Kapitel 4
Montag, 19. Oktober
Die ganze Woche hat Can mich nicht genervt, er war eiskalt. Warum, weiß ich nicht. Ich habe ja nichts schlimmes gesagt, ich habe nur etwas über Hoffnungen erwähnt, mehr nicht. Wieso rastet er so aus? Na ja, was passiert ist, ist passiert. Gerade steige ich mit Saliha und Ranja ins Auto, woraufhin wir losfahren. Die beiden kamen erst irgendwann um Mitternacht nach Hause, waren zum Glück nüchtern und haben mir erzählt, dass auch Malik und Ramazan dort waren. Zwar meinten die beiden, dass es ganz entspannt war, doch ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ihre Herzen schneller geschlagen haben. Ranja hat die ganze Zeit nur über Ramazan geredet und mir Fakten erzählt, die ich schon wusste. Als sie erfuhr, dass er Libanese ist, war sie ganz aus dem Häuschen, denn sie findet, dass Libanesen und Marokkaner die beste arabische Kombination abgeben. "Erzählst du jetzt, wer dich nach Hause gebracht hat?", fragt Ranja, die diesmal am Steuer sitzt. Ich seufze. Ich habe nur erzählt, dass ich nach Hause gebracht wurde und übers Wochenende meinte ich nur, dass ich später darüber reden werde. Ich habe es nur Viyan erzählt, die mitten in der Nacht ins Telefon geschrien hat. "Can", murmele ich und muss wieder an unseren Streit denken. Ohne einen Streit läuft bei uns anscheinend nichts. "Wie? Erzähl, los." Diese Neugierde. "Ich hatte keine Lust mehr, er war da, ich war genervt, er wollte mich nach Hause bringen", erzähle ich kryptisch und schultere meine Tasche, in der sich zwei fette Bücher befinden. "Wann hast du Schluss?", frage ich Ranja. "Um 16:10 Uhr." Ich laufe, beziehungsweise versuche den Biologie Hörsaal zu finden und stoße bei meiner Suche auf Can, der wieder mit diesem Mädchen aus der Mensa ist. Ihre braunen Haare hat sie zu einem Zopf gebunden, und sie schaut relativ eingebildet durch die Gegend, weswegen meine rechte Augenbraue sich hebt. Ich schaue nach rechts und hoffe, dass ich irgendwo Aykan finde. Betreten lehne ich mich an eine Wand und hole mein Handy raus, damit ich nicht allzu alleine aussehe. Spätestens dann, als sich jemand neben mich stellt, stecke ich mein Handy weg und lächele Aykan an. "Ich habe dich kurz auf der Party am Freitag gesehen." Ich nicke und fahre mir durch meine Haare. "Ich wurde von meinen Freundinnen gezwungen, war aber auch schnell wieder weg", erzähle ich und mache dabei eine wegwerfende Geste. Aykan nickt abwesend, da er an mir vorbeischaut, was ich ihm nach tue. Wieso schaut er zu Can? Und wieso schaut Can so angespannt? "Wo ist der Hörsaal?", lenke ich ihn ab, da Can unberechenbar sein kann. "Komm mit." Aykan läuft mit mir zum Hörsaal, wo wir uns - wie immer - in die erste Reihe setzen. Noch acht Wochen, dann habe ich keine Biologie Vorlesungen mehr, sondern mache ein Praktikum, genau wie in Physik. Can kommt mit dem Professor in den Saal und setzt sich nach hinten. Das Mädchen von vorhin ist nicht mehr da, besser so.
