Kapitel 15
Montag, 4. April
Allgemeines Histologie- und Zystologietestat: hinter mir, genau wie der heutige Präp-Kurs. Für diesen Monat kommen keine Prüfungen mehr auf mich zu. Erst im Mai wieder. Solange kann ich büffeln und im Krankenhaus dieses Praktikum hinter mich bringen. Das Gute ist, dass ich doch nicht um 07:00 Uhr da sein muss, was sowieso nicht möglich wäre, wegen den Vorlesungen. Ich kann also halbwegs ausgeschlafen sein und dann noch im Krankenhaus arbeiten. Vielleicht habe ich das Glück einen großzügigen Arzt zu treffen, der mich bei einer Operation zuschauen lässt. Ich habe gehört, dass so etwas möglich ist. Leider Gottes musste ich mich aber von einer Sache trennen, genau wie in der neunten Klasse: meine Nägel. Es hat mir das Herz gebrochen, dass ich sie abschneiden musste und für drei Monate lang kurz tragen muss. Meine Hände sehen jetzt noch kleiner aus und außerdem finde ich, dass sie nackt und komisch aussehen, ohne meine Krallen. Wie soll ich Can jetzt immer verletzen? Oh Gott, wenn er meine Hände sieht, dann wird er mich mobben. Ich habe meine Hände die ganze Zeit unter meinen Ärmeln versteckt und auch, als Aykan gefragt hat, wieso ich das mache, habe ich ihn abgewimmelt. Wie immer lasse ich mich auf dem Beifahrersitz von Cans Auto nieder und schnalle mich an. Das ist ein Teil meiner Studium-Routine. "Freust du dich schon auf deinen ersten Tag in der Gynäkologie?", fragt Can schelmisch und leckt sich über seine Unterlippe. "Irgendwie nicht", murmele ich misstrauisch. Wir fahren ins Krankenhaus, wo ich etwas hibbelig werde. Hoffentlich sind die Krankenschwestern nicht so hochnäsig, wie in meiner Praktikumszeit. Wir sollen in den Keller und von dort die Kleidung für die Gynäkologie holen. Neben uns ist ein Arzt, weswegen ich Can aufgeregt antippe und heimlich auf den Arzt neben uns zeige, was ihn lächeln lässt. Immer, wenn ich einen Arzt sehe, dann ticke ich innerlich komplett aus. Am liebsten hätte ich ein Autogramm von ihnen. Unten im Keller ist eine ältere Frau, die uns anlächelt. "Praktikanten?" Wir nicken. "Auf welcher Station fangt ihr denn an?", möchte sie wissen und lächelt lieb. "Auf der Gynäkologie Station", informiere ich sie, woraufhin sie wissend nickt und in einen Raum läuft, was wir ihr nachtun. "Tragt euch bitte in die Liste ein. Vor- und Nachname und eure Kleidergröße", bittet sie uns. "Okay, einmal XS und einmal L." Ich schaue entrüstet zu Can. "Seit wann trägst du L?", frage ich. "Seit wann trägst du XS?" Ich schnaube. "Die Krankenhauskleidung ist sehr groß geschnitten und S wäre zu groß als Hose", erkläre ich ihm leicht patzig. "Da hast du deine Antwort, Kleines." Ach ja, Can ist ja eine menschliche Leiter. Das habe ich vollkommen vergessen. Wir kriegen von der netten Frau rosa Kleidung, unsere Namensschilder und laufen dankend zum Aufzug. "Ich freue mich, dich gleich in rosa sehen zu können." Can rümpft seine Nase. "Das wäre etwas für Ramazan", seufzt er. Aufgeregt steigen wir aus, geben kurz Bescheid, dass wir die Praktikanten sind, kriegen dann einen Schlüssel und laufen dann zur Umkleidekabine. "Geh du." Argwöhnisch betrachte ich Can, der seine Augen verdreht. "Ich komm schon nicht rein", versichert er mir. Langsam betrete ich die kleine Kabine, wo sich eine kleine Bank und mehrere Schließfächer befinden und verschließe die Tür von innen, bevor ich mich umziehe und dann mit dem Schließfachschlüssel, den wir bekommen haben, meine Kleidung in unseren Schrank lege. Ich flechte mir noch schnell einen Bauernzopf, schaue in den Spiegel, ob alles sitzt und laufe dann raus, wo Can mich schmunzelnd anschaut. "Jetzt siehst du noch niedlicher aus." Er kneift mir in meine Wange und geht dann rein, ohne die Tür abzuschließen. "Was ein Scheiß", höre ich ihn sagen, was mich kichern lässt.
