Kapitel 34

Der nächste Tag beginnt ruhig. Zum Glück hatte Can keinen weiteren Albtraum. Gott, als ich wieder daran denken muss, erschüttert mich eine Gänsehaut. Ich habe ihn lange nicht mehr so hilflos und ängstlich gesehen. Es hat wirklich geschmerzt, ihn so panisch zu sehen und nichts tuen zu können, als neben ihm zu sein und hoffen, dass er wieder ruhig schlafen kann. Seufzend stehe ich auf und bin froh, dass meine Augen nicht, wie gestern verklebt sind. Ich schaue hoch und sehe, dass Derya schon wach sein muss, weswegen ich mich langsam aufrappele und mich strecke. Ich muss duschen. Verlegen stehe ich im Flur, da ich mich schäme zu fragen, ob jemand ins Bad geht. Da ich bei Can die wenigsten Hemmungen habe, laufe ich in sein Zimmer und seufze, als ich ihn schlafend auf seinem Bett finde. Leise und mit geschürzten Lippen will ich wieder heraustreten, bis ich etwas rascheln höre. "Was ist los?", brummt er müde. Can hat einen wirklich sehr leichten Schlaf. Ich drehe mich leicht lächelnd um und muss wieder einmal feststellen, dass egal, wie Can aussieht: er sieht verdammt sexy aus. Und dass er noch ohne T-Shirt seine Bettdecke umklammert und so seine Oberarmmuskeln perfekt zur Geltung kommen, versüßt mir den Tag. "Ich wollte fragen, ob es okay wäre, wenn ich duschen gehe." Er schnalzt mit der Zunge und richtet sich auf. Verlegen und auf der Unterlippe kauend schaue ich zu Boden, auch wenn Cans Oberkörper mich innerlich schreien lässt. "Wieso zum Teufel solltest du es nicht dürfen?" Ich zucke mit meinen Schultern und höre ihn seufzen. "Ach, da bist du ja. Möchtest du mit in die Stadt kommen?", fragt mich die Mutter und verkneift sich ihr Grinsen. Ich nicke zögernd und spüre danach Cans Hände an meinem Rücken. "Tut mir leid, aber Madame möchte duschen gehen." Seine Mutter verzieht das Gesicht. "Zieh dir was an, du Unverschämter!" Ich drehe mich um, schaue aber direkt wieder nach vorne, da unser lieber Can gerne in Unterhose schläft und ich das vergessen habe. "Ich lege mich gleich wieder schlafen." Er drückt mich Richtung Bad und schaltet das Licht für mich an. "Handtücher liegen im Regal. Falls du Hilfe beim Ausziehen oder Duschen brauchst, stöhn meinen Namen." Ich schlage gegen seinen nackten Bauch und drücke ihn aus dem Bad. Idiot. Er hat nicht einmal Hemmungen so etwas in der Gegenwart seiner Mutter zusagen, typisch Can. Can beim duschen zuzusehen wäre ein verlockendes Angebot. Wie das Wasser seinen Oberkörper runterläu-, okay! Genug! Schnell entledige ich mich meiner Kleidung und dusche mich relativ schnell, da ich sonst gerne für eine Stunde unter der Dusche bleibe. Als ich mich anziehen will, ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Hä?" Ich suche überall nach, finde aber nirgendswo meine Wechselkleidung. "Das ist nicht sein Ernst", seufze ich. Can hat mich sofort hier rein geschoben und ich war so blöd und habe meine Kleidung vergessen. Wahrscheinlich hat mich Cans prächtiger Oberkörper einfach zu sehr abgelenkt. "Scheiße!", zische ich und binde das Handtuch fest um mich. Vorsichtig schließe ich die Tür auf und schaue mich um. "Der-," Mir fällt erst jetzt ein, dass Derya mit ihrer Mutter in der Stadt ist und natürlich, weil das Schicksal es so wollte, ist meine Tasche noch in Cans Zimmer, da mir Derya immer ihre Sachen gegeben hat. "Scheiße!", fauche ich. Can rufe ich auf gar keinen Fall, sonst holt er meine ganze Unterwäsche raus und versteckt