Kapitel 118
Freitag, 8. März
Can
Shana lebt jetzt seit genau einer Woche bei mir. Es ist bis jetzt meine Lieblingswoche. Es ist so schön mit Shana. Ich kann immer in Ruhe schlafen, weil sie und ihr sinnlicher Duft immer in meiner Nähe sind. In dieser Woche haben wir uns kein einziges Mal gestritten oder diskutiert. Das heißt, dass wir auf ewig so weiter bleiben können. Das wäre schön. Mit Shana in einer Wohnung, ein Bett teilen. Aber ein großes Bett, da dieses Mädchen gerne ihre Gliedmaßen ausstreckt und manchmal auf mir liegt, als wäre ich ihre zweite Matratze. Ich bin gerade vom Training gekommen und habe an der Musik im Badezimmer erkannt, dass Shana duschen ist. Zum Glück war sie davor alleine zu Hause. Es hätte mich gestört, dass Shana nackt in einem Zimmer wäre, nur wenige Meter von Ramazan und Malik entfernt. Das Tragische ist, dass Shana jetzt immer die Wäsche wäscht und aufhängt. Ich wollte eigentlich, dass Shanas Wäsche separat gewaschen wird oder zumindest mit meiner, damit ihre Höschen nicht an die Boxershort der Jungen drankommt, aber sie hat mir nur den Vogel gezeigt. Uff, dieses sture Mädchen ist manchmal echt anstrengend. Wenigstens musste ich sie nicht darauf hinweisen, ihre Unterwäsche mit Handtüchern zu verdecken. Ab und zu habe ich unter die Handtücher gelugt und mich über die tollen Überraschungen gefreut, die sich unter den langweiligen Handtüchern befanden. Ich höre, wie die Badezimmertür aufgeht und wie Shana in mein Zimmer tapst. Sie öffnet die Tür, will sich gerade das Handtuch abstreifen, als sie mich sieht und die Augen aufreißt. Wieso habe ich mich nicht versteckt?! "Huch." Sie senkt ihren Blick und steht voller Unbehagen an der Tür. Geniert dreht sie sich um, was mir einen Blick auf ihren schönen Rücken beschert. Ich könnte sie jetzt problemlos durchnehmen, aber Shana möchte ja bis zur Ehe warten. Das ich einmal in meinem Leben erleben darf, dass mir ein Mädchen widersteht. "Kannst du raus?", fragt sie, woraufhin ich aufstehe und mich dicht hinter sie stelle. Das Handtuch hält sie fester um sich. Shanas nassen Haare, die sich schon kräuseln, schiebe ich auf ihre Brust und küsse ihren Nacken runter, bis ich sanft in ihre Schulter beiße und einen langen Kuss auf ihren Rücken setze. "Alles, was du dir wünscht", wispere ich und verlasse das Zimmer, dabei höre ich sie seufzen. Ihre Haut ist so weich und duftet so süß. Damit könnte ich immer konfrontiert werden. Mit ihrer Verlegenheit, mit ihren Bitten, die so einfach zu erfüllen sind, mit Shana für immer. Gott, das wäre herrlich. Shana betritt in meinem T-Shirt und einer Leggings das Wohnzimmer und will sich neben mich setzen, als ich sie rittlings auf meinen Schoß ziehe. "Du bist vom Training gekommen, Hunger?" Ja, auf dich. Ich zeichne Kreise auf ihr Schlüsselbein und küsse es dann. "Wie wäre es mit Makkaroni mit Käse?" Ich würde alles Essen, was du vor mich legst, Shana. "Du hast dich dort geduscht, du riechst gut." Sie legt ihre Nase in meine Halsbeuge und zieht meinen Duft ein. Das kribbelt so schön. Lächelnd schaut sie mich an und schaut runter, woraufhin sie verlegen lächelt und zur Seite schaut. "Was ist?" Ich küsse ihre Nase. "Ich sitze auf deinem Schoß", murmelt sie und grinst. "Ist das eine Art von Befriedigung, die deine Gelüste lindert?" Schelmisch hebt sie ihre Augenbraue. "Wer weiß? Weiß du, was du mir zum Geburtstag schenken könntest?" Sie wird hellhörig. "Eine Sprachaufnahme, auf der du Stöhnst und wenn du zum Höhepunkt kommst, stöhnst du meinen Namen." Das wäre das beste Geschenk der Welt. Shanas Blick wird konsterniert. "Du... du ekliges Arschloch." Sie schnalzt schmunzelnd mit ihrer Zunge. Ich bewege mein