Kapitel 65
Da mich seine Worte so sehr berauschen, schließe ich ganz fest meine Arme um ihn, weswegen er kurz ächzt. "Ich liebe dich auch", gebe ich quietschend und auch schüchtern von mir, was ihn lachen lässt. "Dann werde ich heute gut schlafen können", murmelt er flüsternd und schließt seine Augen. Der Arme muss echt müde sein, also kraule ich seine Kopfhaut, da er es liebt und das ihn schneller einschlafen lässt. Mit einer Hand fahre ich seinen breiten Rücken entlang, während die andere immer noch seine Kopfhaut bearbeitet. Das ganze geht so, bis ich sehe, dass er eingeschlafen ist. Wie friedlich er doch aussieht. Er sieht so nett aus und nicht bedrohlich. Vorsichtig befreie ich mich, versuche ihm so viel Decke, wie möglich zu geben, bevor ich ihm dann einen Kuss auf die Stirn gebe und die Tür hinter mir schließe. Ich überlege kurz, was ich uns machen kann und entscheide mich für Makaroni mit Käse - das geht immer. Ich schalte meine Musik an und drehe sie runter, damit Can nicht aufwacht und lasse die Nudeln köcheln. Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn wir eine gemeinsame Wohnung hätten. Es wäre wunderbar und es würde niemals langweilig werden, auch wenn wir nicht reden würden. Unsere Präsenz reicht dem Gegenüber aus. Dieser Gedanke lässt mich schmunzeln. Seufzend fasse ich den Topf an, woraufhin ich aufschreie. Ich habe vollkommen vergessen, dass in ihm die Nudeln dampfen. "Was ist passiert?" Can sieht mich müde, aber auch besorgt. "Scheiße, ich habe dich geweckt", nuschele ich und lasse kaltes Wasser über meine Hand laufen. "Oh, hast du dich verbrannt?" Er fährt sanft über meine Hand und gähnt. "Geh schlafen, du bist noch müde." Ich streichele ihm über seine Wange, woraufhin ich ihn dort küsse. Can hört auf mich und geht sich wieder hinlegen. Ich habe ihn geweckt, der Arme. Es ist manchmal bestimmt von Nachteil, wenn man einen so leichten Schlaf hat. Ich tue alles zusammen, bestreue es mit ganz viel Käse und schiebe es in den Ofen. Solange setze ich mich aufs Sofa. Wie es wohl Cihan geht? Ich habe ihn immer noch nicht besucht, um zu wissen, was er hat. Soll ich es jetzt tun? Can schläft sowieso. Ich tapse leise in mein Zimmer, schnappe mir meine Schlüssel und laufe die Treppen hinauf, woraufhin ich zögernd vor der Tür stehen bleibe. Soll ich? Es ist so verdammt komisch, es zu tun. Es ist komisch, wegen der Vergangenheit. Zaghaft klopfe ich an der Tür, woraufhin Schritte zu hören sind. Cihan öffnet mit einem überraschten Ausdruck die Tür. Verständlich, ich wäre auch ziemlich verdutzt gewesen an seiner Stelle. "Shana, komm rein." Etwas neben der Spur, trete ich in die kleine Wohnung und fühle mich jetzt schon unwohl. "Wer ist es?", ruft Elif und hebt dann überrascht die Augenbrauen, als sie mich sieht. Sie ist kein nachtragender Mensch. "Ich wollte nur wissen, wie es dir geht", gebe ich schüchtern von mir. Ich fühle mich so komisch hier zu sein, da Cihan und Elif kein positiver Teil meiner Vergangenheit in der Abitur-Zeit war. "Der richtige Kardiologe ist mit dem Befund immer noch nicht fertig geworden." Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Das dauert doch nicht so lange?" Er zuckt mit seinen Schultern. "Er meinte es wäre etwas schwieriges." Ich schlucke, genau sowie er. Er hat eine Herzkrankheit, nur weiß es Elif anscheinend nicht. "Ach so, okay", gebe ich heiser von mir und räuspere mich. "Ich störe dann nicht weiter." Ich will zur Tür laufen, als ich aufgehalten werde. "Du kannst bis zum Essen bleiben." Mich überrascht es sehr, dass Elif es sagt. "Nein, danke. Ich habe selber noch was im Ofen stehen." Ich lächele beide an und laufe dann wieder runter.