sie noch. Leise tapse ich im Flur herum und öffne Cans Tür einen Spalt und schiele hindurch. Zum Glück hat Can sich wieder schlafen gelegt. Ein erleichterter Seufzer entflieht mir, bevor ich schnell ins Zimmer husche und mir eine Jogginghose, ein weißes T-Shirt und Unterwäsche rauskrame, wobei ich mit meiner einen freien Hand etwas mehr Zeit in Anspruch nehme, vor allem da ich die Unterwäsche nach ganz unten gepackt habe. Als ich den kleinen Krieg beendet habe seufze ich wieder und drehe mich um, damit ich mich schnell aus dem Staub machen kann, versteife mich, als ich in zwei gelbe Augen schaue. Ja, heute ist definitiv der Vor-Scham-Sterben-Shana-Tag. Ich schließe meine Augen und presse meine Lippen aufeinander, während ich das Handtuch fester um mich binde und hoffe, dass Can irgendwie noch am schlafen ist. Ich spüre wahrhaftig, wie mir das Blut ins Gesicht schießt und wie sich mein Magen zusammen zieht. Als ich dann meine Augen wieder öffne und mich Can total intensiv anschaut, will ich wirklich nur noch im Erboden versinken. Er schließt für einen Moment seine Augen und spannt seinen Kiefer an, während er tief einatmet. "So will ich wirklich jeden Tag geweckt werden", brummt er und steht langsam auf, bevor er dann wortlos aus dem Zimmer geht und ich endlich wieder atmen kann. "Scheiße", flüstere ich und schlucke. War das irgendwie eine Kompensierung, weil ich Can auf der Klassenfahrt nur mit einem Handtuch um die Hüften herum gesehen habe? Ich schließe schnell die Tür ab und ziehe mich noch schneller um. Es hat anscheinend nicht gereicht, dass Can mich im BH gesehen hat, nein ich versüße seinen Morgen, indem ich nur mit einem gottverdammten Handtuch in seinem Zimmer stehe! Das Schicksal meint es wohl wirklich nicht gut mit mir. Ich schließe die Tür wieder auf und richte Cans Bett, auf dem ich mich dann niederlasse und am liebsten das Zimmer nicht mehr verlassen möchte. Was macht er jetzt überhaupt? Ich habe nur gehört, wie er ins Bad gegangen ist. Vielleicht duscht er auch oder vielleicht tut er andere Dinge. Na ja, darüber nachdenken will ich nicht so viel, also falte ich das Handtuch zusammen und schrecke auf, als Can, dessen Gesicht nass ist, das Zimmer betritt und mich wieder so intensiv beäugt. Kann er mich nur für heute nicht beachten? Ich fühle mich total unwohl und laufe möglicherweise wieder rot an. Schnell wende ich meinen Blick vom halbnackten Can ab und schaue auf das gefaltete Handtuch, auf meinem Schoß. "Frühstück?", fragt Can, dessen Stimme sehr tief ich und mich erschaudern lässt. "Okay." Ich räuspere mich und husche an ihm vorbei ins Bad und dann schnell in die Küche, wo Can schon steht. Schnell laufe ich wieder in sein Zimmer und hole ein T-Shirt hervor, welches ich Can dann zuschmeiße und irgendwie mithelfe, auch wenn ich die meiste Zeit nur rumstehe und versuche seinen Blicken auszuweichen, die manchmal schon fast lüsternd sind. Nach einer gefühlten Stunde, als das Frühstück servierbereit ist, setze ich mich neben Can, nur damit ich seinen Blick nicht so auffällig auf mir spüren muss, wie wenn er mir gegenüber sitzen würde. Schweigend essen wir, und ich schaukele mich leicht im Takt der Uhr hin und her, um irgendwie die Spannung zu lockern. Man sieht mich ja nicht jeden Tag nur in einem Handtuch bekleidet im Zimmer eines Jungen, der voller perverser Gedanken ist und ich ihm gerade wohl eine Shana-Fanfiction in den Kopf gepflanzt habe.

