Kapitel 68

Ich werde durch das laute Klopfen an der Haustür geweckt und stehe genervt auf. Müde latsche ich zur Tür und schnalze genervt mit der Zunge, als es wieder klopft. "Ich habe Ohren! Hab's verstanden!" Ich verdrehe meine Augen. "Hoffentlich bricht deine Hand." Ich reiße mit Schwung die Tür auf und sehe verdutzt in Cans neutrales, für mich aber etwas kühles Gesicht. "Wenn du Ohren hättest, dann würde ich nicht seit drei Minuten klopfen und klingeln." Ich kneife meine Augen zusammen und nehme ihm die Rose entgegen. "Ich entschuldige mich nicht, dass ich geschlafen habe und, dass wir möglicherweise kurz vor acht haben!", gebe ich patzig von mir und laufe in mein Zimmer, wo ich die Rose ablege und mich in mein Bett schmeiße. Erst muss er mich aus meinem Schlaf wecken und jetzt meckert er mich noch an. "Wir frühstücken jetzt." Ich brumme und schaue auf die Uhr. "Wir haben gerade mal 07:57 Uhr!", fauche ich. Unsere erste Vorlesung beginnt um 09:15 Uhr. "Steh auf." Ich hasse den wütenden Can! "Du kannst mich mal!" Gott, dann ist mir einmal etwas ausgerutscht und er muss mich wie weiß Gott was behandeln. Dieser nachtragende, sture Junge. Can reißt mir die Decke weg. Sein Scheißernst? "Erst Frühstück und dann Nachtisch." Er trägt mich aus dem Bett und lässt mich in der Küche ab, weswegen ich wieder in mein Zimmer flüchten will, was Can wieder verhindert. "Lass uns doch später frühstücken?!" Er sieht mich ausdruckslos an und läuft dann zum Kühlschrank. Bockig setze ich mich auf den Hocker und starre ihn wütend an. "Nur weil ich etwas gesagt habe, was dir nicht passt, heißt es noch lange nicht, dass du sauer auf mich sein kannst", gebe ich etwas zickig von mir, weswegen Can finster die Schafskäsedose auf den Tisch knallt. "Ja, Shana! Du hast es selber gesagt: es passt mir nicht und doch, deswegen kann und bin ich sauer auf dich!", herrscht er mich an. Ich schnaube. "Nein", sage ich kleinlaut. "Doch", entgegnet Can mir. "Nein." Ich schaue genau auf das Messer ins Cans Hand und hoffe, dass er sich nicht schneidet, weil er so in Rage ist. "Shana, doch! Punkt!" Ich schnalze mit meiner Zunge. Von mir aus kann das Stunden so weiter gehen. "Bei Gott, reiz mich nicht noch mehr, Shana!", ruft er nun. Seine Halsader sticht heraus, weswegen mir sogar mein Verstand mir sagen, dass ich aufhören soll. Natürlich ist mein Stolz zu groß, um nachzugeben. "Nein." Er schmeißt das Messer mit voller Wucht in die Spüle und sieht mit geschlossenen Augen auf die Ablage. Du bist tot, denke ich mir. "Geh ins Zimmer." Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Geh ins Zimmer und legt dich wieder schlafen, bis ich dich rufe!", schreit er, weswegen ich zusammenzucke und schnell in mein Zimmer husche. Junge, Junge, hab ich ihn sauer gemacht. Er ist ja echt scheiße drauf. Meine Worte beeinflussen ihn echt stark. Etwas eingeschüchtert verkrieche ich mich unter meine Decke und versuche mich nicht weiter einschüchtern zu lassen. Er ist nur etwas sauer! Ich habe mich doch früher auch nicht einschüchtern lassen. Damals wusste ich auch nicht, dass Can mich so stark beeinflussen kann, dass ich sogar krank werde. Ich zucke mit meinen Lippen. Ich kann nicht nachvollziehen, dass er so sauer auf mich ist. Ich ziehe bockig meine Augenbrauen zusammen. Es ist nur ein kleiner Streit. So etwas passiert nun mal. Trotzdem schiebt sich meine Unterlippe etwas hervor und kleine Tränen sammeln sich, die ich wieder wegblinzele. Wenn er sauer ist, dann soll er es sein! Nicht mein Problem und dass jetzt Tränen über meine Wangen fließen, ist auch nicht mein Problem. Hätte er mich nicht so