Kapitel 50

Zwei Monate später

Freitag, 24. Februar

Ich bin so erleichtert, dass der Januar vorbei ist. Diese ganzen Prüfungen haben Can und mich Nächte gekostet, die wir gemeinsam bei ihm oder bei mir verbracht haben. Wir waren also oft beim anderen am schlafen, was mir im Nachhinein ein Kribbeln im Bauch verschafft hat. Es war einfach so schön, dass wir so viel Zeit miteinander verbracht haben. Es hat uns näher gebracht, ich schäme mich immer weniger vor ihm. Er hat dieses Besondere an sich. Er passt auf mich auf, hört mir zu und sieht mich so ... voller Liebe an. Ich weiß nicht wieso, aber es kommt mir so vor. Verleugnen, dass ich seine Nähe genieße, kann ich nicht mehr, denn es ist wahrhaftig eins der schönsten Sachen, die ich haben kann. Seit Januar haben wir zusammen jeden Tag für die Prüfungen gelernt und sind gerade dabei für das Physikum zu lernen und das schon seit Anfang Februar. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gefreut mit jemanden zu lernen, wie ich es bei Can tue. Ich weiß nicht wieso, aber es ist einfach Fakt und an diesem Fakt will ich auch nichts ändern. In diesen zwei Monaten ist er mir mehr an mein Herz gewachsen und ich kämpfe dagegen auch nicht an. Ramazan hatte wohl recht. "Wieso lächelst du so verträumt deine Unterlagen an?" Ich hebe meinen Kopf an und muss jetzt stärker lächeln, was Can ebenfalls lächeln lässt. "Es ist ein schöner Tag", gebe ich als Antwort von mir. "Liegt es daran, dass du in meinem Bett, neben einer Weltschönheit schlafen durftest?" Ja, das kann sein. "Es lag kein Spiegel neben mir im Bett, Can." Ich fange an zu lachen, während er brummt. "Es ist aber gut, dass wir das Physikum direkt zwei Wochen nach den Ferien schreiben und dann die anderen Prüfungen kommen. Sowas habe ich bei anderen noch nie gesehen." Can stimmt mir zu. Da die Professoren so gut zu uns sind und wir dieses Jahr so viel Glück haben, kommt das Physikum als erstes. Natürlich lernen wir noch nebenbei für die anderen Klausuren, wie Anatomie. Das Gute ist, dass auch im Physikum 100 Fragen zur Anatomie und Biologie vorkommen und wir somit zwei Fliegen mit einer Klatsche erledigen. "Also wir haben 100 zur Anatomie und Biologie, 80 zur Physiologie und Physik, Gott sei dank haben wir Malik, 80 weitere Fragen zur Chemie und zur Biochemie, Ramazan, und 60 Fragen zur Psychologie und Soziologie." Ich lächele zufrieden, da unser Lernplan, welcher von Can erstellt wurde mehr als nur gut ist. "Ich habe das Gefühl, dass die mündliche Prüfung schwieriger wird", nuschele ich. "Wieso?", fragt Can. "Zwanzig bis dreißig Minuten ein Prüfungsgespräch, revidieren histologischer Präparate und dann mikroskopieren." Ich stöhne genervt auf. "Wir gehen gemeinsam da rein." Ich lächele ihn an. Was wäre ich nur ohne ihn? Ohne ihn würde ich wahrscheinlich drei Tage hintereinander nicht schlafen und mich nur von meinen Butterkeksen ernähren. "So, genug für heute." Er legt die Unterlagen zur Seite. "Wir haben gerade mal 18:30 Uhr?", gebe ich leicht verständnislos von mir. "Ja, Shana. Es reichen maximal acht bis zehn Wochen als Vorbereitungszeit für das Physikum. Acht Wochen sind schon vorbei und wir haben noch einen ganzen Monat Zeit und können schon fast alles." Er tätschelt meinen Kopf, was mich schmunzeln lässt. "Sollen wir was Essen gehen oder willst du meine kulinarischen Kochkünste wieder haben?" Ich verdrehe belustigt meine Augen. "Ich tendiere dazu draußen zu Essen. Außerdem sind die Jungs sowieso nicht da." Finster sieht er mich an. "Na gut, Geschmack hat ja nicht jeder. Bin im Bad." Er verlässt das Zimmer und danach höre ich, wie die Tür des Bads ins Schloss fällt. Ich sehe mir seinen Schmuck an und fahre Gedankenverloren über die Patrone, bevor ich an ihr schüttele. Ich will sie öffnen, als Cans Handy einen Ton von sich gibt.