In der Küche schalte ich den Ofen ab, lege den Untersetzer und das Besteckt auf den Tisch und hole vorsichtig das Essen raus, bevor ich ins Zimmer gehe und mich zu Can aufs Bett setze. Meine Hand gleitet durch sein schwarzes Haar und dann über seine Wange. "Can?" Er brummt sofort. "Magst du aufstehen und essen?" Er öffnet seine gelb-leuchtenden Augen und nickt müde. "Du kannst auch weiter schlafen, wenn du möchtest." Er schüttelt seinen Kopf und streckt sich. "Ich bin kein Langschläfer", informiert er mich lächelnd und steht auf, woraufhin wir gemeinsam in die Küche laufen und anfangen zu essen. Ich muss immer noch an gerade eben denken. In mir keimen sich leichte Schuldgefühle an für das, was Can und ich Elif angetan haben. Das war falsch und idiotisch von mir. Ich war unreif. Wie konnte ich mich auf so etwas einlassen? Etwa, weil ich dort innerlich mehr Kontakt zu Can haben wollte? Das kann gut möglich sein. "Was ist los?", fragt Can mich und schaut intensiv in meine Augen. Soll ich es sagen? Ich will nicht, dass er wieder verärgert ist. "Das-," Ich schließe meinen Mund wieder und rutsche etwas auf dem Hocker herum. "Du bist rausgegangen." Wie? Scheiße! Ich verfluche seinen leichten Schlaf. "Möglicherweise?", kommt es heiser von mir. "Wo warst du, Shana?", kommt es nun ernster von ihm, da er anscheinend bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Gott, ich habe jetzt echt Angst vor seiner Reaktion, deswegen schüttele ich nur meinen Kopf und esse die noch heißen Nudeln. "Shana", sagt Can und das in einem warnenden Ton, woraufhin ich tief einatme. "Shana, jetzt rede endlich!" Sein Ton besitzt einen Hauch an Grobheit. "Nein." Ich esse nervös meine Nudeln weiter und spüre seinen zornigen Blick auf mir. "Warst du wieder bei Cihan?!" Seine Stimme ist viel zorniger, als davor, was mich die Gabel stärker umklammern lässt. Ich spüre am ganzen Körper die Anspannung. "Wieso gehst du da wieder hin?!", will er wütend wissen, weswegen ich ihn ängstlich ansehe. "Nicht schreien", flehe ich leise. "Ich mag es nicht, wenn du schreist", flüstere ich, woraufhin seine Gesichtszüge viel weicher werden. Unbehaglich fahre ich mir über meinen Arm und sehe auf das Essen.
"Shana", sagt Can nun sanft und kommt zu mir. Er nimmt mich in den Arm und küsst meine Schläfe, was meine Nerven beruhigt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so leicht aus der Fassung zu bringen bin. "Wieso warst du da, Shana?", fragt er nun tausendmal zarter, als davor. "Wegen seiner Krankheit." Er sieht mich fragend an. "Er hat eine Herzkrankheit, deswegen war ich letztens bei ihnen. Elif hat mich ja gerufen." Ich schaue wieder auf mein Essen und fahre mir über meine Hände. "Es ist nur wegen seiner Gesundheit, mehr nicht." Er fährt mir über meinen Rücken und setzt sich wieder. "Und du wurdest nicht von einem der beiden belästigt?" Ich verneine es. "Elif wollte sogar, dass ich bis zum Essen bleibe." Seine Augenbrauen heben sich überrascht. "Tut mir leid, falls ich dir Angst gemacht habe." Und schon wieder puckert mein Herz vor Freude. Ich lächele ihn an und sage, dass es schon vergessen sei. "Hast du gut geschlafen?" Er nickt. "Sehr gut sogar." Ich lächele zufrieden und hole aus dem Kühlschrank die Cola raus. "Du hättest es mir einfach sagen können, ich bin näher am Kühlschrank." Ich zucke mit meinen Schultern und hole noch zwei Gläser raus. "Du bist also nicht sauer?", hake ich nach und setze mich mit der Flasche umklammert hin. "Nein, Shana", seufzt er, weswegen mir ein Stein vom Herzen fällt. "Ich bin zwar eifersüchtig, aber ich kann dir nicht sauer sein." Eifersüchtig? "Can, da ist doch kein Grund, um eifersüchtig zu sein", kommt es verständnislos von mir. "Doch." Er trinkt etwas, bevor er weiter redet. "Du sorgst dich um einen anderen, das macht mich eifersüchtig." Ich spitze meine Lippen. Das wollte ich nicht. "Das Essen ist echt gut geworden." Ich lächele verlegen und freue mich, dass es ihm so schmeckt.