Nach der zweistündigen Vorlesung, habe ich zwei Stunden frei, was ich als unnötig empfinde. Dadurch komme ich später nach Hause. Aber das nutze ich und gehe in die Bibliothek, um mir das Ganze von gerade einzuprägen. Das Gute ist, dass uns beim Einführen die Bibliothek gezeigt wurde - sie ist riesig! Die Regale reichen bis an die Decke. Ich laufe in die zweistöckige Bibliothek und gehe die Treppen hoch, woraufhin ich meine Notizen raushole und sie mir einpräge. Ich muss heute arbeiten. Ich verdrehe meine Augen und fange an, mir die Notizen neu aufzuschreiben. Nach einem zweimaligen Abschreiben, schiebe ich alles zur Seite und schaue mich um, bis mein Blick nach unten fällt, wo Can sich hinsetzt und seinen Trenchcoat über den Stuhl hängt. In diesem Wetter ein T-Shirt? Guck dir die Tattoos an. Ich sehe zwar nicht ganz genau, was da ist, aber sein ganzer rechter Arm ist volltätowiert und das sieht verdammt noch mal gut aus. Das graue T-Shirt betont seinen breiten Oberkörper sehr schön und passt sich dem Körper an. Als er sich nach vorne beugt, spannt sich der Stoff, was mich schmunzeln lässt, wow. Konzentrieren! Ich widme mich wieder meinen Notizen und lese sie mir zehn Mal durch, bis ich sie wieder weglege. Mir ist verdammt langweilig. Den Biologiestoff gehe ich gleich nochmal durch. Was könnte ich solange tun? Ich kriege langsam wieder Spliss, soll ich es gleich wegschneiden? Gar nichts machst du, du lernst! Seufzend nehme ich mir wieder die Notizen zur Hand und lese sie mir immer und immer wieder durch, bis mein Handy mich unterbricht.
"Ja?", flüstere ich, auch wenn keiner, außer Can hier ist.
"Shanaaaa", trällert meine Mutter, was mich lächeln lässt.
"Was gibt's?" Ich spiele mit meinem Stift herum.
"Gar nichts. Ohne dich ist es so leer hier. Wen soll ich jetzt sonst immer anmeckern?" Ein Kichern entflieht mir.
"Ich vermisse dich", gesteht sie und ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass sie Tränen in den Augen hat.
"Ich dich auch", lächele ich verträumt und schaue kurz nach unten, wo Can kurz zu mir schaut und sich dann wieder seinen Unterlagen widmet.
"Und?"
"Was und?", frage ich lachend.
"Sind ja irgendwelche Jung-,"
"Mama!", gebe ich empört von mir und fahre mir über meine Stirn.
"Ist doch so! Man weiß nie." Ich wette, sie reißt ihre Augen gerade auf.
"Kein Junge, Mama und wenn: ich bin alt-," Meine Mutter ist natürlich so gütig und unterbricht mich.
"Nein, erst studierst du. Wenn du so um die dreiundzwanzig bist, können wir darüber reden."
"Maaaaam", seufze ich, schaue wieder auf meine Unterlagen und meine ein leises Lachen gehört zu haben. Hört Can mir etwa zu?
"Ich leg dann mal auf, du musst bestimmt lernen."
"Ja, muss ich", gebe ich peinlich berührt von mir.
"Okay, ich ruf dich dann wieder an und pass auf dich auf."
"Ciao", flüstere ich und lege mit einem Schmunzeln auf.
