Kapitel 57
Freitag, 21. April
Vollkommen ausgeschlafen stehe ich um 06:40 Uhr auf und springe aus meinem Bett. Heute kann mir nichts den Tag ruinieren. Soll Aleyna kommen, soll Elif kommen, es ist mir egal! Can liebt mich und das ist das Einzige, was zählt. Ich quietsche und kann mir einen Freudenschrei nicht verkneifen. Ich hüpfe und schreie, seitdem ich gestern nach Hause gekommen bin herum, und immer haben mich Ranja und Saliha gefragt, was los sei, doch ich sage es ihnen nicht. Vollkommen motiviert mache ich heute das Frühstück und tanze mit Musik in der Küche herum. "Love me like you do!", singe ich und kann nicht aufhören zu grinsen. Mein Bauch füllt sich mit Freude und bebt gleichzeitig mit meiner Brust. Erst jetzt kann ich nachvollziehen, dass die Liebe wunderbar ist. Es ist unglaublich! Ich fühle mich so dynamisch, dass ich nicht stillsitzen kann. Ich kann auch nicht mehr aufhören zu grinsen. Ich kann nicht mehr aufhören. Ich fühle mich wie neu geboren und könnte jetzt einen verdammten Lauf auf mich nehmen, da ich voller Energie bin. "Da ist ja jemand richtig gut gelaunt." Ranja und Saliha lächeln mich müde an. "Hi!" Ich kichere und schneide die Gurken. "Wie kann es sein, dass du so früh wach bist? Hast du irgendeine Medizin zusammengebraut?", fragt Ranja, was ich ihr bestätige. Die Medizin nennt sich Liebe. "Pass auf! Du schneidest dich gleich noch." Saliha nimmt mir das Messer aus der Hand und übernimmt das Schneiden. Ich renne ins Zimmer und stelle mich vor meinen Schrank. Was soll ich anziehen? Ich will heute etwas anziehen, was meine Rundungen besonders betont. Zum Glück herrschen heute sonnige zweiundzwanzig Grad, also hole ich meine enge, schwarze Off-shoulder Bluse raus und siehe sie mir sofort an. Das Volant über der Brust richte ich etwas und hole danach meine hellblaue Hollister Hose raus, welche meine und Cans Lieblingshose ist. Wenn ich allein an seinen Namen denke, quietsche ich schon los. Ich hüpfe in die Hose und laufe dann wieder in die Küche, wo schon fast alles bereitsteht. "Wieso seid ihr so schnell?" Entgeistert sehen mich beide an. "Du hast die ganze Zeit fürs Klamotten raussuchen gebraucht." Ouh. Die Zeit vergeht wirklich im Flug. Schnell husche ich auf den Barhocker und fange an eine Gurke zu essen. "Sie sind ja gar nicht gesalzen." Beide ziehen ihre Augenbrauen zusammen. "Nimm dir Gurken in eine Schüssel und würz nach. Die sind gesalzen." Ich schüttele meinen Kopf und tue, was Saliha mir sagt. Mit einen Lächeln esse ich und spüre die Blicke meiner Freundinnen auf mir. "Was?", frage ich mit vollem Mund. "Wieso bist du so gut gelaunt?", will Saliha verstört wissen. "Du bist nie gut gelaunt am Morgen", sagt nun Ranja. "Und wann hast du deine Haare geglättet?" Ich sehe auf meine geglätteten Spitzen und zucke mit meinen Schultern. "Gestern irgendwann", säusele ich. "Wie? Wann? Du hast doch gestern die ganze Wohnung durchgeputzt. Shana, bist du krank?" Saliha tastet meine Stirn ab und trinkt kopfschüttelnd ihren Tee. "Nein, alles andere als das." Ich presse meine Lippen aufeinander und spüre wieder das Beben in meiner Brust, weswegen ich wieder aufschreie vor Freude. "Shana, ganz ruhig! Ist irgendwas passiert?" Beide sehen mich aufgeregt an. "Ich werde heute wissen, ob ich mein Physikum bestanden habe oder nicht!" Ich fächere mir Luft zu und mache mir keine Sorgen, ob sie mir diese Lüge glauben oder nicht. Ich will einfach nur, dass die Zeit schnell vergeht, damit ich zum Praktikum und dann zur Vorlesung kann. Ich habe mich seit langem nicht mehr so gefreut, die Uni zu besuchen, wie jetzt. Als ich das erste Mal die Uni gesehen habe, war ich schon aus dem Häuschen, aber wenn ich sie heute sehe, werde ich das zehnfache an Freude fühlen. "Wann fahren wir los?" Ich rutsche ungeduldig auf dem Hocker herum und sehe Ranja und Saliha fragend an. "Was ist los mit dir?", will Ranja belustigt wissen. "Ich will zur Uni!", quengele ich. "Heute ist die Einführung in die klinische Medizin!", quengele ich wieder und könnte mir für die Lüge eine reinhauen. Die Einführung in die klinische Medizin ist noch vor dem Physikum gewesen. Aber es ist gut, dass die beiden wissen, wie sehr ich an der Medizin hänge, deswegen glauben sie es mir auch.