"Besuchen wir irgendwann mal die Reeperbahn?" Verstört sieht er mich an. "Was denn? Ich will da unbedingt einmal hin", gebe ich schmunzelnd von mir. "Shana-, da-, nein!", kommt es konsterniert von ihm. "Wieso?", gebe ich mürrisch von mir und esse meine Nudeln. "Ich gehe mit dir doch nicht an einen Ort, wo es nur von Stripclubs wimmelt. Am Ende kriege ich Ärger von dir", brummt er. Na ja, er hat vielleicht recht. "Schlauer Junge", lobe ich ihn schmunzelnd. "Du bist aber echt pervers, Shana." Ich verkneife mir ein Schmunzeln. "Das habe ich an deinen Büchern auf jeden Fall erkannt. Alle Fifty Shades Bücher und After. Ich kenne zwar diese vier anderen Bücher nicht, aber ich habe kurz reingeschnüffelt und habe direkt eine Sexszene gelesen, Perversling." Er grinst mich dreckig an. "Also, falls du keine Lust auf das Lesen hast, die perversen Szenen aber sehr gerne wissen möchtest, rufst du mich einfach an, okay?" Ich verkneife mir ein Prusten und nicke einfach. Meine Augen verdrehen sich, als mir die baldige Physiologie Klausur in den Sinn kommt. "Ich will nicht lernen!", quengele ich. "Ich bin ja da. Mit mir macht das Lernen immer Spaß." Er zwinkert mir zu. "Wir könnten ja auch etwas Anatomie wiederholen. Ich ziehe mein Oberteil aus und wir erkunden wieder die Muskeln und du ziehst dich ganz aus und wir erkunden die weiblichen Geschlechtsorgane. Was hältst du davon?" Ich verdrehe meine Augen. "Ich passe, danke." Ich esse meine Nudeln und komme dabei auf eine geniale Idee. "Wenn wir irgendwann mal operieren dürfen, dann können wir ja mit Nudeln, Trauben und Bananen üben!", kommt es euphorisch von mir, was Can lachen lässt. "Ja, Shana. Solange ich heile bleibe, ist mir alles recht." Ich schmunzele. "Ich muss Ramazan noch wegen dem Chloroform fragen." Can zieht seine Augenbraue hoch. "Ach, du willst mich betäuben?" Mit einem Lächeln zucke ich mit meinen Schultern. "Was ist jetzt überhaupt mit ihm? Ich sehe ihn kaum." Can nickt. "Er ist beschäftigt, sich neben der Arbeit noch um Meryem zu kümmern." Ach ja! Er ist ja verliebt. "Habt ihr sie schon kennengelernt?" Can bejaht es. "Sie ist echt nett." Ich nicke. Wenn Can sie nett findet, dann werde ich sie auch ganz sicher nett finden. "Denk jetzt nicht falsch." Kurz zucken meine Augenbrauen. "Tu ich nicht", gebe ich neutral von mir und trinke einen großen Schluck. "Shana, bitte sei nicht sauer!" Verwirrt lege ich mein Glas ab und sehe Can an, welcher mich unsicher ansieht. "Can, ich bin nicht sauer", versichere ich ihm. "Aber du siehst so sauer aus", nuschelt er und fährt sich durch sein Haar. "Ich gucke ganz normal, Can", antworte ich belustigt und räume unsere Teller weg.
Meine Physiologie Notizen nehme ich mir zur Hand und frage Can nach der Physiologie des Herzens ab. "Du hast vergessen zu erwähnen, dass in diesem Zusammenhang das atriale natriuretische Peptid beschrieben wird." Er nickt. "Das Einfachste vergisst man irgendwie immer", gebe ich seufzend von mir. Kurz danach klingelt mein Handy.