Aufbau und Funktion eukaryotischer Chromosomen. Also ich kannte sonst nur homologe Chromosomen. "Erbinformationen sind in linearer Anordnung", murmele ich vor mich hin und schaue auf das Regal, um nicht von meinen Notizen abzugucken. "Alle Gene, die auf einem Chromosomen lokalisiert sind, bilden eine... eine..." Ich kneife meine Augen zusammen und grübele. "Sie bilden eine..." Ich stöhne genervt auf. "Sie bilden eine Kopplungsgruppe", bekomme ich dann die Antwort von unten. "Kopplungsgruppe, genau", flüstere ich. "Bitteschön!" Ich antworte ihm jetzt extra nicht. Ich blättere nach den Notizen zur Morphologie der Chromosomen, doch finde sie nicht. "Hä?" Ich schaue zwei Mal, drei Mal, vier Mal nach, ohne sie zu finden. "Scheiße!" Ich schiele nach unten zu Can, der sich gerade streckt und sein Bizeps verdammt noch mal zur Geltung kommt. Soll ich ihn fragen? Ich stehe auf, setze mich aber wieder hin. Ich will ihn nicht fragen! Halt's Maul, dein Studium ist wichtiger, als dein Stolz! Ich seufze, packe meine Sachen zusammen und laufe langsam nach unten, zögere aber. Schwing deinen Arsch runter, Shana! Ich laufe die letzten Stufen runter und komme Cans Tisch immer näher. Er spielt mit seinem Ring, der ihm so sehr steht, dass es schon unnormal ist. Ich laufe noch einen winzigen Schritt nach vorne und bleibe dann endgültig stehen. Es sind ungefähr ein Meter abstand zwischen uns, wenn nicht, dann weniger. Ich presse meine Lippen aufeinander und gehe noch einen Schritt nach vorne, was er dann bemerkt. Can lässt seinen silberfarbenen Ring los und schaut langsam zu mir. "Was?", fragt er, während ich tief einatme. "Hast du die Morphologie der Chromosomen?", frage ich ganz lieb, woraufhin seine Mundwinkel zucken, er es aber nicht zeigen will. Er zeigt seufzend auf den Platz, welcher Gegenüber von ihm ist, wo ich mich dann hinsetze. Ich lege meinen Block auf den Tisch und kriege die Blätter, die ich brauche. "Danke", flüstere ich und nehme ihm die Notizen aus der Hand, die ich schnell abschreibe. Ich schreibe alles fleißig ab, muss aber ab und zu auf seinen rechten Arm schauen. Der Arm ist wirklich bis nach ganz oben tätowiert. Auf seinen Fingern bilden die vier Buchstaben das Wort Lost. Auf seinem Handrücken ist ein Löwenkopf, dessen Mähne sich langsam zu einer Rose entwickelt. Es sieht verdammt schön aus! Ich schiele zu seinem linken Arm, der heute von einem silbernen Königsarmband und einem einfachen, silbernen Ring bedeckt ist. Und dieses Haargummi. Ich nehme den Druckkopf in den Mund, spiele etwas mit ihm herum und schaue wieder auf seinen rechten Arm. Ich lege meinen Kopf etwas schief, um zu erkennen was auf seinem Arm ist. "Zeus", kommt es plötzlich von Can, den ich verdutzt ansehe. Er hat mich beobachtet, wie ich ihn beobachtet habe, peinlich! "Und der Engel?", frage ich und zeige auf den Engel, der über Zeus' Kopf ist. Can legt seinen Stift zur Seite und lehnt sich weiter nach vorne. "Ich habe den Engel genommen, weil auch Zeus - der Mächtigste - jemanden braucht, der ihn bändigt und schützt", erklärt er mir. "Das ist eine schöne Idee." Ich schaue zu Can, der mir ein kleines Lächeln schenkt. "Und der Löwe? Lost? Die Rose?" Sein Mundwinkel zuckt. "Der Löwe steht für die Stärke, Dominanz, Stolz", erklärt er mir und zeigt auf seinen Handrücken. "Dein Sternzeichen ist doch auch der Löwe." Ich zögere kurz, fahre aber dann hauchzart über seinen Handrücken und tippe dann auf die Rosenblätter, die sich aus der Mähne bilden. Es sieht so aus, als ob der Löwenkopf die Narbe der Pflanze wäre und die Blüten um ihn herum wachsen, als sei der Löwe halt eine Pflanze. "Im Prinzip dasselbe, wie bei Zeus. Egal wie mächtig, es ist immer etwas oder jemand da, der einen besänftigt und auch schützt." Ich nicke langsam und verblüfft. "Das ist total tiefgründig", murmele ich. "Und Lost?" "Ein Verlust." Ich schaue in seine Augen, die mich lange anschauen. "Vielleicht kriegst du es ja zurück." Ich nehme wieder den Druckknopf in den Mund, lasse ihn dann doch einfach nur über meine Lippen fahren und schaue wieder auf die Notizen, da mir sein Blick langsam zu eindringlich wird. Ich schreibe weiter und höre, wie Can eine Mineralwasserflasche öffnet. "Willst du?" Ich hebe langsam den Kopf an und nehme ihn die 1,5l Flasche aus der Hand, woraufhin ich aus ihr trinke. "Danke." Ich gebe ihm die Flasche wieder und fahre mit dann über meine Lippen, um das überschüssige Wasser zu entfernen. Die Notizen schreibe ich zu Ende ab und schiebe Cans Notizen zurück zu ihm, woraufhin ich auf mein Handy schaue. Noch zweiunddreißig Minuten, bis zur nächsten Vorlesung.