'Was macht ihr so Schönes?', schreibt Ramazan und schickt danach eine Reihe an Mondgesichts-Emojis.

Schmunzelnd schüttele ich den Kopf und hole mir seinen Code ins Gedächtnis. 5256 gebe ich ein, was jedoch falsch ich. Ich gebe 5652 ein, woraufhin sich sein Handy entsperren lässt und ein Grinsen sich bei mir aufpumpt. Ich gehe auf seine Galerie und schaue mir seine Bilder an. Viele Bilder sind mit ihm und den Jungs. Keine Ahnung, was an diesem Tag passiert ist, aber Ramazan wurde misshandelt. Auf dem nächsten Foto befindet sich Ramazan angemalt in der Badewanne, dazu gibt es noch ein Video, bei dem ich mich zusammenreißen muss nicht zu lachen, da Maliks und Cans verkneifte Lache so witzig ist. Ich gehe weit nach oben, wo alte Bilder auftauchen. Unter anderem von der Klassenfahrt und den Tagen, wo wir gemeinsam Draußen waren. Alte Erinnerungen kommen hoch, die mich lächeln lassen. Es freut mich ungemein, dass er die Bilder noch hat. Ein Kribbeln macht sich in meinem Bauch frei und mein Herz schlägt schneller. Es freut mich total, dass er die Bilder noch behalten hat. Das Handy ist neu und ich dachte, dass die ganzen Bilder weg sind, aber nein, sie sind alle noch da, wirklich alle. Mein Lächeln tut schon langsam weh, aber ich kann nicht aufhören zu lächeln. Er hat all die Bilder, egal ob unscharf oder nicht, egal wie komisch wir darauf aussehen. Verträumt scrolle ich runter, wo ich auf ein Video stoße und es mir ansehe. Anfangs raschelt es und unten und rechts ist es schwarz. Wahrscheinlich ein Tuch oder eine Jacke. Can sieht sich im Raum um, während meine Augenbrauen sich skeptisch zusammenziehen. Was macht er da? "Was wolltest du mir zeigen?", fragt er. Damals war seine Stimme noch nicht ganz so tief und rau. "Also, du hast ja dieses Thema öfters angesprochen." Ist das Elif? "Meinst du Sex?" Mein Herz schlägt augenblicklich schneller. Was zum Teufel machen die gleich?! Ich spule etwas vor und sehe nun wirklich, dass es sich um Elif handelt. Can küsst sie, was mir einen Stich versetzt und meine Atmung beschleunigt. Wieder spule ich vor und sehe, dass sie schon gerade am machen sind. Ich zucke sofort zusammen, woraufhin mir das Handy von Can aus der Hand genommen wird. Sein Blick ist undurchdringlich. Er sieht mich an, während meine Brust sich hebt und senkt. "Du bist so ekelig", flüstere ich, während meine Augen sich mit Tränen füllen, die ich jedoch schnell wegblinzele. "Shana-," "Nein!", zische ich. "Ich will gehen." Ich stehe auf und werde in der Küche aufgehalten. "Gott, wie konnte ich nur so naiv sein?" Ich entreiße mich aus seinem Griff. "Shana, das war noch vor drei Jahren!", versucht er mir zu erklären. "Wieso hast du das Video dann noch?!" Ich reibe mir über meine Oberarme, da ich mich gerade so dreckig fühle. Es schmerzt mehr, als es sollte. Gerade war ich so fröhlich und wurde dann auf den Boden der Tatsachen gezogen, schon gar geschmettert. "Wieso habe ich vergessen, dass du ein Ficker bist?!", zische ich und raufe mir meine Haare. "Übertreib es doch