Als er raustritt, kann ich mir ein riesiges Grinsen nicht verkneifen. Can hingegen schaut mich nicht so begeistert an. Er hat pechschwarzes Haar, ist breit und muskulös und dazu noch sehr groß. Mit seinen Tattoos sieht er aus wie ein Schläger und dann ist er in rosa Arbeitskleidung, was sein Ebenbild zerstört. "Siehst süß aus", kommentiere ich und schaue ihn schmunzelnd an. "Das Rosa steht dir ausgezeichnet." Ich beiße mir auf meine Lippe, um nicht loszulachen, während er resigniert seufzt. "Komm, das wird Spaß machen." Eine Krankenschwester kommt auf uns zu und schaut verstohlen zu Can. "Ihr bleibt für einen Monat hier?" Wir nicken. "Gut, habt ihr Erfahrungen in diesem Bereich?" Ich nicke und höre, dass Can Ja sagt. "Gut, dann brauche ich euch ja nichts zu erklären. Falls Fragen auftauchen, fragt ihr mich oder einer der anderen Kolleginnen. Solange könnt ihr einfach mit mir kommen, und Pausen habt ihr einmal, eine halbe Stunde." Wir nicken. Sie gibt uns jeweils eine Essenskarte und danach laufen wir ihr dann nach. Auf der Station ist wenig los. Vielleicht kommen ja später Gebärende und ich kann wenigstens mithören, was passiert. Oder sogar zuschauen - heimlich. Es ertönt ein Geräusch, weswegen Can und ich dahinlaufen und das Zimmer betreten, wo eine Frau uns anlächelt. "Meine Infusion ist zu Ende." Ich nicke und will raus, was Can aber für mich erledigt. Die Frau sieht älter aus und strahlt etwas niedliches aus. "Du bist neu, nicht wahr?" Ich nicke. "Dachte ich's mir doch. Dein Gesicht und das des jungen Mannes ist mir gar nicht bekannt. Machst du eine Ausbildung?" Ich schüttele den Kopf. "Nein, es ist nur ein dreimonatiges Praktikum fürs Studium." Ihre Augenbrauen gehen verblüfft hoch. "Du studierst also Medizin? Dein Freund auch?" Ich nicke und schüttele dann etwas verdutzt den Kopf. "Er ist nur ein-," "Wir sind seit einem Jahr glücklich zusammen." Ich seufze, während die Frau spitzbübisch lächelt. "Nicht wahr, Schatz?" Can stellt sich zu mir und legt einen Arm um mich, den ich ganz schnell entferne. "Eine Schwester kommt gleich und du, Shana solltest aufhören so schüchtern zu sein." Ich schaue zu der Frau, die nicht aufhören kann zu grinsen. "Hören Sie bitte nicht auf ihn. Er ist etwas krank." Sie lacht. "Nennt mich doch Doris." Ich mag Doris. "Hi, Doris. Ich bin Can und das ist Shana." Er pikst mir in die Seite, weswegen ich leise auf quieke. "Wir sind nicht zusammen", versichere ich ihr. Die Krankenschwester von gerade kommt rein und sagt zu uns, dass wir in Zimmer 5 nachschauen sollen, was los ist. "Musste das gerade eben sein?", meckere ich und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Ich weiß nicht, wovon du redest", stellt Can sich dumm und betritt das Zimmer, wo sich auch andere Praktikanten befinden. Zwei Mädchen, die an mir vorbeigaffen. Ich schaue zu Can, der den Mädchen zuzwinkert und ziehe ihn raus. "Benimm dich. Kein Sex im Krankenhaus!", zische ich. "Schade, ich habe schon nach diesen Bereitschafträumen gesucht für uns beide." Ich sehe sein schelmisches Grinsen, weswegen ich gegen seinen Oberarm haue. "Shana, wie