Kapitel 117

Sonntag, 3. März

Heute sind wir zurückgekehrt und dass mit einem Lächeln im Gesicht. Ich wurde Can versprochen und fühle mich seitdem so anders. Ich weiß nicht, wie ich es definieren soll, es ist einfach ein anderes Gefühl. Seitdem sind wir noch enger aneinandergeschweißt, was wunderbar ist. Es läuft alles so gut, hoffentlich bleibt es so. Ich kugele mich auf dem Bett herum, da Can heute Lasagne gemacht hat und sie perfekt geschmeckt hat. "Da freut sich einer, weil das Essen so gut war", stellt Can schmunzelnd fest, als er in Handtuch das Zimmer betritt. Ein weiter Schmaus, diesmal jedoch für die Augen. Und für weiter unten. "Sehr gut", grinse ich und lasse mich auf den Rücken fallen. Sein Blick fällt auf meinen Bauch, der frei liegt. Langsam kommt auf zu mir und stellt sich zwischen meine Beine, huch! "Du hast deine Tabletten vor dem Essen genommen?" Ich verfalle bei seiner rauen Stimme in Trance. Kurz nicke ich. "Gut." Seine langen Finger schieben mein T-Shirt weiter hoch, bis er es über meinen BH schieben will, ich ihn aber dort aufhalte. Das beirrt ihn nicht, als er langsam meinen Nacken hinab küsst. Indigniert halte ich mir die Hände auf die Brust, da ich weiß, dass er auch sie küssen würde. "Immer so schüchtern", murmelt Can gegen mein Schlüsselbein und legt seine Lippen auf meine freiliegenden Rippen. Es kitzelt leicht, weswegen ich leicht meine Schultern bewege. Sanft beißt er mir in die Seite, bevor er die Prozedur auf der anderen Seite wiederholt. Er lächelt mich kurz schief an und leckt dann schnell und feste meinen Bauch hinab, was mich erschrocken keuchen lässt. Seine Hände greifen nach meinen Leggings, die er mir ausziehen will. Sofort halte ich fest auf und setze mich auf. "Was tust du da?", kommt es heiser von mir. Meine Wangen sind bestimmt rosig. "Du hast etwas gegessen und ich wollte auch etwas essen." Ach du Heiliger! Wieso hast du ihn aufgehalten?! Mit großen Augen schaue ich ihn an. Wollte er allen Ernstes an meinem Plätzchen knabbern?! Huch, es ist echt warm hier. "Das... nein!", kommt es verstört von mir. "Wieso, Shana?" "Das ist meine Mumu. Du wirst sie nicht sehen!", murre ich und halte mir die Hände vor mein Geschlecht. Can schmunzelt. "Mumu?" Bockig nicke ich. "Ich mag Shanas Mu-," "Nö!", brumme ich, was ihn lachen lässt. Er will wieder meine Leggings runterziehen, was mich mit der Zunge schnalzen lässt. Ich schlage seine durstigen und juckenden Hände weg. "Wieso?" Sein Ernst? "Wieso sollte ich es zulassen?" "Wir sind doch einander versprochen." "Na und? Soll ich mich etwa jetzt von dir entjungfern lassen?" Er hebt überrascht die Augenbrauen. "Das, was ich machen wollte, hätte dich nicht entjungfert." Ich verdrehe meine Augen. "Nein, Can." Er grummelt und brummt. "Immer diese sturen Jungfrauen." "Ey!", mahne ich. "Ich kann nichts dafür, dass du mit Ficks verwöhnt wurdest und dich vor mir alle rangelassen haben." Wütend funkele ich ihn an. "Ist ja gut, du wilde Hexe." Beschwichtigend hebt er seine Hände an und läuft zu seinem Schrank. Ich bewundere Cans Selbstbewusstsein, da er sich nicht scheut, sich vor mir zu entblößen. Er öffnet seinen Schrank und dreht seinen Kopf zur Seite, woraufhin ein schiefes Lächeln seine fülligen Lippen schmückt. Das Handtuch fällt und ein knackiger Po kommt zum Vorschein. So knackig. Can hat einen wirklich tollen Hintern. Er hat eine süße Rundung, muss aber noch ein Stückchen wachsen, da mir die Seiten etwas dürr erscheinen. Seine