Da mir seine Nähe gerade doch etwas zu viel wird, stehe ich auf, um mir Wasser einzufüllen, obwohl ich stilles Wasser so gut wie gar nicht trinke, aber das habe ich nur gemacht, um mich dann gegenüber von Can hinzusetzen, was sich jedoch als Fehler rausstellt, denn Cans intensiven gelben Augen und sein klitzekleines Schmunzeln lassen meinen Körper erhitzen. "Guck nicht so", gebe ich dann schließlich mürrisch von mir und durchbreche endlich die Stille. "Wie gucke ich denn?" Heute ist Cans Stimme rauer als sonst. "So... so angegeilt", gebe ich schon fast angewidert von mir, was ihn ein Schmunzeln ganz entlockt. "Wie kommst du denn darauf?" Aus seiner Stimme kommt ein Hauch Obszönität und Provokation. Ich schließe beschämt meine Augen und seufze. "Jetzt habe ich eine neue Vorlage zum Runterhol-," "Can, ich schlage dich gleich!", zische ich, während er vor sich hin lacht. "Aber ich bin dir dankbar." Er schaut mich schelmisch grinsend an, während ich skeptisch meine Augenbrauen zusammenziehe. "Du hast mir wirklich den Tag versüßt." Er senkt mir einen Luftkuss und lehnt sich seufzend nach hinten. Du hast ihm den Tag versüßt. Ich zucke zweimal hintereinander zusammen und räume dann ab, da ich sowieso keinen Hunger mehr verspüre. Nachdem ich abgeräumt habe und mir Can freundlicherweise geholfen hat, ohne mir auf die Pelle zu rücken, sitzen wir nun still im Wohnzimmer und schauen The Big Bang Theory. Wo bleiben Cans Mutter und Derya? Als mein Handy klingelt und ich Mama lese, gebe ich Can einen vernichtenden Blick und gehe ran.

"Ja?", säusele ich und ignoriere die Tatsache, dass Can sich mir langsam nähert.

"Wie geht's?" Den Geräuschen zu urteilen, ist meine Mutter gerade in der Stadt.

"Gut und dir? Was kaufst du dir so schönes?" Can hat das Sofa, auf dem ich sitze erreicht, weswegen ich weiter weg rutsche.

"Ich hab ein schönes Kleid für dich gefunden. Ich schicke dir das dann irgendwann mal zu." Meine Mama hat trotz meines Umzuges niemals aufgehört Kleidung für mich zu kaufen.

"Du bist wieder in Hamburg?", fragt sie mich, während ich vom Sofa aufstehen will, von Can aber aufgehalten werde.

"Nein, bin noch bei einer Freundin, bevor ich zurückfahre." Ich funkele Can wütend an und schlage ihn, was ihn grinsen lässt.

"Okay, falls ich noch etwas finde sage ich dir Bescheid." Ich nicke und verabschiede mich, damit ich mich vollkommen darauf konzentrieren kann, Can zu vermöbeln.

"Meine Mutter war dran, du Arsch!" Er zieht mich schmunzelnd an mich. "Hast du mein Duschgel benutzt?", raunt er und nähert sich meinem Hals. "Ich habe alles von dir benutzt, damit ich nichts von Derya oder deiner Mutter verbeauchen muss." Auch wenn mir durch Cans Bemerkung warm geworden ist und ich möglicherweise dezent errötet bin, schaue ich ihn trotzig an. "Gut." Er lächelt schief. "Dann kannst du ja auch meine Kleidung und meine Unterhosen anziehen. Eine hast du ja." Er zwinkert und ich verdrehe meine Augen. Als er sich mir immer mehr und mehr nähert, werde ich langsam nervös und laufe nach hinten, bis mein Rücken die Armlehne berührt und ich mich darüber beuge, was Can mir nachtut. "Du Fettsack", ächzte ich und verdränge den Gedanken, dass er auf mir liegt. "Darauf stehst du doch." Er grinst mich an und stützt sich ab, bevor er dann Liegestütze über mir macht. "Oh, wow! Damit beeindruckst du mich ja sehr!", gebe ich sarkastisch von mir. Wenigstens kann er es. Ich würde wahrhaftig zusammenbrechen