oft noch?" "Ich mache es trotzdem!", gebe ich trotzig von mir. "Außerdem weiß ich, wo ich dir wehtuen kann." Ich lächele perfide. Can hält sich sofort die Hände vor seine Brust. "Da auch." Sein Mund öffnet sich leicht und seine rechte Augenbraue hebt sich. "Hexe." Da sowieso nichts los ist, beschließen wir uns in die Cafeteria zu gehen. "Wann lässt du dir das Tattoo stechen?" Er zuckt mit den Schultern. "Muss erst einmal einen Termin vereinbaren." Mit jeweils einen Krautsalat und einer Cola setzen wir uns hin. "Wo?", frage ich. "Jungbluth." Es soll wohl ein sehr gutes Studio sein. "Tut es sehr weh?" Die beiden Mädchen von gerade eben setzen sich zwei Tische von uns entfernt hin. Ich nehme demonstrativ Cans Hand zu mir und schaue mir die Tattoos wieder an, dabei ignoriere ich sein leises Lachen. "Kommt auf die Stelle an. An den Knöcheln und den Handrücken hat es am meisten geschmerzt, aber je höher es ging, umso geringer wurden die Schmerzen." Ich ziehe leicht meine Unterlippe hervor. "Aber am Oberarm wird es doch wieder wehtun oder? Der caput humeri ist ja deutlich spürbar. Und vielleicht wird ja das Acromion und das Glenohumeralgelenk sowieso mit tätowiert." Can seufzt schmunzelnd. "Ich werde es schon aushalten." Ich blinzele erstaunt. Mehrere Stunden muss er über hundert Nadelstiche pro Minute aushalten. Ich kann kein Mathe, deswegen kann ich nicht ausrechnen, wie viele Nadelstiche er in einer Stunde einstecken muss. "Wie lange dauert das Stechen?" Er zuckt mit seinen Schultern, als er trinkt. "Das variiert. Je nachdem, wo du es stechen lässt und was es ist. Das Medusatattoo wird bestimmt um die fünf Stunden dauern." Okay, muss ich jetzt hundert durch fünf rechnen? Warte, ich weiß ja gar nicht, wie viele Stiche er abkriegt. Muss ich dafür x berechnen? Nein! Die P-Q-Formel! Oder doch die gemischt-quadratische Ergänzung? Oder doch einfach nur schriftliches Dividieren? Ach, das konnte ich noch nie. Halt's Maul, Shana. Du studierst Medizin, du brauchst diese Scheiße nie wieder. "Ich will sehen, wie du leidest." Unschuldig esse ich meinen Salat und spiele mit seinen langen Fingern, während er lacht. "So emphatisch, wie immer." Ich zucke leicht mit meinen Schultern. "Aber du kannst gerne einmal mitkommen. Ich muss einige Stellen sowieso nach stechen lassen. Nur muss du viel Geduld haben und möglicherweise früh aufstehen. Das Studio macht um 19:00 Uhr zu, außer Freitags und Samstags." Ich schaue in seine Augen. "Wenn du bei den Sitzungen immer geduldig geblieben bist, dann wird es für mich wie zehn Minuten vorkommen." Can ist die Ungeduld in Person. Warten existiert in seinem Wortschatz nicht. Ich schaue mir wieder den Löwen auf seinem Handrücken an und höre die Mädchen kichern. Sie nerven mich, also verschränke ich Cans Hand mit meiner und schaue ihn spitzbübisch an. Er grinst verschmitzt und schüttelt den Kopf, während er sich mir nähert. "Möchtest du nicht, dass die Mädchen mich anhimmeln?" Ich schüttele trotzig meinen Kopf. "Schatz, wir werden heute ganz viel Spaß haben", sagt Can laut genug, sodass die Mädchen kurz empört zu uns