Kapitel 69
Montag, 5. Juni
Seit Freitag schreibt mir Can wirklich fast jede Stunde, dass ich auf mich aufpassen soll, dass ich in der Nähe meiner Brüder und Cousins sein soll und dass ich etwas zur Verteidigung bei mir haben soll. Er hat sogar einen goldenen Schlagring und Pfefferspray für mich besorgt und wollte mir sogar einen Taser auftreiben, doch ich konnte ihn noch überreden beim Schlagring und Spray zu bleiben. Das Kleid wurde besorgt, die Vorbereitungen sind alle erledigt und bald werden meine Ohren von typisch kurdischer Volksmusik misshandelt. Natürlich bin ich gezwungen die ganze Zeit mitzutanzen, obwohl ich nur einen einzigen Tanz kann - es lebe die Demokratie! Meine Schwägerin ist eine sehr sympathische Frau, die gerne meinen Bruder mit mir ärgert. Daraus schlussfolgert sich, dass wir gute Freundinnen werden. "Halt still." Meine Mutter hat Saliha zu meiner Make-Up Artistin eingestellt, die mein Gesicht voll kleistern wollte, doch ich lasse das nicht mit mir machen, also bleibt sie bei den Augen und Lippen. Es verschmiert doch sowieso, wenn Pollen in der Luft sind. Na ja, meine Mutter sorgt schon dafür, dass ich meine ganzen Medikamente nehme.
'Was machst du?' Ich schicke Can ein Foto von Salihas Ausrüstung.
'Sie soll dich nicht zu gut schminken, sonst gucken noch andere.' Ich schmunzele Augen verdrehend.
'Ja, hauptsächlich meine Familie.'
'Wann müsst ihr los?'
'Um 18:00 Uhr müssen wir an der Halle sein. Das wird so langweilig.'
"Mit wem schreibst du denn so Schönes?", säuselt Saliha. "Mit einer Kommilitonin." Es ist ja nicht ganz gelogen. Ich habe ja nur Cans Geschlecht geändert. "Ich hätte nie gedacht, dass du dich mit Menschen anfreundest dort." Habe ich ja auch nicht. Aykan hat sich ja distanziert. "Ich bin ja eine Menschenfreundin." Saliha prustet, weswegen ich sie finster ansehe. "Senk deine Lider wieder."
'Ist dein Kleid eng?', lese ich, als ich das tue, was Saliha mir gesagt hat.
'Nein.'
'Beschreibe es mir.'
'Es ist marineblau, obenrum aus Spitze und es fällt locker über die Hüften.'
'Hört sich gut an.'
'Ich weiß, ich habe halt Geschmack.'
'Und ist dein BH auch marineblau?' Ich verdrehe meine Augen. Das war ja klar.
'Ich habe keinen an.' Ich verkneife mir ein Lachen. Er tippt und hört wieder auf zu schreiben und das dreimal.
'Wie?'
'Ich brauche keinen.'
'Also bist du unter dem Kleid fast nackt?'
'Ist man unter der Kleidung nicht immer nackt?' Ich kann mir vorstellen, dass seine Augen geweitet sind.
'Na ja, unter der Kleidung trägt man ja was, aber du hast anscheinend nur ein Höschen an.'
'Du hast doch ein Höschen an, oder?' Ich bestätige es ihm schmunzelnd.
"Komm, du bist fertig. Ab zum Frisör." Schnell stehe ich auf und hoffe, dass sie nichts mitgelesen hat. In meine Tasche packe ich Deo, Parfüm, ein Ladekabel für Unterwegs ein und noch weiteren Krimskrams, bevor ich mir meine High Heels anziehe und mit meiner Schwägerin, Saliha und meiner Mutter zum Frisör fahre.
'Und der hat welche Farbe? Marineblau?'
'Komm her und schau nach', tippe ich schmunzelnd.
'Okay.'
'Ich glaube, ich kaufe dir irgendwann Unterwäsche.'
'Nein, danke. Ich besitze mein eigenes Geld', widerspreche ich Can.
'Psht, dann werde ich dich verspeisen.' Ich presse meine Lippen aufeinander und dimme meine Helligkeit.
'Sexting, wie in alten Zeiten?'
'Glaub mir, mein Herz, das war noch nichts.'
'Dann bin ich echt gespannt, falls es passiert.'
'Kommt noch, keine Sorge.'
'Du hast echt keinen BH an?' Anscheinend stört es ihn oder es gefällt ihm.