"Ja?"
"Shana!", quietscht Ramazan, weswegen ich lachend den Lautsprecher einstelle.
"Was ist passiert?"
"Oh Gott, Shana! Ich habe Meryem geküsst!" Er kreischt, weswegen Can und ich lachen.
"Ich fühle mich wie in einem Bollywood Film. Überall ist Musik und ich würde am liebsten Tanzen, doch die anderen hier sind mir zu grimmig", brummt er.
"Uh, wie war es?", will ich schmunzelnd wissen und lege mich mit meinen Unterlagen hin.
"Wunderbar! Nicht wie mit diesen anderen Weibern. Ich dachte, ich fliege hin, weil ich nichts gespürt habe." Ich fange an zu lachen und sehe Can dabei an, welcher sich ebenfalls zu mir legt.
"Ich schmeiße eine fette Party und ich hab ihr von dir erzählt!"
"Du hast über meine Freundin mit deiner Freundin geredet?", mischt sich nun Can ein.
"Sie wollte es wissen. Shana, du bist bekannt, du Superstar." Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.
"Mich kennt keiner." Ich sehe zu Can, woraufhin er mich entschuldigend ansieht.
"Wie?", will ich wissen. "Na ja, ich habe einigen Kollegen Bescheid gegeben, damit sie dich beschützen, falls dir mal etwas passiert." Er zuckt mit seinen Schultern und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich kann ihm wirklich nicht böse sein!
"Ey, hier geht es um mich!", sagt Ramazan nun zickig und räuspert sich.
"Ich habe ihr mein Handy einfach gegeben, wegen des Vertrauens und so weiter, dann hat sie ein paar Fotos gesehen und ja. Sie würde dich gerne kennenlernen." Ich schmunzele. Wenn sie es schon sagt, dann kann sie nur sympathisch sein.
"Dann können wir irgendwann mal ein Essen veranstalten. Du mit deiner Freundin, Malik und Saliha, Can und ich und... Ranja mit Nadim?" Ich beiße mir unsicher auf die Lippe.
"Perfekt!" Ich seufze kaum vernehmbar. Ramazan scheint wirklich total fröhlich zu sein und ich freue mich so sehr für ihn.
"Und dann gehen wir in den Streichelzoo! Can ist so lange nicht mehr mit mir dahin gegangen." Böse sehe ich Can an, welcher nur schmunzelt.
"Also ich liebe Ziegen, wir können ja mal dahin gehen - ohne Can." Ramazan und ich fangen perfide an zu lachen, woraufhin Can an meiner Haarsträhne zieht.
"Super! Das wird so toll und dann sehen wir ganz viele Ziegen, die so aussehen wie Can, als er noch klein war." Sofort fange ich an zu lachen und fahre durch Cans schwarzes Haar.
"Ramazan, du willst doch nicht wieder in der Badewanne schlafen?", droht Can.
"Ramazan, besorg mir mal bitte einen Kanister mit Chloroform." Ramazan lacht gehässig.
"Ich weiß schon wofür. Rohypnol und Phenobarbital eignen sich auch sehr gut." Grinsend sehe ich zu Can und gebe ihm einen Luftkuss.
"Dann fesseln wir Can, woraufhin ich ihn vergewaltige!" Verstört sehen Can und ich uns an.
"Nicht wahr, Shana?" Ich presse meine Lippen zusammen, damit ich nicht lachen muss.
"Ja, Ramazan."
"Na ja, ich störe euch Turteltauben dann nicht weiter. Ach und Can!" Can nähert sich meinem Handy.
"Ich geh in dein Zimmer... wälze mich in deinem Bett herum und schnüffele an deinen Höschen." Er schnurrt am Ende, was mich lachen lässt.
"Ciao, Schatz und Can." Belustigt sehe ich Can an und lege mein Handy weg.