und für mindestens drei Tage einen Muskelkater in beiden Oberarmen mit mir tragen. "Turnt dich das etwa nicht an?" Er schmollt und macht weiter, während ich meine Augen verdrehe. "Wir können Sport machen." Can zwinkert, woraufhin ich meine Augenbrauen zusammenziehe. "Denkst du wirklich, ich mache Sport?" Er fängt an schief zu grinsen. "Glaub mir: diese Art von Sport wird dir gefallen. Du musst nur deine Kleidung ausziehen." Ich verdrehe meine Augen und pikse ihm in seine Achsel, was ihn kurz aufschreien lässt. Verdutzt schauen wir uns an, bevor ich anfange zu grinsen. "Von wegen du bist nicht kitzelig." Ich pikse ihm wieder dort hinein, doch diesmal zuckt er nicht zusammen oder schreit auf, weswegen ich ihm verwirrt anschaue. Anscheinend spannt sich Can an, damit er nicht gekitzelt werden kann, schlauer Junge. Es ist irgendwie süß, dass Can doch an einer Stelle kitzelig ist, vor allem, da man es ihm gar nicht ansieht. Er lässt sich wieder auf mir nieder und brummt, als ich versuche ihn wegzuschubsen. "Du bist fett", meckere ich und bin kurz davor es aufzugeben, Can von mir zu schubsen. "Das sind alles Muskeln, mein Herz", raunt er, was mich winden lässt, da er gegen meinen Hals spricht. "Nein und jetzt runter!" Ich schubse ihn feste und setze mich auf. Rot geworden bin ich bestimmt, doch mir anmerken lassen, will ich nicht. "Komm." Ich schaue ihn verwirrt an. "Wohin?" Er schaut kurz auf sein Handy und dann wieder zu mir. "Meine Mutter kommt gleich, ich muss in die Stadt." Ich zucke einfach nur mit den Schultern und husche in Cans Zimmer, wo ich mir meine Tasche greife und dann in Deryas Zimmer gehen will. "Wohin willst du?", fragt Can mich. Ich zeige demonstrativ auf die Tasche und dann auf Deryas Zimmertür. "Ich will mich umziehen?" Er schmollt. "Ich kann dir dabei helfen." Can leckt sich schelmisch über seine Unterlippe, was mich leicht erschaudern, aber auch die Augen verdrehen lässt. Ich sollte mich wirklich nach fast fünf Jahren daran gewöhnen, dass Can nun mal perverse Gedanken hat. Flink ziehe ich mir eine dunkelblaue Hose an und ein locker fallendes, weißes Oberteil, welches mir bis zum Becken geht. Noch etwas Bodyspray und schon bin ich fertig. Ich fahre mir etwas durch den Ansatz, um meine Haare voluminöser zu machen und gehe dann in Cans Zimmer, wo mir glücklicherweise ein oberkörperfreier Can ins Auge sticht. Ja, es ist wirklich etwas schönes, Can so zu sehen. Ich setze mich einfach auf sein Bett und schaue ihm zu, wie er sich umzieht. Nachdem ich Can wohl im benommenen Zustand den Hals abgeleckt habe, seine Brustwarzen vor dem Chirurgen bewundert habe, er mich im BH gesehen hat und heute nur im Handtuch, brauche ich mich wirklich nicht mehr zu schämen. "Schöner Anblick?", fragt Can und sprüht sich ein. "Es gab da schon Besseres." Er dreht sich theatralisch seufzend zu mir und setzt sich immer noch ohne T-Shirt zu mir aufs Bett. "Shana." Er dreht mich an meinen Schultern zu sich und schaut mich ernst mit seinen gelben Augen an. "Ich mag dich, aber bitte, bitte hör auf zu lügen, okay?" Ich atme tief ein und schüttele resigniert den Kopf. "Can, ich möchte dich wirklich sehr gerne schlagen, was du aber leider Gottes nicht spürst, also lass bitte, bitte deine Halluzinationen sein." Dankend schaue ich ihn an und gehe an seinen Schrank, wo ich dann ein graues T-Shirt rausfische und es in sein Gesicht schmeiße. Ich sehe Can dabei zu, wie er sich das T-Shirt anzieht