'Echt nicht. Im Kleid ist sozusagen ein BH mit eingebaut.'
'Und andere können durch die Seiten nicht deine Brüste sehen?'
'Nein, Can.'
'Gut.'
'Aber du kannst mir ruhig ein Foto schicken, wie du unter dem Kleid aussiehst.'
'Ich passe', entgegne ich.
'Schade. Ich hätte ja schauen können, ob da irgendwelche Knoten sind.'
'Das kann ich auch alleine.'
'Dann kann ich ja zuschauen.'
'Can?'
'Ja?'
'Bist du gerade erregt?'
'Kann sein.'
'Dann geh dir einen runterholen, statt mich zu belästigen.' Kopfschüttelnd sehe ich auf und schaue dann wieder auf mein Handy.
'Da ich dich als Vorlage habe, wird es mir ein Vergnügen sein.' Ach, Can.
'Jetzt fühle ich mich aber geehrt.'
'Das solltest du auch. Ich hoffe, dass du auch an mich denkst, wenn du es dir machst.' Meine Augen weiten sich und mein Mund öffnet sich empört. Das hat er nicht geschrieben!
"Was ist los?", fragt Saliha, die mich wohl beobachtet hat. Ich hoffe so sehr, dass sie nicht auf mein Handy geschaut hat, als wir an einer Ampel stehengeblieben sind. "Nichts, nur wegen einer Lösung. Ich habe sie falsch." Ich sehe wieder auf mein Handy und weiß nicht, was ich eintippen soll.
'Nein!', schicke ich dann entrüstet ab.
'Schäm dich nicht, Shana. Masturbation ist etwas ganz normales.'
'Ich weiß, dass es etwas ganz Normales ist!' Sein dreckiges und neckendes Grinsen kann ich mir schon vorstellen.
'So etwas normales kannst du dann auch dokumentieren. FaceTime ist noch besser.' Meine Augen verdrehen sich sofort.
'Ich lehne ab. Muss in den Salon.'
Nachdem meine Haare irgendwie gemacht worden sind und bei den anderen auch alles sitzt, fahren wir zurück, wo meine Verwandte vor dem Haus randalieren und zur Musik tanzen. Anhand des Autos weiß ich, dass auch mein Bruder zurück ist und schon auf seine Frau wartet. Gott, wenn ich heirate, dann wird es auch so sein? Ich würde mich total schämen, wenn mir alle dabei zusehen, wie ich meinen Mann sehe. Mein Gesicht würde knallrot werden und wenn er noch meine Stirn küsst, dann würde ich explodieren, da ich mich einfach so sehr schämen würde. Es wäre eine Mischung aus purer Freude und purem Scham. Ja, das wird sehr prickelnd. Ich werde angetippt, woraufhin ich mich zu Cihan drehe und ihn überrascht ansehe. Ihn habe ich ja vollkommen vergessen. Schüchtern lächele ich und muss sofort an Can denken. Er würde totale Panik schieben und vielleicht sogar Palaver. Wir laufen alle hoch, doch ich kriege nicht viel mit, da fast alle vor mir stehen. Ist ja nicht so, dass die Schwester eigentlich priorisiert wird, nein, bloß nicht! Drängelt euch ruhig alle vor, ich kenne ihn ja nicht nur mein ganzes Leben lang und wohnte mit ihm unter einer Decke. Ich quetsche mich durch eine Ecke und kriege noch etwas mit, bevor wir wieder nach unten gehen und mit den Autos zum Saal fahren, wo jedes Auto die ganze Zeit hupt und wir alle der Grund sind, warum der Verkehr so stockend ist.
'Richte dein Kleid.' Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Cans Kontrolle und Paranoia reichen ja bis hier hin.
'Sonst noch was, Boss?'
'Du könntest deinen schnuckeligen Arsch zu mir bewegen.'
'Sorry, bin im Auto.'
'Wie wäre es mit Sex im Auto?' Meine Augen weiten sich wieder empört.
'Can, wenn ich dich sehe, dann schlage ich dich.'
'Am Ende wird deine Hand schmerzen und meine Haut kitzeln, du Zwerg.'
'Nicht, wenn ich mein Knie benutze und es zwischen deine Beine ramme', kontere ich schmunzelnd.
'Wenn ich dich danach nicht umbringe, dann hast du echt Glück.'
'Wenn du danach noch laufen kannst, dann hast du echt Glück.' Ein Heiligenschein-Emoji füge ich noch am Ende hinzu.