"Meryem hat echt Glück." Ich lese mir meine Notizen durch und kriege mein Grinsen nicht weg. Ich freue mich so sehr für Ramazan, dass er jetzt mit der Person zusammen ist, die er liebt. "Na ja, du bist die glücklichste Person der Welt." Er legt seinen Kopf in meine Halsbeuge und verteilt prickelnde Küsse auf meinem Hals. "Du aber auch. Du müsstest eigentlich jeden Tag zu Gott beten und ihm danken, dass du mich hast", gebe ich schmunzelnd von mir. "Das tue ich." Mein Schmunzeln verfliegt. "Als ob." Er brummt als ein Ja. "Doch, ich danke ihm wirklich. Ich habe ja nicht umsonst gebetet." Er zieht mich näher an sich und brummt dann zufrieden. Wieder kommen diese nervenden Schuldgefühle hoch. Ich konnte ihm nach seinem ersten Geständnis nicht glauben, ich habe ihn verlassen und er hat darum gekämpft, mich zu bekommen. Und dann noch diese Gedanken, dass er mich betrügen würde, Gott! "Can, wir müssen lernen." Er brummt gegen meinen Hals. "Gleich." Seine Lippen wandern immer höher, bis zum Punkt, wo mein ganzer Körper mit einer Gänsehaut ummantelt wird. Ich versuche seinen Namen anzusetzen, doch mehr als ein Keuchen kommt nicht. "Das ist keine Physiologie", gebe ich angestrengt und heiser von mir. "Doch." Als er seine Zunge einsetzt, zucke ich zusammen und winde mich. "Can", presse ich hervor und ziehe ihn an seinen Haaren zurück, woraufhin ich sein selbstsicheres Grinsen sehe. "Diese Physiologie!" Ich zeige auf die Notizen. "Und nicht die Physiologie des Nacken küssens." Er schmollt leicht und klappt das Buch auf. "Wann willst du deine nächsten Unterrichtsstunden haben?" Ich weiß ganz genau, dass Can diesen Unterricht liebt. "Ich glaube, ich suche mir jemand anders, damit ich diese ganzen Küsse lerne." Spitzbübisch blicke ich Can an, welcher mich finster anfunkelt. "Es sind ja echt viele Ju-," Er hält mir meinen Mund zu und sieht mich warnend an, was mich lachen lässt. "Irgendwann nähe ich dir deinen Mund zu." Ich nicke eifrig und küsse seine Handinnenfläche, bevor er mich seufzend loslässt.
"Nicht schmollen, Can." Er verkneift sich sein Schmunzeln und greift nach meinem Handy, woraufhin ich ihm meinen Code sage und er irgendetwas macht. "Can und du werden es auf der Klassenfahrt so richtig treiben?" Meine Augen weiten sich. Oh nein! "Can und du auf der Toilette. Ein Quickie." Ich will nach meinem Handy greifen, doch Can steht schmunzelnd auf und ließt sich weiter Nachrichten durch, die mehrere Jahre alt sind. "Shana ist doch schon längst von Can entjungfert worden." Er fängt an zu lachen und drückt mich an meinem Kopf zurück. "Statt seiner Hand hätte was anderes ihren Mund versperren können." Gott, ist das peinlich! "Das sind ja echt viele Nachrichten, Shana", sagt Can gespielt entrüstet. "Du bist ja jetzt das zweite Mal seine Sklavin. Ich korrigiere: Sexsklavin." Seine kehlige Lache ertönt im ganzen Raum. "Der ist echt gut." Er screenshotet es, weswegen ich wieder nach meinem Handy greifen will. "Hol es dir." Er streckt seinen Arm aus, weswegen ich ihn genervt ansehe. "Denkst du ernsthaft, ich komme daran?" Er nickt. "So hoch ist es nicht." Ich verdrehe meine Augen. "Da kriegt man Höhenangst." Ich versuche meinen Fuß auf seinen Oberschenkel abzulegen und so auf ihn zu klettern, was sich als Fehler erweist. "Hab ich dich!" Ich schreie kurz auf, als er mich packt und mich mit einem Arm auf sein Bett trägt. Ich lache erst, aber als ich das Zittern seines Armes wahrnehme, werde ich still. Langsam setzt er mich ab und gibt mir mein Handy wieder, bevor er sich feste über seinen linken Arm reibt. Er hört gar nicht mehr auf, presst seine Atmung schon hervor. Sein Hals ist angespannt, seine Habd fährt total fest über seinen Arm. "Can?" Sein Kiefer sticht stark hervor und er schließt seine Augen. "Can!" Ich umklammere seinen linken Arm und lege meine freie Hand auf seine Brust. Sein Herz schlägt sehr schnell, Can ist irgendwo anders. Es ist bestimmt ein innerer Konflikt. Mein armer Can. "Alles ist okay", flüstere ich und fahre beruhigend seine Brust auf und ab. Ich spüre, wie die Muskeln seines linken Oberarms sich anspannen und sehe, wie er immer wieder seine Hand öffnet und schließt. "Können wir mit der Physiologie des Arms beginnen?" Ich nicke sofort und hole alle Materialien hervor, ohne Cans Arm loszulassen.
