten. Heute ist nicht nur mein Geburtstag, sondern auch der Ich-Mache-Shana-Mit-Freude-Fertig-Tag. Immer noch Kopf über, lege ich mich aufs Bett und lasse meinen Kopf über die Bettkante baumeln, was Can mir nachtut. "Dein Bett ist echt groß", merke ich an. "Es ist ganz okay." Natürlich. Wenn man auch so groß ist, wie du, dann ist alles nur okay, denke ich mir und verdrehe meine Augen, was Can dank meinen Haaren nicht sieht. "Sagst du mir jetzt, wohin es geht?" Can verneint es. "Arschloch." Ich nehme seine Hand und kuschele mich an sie ran, während ich mit der anderen immer noch meine Haare knete, bis sie dann irgendwann noch ein kleines bisschen nass sind und ich sie föhne, woraufhin ich ganz voluminöses Haar habe. "Richtige Löwenmähne." Ich schmunzele und ziehe Can an mich heran. "Du hast die Augen und ich das Haar." "Und zusammen sind wir wunderbar!", schreit Ramazan, der jeweils einen Arm um mich und Can legt, uns aus dem Bad schubst und die Tür dann abschließt, woraufhin ich anfange zu lachen. Im Zimmer fängt Can an, sich meine Haare anzuschauen und wirkt regelrecht fasziniert. "Meine Hand würde stecken bleiben, wenn ich da durch fahre?" Ich nicke und sehe ihn warnend an. "Ich steh auf deine Locken", murmelt er und legt sich hin, woraufhin er meinen Oberkörper auf seinen Bauch legt und über meinen fährt, was mich schmunzeln lässt. "Wann fahren wir los?", frage ich ihn und schließe die Augen. "In einer Stunde", antwortet er gelassen. "Und wohin geht's?"

"An einen Ort, den wir nicht lange genießen konnten."

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