"Mach dich fertig, wir fahren dann." Sofort hüpfe ich nach Ranjas Worten schreiend vom Hocker und renne ins Bad, wo ich fünf Minuten lang meine Zähne putze und zwei Mal neue Zahnpasta auf die Bürste schmieren muss, da ich sie in meinem Mund aufgelöst habe. Gott, ich bin so aufgeregt! Can liebt mich! Ich liebe Can! Wir werden glücklich und kriegen Kinder! "OH GOTT!", schreie ich und fange an zu lachen, bevor mir die Zahnpasta aus dem Mund fließt und ich sie ausspüle. "Hat Shana irgendwie Drogen genommen? Die kriegt man ja in der Bibliothek", munkelt Saliha, was ich ihr in meinem Kopf bestätige. Can ist die Droge. Ich renne in mein Zimmer und sprühe mich mit Antitranspirant unter den Arme voll, bevor ich mir meine Parfüms ansehe. "Aqua Kiss? Oder Coconut Passion? Crescent Bay oder lieber Solana Beach?" Ich seufze resigniert und greife nach Crescent Bay und Pacific Beach. Nicht zu viel, aber genügend, sodass es auf jeden Fall angenehm ist. Ich greife nach meiner Tasche und schaue mich noch einmal im Spiegel an. Alles sitzt perfekt. Meine Haare sind Glatt, keine Wellen oder sonstiges. "Mashallah, sehe ich gut aus", sage ich zu meinem Spiegelbild und gehe mir schnell meine schwarzen Leder Old School Vans anziehen, bevor ich die Treppen runterrase und am Auto warte. "Wieso brauchen die solange?" Ich schnalze mit meiner Zunge und schiele in den Briefkasten, nur finde ich leider Gottes außer einigen Prospekten keinen Brief. "Wenn du heute nicht kommst, dann schneide ich der Post die Eier ab!", zische ich und grinse Ranja an, als sie endlich unten ist. Sofort steige ich ein und kann meine Finger nicht still halten. Gleich sehe ich Can! Wie eine Verrückte halte ich mir meine Hände vor mein Gesicht und gebe komische Laute von mir, während ich mit meinen Füßen herumtrampele. "Ganz ruhig! Ich glaube Shana erleidet gleich einen Anfall", sagt Ranja belustigt und fährt raus, weswegen ich mich ganz aufgeregt anschnalle. Ganz ruhig, Shana! Sonst schwitzt du noch wie ein Tier. Meine innere Stimme hat recht. Ich öffne das Fenster und lasse frische Luft rein, während ich Musik anschalte und zu Ellie Gouldings - Love Me Like You Do singe. Ich muss an den Abschlussball denken, wo ich den schönsten Tanz der Welt bekommen habe. Das Ende war nicht so schön, aber dafür ist es jetzt vorbei - endlich! Heute kommt mir die Fahrt besonders lang vor, weswegen ich Ranja zwinge aufs Gas zu drücken. "Soll ich einen Unfall bauen, Shana?" Ich nicke. "Ja, aber pass auf, dass mir nichts passiert, sonst verpasse ich das Praktikum. Ach, ja! Fahr mich ins Krankenhaus." Sie zeigt mir den Mittelfinger und fährt dann etwas schneller. Ich habe vollkommen vergessen, dass ich wieder ins Krankenhaus muss und das obwohl ich seit dem Anfang des vierten Semesters schon im Krankenhaus bin. Ich schließe das Fenster, da mir kalt geworden ist und richte dann meine Haare im Spiegel. "Was ist los mit dir? Wieso machst du so einen Aufstand?", will Saliha wissen. "Heute kommen hübsche Ärzte." Ich fange an zu lachen, weil es nur zum Teil stimmt. Can ist ja fast ein Arzt und wenn er das Physikum bestanden hat, kann er sich Dr. Cand. Can Jamil nennen. Das ist ja schon fast ein Doktortitel. "Ach, so ist das", schmunzelt sie und gluckst gemeinsam mit Ranja. Wenn ihr doch nur wüsstet. Als ich das Krankenhaus vom weiten sehe, fange ich hysterisch an zu lachen und beruhige mich ganz schnell wieder, da ich sonst hyperventiliere. "Da ist ein freier Parkplatz!", weise ich Ranja schnell hin, weswegen sie erschrocken zusammenzuckt. "Ist ja gut. Schlag mich nicht." Sie fährt dorthin und fängt an zu parken. Da sie mir aber zu lange braucht, steige ich aus und laufe auf das Krankenhaus zu. Je näher ich dem Eingang komme, umso stärker klopft mein Herz. Der erste Tag als frisch Verliebte. Ich suche in den Gängen nach Can, finde ihn aber nicht, was mich leicht enttäuscht.