schauen. Mein Gesichtsausdruck ist nicht gerade besser. "Dein Ernst?" Er lächelt amüsiert. "Jetzt schauen und tuscheln sie nicht mehr so auffällig, das ist doch gut", erklärt er mir und fährt mir mit seinem Daumen über meinen Handrücken. "Du müsstest nicht direkt auf Sex springen!", flüstere ich zynisch, weswegen Can die Augenbrauen hochhebt. "Ich habe nur gesagt, dass wir heute ganz viel Spaß haben werden, mehr nicht", sagt Can unschuldig und trinkt verstohlen seine Cola. "Du hast aber anscheinend immer noch diese dreckigen Gedanken, Shana. Die müssen wir dringend entsorgen. Praktisches ausüben deiner Gedanken wäre die beste Möglichkeit." Ich entziehe meine Hand aus seiner, bevor ich seine Hand haue, was Can amüsiert. "Ich habe ja immer noch diese zwei Wünsche frei, weißt du noch?" Ich verdrehe meine Augen. "Hoff nicht, dass ich mit dir schlafe!", zische ich und esse leicht aggressiv meinen Salat. "Shana, davon war nie die Rede", sagt Can gespielt empört. Ich schüttele seufzend den Kopf. "Aber wenn du willst, dann könn-," "Nein, Can." Er hebt schmunzelnd die Hände, woraufhin sein Blick auf meine fällt, die ich schnell wegziehe. "Zeig her." "Nö", murre ich. "Waren das deine Finger oder kleine Gummiwürmer?" Ich zeige ihm meinen Mittelfinger. "Also doch mini Gummiwürmer", lacht Can. "Warte mal, spürst du die überhaupt oder können deine Finger dich überhaupt beim Fingern befriedigen?" In seinen Augen leuchtet es auf, und er leckt sich über seine Lippen. Mein Mund weitet sich empört. Hat er das gerade wirklich gesagt? "Du... das-, du-, du gottverdammtes Arschloch!" Er fängt wieder an zu lachen und seufzt dann. Meine Schläge ignoriert er vollkommen. Can greift schmunzelnd nach meiner rechten Hand und spielt mit meinen Fingern herum. "Die sind echt süß." Er lächelt. Ach, Can, du wirst mich immer ärgern.
Wieder auf der Station musste ich einige Frauen zum CT bringen. Ich laufe gerade in das Informationssekretariat zur angebundenen Küche und sehe, wie Can mit einigen Krankenschwestern lacht. Verreckt. Ich laufe an ihnen vorbei und schenke mir Wasser ein. "Ah, Schatz. Da bist du ja." Ich drehe mich zur Seite, damit ich meine Augen verdrehen kann. Er legt einen Arm um meine Schulter und zwickt neckend in sie hinein. Ich will das Restwasser wegschütten, biete es Can aber davor an, da ich weiß, dass er sowas nicht mag. "Wie aufmerksam." Er trinkt aus dem Glas, weswegen sein Adamsapfel prächtig auf und ab springt. Eine Schelle wurde betätigt, zu der Can und ich laufen. Im Zimmer von Doris kommen wir an, wo Doris uns herzlich anlächelt. "Was ist los?", frage ich und lächele. "Ach, Liebes. Mir ist einfach so langweilig", seufzt sie, was mich schmunzeln lässt. "Wir können ja jetzt deinen ungesunden Lebestil reden und Doris wird zuhören und sich selber eine Meinung bilden." Doris nickt eifrig. "Can", stöhne ich genervt auf. "Nein, du kommst hier jetzt nicht raus. Wegen dir habe ich diese Diskussion verschoben und jetzt ist die passende Gelegenheit." Ich schaue leicht gequält zu Doris, die das Ganze sichtlich amüsiert. "Was gibt es denn da noch zu bereden?", frage