Ich sehe kurz zu Can und räuspere mich einmal. "Der Unterarm - Antebrachium - ist der Abschnitt der oberen Extremität, also des Armes zwischen Ellenbogen- und Handgelenk. Er lässt sich äußerlich nicht exakt an der Ellenbeuge vom Oberarm - Brachium - trennen, weil die Muskelzüge des Oberarms auf den Unterarm übergreifen müssen, wenn diese im Ellenbogengelenk - Articulatio cubiti - wirken sollen." Ich mache eine Pause und sehe wieder zu Can, welcher starr die Wand ansieht. "Andererseits müssen Unterarmmuskeln bis zum Oberarm reichen, wenn sie die Beuge- und Drehbewegungen unterstützen sollen. Daraus resultiert, dass nur die Dorsalseite des Oberarms gegen den Unterarm korrekt abgeschlossen ist, und zwar am Ellenbogen - Ende der Elle: Olecranon- , manchmal Ellenbogenhöcker - Tuber olecrani - durch den Ansatz des dreiköpfigen Streckers - Musculus triceps brachii." Von der Seite sehe ich, dass er seinen Unterarm drückt. "Can, wir können auch wieder zum Arzt gehen, wenn es so schlimm für dich ist." Ich kann es nicht ertragen, ihn so leiden zu sehen. "Ich war so oft bei Ärzten; Neurologen, Radiologen, Angiologen, Chirurgen, Physiologen, keiner kann mir weiter helfen! Alle sagen dasselbe: etwas trainieren und abwarten." Ich schnaube. Es macht mich wütend, dass so viele Ärzte immer nur das Kleine sehen, denn das habe ich selber zu oft erlebt. "Wozu haben die denn Medizin studiert, wenn sie immer dasselbe sagen?", fauche ich. Gott, das regt mich so auf, dass ihm niemand helfen kann und er damit zu kämpfen hat. "In diesen sechs Jahren, in denen sie alles gelernt haben, muss es doch etwas geben!" Can sieht mich liebevoll an und küsst mich mit aller Hingabe.
Es ist wieder wie eine art nonverbale Kommunikation; Dankbarkeit, Stolz, Fröhlichkeit. Er ist froh, dass ich ihn damit nicht alleine lasse, er ist froh, dass ich mich für ihn einsetzen will. Zart fährt er mir mit seinen Daumen über meine Wangen und zieht mich näher an sich, bis ich mich dazu entscheide, mich auf seinen Schoß zu setzen und meine Hände in seinen Haaren zu vergraben. Ich werde es immer und immer wieder sagen: es ist berauschend, es ist wunderbar, es ist perfekt! Es ist so, als ob mit einem Kuss, den Can mir schenkt, unsere Probleme sich in Luft auflösen. Wird gerade so viel Dopamin, Serotonin und Oxytocin freigesetzt, dass es unsere negativen Gedanken einfach zerstört? Wenn ja, dann fühlt es sich mehr als nur gut an, wenn etwas auf diese Art und Weise zerstört wird. Ich lächele vor Glück in den Kuss hinein und spüre, dass Can ebenfalls anfängt zu lächeln, was meinen Bauch - wie sooft - kribbeln lässt. Langsam lösen wir uns voneinander, woraufhin Can seine Stirn gegen meine legt. "Was wäre ich nur ohne dich, Shana?"
Die Frage lautet eher, was ich ohne dich wäre, Can.
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