Soll ich jetzt gehen oder soll ich bleiben? Wir haben uns vor einer Woche gestritten, uns angeschrien und jetzt sitzen wir friedlich, schon fast schüchtern gegenüber. "Wie kommt es, dass du mit Aykan weggefahren bist?", fragt Can. "Wieso kennt ihr euch?", frage ich. "Ich kenne so einige hier", kommt es etwas süffisant von ihm. "Du bist schon länger hier in Hamburg, stimmst?" Ich lege den Kopf schief und schaue Can mit zusammengezogenen an. "Ja." Nun legt er den Kopf schief, weswegen seine Kinnlinie verdammt scharf aussieht. Er wirft einen Schatten, der mit seinem Bart harmoniert. "Wohin hat er dich gebracht?", will Can wissen. "Nach Hause." Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. "Nach Hause?", hakt er etwas spottend nach. "Ja, Can. In mein Habitat", gebe ich verwirrt von mir. "Und da fährst du mit dem Lappen mit?", höhnt er, weswegen ich ihn empört anschaue. "Can, wie redest du von ihm?" Ich gehe sofort in die Defensive. Er kann doch nicht einfach so über Aykan reden. Nun ziehen sich seine Augenbrauen zusammen. "Er ist total nett, begleitet mich immer zu den Vorlesungen und hat mich sogar nach Hause gefahren, daran ist nichts Lappenhaft", gebe ich ernst von mir. Can schmunzelt süffisant. "Du beschützt einen Jungen, den du gerade mal eine Woche kennst?" Will er sich jetzt ernsthaft in der Bibliothek streiten? "Ja, mache ich", zische ich und erhebe mich. "Wieso hat er dich gefahren, Shana?", zischt Can nun, der sich ebenfalls erhebt. "Weil ich kein Auto fahren kann!", fauche ich, woraufhin Can verdutzt guckt. "W-was?" Er verkneift sich ein Lachen, kann sich aber dann nicht mehr halten und lacht. Ich verdrehe meine Augen und setze mich wieder hin. "Oh Gott, Shana." Er atmet einmal tief durch und schaut lachend zu mir, bevor er sich wieder hinsetzt. "Du kannst ernsthaft kein Auto fahren?" Er presst lachend seine Lippen aufeinander. "Ja, Can. Ich kann kein Auto fahren." Ich schaue ihn beleidigt an. "Also gut." Er streckt mir seine Hand aus, weswegen ich fragend meine Augenbrauen zusammenziehe. "Wie wäre es mit einem Neuanfang?" Er lächelt und irgendwie kommt es mir wie ein süffisantes Lächeln vor. "Im Sinne von?" "Freundschaft." Meine Augenbraue hebt sich skeptisch. "Eine Freundschaft?", kommt es ungläubig von mir. "Genau, normale Freunde." Sein Grinsen verliert er nicht. Langsam und zögernd hebe ich meine Hand, bevor ich sie in seine fallen lasse und sie schüttele. Wir sind jetzt Freunde. Diese Tatsache lässt mich schmunzeln. "Wir sind jetzt also Freunde." Can nickt. "Und da wir Freunde sind, kann ich dich ja auch nach Hause fahren." Ich glaube jetzt weiß ich, was los ist. "Willst du nicht, dass ich von jemand anders nach Hause gefahren werde?", frage ich belustigt, woraufhin er kurz seine Augenbrauen zusammenzieht. "Das hat nichts damit zu