und bemerke, wie er sich dabei konzentriert, als er seinen linken Arm bewegt. Seine Augenbrauen ziehen sich konzentriert zusammen, wobei sich seine linke Augenbraue nicht wirklich viel bewegt, nur der Augenbrauenansatz vorne. Ich ringe mit mir selbst, ihn das alleine machen zulassen, was er dann auch schafft und mich seufzend anschaut. Etwas mitleidig schaue ich zu Boden und sehe im Augenwinkel, dass Can aufsteht. "Komm." Er lächelt mich an und führt mich zur Tür, wo er mir dann meine Schuhe hinlegt. Ich fühle mich etwas bedrückt, wegen Cans Einschränkung, auch wenn es nicht so sein soll. Er hat es wieder hingekriegt, aber ich möchte einfach nicht, dass sein linker Arm zittert. Ich will es nicht sehen. Ich hasse es, wenn er irgendwie leidet. Ich schließe seufzend meine Augen und lehne meinen Kopf gegen die kühle Aufzugwand. "Was ist los?" Ich schüttele einfach nur meinen Kopf. "Nichts." Ich öffne wieder meine Augen und lächele ihm leicht zu, woraufhin wir dann aussteigen und uns Derya und Cans Mutter überraschen. "Muss in die Stadt", sagt Can elliptisch. Seine Mutter nickt lächelnd und steigt mit Derya in den Aufzug, die mich verstohlen angrinst. Als wir aus der Tür treten, verfalle ich leicht in Panik. Ich weiß zwar nicht, ob die Freundinnen meiner Mutter immer noch am selben Ort wohnen, aber die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass sie immer noch hier herumlungern und auch in der Stadt sind. "Keine Sorge, wir passen schon auf, dass niemand uns sieht." Ich nicke und danke Can.

Schweigend und mit etwas Abstand laufen wir in die Stadt, in der ich lange nicht mehr war und deswegen lächeln muss. Wir betreten DM, wo ich mich Can wieder nähere und ihm nachlaufe. "Was holst du dir?", frage ich ihn. "Hier gibt es Pflege für tätowierte Haut." Er läuft zur Hautpflege und zeigt mir das, was er meint. Ich lese mir die Inhaltsstoffe durch und nicke dann. "Scheint nichts Hautirritierndes drin zu sein." Ich nicke und gebe Can die Tube. "Danke, Doktor." Ich schmunzele und laufe ihm weiter nach. "Willst du irgendetwas?" Ich schaue ihn genervt an, während er versucht nicht zu grinsen. "Hab alles, danke", kommt es leicht patzig von mir. Wir laufen weiter und halten dann bei den Kondomen an, weswegen ich Can entgeistert anschaue. "Was denn?" Er nimmt eine Packung in die Hand und verzieht das Gesicht. "Haben die hier keine mit dreimal XL? Ich gebe mich auch mit XXL zufrieden." Ich drehe mich empört zur Seite, wo mich einige Frauen grinsend anschauen. "Can!", zische ich und entreiße ihm die Kondompackung. "Was denn?" Sein Ernst? "Was willst du damit?", zische ich, was ihn seufzen lässt. "Shana, Kondome sind Verhütungsmittel. Ich möchte nicht mitten im Studium Vater werden, deswegen kaufe-," "Du wirst dir keine Kondome kaufen!" Er sieht mich fragend an. "Aber ich will immer noch kein Vater werden", erklärt Can mir. Na ja, er versucht es. "Dann vögel nicht!" Er schüttelt verdutzt den Kopf. "Ich will meinen Spaß haben, Shana." Ich halte mir meine Hände vors Gesicht und stöhne genervt auf. "Oh Gott!" Can lache leise auf. "Ja, das höre ich oft." Langsam und vollkommen empört nehme ich meine Hände wieder runter und sehe, wie sich Can durch seine Haare fährt. Fassungslos, dass Can einfach null Scham hat, schüttele ich meinen Kopf. "Ich dachte du hast damit aufgehört?", zicke ich. "Womit?" Can verschränkt die Arme vor seiner Brust. "Na mit diesem Player-Image, du Player!" Ich