Becken nach vorne, weswegen sie mich empört ansieht. Ich mache es noch einmal und grinse. "Can!", murrt sie. "Diese Position ist praktisch. Ich wollte dich schon immer so ficken." Shanas Hand schnellt zu meiner Brust. "Sag nicht ficken, du scheiß Ficker." Ich hebe überrascht die Augenbrauen. "Wieso?" "Ficken ist mit weniger Emotionen. Das ist alexithymischer Koitus." "Dann so: Shana, ich wollte schon immer mit dir in dieser Position schlafen." Sie nickt lobend. "Schon viel besser." Sie stößt sanft ihre Stirn gegen meine. "Aber was ist, wenn ich wütend auf dich bin? Dann ficke ich dich." Stöhnend legt sie ihre Stirn gegen meine Schulter. "So in etwa musst du Stöhnen. Nur nicht so genervt." "Can!", mahnt sie. "Ist ja gut. Wollen wir nach einem schönen Urlaubsort suchen?" "Ja." Sofort strahlt sie. Gott, sie ist so süß! "Fang du schon mal an zu suchen, während ich die Nudeln koche." Sie springt von meinem Schoß hinunter und sucht nach einer Tüte Nudeln. Ihr Arsch sieht gut aus in diesen Leggings, aber das weiß Shana nicht. Sie weiß gar nicht, dass ich das T-Shirt etwas hochgesteckt habe. So tolle Rundungen, mhh. Ich würde gerade in ihre saftigen Backen beißen, bis Bissspuren entstehen.
Gerade will ich mich auf die Suche nach einem schönen Ort machen, als dann jemand die Tür öffnen will und ich aufspringe, um das T-Shirt zu richten. Feste ziehe ich das T-Shirt runter, woraufhin Shana mich wütend ansieht. "Dein Ernst?" Ich zucke mit einem entschuldigenden Lächeln meine Schultern. "Can, wenn ich meinen Körper vor dir präsentieren will, dann mache ich es auch. Es ist mir unangenehm, falls etwas meinen Hintern nicht bedeckt, wenn ich eine Leggings trage, lass es sein." Sie dreht sich um und fügt Salz in das Wasser zu, woraufhin sie sich aufs Sofa setzt. "Oh oh", summt Ramazan, den ich ins Zimmer weise. Schmollend schluchzt er und macht die Tür hinter sich zu. "Bist du sauer?" Sie antwortet nicht und nimmt sich den Laptop zur Hand. Oh Mann, wieso muss sie so bockig werden? "Komm schon, Shana. Ich tue doch nichts, außer zu gucken." Sie verdreht ihre Augen. "Nerv mich nicht." Ich schlinge meine Arme um sie, weswegen sie mich wegdrücken will. "Ich mache es nie wieder, versprochen. Aber du musst mich verstehen Shana, ich habe seit fast elf Monaten keinen Sex gehabt. Ich darf weder mit dir noch mit anderen schlafen oder sie anfassen", erkläre ich ihr sanft und streichele ihre Wange. "Du hast zwei Hände und einen schönen Po, den du anfassen kannst." Was zum? Als ob ich meinen eigenen Arsch anfasse und es mich aufgeilt. "Shana, so einfach ist es nicht." Sie brummt. "Ich gucke mir nicht einmal mehr Pornos an. Ich benutze die ganze Zeit Bilder von dir", murmele ich, woraufhin sie mich entgeistert ansieht. Was denn? Die Kurven, die die Pornodarstellerinnen sich anoperieren, hat Shana auch so. Selbst ihre Speckröllchen machen mich hart. "Bei denen komme ich nicht so gut, wie bei dir." Ich schlinge meine Arme um ihren Bauch und streife kurz ihre Brüste untenrum. So rund. Wie sehr ich sie anfassen würde. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich Brüste anfühlen. "Muss die Soße vorbereiten", grummelt sie und steht wieder auf. Auf dem Laptop hat sie Ibiza eingegeben. "Willst du nach Ibiza?" Sie verneint es. "Die Sehenswürdigkeiten gefallen mir nicht." Wenigstens hört sie sich neutral und nicht wütend an. Wütend sieht sie aber immer noch aus. Sie sieht oft wütend aus. Ramazan tritt aus seinem Zimmer und hält Habib in seiner Hand. "Aha, ich spüre Beef." Er kneift seine Augen zusammen und streichelt seine Katze. "Was haben du meiner besten Freundin angetan?", fragt er mit einem russischen Akzent in der Stimme. Genervt