tun", murrt er leicht. "Doch, wie süß", kommt es schmunzelnd von mir. Ich schaue kurz auf die Uhr und packe dann meine Sachen zusammen. "Unsere nächste Vorlesung beginnt gleich, Freund." Ich lache kurz auf, da ich diese Freundschaftssache irgendwie lustig finde. Er zieht schelmisch die Augenbraue hoch und packt seine Sachen ebenfalls ein, woraufhin wir beide durch die Tür laufen. Wir laufen den Gang hoch, wo sich einige Studenten aufhalten. "Wen haben wir denn da?", höre ich eine altbekannte Stimme, zu der ich mich drehe. "Malik!" Ich renne freudig auf ihn zu und umarme ihn. "Na? Wie geht's?", fragt er und dreht uns beide leicht. "Gut und dir?" Ich löse mich lachend von ihm. Auch der sonst so helle Malik hat an Bräune gewonnen. "Auch gut. Bist du geschrumpft?" Ich haue ihm gegen den Arm, weswegen er lacht. "Du bist braun geworden." "Das wird bald sowieso weggehen, dann bin ich wieder der blasse Malik." Ich lache und habe Can vollkommen vergessen, zu dem ich mich drehe und sehe, wie er Malik anschaut. So als ob er ihm etwas sagen will. Ich schaue verwirrt zu Malik, der lächelt. "Ich muss dann los. Komm uns doch mal besuchen", sagt Malik und umarmt mich wieder. "Mache ich." Ich winke ihm noch einmal zu und laufe zur Physik Vorlesung, auf die ich mich gar nicht freue. "Die Vorlesung hat begonnen!" Ich spurte sofort und öffne die Tür. Die erste Reihe ich komplett besetzt, weswegen ich alle, außer Aykan verfluche. "Sieht wohl so aus, als ob du nicht vorne sitzen kannst", kommt es summend von Can. Wir laufen rein und hören dabei wie der Professor über Wellen und Schaltpegel redet. Ich laufe die Treppen hoch und lasse mich dann nieder, gefolgt von Can. Gelangweilt hole ich meinen Block hervor und schreibe alles, was jetzt auf der Leinwand steht ab, obwohl es mich null interessiert. Ich habe heute keine Lust zu arbeiten. Seufzend schreibe ich den nächsten Stichpunkt auf. "Woher kennt ihr euch?", frage ich, woraufhin Can mir näher kommt. "Du und Aykan." Er lacht kurz. "Dich kennen viele", ergänze ich. "Wenn man sich in Hamburg auffällig macht, dann wird der eigene Name halt bekannt." Ich verdrehe meine Augen. "Ich kann mir schon denken, wie du so bekannt geworden bist." Ich räuspere mich absichtlich, um meine Aussage zu bestärken. "Ja, unter anderem wegen den Mädchen, aber ich habe hier auch viele Kontakte geknüpft", erzählt er mir, als ich einen nächsten Stichpunkt abschreibe. "Also muss ich mich nur hochschlafen, um bekannt zu werden?" Ich schreibe schmunzelnd ab und spüre seinen Atem an meinem Ohr. "Versuch es und ich bringe dich um." Ich schlucke und nicke, kann mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Darf ich dich also umbringen?", frage ich und beiße auf meinen Kugelschreiber. "Versuch es", murmelt er und widmet sich wieder seinen Notizen.