nicht jetzt!" Meine Augen weiten sich bei seinem Ton. "Du hast mir gar nichts zu sagen!", rufe ich. Mein Blut kocht und ich werde wahrscheinlich die Bilder nie wieder los, die ich auf dem Handy gesehen habe. "Du bist so widerlich, ich kann es nicht glauben, dass ich mich auf dich eingelassen habe." Ich schüttele meinen Kopf und versuche nicht vor Wut Tränen zu verlieren. "Stell dich doch nicht so an! Als ob ich dich jetzt gefickt hätte!", herrscht Can mich an, was mich vor Wut zittern lässt. "Du hattest es doch vor! Du hast es mir selbst gesagt! Du dreckiger Hund!" Er atmet tief ein und kommt auf mich zu. "Fass mich nicht an!", schreie ich schon fast. "Cihan hatte recht! Du willst mich doch nur ficken, was anderes hast du nicht im Kopf!", schreie ich und schubse ihn. "Du hörst also auf Cihan?!", zischt Can und fängt leise an zu knurren. "Ich traue es dir doch zu!" Wieder reibe ich mir über meine Oberarme und verdränge die ekelerregende Gänsehaut. "Ach, wenn das so ist, wieso rennst du nicht gleich zu ihm?! Du bist so naiv!" Meine Augen weiten sich wieder. "Ich bin naiv, weil ich dir geglaubt habe!" Frustriert fahre ich mir über mein Gesicht und wische mir damit heimlich die aufkommenden Tränen weg. "Du bist ein jämmerliches Stück Scheiße, Can! Jemand, der nur an das Ficken denkt. Kein Wunder, dass du dir bei Elif nur etwas eingebildet hast! Du wolltest nur ihre Jungfräulichkeit, weil du meine nicht bekommen hast!" Meine Brust hebt und senkt sich. Ich war seit langem nicht mehr so wütend und gleichzeitig so verletzt. Meine Hände und sogar meine Beine zittern vor Wut. Wut, die durch Can entstanden ist. "Gott, wieso hast du immer Elif im Kopf?! Bist du eifersüchtig, weil sie einfach das gemacht hat, was sie wollte und du dich immer so aufspielst?", ruft Can und ballt seine Hände zu Fäusten, während ich spöttisch auflache. "Sie wollte also, dass du sie vor laufender Kamera durchnimmst? Du bist krank, ein krankes Arschloch!" Er spannt seinen Kiefer an und kommt mir wieder näher. "Es war nach drei Monaten oder so sowieso Schluss." Was? Meine Augen weiten sich. Habe ich ihm damals nicht gesagt, dass er es verleugnen wird? "Ich habe dich angelogen." Mein Blut kocht. Er hat mich angelogen. Wegen ihm hatte ich Schuldgefühle. Ich habe wegen ihm geweint! "Du hast nichts besseres zutun, als mich anzulügen? Wie hängen geblieben bist du?!", brülle ich. Ich habe mir umsonst den Kopf zerbrochen. Es war alles umsonst. "Und du hast sie noch entjungfert und aufgenommen! Gott, du bist so ekelig!", beleidige ich ihn und sehe ihn finster an. "Was, wenn ich dich ficken wollte?", fragt Can und das so düster, dass eine Gänsehaut sich breit macht. Mein Herz bleibt für eine kurze Zeit stehen und fängt an steht stark zu pumpen. "Was hättest du dann gemacht, huh? Gesagt, dass ich ein Arschloch wäre?" Er kommt mir immer näher, während ich weiter nach hinten gehe und den Druck, der sich in meinem Nacken, in meinen Lymphknoten und zum Teils auch in meinen Augen fühle, versuche zu unterdrücken.

