Kapitel 20
Dienstag, 19. April
Ich sollte eigentlich im Bett liegen. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn ich kann es mir nicht erlauben, die Vorlesungen zu verpassen. Zwar könnte ich mir die Online-Vorlesungen anschauen, doch ich würde mich zu sehr ablenken lassen, außerdem wäre das Verlangen vorzuspulen viel zu verlockend. Meine Periode macht mich etwas demotiviert, was nicht gut ist, wenn ich im Hörsaal bin. Wieder sehe ich Aykan, der mich schon wieder nur halbherzig anlächelt. Wird Zeit, dass wir reden. Ich lächele Can kurz an und greife mir dann Aykans Arm, weswegen Can argwöhnisch guckt. Aykan ziehe ich weiter nach hinten und sage Can mit meinen Blicken, dass er dort bleiben soll, wo er ist. "Okay, was ist los?", sage ich sofort. "Alles bestens." Ich schaue ihn ungläubig an. "Ich glaube, deinem Freund gefällt es nicht, dass du mit mir redest." Meine Augen weiten sich. "Mein Freu-, ach so, Can!", zische ich. Dieses Gerücht von ihm ist wohl auch bei Aykan angekommen. "Aykan, das ist nur ein Gerücht, mehr nicht", versichere ich ihm. "Er hat es doch selber gesagt", kommt es ruhig von ihm, doch ich sehe es ihm an, dass er sichtlich erleichtert ist. "Ich habe doch vor Can ein Gerücht über ihn erzählt. Ich habe erzählt, dass Can schwul ist und das ist seine Rache", erkläre ich ihm, woraufhin er schmunzelt. "Das habe ich ebenfalls mitbekommen", erzählt er mir schmunzelnd, was mich ebenfalls schmunzeln lässt. "Die Frage ist aber noch, wieso du dich so distanziert hast, Aykan." Ich ziehe meine Augenbraue hoch, woraufhin er sich kurz den Nacken kratzt. "Na ja, du meintest ja, dass er schon immer so kalt zu Mädchen war und du hast es auch immer missachtet. Und als ich das gehört habe, habe ich falsch gedacht. Entschuldige." Ein Lächeln umspielt meine Lippen. "Nicht schlimm, komm." Wir laufen in den Saal rein, wo ich Can kurz mit meinen Blicken angifte und mich dann hinsetze. Ein Bild von dem Rückenmark wird an die Leinwand projiziert und kurz danach fängt der Professor auch mit der Vorlesung an. Ich freue mich einfach auf die Psycho- und Soziologie Vorlesung, denn das ist einfach zu interessant. Dort muss zwar ebenfalls aufgeschrieben werden, doch es beinhaltet meiner Meinung nach auch noch eigenes Denken, logisches Denken, um das Ganze zu verstehen, außerdem muss ich dort wenig auswendig lernen, da ich mir da sehr vieles merken kann. Ich sitze wie immer zwischen Can und Aykan und irgendwie habe ich das Gefühl eine angespannte Luft spüren zu können. Can und Aykan mögen sich nicht und anscheinend mag Can es nicht, wenn ich bei Aykan bin und Aykan mag es nicht, wenn ich bei Can bin. Irgendwie finde ich das Ganze lustig und auch in irgendeiner Art und Weise schmeichelnd. Ich meine, es muss ja einen speziellen Grund haben, wieso die beiden nicht wollen, dass ich beim Gegenüber bin. Aykan ist wie der nette Junge von Neben an, der dir freiwillig die beste Nachhilfe der Welt gibt und dabei zuckersüß und geduldig zu dir ist. Und Can, na ja, es ist halt Can. Er sieht so aus, als ob er dir gleich deine Freundin wegschnappen wird und ihr die beste Nachhilfe der Welt geben wird, aber im sexuellen Sinne. Aber Can kann ebenfalls süß sein. Der Samstag hat für sich gesprochen, als er mich nicht nach Hause gehen lassen hat, weil ich immer noch etwas invalid war und es immer noch bin wegen meinen Schmerzen. Ich bin also bis Sonntag bei ihm geblieben und kann nicht verleugnen, dass es ein sehr schönes Wochenende war. Natürlich auch wegen Ramazan, da er Can immer geärgert hat und mich immer zum Lachen gebracht hat. Ich schiele kurz zu Aykan, der ein dunkelgrünen Pullover trägt. Es steht ihm sehr und passt zu seinen dunkelbraunen Haaren. Nun schiele ich zu Can, der gerade irgendwie... dominant neben mir sitzt? Keine Ahnung, ob man das als dominant ansehen kann, aber es sieht mächtig aus. Er trägt keinen Pullover, sondern ein graues T-Shirt, was trotz des locker fallenden Stoffes seinem Körper sehr schmeichelt. Er lehnt sich etwas nach hinten, nachdem er abgeschrieben hat und lässt seinen Nacken knacken, was total sexy aussieht. Ich kann schon verstehen, wieso Ramazan sich immer an ihn ranschmeißt. Seit wann denkst du denn so, Shana? Ich bin mir sicher, dass wenn meine innere Stimme ein Gesicht hätte, sie dreckig schmunzeln würde. Trotzdem würde ich es ihm niemals sagen, außer ich bin benommen.