schlage ihn mit der Kondompackung, was ihn schmunzeln lässt. "Ich bin auch nur ein Mann, Shana. Meine Bedürfnisse müssen befriedigt werden." Ich übernehme, hehe. Ich schüttele meinen Kopf und atme tief ein. "Ich gebe dir gleich befriedigte Bedürfnisse", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was Can schmunzeln lässt. Er beugt sich zu mir runter und streicht mir über mein Kinn. "Gleich hier vor den anderen? Du wildes Biest", raunt er. Sofort weiten sich meine Augen, meine Hand schlägt Cans Hand von meinem Kinn weg und ich drehe mich wieder um, wo ich mehr Frauen, als vorhin sehe, die alle ein dreckiges Grinsen auf den Lippen tragen. Mir steigt das Blut ins Gesicht und mein Rücken füllt sich mit einer unangenehmen Wärme. Can schafft es auch wirklich immer mich zu kompromittieren. Vielleicht sollte dies in seiner Bewerbung stehen, unter Hobbys: Meine große Leidenschaft ist es Shana zu ärgern und sie zu blamieren. "Du Sadist! Du liebst es mich zu demütigen!" Er lächelt mich sanft an. "Ja und ich habe dir nicht erlaubt mich zu duzen. Zu Hause wird es zu Konsequenzen kommen, das ist dir bewusst." Lässt er jetzt wirklich den Dominanten vor Fremden raushängen? Fassungslos schaue ich ihn an und höre das Gekicher der Frauen, die Can anschmachten. "Can-, du-," Ich weiß nicht einmal, was ich sagen soll. "Es heißt immer noch Sir oder Meister, Sub." Ich fahre angriffslustig und immer noch empört mit meiner Zunge über die Innenseite meiner Wange und schüttele leicht den Kopf. "Wenn das so ist." Ich greife nach zwei Gleitgelen und einer Kondompackung." Can schaut mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Ach, die sind zu klein." Ich lege die Packung zurück und nehme eins mit der Aufschrift XL. "Uh, mit Geschmack gibt es ja auch welche", säusele ich und schaue zufrieden zu Can. "Leg das weg!" Ich schnalze mit meiner Zunge. "Shana", mahnt er mich. "Was denn? Ich will auch nur meinen Spaß haben, bevor wir wieder zurückfahren. Hier gibt es noch einige, die ich besuchen will." Ich zwinkere Can provozierend zu und schaue wieder zur Theke. "Das brauche ich auch." Ich greife nach einem Schwangerschaftstest, was Can scharf einatmen lässt. "Ich bring dich um, leg das Zeug weg!" Ich schürze provokativ meine Lippen. "Nö." Ein niedliches Lächeln schenke ich Can, was ihn die Zunge schnalzen lässt. "Shana, reg mich nicht auf und leg das weg!" Ich schüttele meinen Kopf. "Wie viel kostet ein ganzes Paket von den Kondomen?", rufe ich und drehe mich um, wo ich die Frauen kichern sehe. Can dreht mich um und reißt mir die Kondompackung aus der Hand. "Spinnst du?", zischt er und fährt sich über sein Gesicht. "Wieso? Ich will doch nur vorbereitet sein auf die Abenteuer." Ich lache leise vor mich hin und grinse provozierend. "Du wirst rein gar nichts machen!", faucht Can. "Dann wirst du auch nichts machen!", kommt es im selben Ton von mir. Da Can langsam die Geduld verliert, schließt er langsam seine Augen und atmet tief ein, bevor er dann seine Augen öffnet, ausatmet und mir den ganzen Kram aus der Hand nimmt. "Wir gehen jetzt an die Kasse." Er legt ebenfalls seine Kondompackung weg, geht etwas in die Hocke, umschließt meine Kniekehlen und hebt mich hoch, was mich aufschreien lässt. "Ich kann alleine laufen!" Er ignoriert mich und hält mich weiter so, bis er schließlich bezahlt. "Das war so peinlich von dir!" Er zuckt mit seinen Schultern. "Also den Frauen hat es gefallen." Ich verdrehe