angeschrien, Arschloch. Ich wische mir meine Tränen schnell weg und ziehe meine Nase hoch, woraufhin ich es leiser mache, damit Can nichts hört. Kurz danach höre ich, wie Can die Tür öffnet und anscheinend wartet, dass ich aufstehe. Darauf kann er lange warten! "Steh auf." Ich schüttele bockig meinen Kopf. "Sei kein Kind, Shana." Ich zeige ihm unter der Decke meinen Mittelfinger. "Will ich aber", brumme ich und ziehe wieder leise die Nase hoch, woraufhin er seufzend auf mich zu kommt. Ich drehe mich aus Provokation auf die andere Seite, sodass er nur meinen Rücken zu Gesicht bekommt. "Shana", seufzt er, woraufhin ich meinen Kopf schüttele. "Du hast nicht das Recht wütend und oder traurig zu sein." Ich zucke mit meinen Schultern. "Jetzt komm, du musst etwas essen." Meine Decke drücke ich mehr an mich. "Hab keinen Hunger." Can entfernt die Decke und zieht mich zu sich heran. "Doch, du hast immer Hunger." Wenigstens ist er nicht mehr so herrisch. Seine normale Stimme beruhigt mich. Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und schließe seufzend meine Augen, woraufhin ich seinen Daumen auf meinem Auge spüre. "Och, Shana. Nicht weinen." Ich kann es gar nicht ab, wenn er schreit. Ich bekomme dann totale Angst vor ihm, auch wenn ich weiß, dass er mir nichts tun kann. "Komm." Langsam drehe ich mich um und erhebe mich, woraufhin Can mein Gesicht in seine Hand nimmt und ich deswegen zur Seite schaue. Er wischt mir über meine Augenlider und umarmt mich dann, was ich dringend benötige.

"Du kannst trotzdem nicht sauer auf mich sein, Shana", seufzt er, bevor wir in die Küche laufen. Schweigend setze ich mich auf den Hocker und vermeide Blickkontakt. "Shana." Ich sollte es jetzt nicht auch noch mit meiner Sturheit verschlimmern. Langsam hebe ich meinen Blick und sehe in seine gelben Augen. "Vergiss nicht, wer hier angefangen hat." Ich spitze meine Lippen. "Du drehst den Spieß gerne um." Ich zucke leicht mit meinen Schultern und fange langsam an zu essen. Etwas einzusehen fällt mir schwer. Can schafft es doch auch, für mich. "Kann sein", murmele ich kauend. "Ich wollte einfach nur nicht, dass du dich da irgendwie einmischst, sonst würde es sich nur verschlimmern", erkläre ich ihm und sehe leicht entschuldigend in seine Augen. "Du willst es mir also immer noch nicht sagen?" Ich schüttele meinen Kopf. "Es ist nichts Weltbewegendes, Can", versichere ich ihm. Er nickt einfach nur und gibt sich damit zufrieden, doch ich weiß, dass er im Inneren dafür töten würde, nur um wissen zu können, was Aykan mir gesagt hat. Für mich gibt er sich damit zufrieden, damit keine weitere Diskussion entsteht. Wieder keimen sich Schuldgefühle auf. Er kommt mir sooft es geht entgegen und tut Dinge für mich, während ich meine Launen an ihm auslasse und nichts mache. Nicht, dass er deswegen bald genug von mir hat? Was, wenn es wegen einem Streit vorbei ist? Ich verkrampfe mich direkt. Das darf nicht passieren! Ich würde innerlich sterben und brennen, wenn das der Fall wäre. Ich wüsste nicht einmal, ob ich dann noch dieselbe wäre. Vielleicht wird ihm mein Temperament bald zu viel und vielleicht bin ich zu stur für ihn. Er ist sehr ungeduldig und das könnte ein Grund oder der Grund sein, wieso er nicht mehr möchte. Scharf ziehe ich die Luft ein und trinke schnell etwas. Hoffentlich bemerkt Can nichts. "Was ist los?" Ich hebe meinen Kopf an und schüttele ihn. Die Tränen spüre ich aufkommen, doch ich blinzele sie weg. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Zweifel und Komplexe. Ich male mir seitdem die schlimmsten Bilder im Kopf aus und hoffe, dass sie niemals passieren werden.