Narbe. Als er sich die Boxershort überstreifen will, schaue ich weg, da ich womöglich sein bestes Stück sehen könnte. Als er endlich etwas Stoff um sich trägt, laufe ich auf ihn zu und fahre mit meinem Finger über seine Narbe. Er versteift sich und zieht mich an meinen Händen gegen seinen Rücken. Meine Hände legt er auf seine Brust, und meinen Kopf schmiege ich an seinen Rücken an. "Du magst das nicht?" Er schüttelt den Kopf. Ein so großer und kräftiger Junge kann doch so verletzlich sein. "Tschuldigung." Ich küsse seine Schulter und ziehe ihn aufs Bett. Ich habe Cans Körper schon lange nicht mehr angeschmachtet. Manchmal würde ich ihm auch gerne so eine Art von Zuneigung geben, wie er sie mir immer gibt, aber ich schäme mich zu sehr. Aber ich kann es ja mal versuchen. Ich setze mich auf, woraufhin mich Can abwartend ansieht. Soll ich jetzt sein Six-Pack streicheln? Ich lege eine Hand oben und die andere tiefer an, bevor ich mit dem Streicheln beginne. "Was zum Teufel machst du da?", fragt Can mich verstört. Langsam nehme ich meine linke Hand von seiner Brustwarze und die rechte Hand von seinem Oberschenkel, wo ich seine Haare gestreichelt habe. Oh Mann, ich bin echt schlecht in solchen Dingen. Und ich dachte, dass ich nicht so schüchtern in einer Beziehung sein werde. "Ich wollte... nichts." Peinlich berührt drehe ich mich und fahre mir durch mein Haar. "Sag." Ich schüttele den Kopf. "Komm schon, Shana", summt er. "Ich wollte auch so etwas tun", nuschele ich. "Was tun?" Sein Mund ist an meinem Ohr und zieht sich zu einem Lächeln. Mein Po kitzelt deswegen. "Ja, sowas halt." Kurz betatsche ich Can. "Ach so. Du wolltest mich so verwöhnen, sowie ich es bei dir tue?" Mann, muss er mir in mein Ohr raunen? Mein Steißbein und mein linker Poansatz kitzelt. "Ja", murre ich. "Du musst mir nur die Boxershort ausziehen und meinen Schwanz in den Mund nehmen." Entgeistert drehe ich mich zu seinem grinsenden Gesicht und scheuere ihm eine. Sofort schaut Can verstört und hält sich die Wange. "Aua", murrt er. "Ups, das war aus Reflex." Entschuldigend küsse ich seine Wange und grinse verstohlen. "Aha, Reflex", spottet er. "Ja, das passiert oft. Pass auf." Can rutscht weg. "Mache ich." Ich grinse und muss an das Essen bei uns denken. "Haben meine Brüder irgendetwas gemacht?" Er schüttelt seinen Kopf. Ich glaube auch nicht, dass Can sich von ihnen einschüchtern lässt. Sie sind nicht einmal auf Augenhöhe mit ihm. "Gut, gut." Ich küsse seine Brust und schaue auf seinen Oberkörper. Unter seinem Brustkorb ist eine verblasste Narbe. "Vom Autounfall?" Er nickt. Ich küsse die Narbe von links nach rechts. "Hast du Narben?", fragt Can mich und fährt mir über mein Haar. "Ja, hier." Ich zeige auf das verblasste Dreieck unter meinem Daumen. "Unter dem Daumen, das ist eine Brandnarbe." Can fährt vorsichtig mit seinem Zeigefinger über die Narbe. "Wie ist das passiert?", murmelt er. "Ich habe meiner Mutter beim Lahmajin machen geholfen. Es gibt so kleine Öfen aus Metall extra für diese Teigspezialitäten, und ich sollte den Ofen öffnen, woraufhin die Ofentür gegen meine Hand gekommen ist. Es war eine Verbrennung zweiten Grades b, glaube ich. Ich hatte keine Blasen - soweit ich weiß -, aber es entstand eine blutige Kruste", erzähle ich. "Oh." Er küsst die Narbe, was mich Lächeln lässt. "Aber ich mag die Narbe. Ich finde so etwas faszinierend. Das war schon immer so." Can lächelt mich an und küsst meine Stirn. Ich mag Stirnküsse.