Langsam drehe ich mich um und knalle gegen jemanden, weswegen ich leise quietsche und sofort seinen Duft registriere. Sofort schnellt mein Kopf hoch zu Can, welcher mich anlächelt. Dieses Lächeln lässt mich rot werden. Gott, was soll ich jetzt machen? Mir ist so warm und mein Herz rast und ich habe keine Ahnung was ich jetzt tun soll. "Hi", flüstere ich und schlucke. "Hey", gibt er schüchtern von sich und kratzt sich am Nacken. Ich reibe mir meine Hände und wippe kurz mit meinen Zehenspitzen. Kurz drehe ich mich um, um sicherzugehen, dass weder Ranja noch Saliha irgendwo herumlungern und umarme Can dann. Ich bin doch gar nicht in der Uni. "Wie geht es dir?", fragt er und fährt mir über meinen Rücken. Er trägt wieder meine Duftkombination. Langsam löse ich mich von ihm und fahre mir über meine Wangen. "Toll, komisch, es ist ein toller Tag?" Ich beiße mir auf meine Zunge und spüre wie mein Gesicht rot wird, was Can schmunzeln lässt. "Und-, und dir?" Ich räuspere mich, damit ich eine festere Stimmlage bekomme. "Wunderbar." Ich zucke wegen der intensiven Aussprache zusammen und schlucke wieder feste. "Das ist toll." Nervös fahre ich mir durch mein Haar und fahre mir dann über meinen Handrücken. Wie paradox das Ganze doch ist: ich war doch vor kurzem sauer, nein, wütend, dann habe ich realisiert, dass ich ihn liebe und bin in Liebeskummer verfallen und dann hat Can mir seine Liebe gestanden. Das Ganze ging so schnell und es ist mir trotzdem so intensiv im Gedächtnis geblieben. "Das Praktikum beginnt gleich", nuschele ich und laufe dann los. "Falsche Richtung", weist Can mich hin, woraufhin ich mich verlegen umdrehe und in sein lächelndes Gesicht schaue. Sein Lächeln ist so wunderschön. Ich liebe sein Lächeln. Sein Gesicht muss gesegnet sein, so hübsch wie Can nun mal ist. Gemeinsam laufen wir durch die Flure, und ich werde das Gefühl nicht los, dass die ganzen Blicke wieder da sind. Wir laufen auf die anderen zu und warten bis wir von den Mitarbeitern der Allgemeinmedizin abgeholt werden.
Gemeinsam laufen wir mit einigen Kommilitonen den beiden Mitarbeitern hinterher, woraufhin wir unsere weißen Kittel bekommen, bei denen ich mich immer so cool fühle. Immer wenn ich den Kittel anziehe, fängt das Intro von Grey's Anatomy an, sich in meinem Kopf abzuspielen. Can ist McDreamy, schnurrt meine innere Stimme, was mich schmunzeln lässt. McSexy-Dreamy. Ich sehe Can dabei zu, wie er sich den Kittel anzieht und seufze leise. Wie kann man bei einer so einfachen Sache so verdammt gut aussehen? Wir folgen unserem Führer - sowie ich ihn immer nenne - und kommen bei einem Patienten an, welcher ein präoperativer Patient ist. "Wer will vormachen, wie man ohne ein Röntgen das Problem erkennen kann? Es können auch ruhig zwei." Ich melde mich und lächele den Mann an. "Okay", seufze ich. Da wir auf der Orthopädie Station sind mustere ich seine Beine und dann seine Haltung. Wie gut, dass sein Oberteil schon auf dem Bett liegt. Ich würde mir etwas komisch vorkommen, ihn aufzufordern, dass er sein Oberteil ausziehen soll. "Könnten Sie sich bitte gerade hinstellen?" Als ich seine schiefe Haltung in der eigentlich geraden Haltung sehe, gehe ich um ihn herum, bis ich seinen Rücken sehe und mir direkt eins in den Sinn kommt. "Skoliose." Ich tippe auf den Rücken. "Hier sieht man einen starken Lendenwulst." Ich taste die Dornfortsätze ab und nicke leicht. "Wenn ich mich nicht täusche, dann spüre ich eine Wirbelsäulenverkrümmung. Eine etwas ausgeprägtere Skoliose." Ich spitze meine Lippen und sehe mir den Mann wieder von vorne an. "Das erkennt man hier sehr gut. Die Taillendreiecke sind unterschiedlich ausgeprägt." Unser Führer nickt. "Und was würdest du danach tun?", fragt er mich. Ist es nicht offensichtlich? "Zum Röntgen schicken, damit ich es verifiziert bekomme und genau sehen kann, wo die Skoliose liegt." Ich sehe zu Can, welcher mich lächelnd anzwinkert. Es wird wieder warm hier.