ich. "Wenn du auf mich hören würdest und das tust, was ich dir sage, dann würde es nichts mehr zu Bereden geben, aber da du so stur bist und das Lernen deiner Gesundheit vorziehst, gibt es da so einige Punkte, die man ansprechen sollte." Ich seufze. "Ich habe doch keine gefährdete Gesundheit, Can. Du übertreibst es etwas", gebe ich kleinlaut von mir. "Ich will dich nicht daran erinnern, als du fast vor Müdigkeit umgekippt bist in der Vorlesung." Mein Mund öffnet sich leicht empört. "Doris, sag was!", gebe ich mürrisch von mir, was sie lachen lässt. "Sowas ist wirklich gut für dich, meine Liebe. Du bist doch so ein hübsches Mädchen. Etwas Ruhe tut dir ganz gut." "Ja, meine Liebe", sagt Can und lächelt selbstsicher. Ich schützte meine Lippen. "Was mich aber brennend interessiert ist, wieso es dir so wichtig ist, mein Junge." Spitzbübisch schaue ich zu Can, der kurz seinen Kiefer anspannt. "Ja, Can. Wieso ist dir das so wichtig?" Nun lächele ich souverän, während er die Schultern zucken lässt. "Bist noch klein", murmelt er und holt ein Handschuhpaar aus der Verpackung, die an der Wand hängt raus. Davon muss ich mir einige klauen. "Also ich finde, dass sie eine junge Erwachsene ist. Da hat einer einen großen Beschützerinstinkt", neckt Doris Can, der sich verlegen mit der rechten Hand durch seine Haare geht. "Ja, das hat er. Er ist ein richtiger Löwe bei sowas." Doris lächelt mich vielsagend an und wackelt mit ihren Augenbrauen. Es klopft an der Tür, wo eine Krankenschwester reinkommt. "Was ist denn hier los?", fragt sie leicht argwöhnisch. Ich mag sie nicht. "Ach, ich brauche etwas Gesellschaft", sagt Doris lapidar. "Okay, ich brauche aber jetzt einen, der eine Patienten auf die OP-Station fährt." Kannst du das nicht machen?! Ich verdrehe innerlich meine Augen. "Ich mach das." Can verlässt mit der nervigen Schwester das Zimmer. "Hat die Schwester etwa keine eigenen Beine?", meckere ich sofort. "Nur weil wir die Praktikanten sind, heißt es noch lange nicht, dass wir ihnen alles abnehmen." Doris lächelt aufmunternd. "Soll ich dir mal etwas sagen?" Ich nicke leicht. "Ich mag diese Krankenschwester überhaupt nicht. Sie ist eine Hexe. Sie heißt Mariam. Gott, ist sie scheußlich." Doris schüttelt sich, was mich schmunzeln lässt. "Dann haben wir ja immer etwas zu tratschen." Ich zwinkere ihr zu. "Das haben wir auch so. Dein netter Freund." Nun zwinkert sie mir zu und plötzlich ist es warm hier. "Can? Ach, der ist nur ein Kollege." Sie nickt mit einem ungläubischen Lächeln. "Natürlich. Er mag dich." Schon wieder diese Wärme. "Du magst ihn auch." Eine dritte Wärmewelle. "Er ist ganz... nett", kommt es verlegen von mir, während sie sich lachend durch ihre dünnen, blonden Haare geht, die ihr bis zur Schulter reichen. "Habt ihr euch in der Universität kennengelernt?" Ich schüttele den Kopf. "Oberstufe." Sie nickt. "Dann kennt ihr euch schon ein paar Jährchen", säuselt sie, woraufhin ich verlegen nicke. Es klopft wieder an der Tür, wo diese Mariam mir sagt, dass ich jemanden abholen soll. Ich schaue Doris vielsagend an, die mich aufmunternd anlächet.