Nachdem ich wieder frisch bin, laufe ich in die Mensa. Die Toilette und die Mensa sind die einzigen Orte, die ich irgendwie finde. Alle Hörsäle und Seminarräume werde ich vielleicht in den nächsten Jahren ohne jegliche Hilfe finden. Die Blicke der anderen ignoriere ich gekonnt und laufe einfach an ihnen vorbei, als ob nichts wäre. Ich höre ein ekelhaftes Kichern - also das von Aleyna - und verdrehe meine Augen. "Das mit Can wird sowieso nicht lange halten." Ich ziehe meine Augenbraue hoch und drehe mich zu dieser scheußlichen Gestalt. "Redest du gerade von mir?" Finster blicke ich die ganzen Idioten an, die langsam auf Abstand gehen. Aleyna schluckt kurz strafft aber dann ihre Schultern. "Ich habe nur von der Wahrheit geredet", zickt sie. "Ach ja? Welche?", zische ich und gehe näher auf sie zu. "Can wird dich sowieso fallen lassen und dann habe ich wieder die Chance auf ihn." Sie zwinkert dreckig. "Du erzählst den anderen nur deine Erfahrung mit ihm, weil du nichts als ein Befriedigungsmittel für ihn warst!", zische ich. Ich könnte hier und jetzt eigentlich sagen, dass es nur ein Gerücht ist, aber damit würde Aleyna sofort die Initiative ergreifen und auf Can zulaufen. Aleyna öffnet empört ihren Mund. "Ja, verleugne es nicht! Du bist nichts, als eine billige Schlampe und das bleibst du auch!", fauche ich und laufe dann weiter. Was sucht dieses Mädchen genau hier in Hamburg?! Wieso hier? Ist das für eine bestimmte Prüfung Gottes? Dass ich sie nicht mit meinen, aus dem Krankenhaus geklauten Skalpellen töte? Da es sowieso keinen Sinn mehr machen würde, in die Mensa zu gehen, suche ich den Hörsaal von gerade und laufe direkt hinein. Ein Wunder, dass ich es gefunden habe. Genervt lasse ich mich nieder und rege mich darüber auf, dass ich mich aufrege. Es ist nur Aleyna! Aber sie könnte sich wirklich jederzeit an Can ranschmeißen und ich bezweifle, dass Can dieses Angebot ablehnen würde. Er meinte doch, dass er damit aufgehört hat. Wer sagt denn, dass es der Wahrheit entspricht? Ach, scheiß jetzt mal auf Can und Aleyna! Ich will die ganzen Vorlesungen bis 20:00 Uhr hinter mir haben und dann einfach nur im Bett liegen. Und etwas essen. Ja, Essen tut immer gut. Und ich will aus dieser Hose raus und in meine dicke Jogginghose schlüpfen. Aykan läuft auf mich zu und schenkt mir endlich wieder ein normales Lächeln, welches ich diesmal nur halbherzig erwidere. "Was ist los?", fragt er mich, woraufhin ich die Augen verdrehe. "Hier gibt es ein kleines Misstück und sie nervt mich", seufze ich und schaue zu Aykan, der mich sanft anlächelt. Soll Aleyna doch Can nehmen! Mir doch egal! Nein, ist es nicht. Ich finde es irgendwie gar nicht gut, dass Can einen Einfluss auf mich hat, ohne es zu wissen. Das ist gar nicht gut! Vielleicht ist es einfach nur eine Einbildung? Vielleicht mache ich alles schön, was Can macht, sowie ich es in der Psychologie Vorlesung gelernt habe. Dort wurde gesagt, dass alles, was eigentlich schlecht ist, uns aber schon beeinflusst hat, einen euphorisiert. Can euphorisiert mich! Aber was macht er denn, dass schlecht ist? Mir komische Gefühle und Gedanken zu schenken? Mich gut fühlen zu lassen? Vielleicht fühle ich mich ja gar nicht gut und ich bilde es mir nur ein, dass es so ist, weil mein Frontallappen, mein Hypothalamus und meine Amygdala von Can manipuliert wurden! Das kann es sein! Halt's Maul, Shana.