"Nichts", flüstere ich und spüre Druck auf meinem Hinterkopf, den ich verdränge. Ich verspüre keinen Appetit mehr, weswegen ich ins Bad gehe und mir meine Zähne putze, bevor ich mich anziehe und mich wieder ins Bett lege. Als ich höre, wie er alles abräumt, kriege ich wieder Schuldgefühle und will ihm helfen, als er schon vor meiner Tür steht. Ich mache mir zu viele Gedanken. "Was bedrückt dich?" Ich beiße auf meine Unterlippe und schüttele den Kopf. Meinen Körper verdecke ich wieder mit meiner Decke und schließe meine Augen. Zu viele Gedanken, das tut mir nicht gut. Als sich Can zu mir legt, schmiege ich mich sofort an ihn ran. Ich brauche seine Nähe. "Hat es was mit Aykan zutun?" Ich schüttele meinen Kopf. "Kommt dir Aleyna zu nahe?" Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und schüttele wieder den Kopf. Als ob ich mich von ihr runtermachen lasse. "Es sind nur Gedanken. mehr nicht", nuschele ich und muss wieder an die Prüfung denken. Wir müssen heute auf jeden Fall wieder lernen. "Die Gedanken scheinen dich wohl echt mitzunehmen." Ich hebe meinen Blick fragend an. Wieso weiß er das? "Das sieht man dir an, Shana." Leicht verlegen fahre ich mir über meinen Nacken und lege meinen Kopf auf seine Brust. "Wir schreiben bald die Physiologie Prüfung, lernen wir heute bei dir?", wechsele ich das Thema. "Ja. Hab ein neues Rezept, dann kannst du es mal kosten." Ich lächele. "Dann komme ich gerne vorbei." Meine Arme schlinge ich um ihn und lege mich auf seinen Oberkörper, was ihn anscheinend nichts ausmacht. "Kriegst du noch Luft?" Can bestätigt es. "Gut", flüstere ich und lege meinen Kopf in seine Halsbeuge, wo ich kleine Küsse verteile. "Du hast echt viele Ohrringe." Er fährt mit seinen Fingern über mein Ohr und ertastet die Ohrstecker. "Apropos. Ich will in das Studio, wo du dir deine Tattoos gestochen hast. Ich wollte mir doch die zwei anderen Piercings stechen lassen." Er brummt. "Die können sich aber doch entzünden." Ich zucke mit meinen Schultern. "Wir sind zwei Mediziner. Ich glaube, wir sind kompetent genug, uns um eine -itis kümmern zu können." Can brummt wieder. "Ich kann dir nie in dein Ohrläppchen beißen, das gefällt mir nicht." Ich schmunzele. "Tun die nicht weh? Schläfst du damit? Wie viele Löcher hast du insgesamt?" Da ich zweideutig denke, hebe ich langsam meinen Blick an und sehe in Cans grinsendes Gesicht. "Neunzehn." Seine Augen weiten sich. "Ja, Can. Die Augenhöhlen, Mundhöhle plus Ösophagus und Trachea. Urethra nicht zu vergessen." Er nickt. "Dann habe ich ja viele Möglichkeiten. Sie sind sehr flexibel, meine Liebe." Ich haue ihn auf die Brust, was ihn lachen lässt. "Das wäre sehr komisch, auch wenn sich neunzehn Löcher für dich prickelnd anhören, bezweifele ich, dass dein Phallus den Durchmesser meines Ohrloch besitzt." Ich presse belustigt meine Lippen aufeinander. "Dann nehme ich die drei Alternativen." Ich hebe missbilligend meine Augenbraue. "Drei?", frage ich trocken, weswegen er sich ein Lachen verkneift. "Ja, V, A, O. Hand geht auch." Ich stütze meinen Ellenbogen auf seiner Brust ab. "Wirklich?" Can nickt.