schaue ich ihn an. "Was guckst du? Friss meinen Arsch." Shana fängt an zu lachen, und ich verkneife mir ein Schmunzeln. "Guck nicht so, ich lecken meine Arsch." Er watschelt zu Shana und hält Habib weg von sich. "Can ist ein Wichser mit einem kleinen Pimmel, mach dir nichts draus." Mit Entgeisterung in den Augen lässt Shana das Messer auf die Hähnchenbrust fallen. Ich grinse. Sie weiß, dass mein Schwanz groß ist. "Hast recht, Ramazan." Ramazan lacht und schaut ihr über die Schulter. Meiner Meinung nach zu nah an Shana. Während Shana die gewaschenen Hänhchenbruststücke in die Pfanne tut, Tomatenmark, Auberginen, grüne Paprika und Gewürze hinzufügt, schaue ich nach einem anderen Ort. "Was haltet ihr von Mallorca?" "Gibt es nichts Besseres?", fragt Shana. "Llorret de Mar?" Sie verdreht ihre Augen. Ich habe vergessen, dass ich mit einer wählerischen Frau zusammen bin. "Für unsere Prinzessin nur das Beste." Argwöhnisch schaue ich Ramazan an, der abwehrend die Hände hebt. "Sie ist meine Prinzessin", murre ich, was Shana schmunzeln lässt. War klar, dass genau solche Aktionen ihr gefallen. Manchmal ist sie verrückt danach, im Mittelpunkt zu stehen. Aber was sie immer braucht, ist Liebe. Ihr kleines Herz braucht die kleinen Gesten und Aufmerksamkeiten. Ich will ihr niemals einen Wunsch abschlagen müssen. Ich will sie niemals traurig machen. Wie oft hast du sie zum Weinen gebracht? Mein Kiefer spannt sich an, als ich wieder an meine Anfälle denke. Ich kriege das hin! Ich habe es früher doch auch hingekriegt! Ich tue Shana nicht mehr weh. Ich will sie glücklich machen und heiraten. Und irgendwann Kinder bekommen, die ihre Löckchen und Grübchen besitzen.
Seufzend tippe ich Rom ein, was Shana ebenfalls nicht will. "Venedig?" Shana brummt. "Da sind nur Gassen, Brücken und Läden mit hohen Preisen. Ich war da schon. Ich weiß gar nicht, ob es eine Stadt gibt, die schöner ist als Barcelona." Sie fängt an zu lächeln. Ramazan watschelt mit Habib zu mir und lässt ihn los. "Wie wäre es mit dem Libanon? Wir könnten Eselwettrennen machen und Falafel essen." Ramazan wackelt mit seinen Augenbrauen. "Ich will in Ruhe meine Kleider anziehen können. Wenn den Kurden im Dorf die Augen bei einem T-Shirt rausfallen, wird es bestimmt kein Zuckerschlecken im Libanon." Ramazan schmollt. "Du wirst diese Kleider nicht anziehen, Shana." "Ich werde diese Kleider anziehen, Can." Versteht sie nicht, dass jeder verfickte Wichser unter ihr Kleid gucken könnte? Jeder Pisser hat eine perfekte Aussicht auf ihre zarte Haut, das geht nicht! "Shana, diskutier nicht." "Ich diskutiere, wann ich will, Can." Erzürnt rührt sie die Soße um und schmeckt sie ab, bevor sie noch etwas Salz hinzugibt. "Was ist daran so schlimm, in langen Kleidern herumzulaufen?" "Was ist daran so schlimm, in kurzen Kleidern herumzulaufen?" Sie kneift finster die Augen zusammen. Gott, sie reizt mich sehr! "Weil jeder Bastard deine Haut sehen kann!", knurre ich. "Ich ziehe die Kleider nicht an, weil ich will, dass man mir auf meinen Körper schaut, das interessiert mich nicht. Ich ziehe die Kleider an, weil sie schön sind. Jetzt lass es endlich gut sein, Can, denn ich werde die Kleider anziehen, ob du es willst oder nicht!" Wütend legt sie den Löffel zur Seite und schaut, ob die Nudeln durch sind. Wieso muss sie sich immer und immer wieder widersetzen? Kann sie nicht ein einziges Mal auf mich hören? Ich seufze und schaue zu Ramazan, der verdutzt auf den Boden schaut. Ich könnte ausrasten! Wieso muss sie so stur sein? Ich hasse ihre Sturheit! Shana setzt sich mit einem mürrischen Blick hin und nimmt mir den Laptop ab. "Sieh mich an." Sie reagiert nicht, was mich reizt. Wie sehr ich