"Dann wärst du auch nur eine von vielen." Hämisch grinst er und fährt mir über meine Wange, während ich wieder schnell anfange zu atmen. Seine Worte tun weh. Sie tun verdammt weh. "Du bist so gestört, Can.", flüstere ich und wische mir meine Träne weg. "Du bist ein hoffnungsloser Fall!" Can atmet tief durch die Nase aus und verspannt sich augenblicklich. "Ich hoffe, dass deine Hoffnungen immer zerstört werden!", schreie ich. "Ich hoffe, dass deine Hoffnungen so krass zerstört werden, dass du an deinen Tränen ertrinkst!" Can verkrampft sich immer mehr und auch seine Atmung beschleunigt sich immer weiter. "Du hast es nicht verdient, dass jemand deine Hoffnungen erfüllt, weil du einfach so charakterlos bist! Ich danke der Person, dass sie deine Hoffnungen zerstört hat, ich küsse seine Hände!" "HÖR AUF!", schreit er, doch das interessiert mich gerade nicht. "Denkst du, ich lasse jetzt los?" Meine zitternden Hände balle ich kurz zu Fäusten und lasse sie dann wieder locker. "Du bist doch ein Nichts! Denkst du ernsthaft, da wäre etwas zwischen uns?" Ein finsteres Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. "Du bist zu naiv." Sein kehliges Lachen ertönt im Raum, während mein Hals sich zusammenschnürt. Ich bin naiv. "Denkst du Ramazan erzählt mir nichts? Als ich das gehört habe, konnte ich nicht mehr vor Lachen." Meine bebende Lippe presse ich gegen meine Oberlippe und versuche die Schmerzen in meiner Brust zu ignorieren. "Nicht traurig sein", gibt er mit hervorgezogener Unterlippe von sich und beugt sich zu mir runter. "Ich wollte dich nur ficken, Cihan hatte recht." Sofort schnellt meine Hand zu seiner Wange, was ein schallendes Geräusch ertönen lässt. Meine Tränen kann ich nicht mehr zurückhalten. "ICH HASSE DICH!", schreie ich so laut, wie noch nie. "ICH HABE IN MEINEM LEBEN NOCH NIE JEMANDEN SO GEHASST!" Ein Schluchzen entkommt mir, während ich Can schubse, der sich immer noch die Wange hält. "Das, was ich damals in der Oberstufe gesagt habe, ist nichts zu dem, was ich jetzt als Hass empfinde, NICHTS!" Ich zittere vor Wut. Er wird jede Sekunde kleiner in meinen Augen. "Ich flehe Gott an, jemand soll kommen und deine Hoffnungen verbrennen!", zische ich, was seine Augen verdunkeln lässt. "Sei leise!", schreit Can. "Sind deine Hoffnungen schon zerstört worden?" Ich erkenne mich gerade nicht wieder. Ich war noch nie in meinem Leben so zynisch, so wütend, so verletzt und so fixiert jemanden zu verletzen. "Naiver Can." Ich blinzele schnell, damit man meine Tränen nicht erkennt. "Shana!", knurrt Can, dessen Körper sich verspannt. "'Meine Hoffnungen wurden nicht zerstört. Aber deine hingegen schon." Wieder lächelt er finster. "Dachtest du wirklich, da würde etwas zwischen uns entstehen?" Er kommt mir näher, während ich weiter nach hinten gehe. "Nein", flüstere ich und schlucke. "Lüg doch nicht, Shana." Er lacht auf. "Ein naives, kleines Mädchen, die denkt, dass ich mich in sie verliebe. Gott, bist du süß." Hör nicht hin, Shana! "DEINE HOFFNUNGEN WURDEN ZERSTÖRT, LÜG DOCH NICHT!" Ich kann nicht ruhig bleiben. Ich habe das Gefühl jeder Zeit zu kollabieren. Ich bin so wütend und traurig zu gleich, dass mir sogar leicht schwarz vor Augen wird. "WER HAT DICH VERLASSEN?! WAR ICH DAS NICHT? HABE ICH NICHT DEINE HOFFNUNGEN ZERSTÖRT?" Ich sage einfach das, was mir durch den Kopf schießt. Ich zügele meine Zunge nicht und lasse meiner Wut freien Lauf. "SEI LEISE!", brüllt Can, was mich leicht zusammenzucken lässt. "DAS IST DOCH DIE WAHRHEIT!", brülle ich zurück. "NIEMAND WILL ETWAS MIT DIR ANFANGEN, DESWEGEN BIST DU SO VERZWEIFELT!" Can packt mich feste an meinen Handgelenken, weswegen ich mich befreien will. "LASS LOS!", schreie ich. "SEI ENDLICH STILL!" Da er so feste zupackt, schreie ich auf und entreiße mich feste aus seinem Griff, woraufhin meine Hand gegen das Glas hinter mir prallt und es gegen die Wand fliegt. Die Scherben prallen am meiner Hand und an meinen Rücken ab. "Was ist hier los?!" Mein ganzer Körper zittert und meinen Tränen kann ich keine Flucht mehr bieten. Meine Handgelenke sind rot und einige dünne Stellen sind leicht lila. Meine Handgelenke fangen an zu pochen, was mich erschrocken keuchen lässt. "LASS MICH GEHEN!", schreie ich voller Wut und Angst.