Nach dem Praktikum und drei weiteren Stunden in der Uni sitze ich, nachdem ich zitternd meinen Brief in der Hand halte, in Cans Auto. "Aufgeregt?" Ich nicke. "Sehr." Ich presse vor Aufregung meine Beine zusammen und sehe Can unruhig an. In seinen Augen liegt so viel Verträumtheit und... und Liebe. Das Wort kribbelt so schön in meinen Lymphknoten. "Wir können auch losfahren." Can blinzelt schnell zweimal hintereinander und nickt dann. "Natürlich." Er räuspert sich und fährt los. Du hast ihn abgelenkt, trällert meine innere Stimme, die zu hundert Prozent einen perversen Gesichtsausdruck hat. Vor Aufregung wippt mein Bein, weswegen Can seine Hand auf meinen Knieansatz legt und mein Bein plötzlich wie gelähmt ist. Es fühlt sich zauberhaft an. Am liebsten würde ich seine Hand an meine Haut kleben! "Ganz ruhig." Er lächelt mich strahlend an und biegt dann links ab. Vorsichtig nehme ich seine Hand und verschränke sie mit meiner. Dabei achte ich ganz genau auf Cans Gesichtsausdruck und sehe, wie er zufrieden seufzt und ein schüchternes Lächeln sich auf seinen fülligen Lippen breit macht. Sein Lächeln ist so wunderschön. Er sieht so toll aus und er liebt mich. Im meinem Inneren baut sich wieder Freude auf, was ich durch ein kleines Quietschen ablasse. Wir steigen aus und laufen Hand in Hand zum Briefkasten, wo Can seinen Brief rausholt und die Tür aufschließt. Gemeinsam steigen wir in den Aufzug, wo ich ein angenehmes Prickeln in der Luft spüre. Ich liebe Can und er liebt mich. Ich übe kurz Druck auf Cans Hand aus und steige dann mit ihm aus dem Aufzug. "Sind die Jungs da?" Er verneint es. "Die kommen etwas später." Er schließt die Tür auf, woraufhin ich schnell meine Schuhe ausziehe und schnell ins Wohnzimmer laufe. "Los! Gott, ich bin so aufgeregt!" Er lächelt und öffnet gleichzeitig mit mir den Brief. Ich lese mir alles durch. 85%, das entspricht einer Zwei. Ich schreie vor Freude auf und bin so erleichtert, dass ich es hinter mir habe. "Was hast du?", frage ich Can, welcher mich voller Freude anlächelt. Ich nehme seinen Brief und lehne mich gegen die Wand, während ich meine Ergebnisse mit seinen Vergleiche. "In Physik hast du mehr Prozente als ich", nuschele ich und lese weiter. "Ich habe 2 Prozent mehr als du! Du hast auch eine Zwei!" Ich freue mich tierisch, dass wir beide es bestanden haben. Der ganze Stress ist jetzt vorbei. "Ich bin besser als du", necke ich und kichere, als er sich vor mich stellt. "Glückwunsch, Madame." Er sieht mich lächelnd und beugt sich zu mir runter, was mich schlucken lässt. Sein wunderbarer Duft steigt mir wieder in meine Nase und benebelt meine Sinne.