"Wenn, dann würdest du nur eins davon kriegen." Can fängt leicht an zu schmollen, was mich belustigt. Can und seine Sexfantasien. "Wieso?" Ich stöhne genervt auf. "So in der Art wirst du dich anhören, nur nicht so... wie ein Ochse." Ochse?! Empört sehe ich ihn an und schüttele meinen Kopf. "Wir werden ganz sicherlich nicht... warte, wer sagt, dass ich mit dir schlafen will?", frage ich angriffslustig und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Na ja, da du schon auf mir sitzt, gehe ich mal davon aus, dass du sexuelle Gelüste hast und sie so leicht befriedigst." Can sieht mich mit einem dreckigen Grinsen an, was jedoch auch so hinreißend aussieht. Gott, er ist echt ein Meisterstück. "Ich glaube, du bist hier derjenige, der es genießt." Can nickt. "Das stimmt, aber ohne Kleidung wäre es besser, aber das bringe ich dir noch bei, keine Sorge. Kommen wir zurück zu den beiden Vokalen, die du nicht möchtet. Ich sehe da keine Probleme." Mir entkommt ein Seufzen. Can ist echt hartnäckig, wenn es um sowas geht. "Ich hatte als Kind schon genügend Zäpfchen, um zu wissen, dass Anal nicht für mich ist", mache ich ihm klar, was ihn belustigt schmollen lässt. "Aber was ist mit Oral?" Entrüstet sehe ich ihn an. "Can!" Ich haue ihm auf die Brust. Er ist so dreist! "Was denn? Ich wollte dich schon immer kosten." "Okay, das reicht!" Ich will von seinem Schoß runter, als er mich an meinen Hüften festhält und anfängt zu lachen. "Komm schon, Shana." Er drückt mich an sich und fährt mir über meinen Rücken. "Du hast doch ebenfalls dreckige Gedanken." Wenn du nur wüsstest. "Nein, du bist mir zu ekelerregend." Er lacht kehlig unter mir. "Erregend ist erregend."

Eine zufriedene Stille kehrt ein. Ich bin froh, dass ich nicht mehr an diese Zweifel denken muss, dank Can. Langsam fährt er meinen Rücken auf und ab, was so schön kribbelt. Es ist herrlich einfach nur da zu liegen und einfach nur die Präsenz des anderen zu spüren. Es hat etwas beruhigendes und euphorisches an sich. Wäre jeder wie Can, dann wäre ich womöglich eine Philanthropin. Na ja, wenn man unsere Kennenlernphase vorweg lässt. Ich kann es manchmal immer noch nicht glauben, dass ich mit ihm zusammen bin und dass wir uns lieben. Es ist für mich einfach so surreal, da wir eine komplett kontrastiven Anfang hatten, doch jetzt lässt es mich strahlen, da ich ihn jetzt habe. Meine Arme schlinge ich fest um seinen Nacken und quietsche vor Freude. "Alles gut?" Ich nicke und lasse mich neben ihn fallen. Während ich auf Cans Kiefer schaue, greife ich nach meinem Handy und stöhne genervt auf, als es Zeit ist, loszufahren. "Komm, wir müssen los." Ich strecke mich einmal, woraufhin ich spüre, wie Can mein Oberteil runterzieht. "Was ist los?" Entgeistert zeigt auf auf mein Oberteil. "Man sieht deinen Bauch." Schmunzelnd wegen seiner Eifersucht ziehe ich es tiefer, woraufhin er seine Lippen spitzt. "Ich könnte versuchen das Oberteil an deine Hose zunähen, wie wär's?" Ich schüttele belustigt meinen Kopf. "Man sieht meinen Bauch ja nur, wenn ich mich strecke und jetzt komm, wir müssen los." Ich greife nach meiner Tasche und ziehe meine Schuhe an, woraufhin wir zum Auto laufen. Ich habe wirklich gar keine Lust zu lernen und auf die Vorlesungen sowieso keine, aber ich habe ja keine andere Wahl. Wir kommen auf dem Parkplatz an, wo wir einige Mädchen rauchen sehen. Die Blicke auf Can spüre ich, weswegen ich sie finster