etwas kaputtmachen will. "Shana, sieh mich an." Sie verdreht ihre Augen. Gott, sie weiß, wie sehr ich das hasse! Mit Wucht drehe ich ihr Gesicht zu mir, woraufhin ihr Nacken knackst, was sie erschrocken die Luft einziehen lässt. "Can, lass sie los!" Sofort stellt sich Ramazan zu uns und will meine Hand entfernen, woraufhin ich ihn wegdrücke. Sie soll mir nicht widersprechen. Sie muss lernen, mir zu gehorchen, und anders geht das nicht. "Can, hör auf!" Ich höre nicht auf Ramazan und schaue fest in Shanas Augen, in denen Wut und Trauer zu sehen ist. Mit Wucht schubst Ramazan mich nach hinten und hilft Shana auf. Wieso schubst er mich? "Junge, was ist los mit dir?!", brüllt er mich an. Was denn? Ich habe doch gar nichts getan? "Was denn?", frage ich verwirrt. Shana war doch gerade am Nudeln machen und dann kam Ramazan durch die Tür. Wieso schaut Ramazan so wütend? Wieso ist Shanas Kinn gerötet? "Allergie?" Ich zeige auf mein Kinn und deute somit auf Shanas. Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen. Erst jetzt bemerke ich ihre tränenden Augen. Natürlich! Habib ist hier. "Shana, deine Katzenallergie." Ich stehe auf und schaue mir ihre Haut an. Ramazan will mich aufhalten, woraufhin Shana ihn aufhält. Wieso sollte er mich abhalten, Shana zu untersuchen? "Aber sie sieht nicht gereizt aus. Hast du dein Kinn abgestützt?" Zärtlich streichele ich ihr Kinn und schaue in ihre verwirrten Augen. Shana drückt mich aufs Sofa und kniet sich vor mich hin. "Can?" Sie nimmt meine Hände in ihre Hand. "Über was haben wir gerade eben geredet?" Wieso? Was hat das damit zu tun? "Du warst duschen, hat dich umgezogen, dann hast du mich gefragt, ob ich Hunger habe und hast Makkaroni mit Käse vorgeschlagen. Wir haben über mein Geburtstagsgeschenk geredet, woraufhin ich dich geärgert habe." Ich muss schmunzeln. Shana wird rot, doch ihr Blick ist nicht verlegen, sondern ernst. Sie schaut zu Ramazan und dann wieder zu mir. Was ist auf einmal los mit den beiden? "Wir gehen auf der Stelle zum Neurologen." Was zum? "Nein, wieso?" Sie zieht mich hoch und zieht sich eine Strickjacke von mir über. "Geh deine Haare föhnen und zieh dich dicker an", befehle ich. Sie wird sonst krank. Leider Gottes hört sie nicht, was mich nervt. "Shana-," "Can, wir haben keine Zeit dafür. Wo ist deine Versichertenkarte?" Ich hole immer noch verwirrt mein Portmonee und die Autoschlüssel. "Shana, ohne Termin geht es aber nicht." "Das ist mir egal. Ich bin stur und eine werdende Ärztin. Wenn es sein muss, klaue ich deren Instrumente und mache eine Ganzkörperuntersuchung bei dir. Ramazan, pass bitte auf die Soße und die Nudeln auf. Wenn die Nudeln durch sind und die Hähnchenbrust auch, tust du die Soße auf die Nudeln in das Glasblech dahinten, tust den geriebenen Käse drauf und tust es in den Ofen." Sie nimmt ihr Handy und sucht nach irgendetwas, bevor sie sich ihr Handy ans Ohr hält. Ich gehe verwirrt auf Ramazan zu und kratze meinen Nacken. "Was ist hier los?" Ramazan kann meine Frage nicht beantworten, da Shana mich ruckartig zurückzieht. "Wir haben Glück, dass jemand abgesagt hat, komm." Sie zieht mich in den Flur, legt mir die Schuhe hin und schlüpft schnell in ihre. "Gib mir den Schlüssel, damit ich die Adresse schnell in deinem Navi eingeben kann." Ich schüttele den Kopf. Ihr könnte etwas passieren. "Can, dafür ist keine Zeit!" "Shana, ich lasse dich nicht alleine, als erste ins Auto, wenn ich oben bin. Was, wenn deine Hand irgendwo drankommt und das Auto sich bewegt? Nein, das riskiere ich nicht." Meine Schuhe binde ich mir zu und laufe hinunter mit ihr. Shana tippt die Adresse in das Navi, woraufhin wir nach ungefähr fünfzehn Minuten ankommen.