Als Cans Blick auf meine Lippen fällt, öffnet sich mein Mund wie von automatisch. Es wird Zeit. Mir wird schwindelig, je näher mir Can kommt. Meine Atemfrequenz hat sich verändert. Sie wechselt von stockend zu beschleunigt und wieder zurück, bis seine Lippen vor meinen schweben. Seine Lippen streifen meine und legen sich dann drauf, weswegen ich mich augenblicklich versteife. Ich kann mich nicht bewegen. Ich spüre nur, wie heiß mir wird. Langsam löst er sich und sieht mich unsicher an. Ich habe den Kuss nicht erwidern können, da ich in eine Starre verfallen bin. Doch es war wunderbar. Kurz und schön. Ich spüre, wie mein unteres Augenlid leicht zuckt und wie mein Körper sich mit Aufregung füllt. "Es war zu früh." Er kratzt sich am Nacken und entfernt sich. "Tut mir leid." Immer noch geschockt, löse ich mich aus meiner Starre und lasse die Briefe fallen. Ich laufe auf ihn zu und ziehe seinen Kopf zu mir runter, bevor ich endlich meine Lippen auf seine pressen kann, ohne Angst zu haben. Ich habe keine Angst, dass er mich abstößt. Keine Angst, dass er es nicht erwidern würde. Sofort erwidert Can den Kuss und krallt sich in meine Taille. Es ist ein atemberaubendes Gefühl. In meinem Bauch explodiert es, meine Beine müssen jetzt sehr stark sein und mein Herz darf jetzt nicht den Geist aufgeben. Seine weichen Lippen endlich spüren zu können, ist das Schönste, was mir passieren konnte. Er küsst mich vorsichtig und zart und ich versuche mich ihm anzupassen. Ich weiß nicht einmal, ob ich es richtig mache. Ich mache es einfach, ohne jegliche Erfahrung zu haben. Ich verliere nach einundzwanzig Jahren meinen ersten Kuss und es fühlt sich überwältigend an. Ich habe das Gefühl schweben zu können und halte mich deswegen an seinen kräftigen Schultern fest. Ich würde wahrscheinlich losschreien, wenn ich nicht so konzentriert wäre seine berauschenden Lippen auf meinen zu spüren. Der Kuss wird fordernder. Er wird härter und leidenschaftlicher. Wir stecken in diesen Kuss fünf Jahre voller Angst und verheimlichter Gefühle rein. Wir kommunizieren quasi über den Kuss, indem wir all unsere Gedanken und Gefühle raus lassen. Wir sind gierig aneinander zu kosten, uns zu spüren. Eine Gänsehaut verbreitet sich rasend schnell über meinen ganzen Körper, gefolgt von einem heißen Schauer, der meinen Rücken hinunter läuft. Can drückt mich gegen die Wand, was mich aufkeuchen lässt und legt eine Hand um meinen Nacken, drückt sich fester an mich und beschleunigt das Tempo seiner Lippen. In meiner Bauch-, und Unterleibsgegend zieht sich alles zusammen. Eine Wärme füllt meinen Bauch, gefolgt von tausenden Schmetterlingen, kräftige Schmetterlinge. Ich werde von mir selber angespornt noch leidenschaftlicher zu werden. Als er vorsichtig mit seiner Zunge über meine Unterlippe steift, denke ich nicht einmal nach und lasse ihn sofort rein. Es ist ein neues Gefühl, welches ich liebe. Vorsichtig berühren sich unsere Zungen. Wahrscheinlich würde er seine Zunge viel fordernder einsetzen und meine dominieren, aber da er weiß und spürt, dass ich alles vorsichtig angehe und erkunde, lässt er sich Zeit. All die negativen Gedanken, all der Hass, die Angst, die Zweifel, sie sind alle weg und werden durch Liebe, Freude und Selbstsicherheit erneuert. Ich bin benebelt von diesem Kuss und kann gar nicht mehr aufhören. Es ist wahrhaftig so, als ob ich gerade eine Droge zu mir nehme. "Wie lange-,", sagt Can zwischen dem Kuss. "habe ich darauf gewartet?" Hart presst er seine Lippen gegen meine, weswegen ich meine Schenkel gegeneinander pressen muss und an seinen Haaren ziehe. Seit fünf Jahren warten wir auf diesen bezaubernden Moment und er ist so stark, dass ich möglicherweise zusammenbrechen könnte, wenn Can mich nicht festhalten würde. "Spring", raunt er, greift nach der Hinterseite meiner Schenkel und küsst mich wieder.