ansehe und mich Can nähere. "Uh, Eifersucht?", neckt Can mich. "Hast du denn die Mädchen angeguckt?" Amüsiert hebt er abwehrend seine Hände. "Nein, mein Herz", beteuert Can, der irgendwelchen Jungs zunickt. Ich habe ja vollkommen vergessen, dass Can der eigentliche Präsident Hamburgs ist. Der Hörsaal ist noch leer, weswegen ich mich endlich wieder seit langem in die erste Reihe setzen kann. "Du bist in zwei Tagen weg", murmelt Can nachdenklich. "Can, es wird wirklich nichts passieren. Dieser Traum kann nicht wahr werden." Er nickt. "Dir passiert nichts."

Ich greife mir Habib, woraufhin Can aufstöhnt. "Shana, du hast in zwei Minuten Fischaugen." Ich zucke mit meinen Schultern. "Habib ist echt süß." Er nimmt mir den Kater aus der Hand und schiebt mich ins Zimmer. Aykan und Aleyna habe ich heute gar nicht gesehen, was mir irgendwie komisch vorkam. Es war so... so leer. Can schließt die Tür und stellt sich dann vor den Schrank, weswegen ich ganz aufmerksam werde. Ich sehe zu, wie er sich die Hose ausknöpft, was mich schmunzeln lässt. Ja, hör bloß nicht auf, säuselt meine innere Stimme. Als mir sein Hintern in grau entgegenkommt, halte ich mir die Hand vor den Mund. "Der ist echt groß." Ich presse meine Lippen aufeinander. Das sollte eigentlich nur in meinen Gedanken wiederhallen. Can dreht sich mit einem wachsenden Grinsen zu mir. Oh Gott, es wird wieder warm. "Danke, aber dann hast mich von vorne nicht gesehen." Er dreht sich um, weswegen ich mir die Hände vor die Augen halte. "Zieh dich an!" Ich verkneife mir ein Schmunzeln und nehme dann langsam meine Hände runter, woraufhin mir sein toller Hintern wieder entgegenkommt. Irgendwann werde ich hineinkneifen, hinein piksen und oder drauf klatschen. Er zieht sich eine Jogginghose an und dreht sich dann zu mir, woraufhin ich meinen Kopf schräg lege und auf seine Vorderseite gucke. Ich blinzele öfters und gehe auf die Kante des Bettes. Hat er... eine Erektion? Obwohl, ich habe einige Jungs gesehen, die auch irgendwie so eine leichte Beule hatten. Vielleicht, weil Cans so groß ist. Mir wird wieder warm und als ich hoch zu Can sehe und sein dreckiges Grinsen registriere, wird mir noch wärmer. "Du... da-, du hast da was", nuschele ich und zeige auf seine Hose. "Danke, Shana. Das nennt man auch Penis." Ich nicke. "Ich weiß, ich habe ihn ja gesehen." Meine Augen weiten sich. "Also, Anatomie. Da habe ich welche gesehen und kenne den Aufbau, also... ja." Can verkneift sich ein Lachen und nickt. "Ist-, bist du erregt?", quietsche ich beschämt und sehe zur Seite, woraufhin ich seine raue Lache höre. "Nein, Shana. Alles ist schlaff." Ach so, schlaff. "Gut zu wissen." Dann muss es im erigierten Zustand ja ein Turm sein. Ich gehe ebenfalls zum Schrank. Meine Jogginghose ist sowieso bei ihm. Ich nehme sie raus und schnappe empört nach Luft, als ich meine Unterhose aus dem Schrank fällt. Ich greife nach ihr und sehe entgeistert zu ihm, während er mich mit einem strahlenden Grinsen empfängt. "Seit wann?!", kreische ich, was ihn lachen lässt. Er will sie mir aus der Hand nehmen, woraufhin ich ihn mit dem Stoff schlage. "Du Perversling!" Er reißt es mir aus der Hand und hält es hoch. "Gib es her!" Er schüttelt lachend seinen Kopf. "Wie lange ist sie schon hier?!" Er zuckt mit seinen Schultern und drückt mit an meinem Kopf runter, damit ich nicht springen kann. "Als du bei mir Duschen warst. Du hast anscheinend vergessen sie