meine Augen. "Wenn du wirklich jemanden vögelst, dann brauchst du gar nicht mehr mit mir zu reden", warne ich ihn und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Wieso? Was habe ich dir dann getan, außer dir leider nicht das Beste zu schenken, was dir jemals passieren kann?" Ich verdrehe wieder meine Augen, weswegen Can an meiner Haarsträhne zieht. "Du bist ekelig." Er gibt einen empörten Laut von sich. "Wow, das trifft mich aber tief, Shana." Trotzig zucke ich mit meinen Schultern. "Wieso soll ich dann nicht mehr mit dir reden?", will Can von mir wissen. "Weil du scheiße bist, ganz einfach." Er applaudiert mir, weswegen ich ihn umbringen will. "Wow, das war wirklich die beste Begründung, die ich je in meinem Leben gehört habe. Was wäre ich nur ohne deine Erklärungen und Begründungen?" Finster blicke ich Can an und schnaube. "Du Arschloch nervst mich. Wenn du jemanden zum Vögeln gefunden hast, kannst du ja auch bei ihr bleiben. Ihr könnt dann direkt mit einander zusammenkommen, heiraten und Kinder kriegen!" Meine Euphorie ist voller Sarkasmus, sodass es schon trieft - metaphorisch gesehen natürlich. Can legt einen Arm um mich und schaut mich entschuldigend an. "Aber ich will mit dir sein, mit dir zusammenkommen, dich heiraten und mit dir Kinder kriegen, Shana." Er lächelt mich sanft an und fährt mir über meine Taille. Mein Herz ist dem wegfliegen nahe, mein Bauch feiert gleich eine Party mit meinem Brustkorb und meine Beine wollen schmelzen. Verwirrt schaue ich Can an und schüttele kaum vernehmbar den Kopf. "Ich-, ähm-, halt's Maul?" Ich presse meine Lippen aufeinander, während Can sich ein Lachen verkneift. "Ja, Shana. Wenn dir dein Mann ein Heiratsantrag macht, dann beleidigst du ihn, statt Ja zu sagen." Er lacht und schüttelt dem Kopf, während ich mir verlegen über meine Wange und dann über mein Schlüsselbein fahre. Ja, das war peinlich - irgendwie. Irgendwie, weil seine Worte sich in mein Gehirn eingeprägt haben und weil ich gerade nicht in der Lage war einen Satz rauszuhauen, aber auch irgendwie nicht, weil es nur Can ist und seine Sätze sowieso nie ernst gemeint sind. Wir laufen schweigend zurück nach Hause, wo ich mich sofort zu seiner Mutter und Derya begebe, da ich mich nicht in Cans Nähe befinden will. Na ja, da wir unter einem Dach sind, versuche ich nur so wenig wie möglich von seiner starken Aura zu spüren.

"Und? Was hast du dir so schönes gekauft?", fragt mich die Mutter und schaut mich finster an, als ich mithelfen will. "Nichts." Empört legt sie den Topf auf den Herd. "Can!", ruft sie, woraufhin Can an der Tür steht und sie fragend anschaut. "Du hast Shana nichts gekauft? Sie ist unsere Schwieger-, unser Gast! Kera Ker!" Ich schaue belustigt zu Can, der etwas vor sich hin murmelt und mit seinen Schultern zuckt. "Sie wollte nichts", rechtfertigt er sich. "Na und? Das ist kein Grund ihr nichts zu kaufen." Resigniert hält sie sich den Kopf und schnalzt dreimal mit ihrer Zunge. "Ya Rabbi, mein Sohn ist schlau genug, um Medizin zu studieren, ist aber gleichzeitig zu dumm, um einer bildhübschen Frau etwas zu kaufen, weil es sich so in unserer Kultur gehört, subhanallah!" Derya und ich lachen, während Can beleidigt schnaubt und seine Arme vor seiner Brust verschränkt. "Alles gut, ich wollte wirklich nichts." Ich will nach dem Gemüse greifen, um es zu schneiden, doch Cans Mutter stellt sich beschützend vor das Gemüse. "Can, schaff sie weg und Derya! Komm