Ich bin tot! Einfach nur tot! Ich hasse den Dienstag, weil ich bis 20:00 Uhr habe und dann immer schlechte Laune habe und da ich meine Tage noch habe und ich deswegen noch wütender und emotionaler bin, als sonst, will ich jemanden schlagen! Im Präp-Kurs habe ich mir vorgestellt, wie Aleyna vor mir liegt und ich sie Stück für Stück aufgeschnitten habe. Das war gut, bis ich von Can aufgehalten wurde, da ich zu tief und zu weit geschnitten habe. Gerade hat mir Ranja geschrieben, dass sie mir meine Wärmeflasche fertigmacht, was mich etwas freut. Seufzend und genervt lasse ich mich auf dem Beifahrersitz nieder. Die Lust zu reden habe ich auch nicht, also hoffe ich für Can, dass er nicht reden wird. "Alles gut?" Natürlich muss Can mir widersprechen und reden. Statt zu antworten brumme ich einfach ein Ja. "Hört sich aber nicht so an." Gott, kannst du dafür sorgen, dass Can still ist? "Willst du etwas essen gehen? Ich muss sowieso-," "Can, fahr mich einfach nach Hause, bitte." Ich schaue zu Can, der kurz mit seinen Lippen zuckt und dann still nickt. "Oh-, okay", nuschelt er, zuckt kurz mit seinen Schultern und kratzt sich seinen Bart, was so total goldig aussieht! Was hast du gemacht, Shana?! Er ist so süß und du lässt ihn einfach sitzen?! In mir keimen sich Schuldgefühle auf, weil ich Can einfach abgesagt habe. Ich habe ihn nicht einmal aussprechen lassen. Aber das lag nur an meiner schlechten Laune. Ich würde Can doch nicht ohne Grund so absagen. Sein rechter Mundwinkel zuckt kurz und ich weiß, dass es daran liegt, dass ich indirekt Nein gesagt habe und das tut mir gerade so sehr leid! "Habe ich irgendetwas falsch gemacht?", nuschelt er, was mir im Herzen weh tut. Oh, Gott! Wieso tust du mir das nur an? Ich weiß, dass das eine Sünde war, aber lass mich doch nicht mit Schuldgefühlen leiden! Can trommelt ungeduldig mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum und schaut von der roten Ampel kurz und unsicher zu mir. "Ich-, nein, Can", gebe ich etwas gequält von mir, da Can mir gerade so leid tut. Gott, wieso sieht er nur so süß aus? "Ich-," Soll ich ihm sagen, dass ich immer noch meine Tage habe? Schlimmer, als am Samstag kann es ja nicht werden. "Ich habe immer noch meine Tage", flüstere ich verlegen, woraufhin seine Augenbrauen sich heben. "Oh. Da seid ihr Frauen ja immer so... launisch." Ich nicke. "Meistens zumindest", nuschele ich und seufze. Vor der Haustür angekommen, verabschiede ich mich nuschelnd und laufe schnell nach oben. Ranja und Saliha sitzen im Wohnzimmer und tratschen, bis sie mich sehen und fragend schauen. Anscheinend schmolle ich. "Wieso schmollst du?", fragt Saliha. Ich lege meine Tasche in meinem Zimmer ab, nehme mir meine Wärmeflasche an den Bauch und seufze. "Ich fühle mich total schlecht!", meckere ich. "Wieso? Sollen wir einen Arzt rufen? Can?" Nach Salihas Aussage, fangen beide an zu kichern. "Um ihn geht es ja!", quengele ich. Ich bin überrascht, wie sehr mich das mitnimmt. "Was ist passiert?", fragt Ranja, die ein schelmisches Grinsen trägt. "Ich bin seit heute morgen schlecht gelaunt und dann kam auch noch dieses Misstück Aleyna und hat mich aufgeregt und dann, als Can mich gerade nach Hause gefahren hat, hat er bemerkt, dass ich nicht gut drauf bin", seufze ich. "Und dann?", hakt Saliha nach. "Und dann hat er mir angeboten etwas mit ihm essen zugehen und ich habe sofort gesagt, dass er mich einfach nach Hause fahren soll! Ich habe ihn nicht einmal ausreden lassen und danach war er schon etwas enttäuscht. Und das Schlimmste war dann, als er gefragt hat, ob er etwas falsch gemacht hat. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz gleich reißt!" Ich halte mir demonstrativ an die Brust, um meiner Erzählung mehr Bedeutung zu geben. Saliha und Ranja schauen sich überrascht an. "Shana hat Schuldgefühle?", kommt es erstaunt von Ranja. "Shana hat überhaupt Gefühle?", kommt es von Saliha, woraufhin ich meine Augen verdrehe. "Aber das heißt doch was!", sagt Saliha forschend. Ich verdrehe meine Augen, da ich weiß, worauf sie hinausgehen will. "Du und Malik, mehr brauche ich nicht zu sagen." Ranja fängt an zu lachen und ich gehe in mein Zimmer, woraufhin ich mich auf mein Bett fallen lasse und mein Handy raushole. Hat Can noch Instagram? Sofort schießen mir wieder die Erinnerungen in den Kopf, wo ich Ramazan, Malik und dann am Ende noch Can auf Instagram gesucht habe. Ich glaube, davor habe ich noch mit Can diskutiert, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Ich gebe seinen Namen in der Suchleiste ein und finde ihn wieder. Fast alle Bilder sind weg. Das Bild von ihm, Malik und Ramazan im Schwimmbad ist noch geblieben. Kaum zu glauben, dass Can früher so aussah. Ohne Tattoos, ohne Bart, keine starken Gesichtskonturen, zwar war sein Körper schon damals ansehnlich, aber jetzt ist es ein Augenschmaus. Erst jetzt fällt mir auf, dass Ramazans Mund etwas geöffnet ist. Anscheinend hat er etwas gesagt und deswegen hat Can gelacht. Wenn Can lacht oder lächelt, muss ich es irgendwie auch. Sein Lachen ist total schön. Er hat noch ein anders Bild drinnen - ein aktuelleres. Habib schmiegt sich an sein Gesicht, was mehr als nur süß aussieht und natürlich darf sein süßes Lächeln nicht fehlen, was allen Frauen den Kopf verdreht. Das sieht man auch an der Anzahl der Likes. 289! Wer ist dieser Junge? Michael Jackson? Ich schaue mir stutzig die Personen an. Es sind viele Jungs, aber auch sehr viele Mädchen und das stört mich. Auch in den Kommentaren haben die Mädchen Scheiße abgelassen, aber zu Cans Glück hat er nicht zurück kommentiert. Aykans Name blinkt auf meinem Handy auf, weswegen ich schnell drauftippe und seine Nummer einspeichere.
'Shana?'
'Ja?'
'Bist du gerade zu Hause?', fragt er mich.
'Ja, wieso?'
'Hast du vielleicht Lust etwas Essen zugehen?' Zufall? Soll ich Ja sagen? Ich könnte es nicht übers Herz bringen wieder ein Nein zu sagen. Außerdem, was soll schon schlimmes passieren?
'Klar, wohin soll es gehen?' Ich liebe es sowieso Nachts rauszugehen.
'Gut! Wie wäre es mit Dulf's Burger?' Can hat mich doch einmal dorthin ausgeführt.
'Ja, ist gut.' Ich habe sowieso Hunger, da kommt mir der Chicken Tempura Burger gelegen.
'Gut, ich hole dich dann jetzt ab. Wo wohnst du noch mal?'
'Heimat 7.'
'Gut, bis gleich.'