einzupacken." Ich kreische und halte mir die Hände vors Gesicht. Gott, ist das peinlich! Wieso müssen mir immer die peinlichen Dinge passieren? Hat es nicht gereicht, dass ich Cans Bett voll geblutet habe und ihn den Hals im benommenen Zustand geleckt habe?! "Das ist mein neuer Glücksbringer", informiert mich Can voller Stolz und wedelt mit ihr herum. "Ich sollte dir mal einige rosa Höschen kaufen. Der ist echt süß." Fassungslos setze ich mich aufs Bett und vergrabe mich unter der Decke. "Haben die Jungs ihn gesehen?", gebe ich vollkommen ernst und auch etwas ängstlich von mir. "Nein, ich hatte das vergnügen die Wäsche aufzuhängen und da habe ich dieses Goldstück gefunden." Oh Gott, er küsst meine gottverdammte Unterhose und packt sie in seine Hosentasche. "Can, das-, ich will meine Unterhose zurück!", meckere ich, woraufhin er schmollt. "Mach mich glücklich und die kriegst sie." Arrogant hebt sich meine Augenbraue. "Ach und was soll ich tun?" Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Ich tausche sie gegen einen BH von dir oder du ziehst jetzt dein Oberteil aus und deine Hose geht auch. Ganz gut wäre es, wenn du auch deine Unterwäsche ausziehen würdest und dann legst du dich aufs Bett, winkelst deine Beine um ungefähr hundertzwanzig Grad an, den Rest überlässt du mir." Los, Shana! Ich ziehe kurz wegen meiner inneren Stimme meine Augenbrauen zusammen und sehe Can kopfschüttelnd an. "Can, gib sie mir!", quengele ich. "Hol sie dir." Er legt seine Arme über seinen Kopf und zeigt auf seine Hose. Soll ich? Als ich danach greifen will, holt er es raus und will es in seine Hose tun. "Holst du es dann immer noch?" Er ist so ein Teufel! Schnaubend verschränke ich meine Arme vor meiner Brust. "Behalte ihn doch! Ich habe sowieso schönere." Das nächste Mal klaue ich ihn mir einfach. "Na, wenn das so ist." Er holt seine Unterlagen hervor, woraufhin ich mich direkt auf die Physiologie der Lunge konzentriere. Zwar bin ich nicht wirklich motiviert, aber für das Studium muss es nun mal sein. Ob man sich ein fotografisches Gedächtnis operieren kann? Vielleicht werde ich ja die erste Chirurgin sein, die es hinkriegt und werde Milliardärin. Ich muss mich aber erst um die Krebsheilung kümmern und dann kann ich darüber nachdenken. "Physiologie ist eigentlich gar nicht so viel, finde ich zumindest", murmele ich. Man muss sich nur die Pleurablätter und das Zwerchfell, die Lunge und einige andere Sachen merken. Der Rest ergibt sich dann von selbst. "Dann fang mal an, Doktor Prinzessin." Ich schmunzele und blinzele denkend. "Beim Menschen ist die Atmung das Ergebnis einer koordinierten Muskeltätigkeit, die zum Heben und Senken des Thorax-," Ich blinzele wieder. "Brustatmung halt. Also das ist halt mit dem Thorax gemeint und dann noch durch das Zwerchfell, also die Bauchatmung." Nun spitze ich nachdenklich meine Lippen und male mir in Gedanken aus, was gerade in meinem Körper abgeht. "Es kommt zu einer Art Strom des Atmen, woraufhin die Luft durch die Atemwege in die Lunge befördert wird und dort der eigentliche Gasaustausch stattfindet." Zufrieden seufze ich. "Genug für heute, ich muss mich konzentrieren." Ich finde Physiologie hundertmal einfacher, als die Anatomie, weil es dort einfach pures, wirklich nur pures Auswendig lernen war. Hier muss man es natürlich auch machen, aber in der Physiologie muss man manchmal auch nur etwas logisch denken und schon geht es.