Sofort springe ich und schlinge meine Beine um seine Hüfte. Er hält mich an meinem Bein und an meinem Rücken fest und tritt seine Zimmertür auf. Wir hören nicht auf uns zu küssen. Uns ist egal, dass wir irgendwann mal wieder richtig nach Luft schnappen müssen. Gerade ist unser Bedürfnis wichtiger. Der Kuss ist unsere Luft und ist gerade die schönste, die beste und wertvollste Luft für uns. Er setzt sich hin und zieht sanft an meinen Haaren, damit mein Kopf sich in den Nacken legt. "Fünf Jahre", knurrt er gegen meinen Hals, was mich leise wimmern lässt. "Fünf Jahre, Shana." Seine Lippen legen sich auf meinen Hals, woraufhin sich das Gefühl des Verbrennens sich in mir aufkeimt. Quälend langsam küsst er mein Schlüsselbein und fährt mit der Spitze seiner Zunge darüber, was mich aufkeuchen lässt. Er hinterlässt eine feurige Spur, was für ein Ziehen in meinem Unterleib sorgt. Ich bin berauscht von seiner Macht, von der Art, wie er mich küsst. Ich gebe mich ihm hin und will, dass es niemals endet. Seine köstlichen Lippen arbeiten sich immer weiter hoch, weswegen ich mir über meine Lippen lecke und schlucke, da mein Hals dem Austrocknen nahe ist. Als seine Lippen meinen Lymphknoten erreichen, atme ich schneller und schließe meine Augen, als er wieder anfängt meinen Hals zu verwöhnen. Er lässt seine Zunge wieder mitspielen, weswegen ich mir ein Keuchen nicht verkneifen kann und aus Reflex meine Hüften bewege. Er beißt kurz zu, küsst wieder und fängt an zu saugen, weswegen ich mir meine Hand auf den Mund lege, um keinen Mucks von mir zu geben. Can entfernt meine Hand von meinem Mund, woraufhin ich mir über meine Lippen lecke und versuche nicht zu Stöhnen oder zu Keuchen. Mit seinen Lippen streift er mein Kinn und legt seine Lippen wieder auf meine, die schon nach ihm geschrien haben. Unser hektisches Atmen ist das Einzige, was zu hören ist. Wenn meine innere Stimme hörbar wäre, dann würde sie uns taub schreien. Ich habe noch nie in meinem Leben gewusst, wie es sich anfühlt, jemanden zu küssen, doch jetzt weiß ich es und es ist wunderbar. Es ist unbeschreiblich und verzaubert mich. Can legt mich vorsichtig aufs Bett und stellt sich zwischen meine Beine, ohne den Kuss zu unterbrechen. Die Leidenschaft ist so stark, dass ich kurz in die Luft greife, nur um zu wissen, ob ich sie in die Hand nehmen kann. Es berauscht mich so sehr, ihn zu küssen, dass ich das Gefühl habe, dass sich alles dreht. Seine Lippen sind wie ein Aphrodisiakum und ich liebe es. Seine Hände wandern unter meine Bluse und streicheln meine Haut, über die eine erneute Gänsehaut schwimmt, welche so stark ist, dass es schon leicht schmerzt. Langsam greift Can nach meinem Saum und will es hochziehen, weswegen ich wieder etwas zu Sinnen komme und ihn sanft zurückschiebe.
Atemlos schauen wir uns an. Seine Wangen sind gerötet. Meine sind bestimmt kirschrot. Seine Haare sind etwas unordentlich, also sind meine bestimmt ein Vogelnest. Seine Augen sind dunkler als sonst und seine Pupillen sind geweitet. Meine Augen sind bestimmt schwarz. "Tut mir leid. Ich-, ich habe etwas die Kontrolle verloren." Ich schüttele meinen Kopf und lasse mich von ihm auf seinen Schoß ziehen. "Nicht schlimm." Ich lächele ihn an und sehe beschämt zu Boden. Ich habe meinen ersten Kuss verloren. Meinen ersten Kuss und Zungenkuss und ich bereue nichts! Wenn man die Zeit zurückspulen könnte, würde ich es immer und immer wieder tun. "Was-, was ist das jetzt zwischen uns?", nuschele ich und sehe nervös auf Cans schnell hebende und senkende Brust, bis er einen Finger unter mein Kinn legt und mich dazu bringt, ihn anzuschauen. "Das liegt allein bei dir." Es liegt an mir. Ich kann jetzt über alles und nichts entscheiden. "Ich will es langsam angehen", fllüstere ich. "Okay." Er küsst meine Stirn und zieht mich an sich. "Aber wir werden jetzt keinen gemeinsamen Instagram Account machen oder?" Can fängt an zu lachen. " Und wir werden jetzt keine schnulzigen Selfies oder so machen oder?" Ich schüttele meinen Kopf und sehe ihn entgeistert und belustigt zu gleich an. "Dann bin ich erleichtert." Er küsst mich wieder, was meine Beine zittern lässt. "Ganz ruhig." Er lächelt mich liebevoll an und fährt mir über meine Wange. "Könnten wir das fürs erste Geheim halten?" Etwas verwirrt sieht er mich an. "Ich will mich daran gewöhnen und wenn so viele davon Bescheid wissen, schäme ich mich." Verlegen lege ich mir eine Hand auf mein Gesicht. "Ich schäme mich jetzt schon", nuschele ich lachend. "Alles, was du willst." Er zieht mich lachend an seine Brust und fährt mir über meinen Rücken. Ich bin jetzt wirklich vollkommen. Mein Körper trieft schon vor lauter Glücksgefühlen. Ich könnte einen verdammten Marathon laufen und jeden mit meiner Freude und Liebe zu labern. Mein Herz erblüht und pumpt sehr stark. Mein Gehirn verarbeitet voller Freude die Information und meine innere Stimme veranstaltet gerade eine Fiesta in meinem Oberkörper.