Ramazan und Malik kommen auf mich zu, woraufhin Malik zu Can geht und ihn wegschiebt. "Was ist passiert?", fragt Ramazan ruhig, dem ich nicht antworten kann. Mein Herz schlägt bis ins unermessliche und mein Körper zittert so stark, dass ich das Gefühl habe gleich hinzufliegen. Panisch halte ich mir meine Hände vor meine Augen und fange leise an zu weinen. "Scheiße, Shana! Du blutest an der Hand." Er nimmt geschockt meine Hand und sieht noch die Abdrücke an meinen Handgelenken. "Was hast du ihr angetan?!", schreit Ramazan Can an, der wieder schnell atmet. "Du hast sie geschlagen?!" Feste nimmt mich Ramazan in den Arm, woraufhin ich mich an seiner Schulter ausweine. "Ich habe ihr gar nichts getan!", faucht Can, was mich zusammenzucken lässt. "Wieso ist das Glas zerbrochen?", fragt Malik, in dessen Stimme sich ebenfalls Wut aufhäuft, doch er versucht ruhig zu bleiben, da sonst alles im Chaos versinken würde. "Wieso sind ihre Handgelenke rot, Can?", fragt Ramazan wütend und hält mich fest an sich. Ich will alles einfach nur vergessen. Ich will das Video, seine Wörter, seine Hände an meinen Handgelenken vergessen. "Ich will nur noch gehen", weine ich. "Warte, wir müssen erst deine Hand waschen." Vorsichtig schiebt er mich zum Waschbecken, wo er Wasser über meine Haut laufen lässt und mir über den Rücken streicht. "Du hast hier noch Scherben", sagt Ramazan ruhig, während ich weiter Tränen verliere. Zitternd wasche ich das Blut von meinen Knöcheln und meinem Handrücken ab und lasse mir meine Hand von Ramazan trocken tupfen. "Bring mich bitte nach Hause", flüstere ich und wische mir weiterhin meine Tränen weg. Malik sieht mich besorgt an und drückt Can in sein Zimmer. "Wo sind deine Sachen?" Zitternd zeige ich auf Cans Zimmertür, woraufhin Ramazan schnell meine Sachen holt und wir zur Tür gehen. Ich habe keine Kraft meine Schuhe richtig anzuziehen, weswegen ich einfach in sie hineinrutsche. "Soll ich sie dir zumachen?" Ich schüttele schluchzend meinen Kopf. "Ich will einfach nur weg", flüstere ich brüchig und fange wieder an zu weinen. "Hey, alles wird gut." Vorsichtig nimmt er mich in den Arm und fährt mir beruhigend über den Rücken. "Ramazan, er hat so schlimme Dinge gesagt", schluchze ich. "Wir kümmern uns darum, komm." Vorsichtig schiebt er mich durch die Tür, woraufhin wir nach unten laufen. Im Auto zittere ich immer noch und immer noch spüre ich seine Hände um meine Handgelenke. Verzweifelt fahre ich über sie, versuche irgendwie seine Spuren wegzuwischen. Es hatten alle unrecht. Jeder, der mir versucht hat weiszumachen, dass Can und ich zusammengehören, ist einfach nur ahnungslos. Wie konnte ich nur denken, dass sie möglicherweise recht haben? Wie konnte ich nur so naiv und ignorant sein? "Ramazan", flüstere ich brüchig. "Was ist los?", fragt er mich besorgt und hält meine Hand fest. "Er meinte, dass du ihm alles erzählt hättest", gebe ich brüchig von mir und wische mir wieder meine Tränen weg. "Er hat darüber gelacht, über meine Gedanken", schluchze ich. Es brennt in meiner Brust. Als ob man kleine Nadeln in meine Brust rammt. Ich kratze meinen Hals, in der Hoffnung, dass sich die Enge dort löst. "Das kann nicht sein, Shana." Ich nicke. "Er hat nie darüber gelacht." Verzweifelt sehe ich ihn an. Ich glaube am besten niemanden mehr. Wahrscheinlich sagt Ramazan das nur, damit es mir nicht noch schlechter geht. Es war ein so großer Fehler, sich auf Can eingelassen zu haben. Es war ein so großer Fehler, sich Gedanken darüber gemacht zu haben, ob da mehr sein könnte. Es war ein Fehler, Gefühle für ihn zu haben. Alles war ein großer, gigantischer Fehler. Wie konnte ich nur so naiv sein und mich auf ihn einlassen? Warum zum Teufel habe ich mich überhaupt mit ihm abgegeben? War es eine Prüfung? Sollte es mir beweisen, dass ich vorsichtiger sein sollte in Zukunft? Wieso tun mir seine Worte so weh? Mir haben die Wörter anderer noch nie wehgetan, noch nie hat man es geschafft, mich zu verletzen. Wieso schafft es dann Can? Wieso schafft er es, mich zum Weinen zu bringen?