Um 20:00 Uhr verlassen Can und ich das Krankenhaus. "Doris ist süß", sage ich, woraufhin Can nickt. "Die Krankenschwestern stehen auf mich", sagt er und grinst. Ich hingegen verdrehe meine Augen. "Und die ganzen Patientinnen auch. Da war eine 23-Jährige, die mir etwas zu viel von ihrem Privatleben erzählt hat, wenn du verstehst, was ich meine." Ich schaue ihn entgeistert an, während er mit einem Lächeln schön das Auto fährt. Er sieht verdammt gut aus, wenn er lächelt und wenn er Auto fährt. "Und man konnte es spüren, dass sie sich an mich schmeißen wollte", erzählt er zu Ende und seufzt zufrieden. "Was ist mit der Verschwiegenheitserklärung, die du unterschrieben hast? Patientengeheimnis." "Wir arbeiten beide auf derselben Station, außerdem habe ich es nur neutral wiedergegeben. Die dreckigen Dinge habe ich vorweg gelassen." Resigniert seufze ich und fange dann wieder an zu grinsen. "Ich habe vier Skalpelle stibitzt." Stolz halte ich die steril verpackten Skalpelle hoch und lege zwei auf die Mittelkonsole. "Dein Geschenk." Can schüttelt amüsiert den Kopf. "Kleine Diebin." Ich schnalze mit der Zunge. "In der neunten Klasse hatte ich ein ganzes Set aus dem Krankenhaus mitgenommen. Von Sauerstoffmasken bis Urintester war alles dabei", erzähle ich. Die ganzen Sachen habe ich mit nach Hamburg genommen. "Dein Termin ist in zwei Wochen?" Ich bestätige es. Irgendwie habe ich leichte Bedenken, da ich, wenn ich die Narkose bekomme, danach einfach viel Blödsinn erzählen könnte. Das ist gefährlich. Aber andererseits hoffe ich, dass ich so Can nerven kann. "Ich habe mich für die Vollnarkose entschieden", informiere ich Can mit einem perfiden Lächeln. "Na toll", seufzt er. "Dann wirst du ja wie betrunken sein." Ich lache leise vor mich hin. "Hast du Hunger?", fragt Can mich. "Nein, Can. Ranja hat das Essen schon fertig gemacht", gebe ich ernst von mir, was ihn schmunzeln lässt. "Wieso verabscheust du es so sehr, dass ich für dich bezahle?" "Weil ich es nicht will! Ich habe doch mein eigenes Geld", meckere ich. "Alles gut", beruhigt er mich belustigt und tätschelt meinen Kopf. "Wie gut, dass ich es mag, wenn du dich aufregst." Schnaubend schaue ich zu ihm. "Das ist sehr amüsant. Dann geht deine Stimme immer einige Töne hoch und irgendwann ist sie total schrill. Du wirst manchmal rot vor Wut und ich kann dich nicht ernst nehmen, weil du so klein und niedlich bist und wenn du dich aufregst, dann wird es umso schlimmer." Mit zusammengezogenen Augenbrauen erdolche ich ihn metaphorisch. "Und dann schmollst du." Nun verlässt ein raues Lachen seine Kehle, was meine Bauchgegend kribbeln lässt, obwohl ich es nicht will. Bestimmt eine Allergie. "Wenn ich also richtig wütend bin und schreie, kannst du mich nicht ernst nehmen?", frage ich schroff. "Doch, da kann ich dich ernst nehmen, glaube ich. Nur ist es nicht dasselbe, wie, wenn du voller Temperament anfängst alles zu beleidigen und anzumeckern. Du beschuldigst sogar die Luft, Shana", erzählt Can schmunzelnd und hält an der Ampel an, woraufhin er zu mir schaut. "Aber das mag ich so sehr an dir." Er lächelt ehrlich und tippt mir auf meine Unterlippe. "Hör auf zu schmollen." Nun tippt er auf meine Nasenspitze, was mich schmunzeln lässt.
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Wattpad spinnt bei mir. Ich kann des Öfteren nicht auf den Server zugreifen. Kann sein, dass die Kapitel unregelmäßig und mit Rechtschreibfehlern kommen, bis das Problem behoben ist.
-Helo
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