das Gemüse schneiden." Sie lächelt mich warm an und kurz danach schleppt mich Can dann auch schon ins Wohnzimmer. "Sollen wir Mau-Mau spielen?" Ich nicke. "Strip-Mau-Mau?" Ich verdrehe meine Augen und seufze. "Du hast wirklich nur dreckige Gedanken, kann das sein?" Er schwingt seinen Kopf leicht hin und her. "Ab und zu, sehr oft, also?" "Nein", lautet meine Antwort. "Also doch Strip-Mau-Mau?" "Nein?", sage ich empört und sage dann, dass wir das normale Mau-Mau spielen. "Langweilige", schnaubt Can. Er vermischt die Karten und verteilt sie dann, bei der jeweils jeder zehn Karten kriegt. "Die Regeln sind dir bekannt?" Ich nicke und bete, dass ich Can besiege, nur um seinen Stolz etwas zu kränken. "Ich will ja nicht prahlen, aber gegen mich hast du keine Chance." Ich verdrehe meine Augen und lasse ihn die erste Karte legen: eine Karo sieben. "Zieh zwei Karten", gebe ich schmunzelnd von mir und schaue mir meine Karten an. Can verzieht kurz das Gesicht und zieht dann zwei Karten, bevor er dann eine Karo fünf legt. Das Ganze geht so weiter, bis Can dann grinsend eine Herz sieben legt. "Ich bin so freundlich und gebe dir dann mal zwei Karten", säuselt er. Ich knalle eine Pik sieben auf den Stapel und grinse Can provozierend an. "Zieh zwei weitere mit und leg sie zu dir." Ich lache auf, während er mich mürrisch anschaut. Am Ende, als ich noch eine Karte habe und Can fünf, wedele ich stolz mit dieser herum. "Du bist ja so gut!", gebe ich sarkastisch von mir, was ihn die Augen verdrehen lässt. Ich beuge mich vor und ziehe an einer seiner dicken Haarsträhnen. "Verdreh deine Augen nicht", äffe ich ihn nach und ziehe mich schnell zurück, da ich das Gefühl habe, dass Can meine letze Karte gesehen hat. Can legt grinsend einen Buben, weswegen ich seufze. Er hat meine Karte gesehen. "Ich wünsche mir eine Karo zwei", sagt Can und funkelt mich provozierend an. Dieser Idiot weiß, dass ich nur noch eine Herz Dame habe. Mürrisch ziehe ich eine Karte, welcher sich als ein Bube entpuppt und schüttele den Kopf. Ich warte noch, damit ich ihn ärgern kann. Can legt dann eine Karo zwei, woraufhin ich dann den Buben lege. "Gib mir ein Herz." Sein Kiefer fängt an zu mahlen und mit einem murrenden Ton legt er dann eine Herz drei hin, woraufhin ich meine letzte Karte zufrieden hinschmeiße. "Mau-Mau", säusele ich und ordne die Karten. "Du hast geschummelt!" Entgeistert schaue ich ihn an. "Ich? Ich habe geschummelt?" Er nickt trotzig. "Nein, ich bin einfach besser als du, das ist alles", erkläre ich ihn. "Du hast Can besiegt?", sagt Derya, die mich überrascht anschaut. "Ja." Sie hebt verblüfft ihre Augenbrauen hoch. "Respekt. Dieser Junge hat immer alles im Blick, er hat mich immer abgezogen", erzählt sie mir. "Ich sag doch, dass sie geschummelt hat." Er legt die Karten zurück und schaut mich an. "Ich bin einfach nur besser und das weißt du und willst es einfach nicht wahrhaben, Can." Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust und schaue ihn arrogant an. "Nein." "Doch, schon in der Oberstufe bei diesem Medizin-Battle war ich besser und dann als ich dich in der Küche wieder besiegt habe. Gibt es einfach zu: ich bin besser als du!" Can seufzt und mahlt seinen Kiefer. "Morgen machen wir Wettkämpfe, dann werden wir sehen, wer der Bessere ist." Er hält mir seinen kleinen Finger hin, den ich mit meinem einharke.

"Möge die Bessere gewinnen."

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