Mit den Büchern, Notizen und Skizzen befinden wir uns nun in der Küche, wo wir gemeinsam das Essen kochen und währenddessen noch weiter Physiologie lernen. Multitasking auf hohem Niveau. "Du verträgst alle Gewürze?" Ich nicke. "Soweit ich weiß. Ich habe letztens ein Energydrink getrunken, woraufhin mein Hals gejuckt hat, wie als ob ich Erdbeeren gegessen hätte. Das war komisch." Er seufzt. "Vielleicht mache ich einfach eine Doktorarbeit über dich: Shana, das Leben einer Person, die nur Luft und Wasser verträgt." Na dann haben wir etwas gemeinsam. Ich bin mir aber sicher, dass meine Doktorarbeit über Can und seine Launen viel besser wäre, als seine. "Das wäre echt gut. Dann mache ich Experimente mit dir." Ich muss ihn nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass er dreckig grinst. "Bleib lieber beim Merkelzellkarzinom." Can nähert sich mir. "Vielleicht baue ich dich ja auch irgendwie ein?", säuselt er, was mich schmunzeln lässt. "Und wie? Bin ich das Heilmittel?" Er nickt. "Wenn die Krebszellen bemerken, dass du müde, wütend, hungrig oder einfach nur in ihrer Nähe bist, dann zerstören sie sich selbst, damit sich dein Jammern nicht hören." Empört sehe ich Can an. "Sei doch froh, nicht jeder ist so stark." Er wäscht sich die Hände und schaut dann wieder ins Buch, woraufhin ich auf die Notizen gucke. "Aber ich bin mir verdammt sicher, dass schon längst ein Heilmittel vorhanden ist, Can." Er nickt. "Würde aber die Pharmaindustrie sehr beeinflussen." Und wie es sie beeinflussen würde. Diese Tausenden von Medikamenten, die gegen den Wachstum helfen sollen, führen meistens auch zum Tod. Es gibt eins! Da bin ich mir zu sicher. "Ich schaue heute mal nach einigen Chemikalien. Denkst du Ramazan kann mir einige Stoffe besorgen, wenn wir sie nicht in der Uni haben?" Er nickt. "Ramazan!", ruft er, woraufhin Ramazan in die Küche latscht. "Ja?" Mit einem Lächeln und klimpernden Wimpern sehe ich ihn an. "Würdest du mir eventuell dabei helfen, bestimmte Substanzen herzustellen?" Ramazan nickt. "Komm vorbei. Hab ein eigenes Labor. Willst du K.O-Tropfen herstellen?" Ich sehe perfide Can an. "Jetzt will ich es tun." Ramazan grinst und geht dann wieder in sein Zimmer.