Dankend steige ich aus und laufe langsam nach oben. Ich verfluche das Komplex und denjenigen, der es konstruiert hat, dass es keinen Aufzug gibt. Zitternd öffne ich die Tür und schmeiße meine Schuhe in die Ecke. Langsam schleife ich mich durch den Flur und höre im Wohnzimmer die Stimmen von Ranja und Saliha. Ihre schockierten Blicke spüre ich auf mir und höre auch, wie sie erschrocken nach Luft schnappen. "Was ist passiert?" Saliha springt sofort auf und dreht mich zu sich, doch ich drücke sie weg. "Lasst mich einfach nur in Ruhe", flüstere ich brüchig und schließe meine Tür ab, bevor ich mich in mein Bett lege und die Decke über meinen Kopf ziehe. Meine Tränen lasse ich wieder laufen, da ich es nicht schaffe, sie aufzuhalten. Seine Worte hallen in meinen Gedanken wieder und wieder baut sich Druck in meiner Brust und in meinem Hals auf. Dieser Klos, der immer erwähnt wird, den gibt es wirklich. Die neue Situation überfordert mich, löst Stress in mir aus und blockiert Geist und Körper. Die Tränen sind eine unmittelbare Reaktion meines Körpers auf zuviel Stress. Wenn wir weinen, bauen wir diesen Stress ab. "Es ist nur Stress", flüstere ich mir selber zu und halte mir die Brust. "Nur Stress." Meine Brust zieht sich zusammen. Aber wieso? Ich bin doch gesund? Ich muss mich beruhigen, sonst erleide ich vielleicht noch einen Anfall. Ich muss einfach vergessen, was passiert ist. Wegen Can darf ich mich nicht schon wieder beeinflussen lassen. Ich darf es nicht.

Ich darf ihn nicht in mein Herz lassen.

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Leute, ich schwöre der Kuss kommt bald HAHAHAHAHAHAHAHAHAH
Vallah, der kommt bald. Habt noch ein bisschen Geduld. Es müssen nur noch eins, zwei Hürden überwunden werden, dann ist es vorbei, ich schwöre! Ich komme mir so vor, wie ein Ausländer, der alles versucht, um euch etwas zu verkaufen.

BALD MEINE LIEBEN, BALD!

-Helo

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