An der Anmelderezeption, wird von Shana mein Name gesagt, woraufhin ich immer noch ahnungslos meine Karte abgebe. Wir dürfen sofort in ein Zimmer. Wow, Shana hat entweder hat sehr gut argumentiert oder die Menschen dort bedroht. Seufzend setzt sich Shana auf den Stuhl und ich mich auf die Liege. "Sagst du mir, was los ist und wieso ich hier bin?" Gedankentrunken schaut Shana auf den Boden und schaut abwartend zur Tür. "Wieso brauchen diese Ärzte immer so lange?" Sie stöhnt genervt auf. Ist es wegen des Ziehens am Hinterkopf? Es vergehen mehrere Minuten, bis eine Ärztin hineinkommt und uns die Hand schüttelt. "Was kann ich für Sie tun?" Ich schaue zu Shana. Ich habe immer noch keine Ahnung, weswegen ich hier bin. "Can hat eine Art starkes Ziehen am Regio occipitalis und leidet möglicherweise an einer Art Amnesie." Was? Amnesie? Überrascht hebt die Ärztin ihre Augenbrauen. "Wann war denn der Vorfall des Vergessens?" "Gerade eben. Er hatte einen... kleinen Wutanfall und hat dann vergessen, was passiert ist. Er erinnert sich an die zwanzig Minuten vor dem Ereignis." Wutanfall? Wann? Habe ich Shana wehgetan? Die Ärztin kommt auf mich zu und beginnt mit der Augenkontrolle, woraufhin sie eine Muskelkontrolle macht. "Wie lange ist das denn schon mit dem Ziehen?" "Das hatte ich eine Zeit lang mit fünfzehn, sechzehn Jahren, dann hat es aufgehört." "Ein bestimmter Anlass? Epilepsie?" Ich schnalze mit meiner Zunge. "Leiden sie an Migräne oder an einer multiplen Sklerose?" Auch das verneine ich. "Nur ein Autounfall, seitdem habe ich ein Tremor im linken Arm, eine halbwegs gelähmte Augenbraue und eine Einschränkung am Rücken." Summend nickt sie, testet noch meine Koordination, misst meinen Puls, hört mein Herz und die Lungen ab und setzt sich an ihren PC. "Das hängt mit dem Unfall zusammen. Ein Trauma, weswegen Sie bestimmte Ereignisse verdrängen. Negative, die Gewalt hervorrufen. Sowas gibt es oft bei Traumapatienten." Shana zieht verständnislos die Augenbrauen zusammen. "Dieser Junge verdrängt nichts, er hat es vergessen." Ich habe es wirklich vergessen. "Das mag euch beiden so vorkommen. Mag sein, dass Sie eine Medizinstudentin sind, schön und gut, aber bitte lassen Sie die Erfahrenen ihre Arbeit machen." Der Blick der Ärztin ist missbilligend. Shana öffnet Empört den Mund. "Die Erfahrenen sind anscheinend nicht erfahren genug." Shana steht auf und zieht mich hinter sich her. Wenn das mal keine Ansage war. Shana verlässt wutentbrannt die Praxis und setzt sich ins Auto. "Was war das den bitte für eine dämliche Ärztin? Wer ist sie, dass sie mir sagen will, dass ich keine Ahnung habe? Sie hat keine Ahnung! Das ist kein verdrängen von Gefühlen und Gedanken. Das ist keine Neurologin, sondern eine Quacksalberin! Wenn ich es verifiziert bekommen habe, dass ich recht habe, klage ich diese Quacksalberin an! Hier irgendwo ist ein Ärztezentrum, wir bringen dich dahin!" Ich muss wegen ihres Temperaments und ihrer Sorge lächeln. Ich lehne mich zu ihr rüber und küsse sie. Ich liebe ihre süßen, weichen Lippen. Sie beruhigen mich, wenn sie meine Haut berühren. "Lass uns nach Hause, ich habe Hunger", flüstere ich und streichele ihre Wange. "Aber wir müssen-," "Müssen wir nicht, Shana. Es ist alles in Ordnung." Mürrisch schüttelt sie ihren Kopf und schnallt sich an. Ihr Blick verändert sich. Sie schaut bedrückt. "Habe ich dir wehgetan?", frage