"Willst du jetzt ernsthaft K.O-Tropfen herstellen?", fragt Can nicht gerade beeindruckt. "Ja, unter anderem. Falls du mich nervst, dann bin ich dich für einige Stunden los." Ich lese mir den fünften Abschnitt durch und entnehme die Schlüsselwörter. "Wie gut, dass ich stärker als du bin." Ich kann dir gerne wieder zwischen die Beine treten. Mal sehen, ob du dann immer noch so stark bist. "Ich war diejenige, die dich beim Armdrücken besiegt hat. Erinnerst du dich?", frage ich lachend und nehme mir das nächste Blatt zur Hand. "Das war eine hinterlistige Aktion", brummt er. "Wärst du stark genug, dann hättest du mich auch besiegen können, auch wenn ich beide Hände genutzt habe, das war ja der Fall", necke ich ihn und frage ihn zur Physiologie der Leber ab, während ich den Salat klein schnippele. "Kommt essen!", rufe ich die beiden Jungs her, bevor wir den Tisch decken. "Hepar. Was haben wir hier? Ach, den Appendix, den kenne ich doch!", sagt Ramazan. "Und dann noch unser Jejunum und Ileum oder was da auch immer steht. Wie wird das ausgesprochen? Du-o-denum?" Can und ich fangen an zu lachen. "Duodenum, Ramazan. Dein Zwölffingerdarm." Ich zeige auf seinen Bauch, woraufhin er verstehend nickt. "Ich weiß, ich hatte etwas Biologisches im Studium", gibt Ramazan angeberisch von sich und setzt sich. "Das ist voll gut", nuschele ich mit vollem Mund, als ich das Hähnchen esse. "Can wird dann, wenn ihr heiratet, zu Hause bleiben, putzen, sich um die Kinder kümmern und kochen, während du schön das Geld nach Hause bringst." Ich nicke Ramazan zu und sehe Can spitzbübisch an. "Hört sich doch gut an." Can nickt nur ungläubig und isst weiter, weswegen seine Kiefermuskel so schön zur Geltung kommen. Es war eine echt gute Idee, dass er seinen Bart abrasiert hat. Auch wenn er mit Bart so unwiderstehlich sexy aussah. Es sollte nicht Adonis, sondern Cadonis heißen, denn Adonis ist ein Nichts gegen Can. "Wann bringst du einmal Meryem mit?" Fragend sehe ich zu Ramazan, welcher anfängt zu grinsen. "Wir können doch einmal Grillen?", schlage ich vor. "Es herrscht gutes Wetter und hier gibt es bestimmt irgendwo gute Grillplätze." Vielleicht hört sich das irreal an, aber wegen des Studiums habe ich wenig von Hamburg gesehen. "Ja, das wäre echt gut", stimmt mir Malik zu. "Dann nehme ich Ranja mit ihrem... Freund mit, Saliha hat Malik-," "Du hast Can", sagt Ramazan schelmisch, weswegen mir warm wird. "Ähm, ja", nuschele ich verlegen. "Hältst du es immer noch geheim?" Ich bestätige es Malik mit einem Nicken. "Wieso?", will Ramazan nun wissen, woraufhin ich mit meinen Schultern zucke. "Nachtragen?" Irgendwie bin ich auch zu schüchtern, um es zu sagen. "Ach ja, weil sie es dir auch spät gesagt haben. Und wie lange soll das so weiter gehen?" Ich zucke mit meinen Schultern. Zu Fragen gegenüber meiner Beziehung, werde ich ganz ruhig. "Jetzt lasst das arme Mädchen in Ruhe. Sie ist schon ganz rot", hilft mir Can, dem ich dankend zu nicke. Gerade habe ich irgendwie bedenken, es zu veröffentlichen. Es kann auch so gut wie keiner erfahren, das ist ja nicht schlimm. Wir haben ja uns beide und das ist doch das, was zählt. Und falls... falls es dann irgendwann vorbei wäre, dann würde es niemand außer Malik und Ramazan mitbekommen. Vielleicht Aleyna und Aykan, aber das war es dann auch. Das Ironische dabei ist, dass ich immer dachte, dass ich es sofort herumposaunen werde und mich an Can kleben würde, damit auch ja jeder weiß, dass wir zusammen sind. Es könnte ja sein, dass die Menschen dann böse Augen machen und es zwischen uns bröckeln würde.

Vielleicht ist es wirklich besser, wenn es niemand mehr erfährt.

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