'Kleine Hexe.'
'Muss in den Saal. Werde mich wahrscheinlich erst sehr spät melden. Ciao, mein Herzblatt', schreibe ich schmunzelnd und steige aus dem Auto, wo meine Mutter schon die Vase mit Geld und Süßigkeiten in der Hand hat.
Ich erinnere mich an die Zeiten, wo ich noch klein war und immer um das Geld und um die Süßigkeiten gekämpft habe, als ich auf einer Hochzeit war. In meinem Kleid habe ich mich immer wie eine Prinzessin gefühlt und jetzt... na ja, ich hasse es so gut wie immer. Ich würde lieber wieder für Anatomie lernen, anstatt auf eine Hochzeit zu gehen, wo mich alle Mütter taxieren und Hoffnungen haben, dass ich ihre Söhne heirate. Und da die ganze Welt, dank meiner Eltern weiß, dass ich Medizin studiere, rieche ich schon, dass sie nach mir gieren werden, aber Gott sei Dank, bin ich an einen sehr, sehr, wirklich sehr hübschen, jungen Mann vergeben, der in mir sogar seine Frau sieht. Wie sehr ich mir gerade wünsche, dass er hier wäre. Wann soll ich es wohl meiner Mutter sagen? Ich glaube, ich lasse mir Zeit, da sie sonst direkt auf die Hochzeit springen wird. Ich muss mich immer noch ganz daran gewöhnen und da will ich keine Tipps von Frauen bekommen, da ich sie irgendwie komisch finde. Die Tipps sind meiner Meinung nach einfach dumm. Ich habe Ramazan zum Reden und das reicht, denn er weiß nun mal, wie Can tickt. Wir treten in den Saal hinein, wo sich alle Besucher schon versammeln und Fotos schießen. Gott, wie lange war ich schon nicht mehr auf einer Hochzeit, dass ich schon vergessen habe, wie es abläuft? Ich habe mich so gut es geht immer verdrückt, mit der Ausrede, ich müsste für die morgige Klausur lernen. Zwar war manchmal die Klausur in drei Wochen, aber das ist ja wie der Morgen danach. Ich habe echt gar keine Lust, all diese Leute zu begrüßen und werde es auch nicht tun. Ich kenne fast niemanden hier und die Mütter werde ich ganz sicherlich nicht begrüßen, da sie dann sofort das Gespräch suchen und heimlich ihren angeblich gut aussehenden und gebildeten Sohn einbauen. Nein, danke. Meine Aufmerksamkeit wird auf meinen Bruder und meine Schwägerin gelenkt, die alleine in der Mitte tanzen, was mich schmunzeln lässt. Die Haltung meines Bruders ist etwas versteift, da er nicht wirklich der Tänzer in der Familie ist. Ich stelle mir gerade Can und mich vor, wie wir in der Mitte tanzen und reden. Entweder würden wir uns necken oder uns schmeicheln, vielleicht sogar beides. Aber das hat noch ganz viel Zeit. Nachdem beide sich hinsetzen, wird sofort traditionelle Musik abgespielt, weswegen ich leider Gottes von Saliha nach vorne gezogen werde, wo sich schon ein Kreis zusammenstellt. Ich habe echt Glück, dass mein Kleid lang ist, also fällt niemandem auf, wenn ich mal das falsche Bein benutze. Saliha ist natürlich in ihrem Element, da sie Hochzeiten liebt und fast alle kurdischen Tänze beherrscht, während ich gerade mal den einfachsten Tanz kann, den wir auch gerade zum Glück machen. Es wäre auch katastrophal, wenn es nicht so wäre. Das Gute ist, dass hier wenigstens meine Cousinen sind, sodass ich mich etwas wohlfühle und nicht wie ein steifer Stock tanze. Meine Cousinen, die gegenüber von mir sind grinsen mich dreckig an und wackeln mit ihren Augenbrauen, als sich jemand zwischen mich und meiner Freundin gedrängt hat. Ich ziehe fragend meine Augenbrauen zusammen und sehe zur Seite, weswegen meine Augen sich weiten. Das ist doch nicht sein Ernst! "Da sieht man sich wieder", ruft Can schmunzelnd, durch die laute Musik. Mein Gesichtsausdruck bleibt konsterniert. Ich träume gerade nicht, oder? "Wie