ich und greife vorsichtig nach ihrer Hand. "Was ist überhaupt passiert?" Ich kann mich gar nicht an einen Wutanfall erinnern. Shana seufzt. "Wir haben über die Kleiderwahl für den Urlaub diskutiert und du wurdest dann wütend, als ich dich nicht angeschaut habe." Scheiße, deswegen war ihr Kinn gerötet! "War ich... sehr schlimm?" Wieso tue ich ihr immer weh? Ich will das doch gar nicht. "Du hast Ramazan weggeschubst, als er dazwischenkommen wollte." Ihre Augen werden wässrig. Nein, nein, nein, nicht weinen! Ich steige aus und laufe auf die Beifahrerseite, wo ich mich zu Shana setze und sie umarme. "Tut mir leid, ich weiß nicht, was los mit mir ist, aber das wird sich ändern", flüstere ich. "Wann?", fragt sie leise. Ja, wann? "Das... bald. Bald ist es endlich vorbei." Ich löse mich von mir und streichele ihre Wangen. Sie hat keine Tränen verloren zum Glück. "Komm, wir fahren zurück, essen und dann suchen wir nach einem schönen Urlaubsort, okay?" Sanft streiche ich mit meinen Fingerknöcheln über ihre weiche Wange. Sie nickt. Seufzend laufe ich zurück auf den Fahrersitz und fahre los, als ich sichergegangen bin, dass Shana angeschnallt ist. Ich habe selbst Ramazan weggeschubst. Wieso bin ist so ausgerastet und wieso kann ich mich nicht erinnern? Vielleicht sollte ich doch einen Neurologen konsultieren. Wie sehr leidet Shana wohl darunter? Wie stark sind die Schmerzen, die ich ihr hinzufüge? Ich will nicht, dass Shana sich vor mir fürchtet, das wollte ich noch nie. Ich liebe sie doch! Ich werde mich ändern! Ich muss es, sonst wird Shana in Zukunft mit Ängsten leben, die durch mich entstanden sind. Sie wird Angst haben, in ständiger Angst sein. Sie hat Angst vor mir.
Bei mir angekommen, ist das Essen schon fertig. Malik ist auch da. Ramazan schaut zu Shana, die mit ihren Gedanken woanders ist. Sie teilt das Geschirr aus, während Malik das Essen aus dem Ofen holt. "Setz dich, ich hole die Gläser." Ramazan drückt Shanas Schultern aufmunternd und öffnet den Schrank. Ich schaue Shana an, die sich gegenüber von mich hinsetzt. Sonst setzt sie sich doch immer neben mich. Hat sie solche Angst? Sie soll sich neben mich setzen. Ramazan setzt sich schon neben sie und legt ein Glas zu ihrem Teller. Wir fangen an zu essen, wobei Shana nicht aufsieht. Ihre braunen, schönen Locken bindet sie zu einem Dutt und reibt dann ihre Stirn. Ihre Locken werden immer so komisch, wenn sie einen Dutt macht. Shana macht sich nur einen Dutt, wenn ihr alles egal ist im Moment. An was sie wohl denkt? Sie schaufelt Nudeln auf und tut sie dann in meinen Teller. Das Essen habe ich für einen Moment vergessen. Shana ist traurig und ich mag es nicht, wenn sie traurig ist. Wieso mache ich auch immer so eine Scheiße? Wieso tue ich ihr weh, wenn ich sie doch liebe? Somit gefährde ich unsere Zukunft. Wie soll sie mich heiraten, wenn ich ihr wehtue? Ich will sie auf meinen Schoß ziehen und über ihren Rücken fahren, damit sie sich wohlfühlt. Sie mag das. Shana liebt meine Berührungen. Nur nicht die Brutalen. Shana füllt sich ihren Teller ein zweites Mal auf, was ich ihr nachmache. Das Essen schmeckt perfekt. Es ist gut, dass sie viel isst. Aber sie könnte ruhig ein Ticken dicker sein. Zwar besitzt sie Kurven und einen süßen Bauch, in den ich gerne reinbeiße und kneife, aber je mehr desto besser. Es ist still am Tisch. Etwa wegen des Vorfalls, an den ich mich nicht