Als ich höre, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wird, sehe ich Can erschrocken an und springe von seinem Schoß runter. Ich renne ins Wohnzimmer und hebe die Briefe auf, bevor ich schnell ins Zimmer laufe und meine Haare richte. Meine Lippen sind verdammt rot und geschwollen und meine Wange rötlicher als sonst. Egal! Hinsetzen und so tun, als ob nichts wäre! Ich setze mich schnell neben Can und höre, wie jemand laut und langsam Stampft. Als ich sehe, wie Ramazan seinen Kopf rausstreckt, werde ich wieder rot. Er tritt auf und nimmt eine angespannte Körperhaltung ein. Er mustert uns beide und fängt dann an zu schreien, weswegen ich zusammenzucke. "Es ist passiert!" Er hüpft auf und ab und fächert sich Luft zu. "Ihr seid endlich zusammen! Oh Gott! Danke dir!" Er springt aufs Bett und umarmt uns beide. "Glückwunsch, ihr Unmeschen!" Ich lache und sehe zu, wie Ramazan vom Bett fällt, sich aber schnell wieder aufrichtet. "Ich hatte gestern schon fast alleine im Auto geweint, als ich erfahren habe, dass ihr euch endlich gestanden habt, dass ihr euch liebt, aber das ich zu viel für mein Herz." Er fängt gespielt an zu kollabieren und hält sich seine Brust fest. "Das ist das noch miterleben darf!" Pervers grinst er mich an, weswegen ich beschämt auf meine Hände schaue. Als die Tür wieder aufgeht, brumme ich nervös. "Was schreist du so herum, Ramazan? Man hört dich auf dem Flur, du Ochse." Malik betritt das Zimmer und fängt an zu grinsen. "Ist es endlich passiert?", ruft er voller Freude, woraufhin er und Ramazan anfangen zu grölen und sich gegenseitig auf den Hintern hauen. "Der Cana-Fanclub ist wieder eröffnet!", ruft Malik. "Lass uns T-Shirts drucken!", kreischt Ramazan. "Ist es so offensichtlich?", nuschele ich verlegen und fahre mir über meine Wange. "Eure Liebe habe ich schon gespürt, als ich die Wohnung betreten habe!", sagt Ramazan und grinst mich an. "Behaltet es aber vorübergehend für euch", spricht Can für mich und fährt mir über meinen Rücken. "Okay." Beide schauen sich etwas verdutzt an. "Ich muss mich daran gewöhnen und Saliha und Ranja werden es erst ganz spät erfahren, dafür, dass sie es mir ebenfalls spät erzahlt haben." Beide nicken verstehend und grinsen sich und dann uns pervers an. "Ich sollte diese Tage Henna kaufen gehen", kichert Ramazan übertrieben und verlässt mit Malik das Zimmer. "Vergesst nicht: wir sind nebenan." Ramazan sieht uns krankhaft pervers an und schließt dann die Tür.
Verlegen beiße ich mir auf meine Lippe und sehe hoch zu Can, welcher mich anlächelt und das so intensiv, dass ich wirklich vor Freude weinen könnte. "Es ist endlich vorbei", flüstere ich. "Es ist endlich vorbei", sagt Can und umarmt mich, was ich nur zu gerne erwidere. Meine Freude kann ich gar nicht in Worte fassen. Ich sehe hoch zu Can, dessen Augen leuchten und blinzele meine Tränen, die wegen der ganzen Freude aufkommen weg. Verträumt streicht er meine Haare nach hinten und fährt mir über meinen Hals. "Ich mochte deinen Hals schon immer." Hauchzart fährt er mir seinen Fingerkuppen über meinen Hals, was mich frösteln lässt. "Und deine Schlüsselbeine und deine Schultern." Er setzt einen Kuss auf meine Schulter und zieht meinen Duft ein. "Schau mal in den Spiegel", raunt er mir zu und schmunzelt. Mit zusammengezogenen Augenbrauen stehe ich auf und sehe mich im Spiegel an. "Ich sehe nichts", sage ich. "Haare auf die rechte Seite." Ich tue, was er sagt und japse nach Luft. "Can!" Er zwinkert mir zu. "Wäre gut, wenn du einen Zopf demnächst trägst, aber du willst es ja langsam angehen." Ich fahre über den rötlichen, kleinen Fleck und bin froh, dass er nicht sehr stark ausgeprägt ist. "Du hast mir ein Hämatom verpasst." Schmunzelnd sehe ich ihn an und fahre mir über den Fleck. "Solche Hämatome verpasse ich dir liebend gerne und das überall." Huch! Gerne, hehe. Ich lächele ihn an und räuspere mich. "Knutschflecke oder sollte ich fachsprachlich sagen: Hämatome