findest du die Farbe meines Anzuges?" Der Anzug ist marineblau, genau wie seine Krawatte. Er sieht unnormal sexy aus und, wenn wir alleine wären, dann hätte ich ihn schon längst besprungen, doch, da hier meine ganze gottverdammte Familie ist, kann ich nicht anders, als etwas panisch und hysterisch zu sein. Er ist doch nicht aller ernsten von Hamburg hier hin gekommen, da er Angst hat, dass mir etwas passiert. "Du-, was suchst du hier?!" Er verkneift sich ein Schmunzeln. "Meine Eltern sind eingeladen. Da dachte ich mir, ich überrasche dich mal." Und wie du mich überrascht hast. Ich will etwas sagen, doch ich weiß nicht was. Er ist wirklich vollkommen verrückt geworden. Wie lange ist er schon hier? Hat er mich gesehen? "Hast du deswegen gesagt, ich soll mein Kleid richten?!" Er nickt schalkhaft und lacht dann, während wir weiter tanzen. Fassungslos schüttele ich meinen Kopf und sehe, dass meine Cousinen immer noch grinsen. Na super, wenn die wüssten, dass das Can ist und, dass wir zusammen sind, dann werden sie eine Fete veranstalten. Scheiße! Mein Körper füllt sich mit Panik. Was, wenn jemand bemerkt, dass wir zusammen sind?! Was, wenn meine Mutter uns sieht? Gott, das wird katastrophal. Steh mir bitte bei!
Schockiert drehe ich mein Gesicht zu Saliha, die es sofort bemerkt und hinter mich schaut, woraufhin sie Can freundlich zunickt und mich dann mit einem dreckigen Grinsen beäugt. "Schnapp ihn dir!", ruft sie und fängt dann an zu lachen. Oh Gott, das wird noch was werden. Er ist jetzt wirklich hier, nur damit er mich beschützen kann, falls etwas passiert. Ich müsste mich geehrt fühlen, doch ich habe gerade totale Angst, dass jemanden etwas auffällt. Vor allem, da meine ganzen Cousins hier sind. Ein schnelleres Lied wird abgespielt, weswegen ich aus dem Kreis gehe, da ich das gar nicht kann und da hauptsächlich die Männer tanzen. Ich spüre, dass Can mir in einem gewissen Abstand folgt. An den rauchenden Männern laufe ich vorbei und gehe um die Ecke, wo keiner ist. Als Can mich ebenfalls erreicht hat, laufe ich wieder weiter, bis ich irgendwann vor seinem Auto stehe. "Du siehst wunderschön aus", raunt Can mir zu und küsst meine Schulter, woraufhin ich mich windend nach hinten bewege. "Wieso bist du gekommen?" Ich ziehe hysterisch meine Augenbrauen zusammen. Etwas verdutzt sieht er mich an und fährt sich durch sein Haar. Anscheinend hat er nicht damit gerechnet. "Freust du dich denn nicht?", nuschelt er, weswegen ich meine Augen schließe. Musst du immer so fies sein?! Ich wollte ihn ja nicht angreifen. "Doch, natürlich!" Ich schlinge meine Arme um ihn und seufze. "Es ist nur so... so ungewohnt. Ich habe Angst, dass jemand etwas bemerkt." Ich schaue mich um und gebe ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. "Aber das hättest du nicht tun müssen, Can." Er zuckt mit seinen breiten Schultern. "Ich hatte den Drang dazu und das ist auch gut." Er fährt mir über meinen Oberarm und dreht mich dann, was mich schmunzeln lässt. "Du hast mir nicht gesagt, dass der Rücken so viel Ausschnitt hat", tadelt er, woraufhin ich ihm die Zunge rausstrecke. "Ich habe dir auch nicht erzählt, dass es am rechten Bein einen Schlitz gibt." Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, woraufhin er den Stoff zur Seite schiebt, bis man mein Bein sieht. "Ach so ist das", murmelt er und sieht mich dreckig grinsend an, bevor er mit seiner Hand immer höher und höher fährt. Bevor er auf falsche Ideen kommt, schlage ich seine Hand weg. "Ich gehe wieder rein und du gehst fünf Minuten nach mir von der anderen Seite rein, okay?" Er nickt. "Gut." Ich will laufen, als er mich gegen das Auto drückt und sich vor mich stellt. "Das kann auch gleich sein", raunt er und fährt über meinen Rücken, während seine Lippen sich auf meinen Hals legen. "Can", flüstere ich und versuche mich zu beherrschen. "Kein-, kein Knutschfleck, Can." Er brummt. "Can, nicht-," Ich presse meine Lippen aufeinander, als er anfängt meinen Lymphknoten zu küssen und zu lecken. Ich muss mich beherrschen. Auf der Hochzeit kann ich mir keine Ausrutscher erlauben. Als seine Hand wieder unter mein Kleid wandert, komme ich wieder zu mir und drücke ihn etwas hektisch atmend weg. "Nicht hier", gebe ich heiser von mir und fahre mir über meinen Hals. "Du hast kein Knutschfleck gemacht oder?", frage ich panisch, was er mir verneint. Ich laufe dann wieder zurück und schaue auf der Toilette noch mal nach, ob alles sitzt, bevor ich wieder tanzen gehe. Auf dem Weg sehe ich Cans Mutter, weswegen ich mich von hinten an sie heranschleiche und meine Hände auf ihre Augen lege. Ich spüre, wie sie lächelt, woraufhin ich mich zu ihr drehe und sie mich freudig umarmt. "Du siehst so hübsch aus. Hoffentlich hat dich keine Mutter im Visier." Sie zwinkert mir zu, woraufhin ich anfange zu lachen. "Ich bin ja schon reserviert." Sie fängt an mit ihren Augenbrauen zu wackeln. "Hast du Can gesehen?" Ja und vieles mehr sogar. "Er müsste draußen sein." Ich schaue mich um und sehe dann, wie Can mit zwei Kollegen reinkommt. "Da ist er. Ich muss los." Cans Mutter umarme ich noch einmal und laufe dann wieder in die Mitte, wo schon ein anderer, etwas anspruchsvollerer Tanz getanzt wird: Çepki. Ich war nie perfekt, aber grottenschlecht war ich auch nie darin. Wenn Can sehen würde, dass Cihan ebenfalls mittanzt, dann würde er wieder hier hin kommen und das will ich vermeiden. Cihan ist beschäftigt, Can anscheinend auch und ich versuche im Takt zu bleiben, da ich die ganze Zeit zu Can sehe. "Du hast ja nur Augen für Can!", ruft Saliha wieder und fängt an zu lachen. "Ich bin einfach nur überrascht, mehr nicht." Ich funkele Saliha wütend an, als sie anzügliche Zeichen macht und konzentriere mich auf den Tanz.
Als wir uns alle irgendwann hinsetzen, da das Essen verteilt wird, ziehe ich mir meine Schuhe aus und seufze. Da bin ich einmal auf einer Hochzeit und bin solchen Schmerzen ausgesetzt. Wenigstens kriege ich etwas zu Essen als Entschädigung. Aus meiner Tasche hole ich mein Handy, wo mir ganz viele Nachrichten von Can entgegen springen
'Ich würde dich am liebsten ins Auto ziehen und dich von diesem Kleid befreien.'
'Du bemerkst gar nicht, wie viel Aufmerksamkeit du auf dich ziehst.'
'Hätte ich dir doch ein Knutschfleck verpasst, damit jeder es sieht und weiß, dass du mir gehörst.'
'Respekt, dass du dich noch beherrschen konntest. Ich wäre sonst weiter gegangen.'
'Würdest du heute nicht bei deinen Eltern bleiben, hätte ich dich zu mir genommen und dich da genommen.' Meine Augen weiten sich.
'Gott, du siehst zu gut aus.'
'Wäre das Kleid eng, dann hätte ich dich entführt und es wäre mir egal, ob es deine Eltern bemerkt hätten oder nicht.'
'Ich freue mich auf den Tag, an dem ich dich endlich nehmen kann.' Vor Scham schließe ich meine Augen und bin froh, dass keiner neben mir sitzt.
'Dein Rücken zieht mich schon an.' Mein Bein schlage ich auf das andere und versuche das komische Gefühl im Unterleib loszuwerden.
'Man sieht dein Bein. Allein das macht mich schon verrückt.' Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und sehe, dass Can nur wenige Tische von mir entfernt sitzt. Was zum Teufel macht er hier?!