erinnern kann? Shana schließt für einen Moment ihre Augen und seufzt. Ihren Teller legt sie in die Spüle und läuft in mein Zimmer. Darauf habe ich gewartet und tue es ihr nach. Langsam schließe ich die Tür und fahre mir kurz durch mein Haar. "Shana?" Sie schaut mich neutral an. Vorsichtig breite ich meine Arme aus und laufe langsam auf sie zu. Ihr Blick wird immer trauriger, bis sie sich in meine Arme schmeißt. Meine arme Shana. "Habe ich dir Angst gemacht?" Sie nickt. "Du hast irgendetwas und diese beschissenen Ärzte machen nichts", flüstert sie. Ich dachte, sie hätte wegen meines aggressiven Verhaltens Angst. "Alles gut, Shana." Ich schlinge meine Arme um ihren zierlichen Körper und atme ihren Duft ein. Ich liebe ihren natürlichen Duft. Shana lehnt sich gegen meine Brust und tänzelt leicht hin und her, was ich ihr nachmache. Ihre kleinen Finger kreisen über meinen Rücken und ihre Lippen berühren kurz meine Brust. "Möchtest du noch hierbleiben?" Sie nickt. Sie nickt sofort und das macht mich glücklich. Sie will nicht gehen, weil ich ihr wehgetan habe. Shana will bei mir bleiben. "Ich kann dich nach dem heutigen Tag nicht alleine lassen. Lass uns heute wieder ins Labor, wir haben es vernachlässigt. Lass uns in fünfzehn Minuten los." Wir waren noch gestern dort. "Alles, was du willst, Shana." Ich küsse ihre Schläfe und trage sie ins Bett. Ihr Blick liegt auf mir. Sie lächelt, ihr rechtes Grübchen sticht hervor. Ich liebe ihr Grübchen. Meine Hand wandert unter ihr T-Shirt und streicht über ihren weichen Bauch. "Hast du die Tabletten vor dem Essen genommen?" Sie nickt. "Braves Mädchen." Warte, wann hat sie die Tabletten genommen? "Das war vor einigen Stunden." Sie lächelt Augen verdrehend.
Ich mustere sie und muss wieder realisieren, wie wunderschön sie doch ist. Ich könnte verrückt werden! Sie gehört ganz mir, niemand hatte sie vor mir, niemand durfte sie so kennenlernen, wie ich. Kein einziger Junge durfte ihre süßen Lippen kosten und Shana in seiner eigenen Kleidung sehen. Niemand durfte in einem Bett mit ihr schlafen. Sie gehört ganz alleine mir. Sie wird meine Frau, sie wird mit mir in einer Wohnung und dann in einem Haus leben. Shana wurde mir versprochen und diese Tatsache lässt meinen Bauch wieder beben. Sie lächelt mich an und lässt ihre Fingernägel über meine Bartstoppel gleiten. "Weißt du, was ich mag?" Ich schaue sie abwartend an. "Palmen." Ich grinse, genau wie sie. "Wieso?" Sie zuckt mit ihren Schultern. "Sie verschönern den Ort, machen die Atmosphäre feudaler und tropischer. Ich mag Palmen. Wenn du mir eine Palme kaufst, dann heirate ich dich." Ich hebe überrascht die Augenbrauen an. Wo könnte ich jetzt bloß eine Palme herbekommen? Wenn es im Biolabor welche gibt, könnte ich ganz einfach eine holen, aber ich glaube nicht, dass sie jetzt welche haben. Bestimmt im OBI. Ich wusste gar nicht, dass Shana Palmen mag. Wenn sie eine Palme will, dann kriegt sie natürlich eine. Und wenn wir dann verheiratet sind, wird die Palme in der Wohnung stehen und dann Pflanzen wir sie im Garten unseres Hauses ein. Mein Bauch bebt, wenn ich an das Heiraten denke. Ich will es unbedingt! Mein Gesicht drücke ich gegen Shanas Bauch und schreie kurz auf. Das musste ich loswerden. "Was war das?", fragt sie lachend und fährt mir durch mein Haar.
Ach, Shana, du machst mich verrückt.
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