Die Vorlesung ist beendet, also packe ich schnell meine Sachen zusammen und laufe die Treppen runter. "Du verirrst dich noch", höre ich Can sagen, auf den ich nicht höre. Ich komme unten an, wo Aykan mit seinem netten Lächeln auf mich zukommt. "Soll ich dich wieder fahren?", fragt er, woraufhin ich meinen Mund zu einem O forme. "Ich-," "Sie wird von mir gefahren", kommt es von Can, der Aykan gekünstelt anlächelt, woraufhin ich gegen seine Brust haue. "Okay, nun gut. Bis morgen." Ich winke ihm lächelnd zu und laufe mit Can raus. "Musstest du so schauspielern?", meckere ich. "Es war doch freundlich. Keine Ahnung was du hast", kommt es in einem unschuldigen Ton von ihm. Ich verdrehe meine Augen und laufe einfach weiter. Wir laufen auf den Parkplatz zu und steigen ein. "Fahr mich ins Vapiano", sage ich direkt. "Hast du Hunger?" Ich schüttele meinen Kopf. "Ich muss arbeiten." Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er kurz überrascht zu mir schaut. "Oh" Ja, Can. "Soll ich dich dann wieder abholen?" "Nein, danke. Ranja oder Saliha holen mich dann ab", sage ich. "Und wann?" "18:00 Uhr." Ich bedanke mich bei Can, als ich ankomme und laufe direkt ins Restaurant, obwohl ich lieber im Bett liegen würde. Schnell begrüße ich Ranjas Onkel und lege meine Tasche ab. "Ist alles gut?", fragt er mich und stellt meine Tasche nach hinten, woraufhin ich eine Schürze kriege. "Ja, wieso?" "Wegen des Studiums, wenn es zu schwer wird, geh bitte nach Hause." Wie süß! "Nein, alles gut", versichere ich ihm und gehe direkt auf die Kundschaft zu. Anfangs war es zwar sehr ungewohnt mit Fremden zu reden und sie zu bedienen, aber mit der Zeit wurde ich lockerer.
"Shana, ich habe dir vergessen zusagen, dass ich morgen erst um zehn habe", kommt es von Saliha, woraufhin ich seufze. "Egal, ich krieg das irgendwie hin." Ranja hat morgen eine freiwillige Vorlesung und geht deswegen nicht. Ich nehme mir mein Handy, weiß aber nicht, wen ich anschreiben soll. Ich scrolle meine WhatsApp-Kontakte durch und stoße auf Cans Namen. Ob er immer noch dieselbe Nummer hat? Ein Profilbild ist vorhanden und es sieht nebenbei noch verdammt gut aus. Soll ich? Mach einfach. Ich tippe los und schicke danach direkt ab.
'Can?' Ich warte eine Minute und lege dann mein Handy weg, um in die Küche zugehen, doch als mein Handy einen Signalton abgibt, springe ich förmlich auf mein Bett.
'Shana?' Er hat meine Nummer immer noch. Diese Tatsache lässt mich schmunzeln.
'Ich wollte dich etwas fragen.' Gott, wieso ziehe ich das so in die Länge?
'Schieß los.'
'Kannst du vielleicht...', setze ich an und schicke nur das ab. Irgendwie schäme ich mich ihn zu fragen.
'?'
'Mich morgen zur Uni fahren?' Ich presse meine Lippen aufeinander.
'Klar.' Ich seufze erleichtert.
'Ehrlich?'
'Wir sind doch Freunde.' Er fügt einen schief grinsenden Emoji hinzu, was mich kurz lachen lässt.
'Stimmt.'
'Hast du es etwa vergessen?' Diesmal steht ein schlecht gelaunter Emoji am Ende seines Satzes.
'Ich doch nicht.'
'Wie war die Arbeit?'
'Nett.'
'Wie läuft's mit deinen Eroberungen?', füge ich noch hinzu.
'Gut.'
'Toll.' Ich ziehe eine Grimasse.
Ich lege mein Handy weg und lese mir wieder alle Notizen durch und lerne sie einigermaßen auswendig, bevor Ranja uns ruft, damit wir essen kommen. "Fleißig gelernt?", fragt sie und schmunzelt. "Ja, Mama." Sie ist wirklich wie eine Mutter und ist dabei eine Woche jünger als ich - Ranja ist die jüngste von uns. "Hast du jemanden, der dich fährt?", fragt Saliha, die sich neben mich setzt. "Ja." Ich werde leicht rot, glaube ich. "Wer, Aykan?", schmunzelt Saliha. Ich halte den Löffel vor meinen Mund. "Can." Ranja und Saliha schauen sich sofort verschwörerisch an. "Ist doch gut", säuselt Ranja. "Mhm", gebe ich von mir und fange an zu essen, dabei spüre ich die dreckigen Gedanken der beiden. "Nein, Leute." Sofort glucksen beide und ich habe das Gefühl, das Ranja gleich an ihrem Essen erstickt. Sie brauchen gar nicht so zu denken.
Can und ich sind nur Freunde.
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