Ich wende meinen Blick von seinem glühenden ab und schaue, wo die ganzen Kellner sind. Wenn da nicht mindestens ein halbes Hähnchen drin ist, dann bringe ich alle um! Meine Mutter setzt sich grinsend zu mir und zwinkert mir zu, weswegen ich fragend die Augenbrauen zusammenziehe. "So viele junge Männer und Mütter sehen dir hinterher und reden von dir." Entgeistert sehe ich sie an. Am liebsten würde ich sie alle jetzt zusammenscheißen. "Da ist wieder einer." Heimlich zeigt sie schelmisch nach vorne, wo Can sitzt. Ich schüttele meinen Kopf, doch sie zwingt mich, dort hinzuschauen. Mit einem mulmigen Gefühl schaue ich zu Can, dessen Blick immer noch glühend auf mir liegt. "Ihr wart doch auf einer Schule?" Ich nicke schüchtern. "Er ist noch hübscher geworden. Mashallah, er ist wirklich ein Geschenk Gottes." Ja, das ist er wirklich. "Samira hat einen echt hübschen Sohn. Er studiert auch Medizin." Ich weiß, Mama. "Wo denn?", frage ich und fühle mich so dumm neben ihr. "Auch in Hamburg. Kennt ihr euch denn nicht mehr?" Als dann endlich ein Kellner mit den Boxen kommt, seufze ich und gebe sie meiner Mutter, woraufhin ich meine kriege. "Nein. Ich wusste gar nicht, dass er auch in Hamburg studiert", lüge ich. Ich habe bei diesem Jungen sogar geschlafen und habe seine Unterhosen angezogen. Sie zieht leicht die Luft ein, weswegen mir kalt wird. Nicht, dass sie bemerkt hat, dass da etwas zwischen uns läuft? "Er hat ja Tattoos." Puh! Doch noch Glück gehabt. "Aber er sieht trotzdem gut aus." Ich sehe wieder zu Can, der meine Mutter anlächelt. Was lächelt er meine Mutter an?! Meine Mutter kichert und fängt an zu essen, während ich immer noch entgeistert zwischen beiden hin und her sehe. Can zeige ich den Mittelfinger und fange an zu essen. "Wenn du ihn heiratest, dann bin ich einverstanden." "Mama!", gebe ich empört von mir und sehe verstohlen zu Can. Sei doch froh, euch steht nicht mehr im Weg. Du kannst es ihr also jetzt sagen. Ja klar. Ich haue jetzt einfach raus: ,,Mama, da du gerade davon sprichst: wir sind seit mehr als einem Monat zusammen, also können wir auch später heiraten. Zwar haben wir schon davor Nächte bei einander verbracht, haben Unterwäsche von einander und er hat vor gut einer Stunde an meinem Hals geleckt, aber das akzeptierst du schon." Mama wird mich umbringen.
'Deine Mutter mag mich.'
'Deine Mutter liebt mich', entgegne ich Can, als er mich wieder angeschrieben hat.
'Soll ich zu euch kommen?' Ich sehe entgeistert hoch und sehe Can schief grinsen.
'Du bleibst da, wo du bist!'
'Aber ich will dein Bein anfasen.'
'Und deinen Arsch.'
'Und vieles mehr.'
'Hast du dir immer noch keinen runtergeholt?'
'Doch, aber wenn ich dich sehe, werde ich dauer hart.'
'Im Saal gibt es Toiletten.'
'Oho, will da jemand mit mir auf die Toilette und mich beglücken?' Ein schief grinsender Emoji schmückt seinen Satz.
'Nein, da kannst du dir in Ruhe einen runterholen.'
Als sich eine Hand auf die Schulter von mir und auf die meiner Mutter legt, tue ich mein Handy zur Seite und sehe Can aufspringen, weswegen ich ihn mit den Augen sage, dass er sich beruhigen soll. Ich muss nicht einmal zur Person drehen, um zu wissen, dass es Cihan ist. Er redet mit meiner Mutter während ich zu Cans Mutter sehe, die Can beruhigt. Ich hebe meine Hand, damit er weiß, dass Cihan nichts von mir will. Er muss sich beruhigen, er darf hier nicht hysterisch werden. Cihan verabschiedet sich von uns und geht dann wieder. Can sieht ihm finster hinterher und spannt seinen Kiefer an.
'Es ist alles gut. Er hat nur mit meiner Mutter geredet, Can.'
'Mehr war da auch nicht', füge ich noch hinzu.
Es fehlt nur noch, dass er auf Cihan losgeht und ihm droht, dass er sich von mir fernhalten soll, sowie früher.
Ich hoffe heute geht nichts schief.
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Ich glaube, solange ich die ganzen ZAP's nicht hinter mir habe, werden seltener Kapitel kommen.
- Helo
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