Ich schicke ihm einen Smiley und stehe etwas hibbelig auf. Es ist ja schon etwas Neues, da ich mich sonst nie - na ja, außer mit Can - mit Jungs irgendwie treffe. Ich packe Geld ein und mache mich frisch. Vorsichtshalber packe ich mir noch eine Binde ein. Man weiß ja nie. Plötzlich spielt der Uterus verrückt und lässt gefühlte ein Liter Schleimhaut raus. Herrlich, ein Mädchen zu sein. Ich lasse mich wieder auf mein Bett fallen und lasse mein Handy solange noch aufladen und meine Wärmeflasche wieder auf meinem Bauch liegen. Zum Glück sind heute die Schmerzen nicht mehr so stark wie in den letzten Tagen. Irgendwie kriege ich wieder Schuldgefühle, da ich Can abgesagt habe und jetzt mit Aykan etwas essen gehe. Aber meine Launen kann ich nun mal nicht kontrollieren, außerdem hat Can sowieso bestimmt etwas anderes oder eine andere gefunden. Als Aykan mir schreibt, dass er unten ist, ziehe ich mir meine Jacke an und laufe dann in den Flur. "Wohin geht es, Madame?", fragt Saliha und gluckst. "Ouh, nur etwas essen", nuschele ich und höre Ranja summen. "Ach ja? Mit wem? Einem Medizinstudenten?" Ich nicke lächelnd. "Fängt er mit C an?" Ich schüttele auf Ranjas zweite Frage den Kopf, weswegen beide verwirrt gucken. "Aykan", gebe ich schlicht von mir und verlasse mit offenen Schnürsenkeln die Wohnung. Lachend binde ich sie mir vor der Tür zu und laufe runter, wo Aykans Auto schon steht. Leicht verlegen setze ich mich hin, und direkt fahren wir los. "Alles gut?", fragt er mich, was ich bejahe. "Und bei dir?" "Auch", gibt er lächelnd zurück. "Ich wollte dich schon gestern fragen, wieso deine Wangen so geschwollen sind." Ich lache kurz. "Ich habe mir meine Weisheitszähne ziehen lassen." "Erst jetzt?", kommt es überrascht von ihm. "Ja, wann hast du dir deine ziehen lassen?", frage ich. "Mit sechszehn. Und du kannst jetzt schon wieder feste Nahrung zu dir nehmen?", fragt er erstaunt. "Ja, gestern hatte ich noch leichte Schmerzen, aber das halte ich schon aus." Wir kommen schnell an und betreten das gut befüllte Ambiente. Als wir bestellt haben, lächeln wir uns gegenseitig an. "Erzähl mir etwas von dir", sagt Aykan und stützt seinen Kopf ab. Ich schürze meine Lippen. "Also ich bin zwanzig Jahre alt, bin aus einer Kleinstadt aus NRW hierhingezogen und, ähm... mehr fällt mir nicht ein", gebe ich lachend von mir. "Erzähl du mir etwas von dir", sage ich nun. "Ich bin einundzwanig, lebe schon immer hier in Hamburg und lebe alleine in einer kleinen Wohnung." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Du etwa nicht?", fragt er, was ich verneine. "Mit Freundinnen in einer WG." Er nickt. Aykan erinnert mich an jemanden, nur komme ich nicht drauf, an wen er mich erinnert. "Wolltest du schon von Anfang an Medizin studieren?", frage ich ihn und grübele dabei weiter. "Nein, erst einmal wollte ich Mathemathik und Informatik studieren." Angeekelt verziehe ich das Gesicht, was ihn lachen lässt. "Ja, aber dann habe ich das Interesse verloren und dachte mir, dass Medizin doch gut ist. So habe ich auch meine Eltern zufriedengestellt." Ich verdrehe verstehend meine Augen. "Wie ist es mit dir?" Ich schmunzele leicht. "Ich wollte schon von Anfang an Medizin studieren und so habe auch ich meine Eltern zufriedengestellt." Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder in der Heimat schon Bescheid weiß, dass ich Ärztin bin, obwohl ich gerade mal im zweiten Semester bin. "Und was hättest du gemacht, wenn du es nicht geschafft hättest? Hattest du etwas anderes im Sinn?" Ich schüttele meinen Kopf. "Entweder hätte ich Chemie studiert oder ich wäre jetzt verzweifelt und sauer." Ich zucke mit meinen Schultern. Was anderes interessiert mich nun mal nicht, aber das hätte mir auch zum Verhängnis werden können, wenn ich es nicht geschafft hätte. Aber ich war schon immer eine Person, die immer impulsiv gehandelt hat. Aykan erzählt mir noch etwas über sich und ich etwas über mich, bevor unser Essen serviert wird. Als ich die Stimme des jungen Mannes höre, verkrampfe ich mich.
"Für die Dame aufs Haus", zischt er.
Ich bin am Arsch.
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Scheisendreck, wer kann es nur sein? 🌚
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