können zum Tod führen." Sein Lächeln verfliegt. "Schlaganfälle. Ischämische oder hämorrhagische." Er läuft kopfschüttelnd auf mich zu, weswegen ich lachend zur Seite weiche. "Du willst mich also töten." Er hebt mich hoch, weswegen ich aufschreie und mir meine Hand auf den Mund lege. "Du musst wirklich alles zerstören, nicht wahr?" Er legt mich aufs Bett und stemmt sich über mich. "Ja", lache ich. Lächelnd sieht er auf mich herab. Ich habe das Bedürfnis ihn wieder zu küssen, weswegen ich kurz meinen Kopf anhebe und ihm einen kleinen Kuss gebe. Verlegen sehe ich zur Seite und ziehe meine Schultern an. "Es war schön", nuschele ich. Langsam hilft mir Can auf und fährt mir durch mein Haar. "Der Kuss?" Ich nicke und lächele. "Es war... neu?" Er nickt schmunzelnd. "Für dich nicht", gebe ich leicht genervt von mir. "Doch." Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Er tausende von hässlichen Weibern geküsst! "Das war mein erster Kuss." Ich schüttele meinen Kopf. "Mein erster Kuss, als Verliebter und den habe ich an die Person verloren, die ich über alles liebe." AHHH! "Der Rest zählt nicht. Du zählst nur." Mein Bauch bebt wieder. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, nicke ich einfach. "Okay?" Can lacht leise und zieht mich an sich heran. "Wir müssen Kuss-Nachhilfe für mich machen", nuschele ich und fahre über seine Tattoos. "Wieso?" Ich gluckse kurz. "Ich muss ganz genau wissen, wie man küsst", erkläre ich ihm. "Du kannst schon sehr gut küssen." Schmunzelnd und stolz sehe ich ihn an. "Hast du heimlich geübt?", neckt er mich. "Ja, klar. Ich habe dein Gesicht als DIN A4 Bild ausgedruckt und es auf ein Kuscheltier geklebt." Wieso habe ich das nie getan? Can schmunzelt und zieht seine Augenbraue hoch. "Ach, ist das so?" Ich schüttele meinen Kopf. "Ich mag das Oberteil." Er fährt mir über meine Schulter. "Nur mag ich es nicht, wenn andere deine schönen Schultern sehen können." Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich ihn an. Brummend legt er seinen Kopf in meine Halsbeuge und lässt seine Lippen über meine Haut streifen. "Bist ja richtig besitzergreifend", stelle ich fest und fahre ihm durch sein Haar. "Ja." War er schon immer. "Ich werde jetzt aber nicht im Pullover herumrennen." Er seufzt. "Ja, ich weiß. Ich muss mich zügeln." Ich lächele verträumt.
"Sicher, dass du nicht lieber in meinem warmen und kuscheligen Bett liegen willst?" Ich lache und sehe ihn an. "Ja. Ich will, dass du Sehnsucht nach mir hast." Ich nähere mich ihm, bis er seine Augen schließt. Das erinnert mich an früher, als ich ihn verführt habe und er jedes Mal daraf hineingefallen ist. "Gute Nacht, Can." Schnell steige ich aus dem Auto und höre ihn unzufrieden brummen. Ich renne die Treppen hoch und stolziere in die Wohnung, wo ich erst einmal meinen Kreisch-Anfall loswerde. Mir egal, ob die Nachbarn schlafen oder nicht. "Was ist los? Ist hier eine Spinne?" Ranja und Saliha sehen mich erschrocken an. "Ich liebe den Freitag!" Ich ziehe meine Schuhe aus und zerdrücke die beiden. "Was ist passiert?" Can und ich haben uns geküsst, wir sind zusammen, wir lieben uns! "Ich hab bestanden." Ich warte nicht einmal auf ihre Reaktion und renne in mein Zimmer. Ich fühle mich wie ein Teenager. Ein verliebter Teenager. Na ja, verliebt bin ich ja und wirklich erwachsen fühle ich mich nicht. Aus meinem Schrank hole ich Cans T-Shirt hervor und ziehe es mir an. Wenn ich heute nicht schlafen kann, dann nur weil ich so fröhlich bin.
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Wer strahlt gerade? Nach 180 Kapiteln ist endlich ein Weltwunder geschehen. WELTFRIEDEN. Das war es mit der Lesenacht Deluxe, auch wenn es anfangs etwas Panik ausgebrochen ist - ALLES KAM PÜNKTLICH - es ist vorbei und jeder konnte sie am Ende lesen.
Das war die beste Lesenacht, die ihr je miterleben konntet.
Es sei denn, es ist wieder ein Traum.
-Helo
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