"Ich will spazieren gehen." Ich laufe zu Cans Schrank und hole seine braune Wildlederjacke raus. Ich liebe diese Jacke, sie sieht so gut aus an ihm. Schnell fische ich ein schwarzes T-Shirt raus. "Aha! Ich dachte, du hättest keine schwarze Hose?" Seine alte Hose liegt noch hier drin. "Aber sie ist kaputt am Knie." Meine Augen verdrehen sich. "Na und?" "Ich bin doch nicht schwul, Shana." Ich stöhne genervt auf. "Man muss nicht schwul sein, um ein Loch in der Hose zu haben." Er schmunzelt. "Für die wäre es aber praktisch." Ich pruste los und schmeiße die Hose auf den Boden. "Anziehen." Seufzend setzt er sich auf und will sich hinunterbeugen. Er kommt nicht ganz runter und sein rechter Arm kommt nicht dran. "Scheiße!" Sofort renne ich zu ihm und hebe die Hose auf. Verdammt, wieso habe ich das vergessen? "Es tut mir leid, Can. Ich Dumme habe es vergessen." Meine Augen werden etwas feucht. Wieso zum Teufel vergesse ich immer, dass er eingeschränkt ist? "Nicht schlimm", murmelt er und nimmt mir die Hose entgegen. Er sieht traurig aus. Verdammt, bin ich dumm! "Möchtest du überhaupt raus?" Meine Hand legt sich automatisch auf seine Wange, an die er sich anschmiegt. "Ja." Seine gelben Augen leuchten auf. Schuldbewusst umarme ich seinen Bauch und lege meinen Kopf auf seinen Schoß, mir egal, ob er nur in Unterhose ist oder nicht. "Hey, es ist okay." "Nein." Entschuldigend schaue ich zu ihm hoch. Seine Lippen pressen sich aufeinander und seine Augen schließen sich. Ihm kommen sicher die Erinnerungen hoch. Ungeduldig lege ich meine Hände auf seine Schenkel und schaue ihn immer noch entschuldigend an. "Steh bitte auf." Langsam öffnet er seine Augen, die mir etwas dunkler erscheinen. "Du bist in der Blowjob-Position und ich könnte allein bei diesem Anblick und deinem unschuldigen Blick kommen." Sofort rolle ich mich weg. Gott, dieser Junge hat ja nur dreckige Gedanken. Er zieht sich die Hose an und streift sich langsam sein T-Shirt über. Solange gehe ich zu seiner Kommode und suche nach der passenden Kette. "Patrone oder Gravurplättchen?", frage ich. "Mir egal." Meiner Meinung nach geht beides, also bringe ich Can beide Ketten und lege ihm erst einmal die Kette mit der Patrone um. "Siehst gut aus." Ich schaue auf die Patrone und schüttele sie dann. Verlegen nimmt er mir die Patrone aus der Hand und küsst sie kurz. "Was ist da drin?" Er zuckt mit seinen Schultern. "Nur eine Kleinigkeit, mein Glücksbringer." Skeptisch ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Wenn ich es dir sage, geht die Wirkung weg", murmelt er, was mich grinsen lässt. "Du glaubst an Mythen?" "An diesen Mythos schon. Es ist eigentlich kein Mythos, sondern die Wahrheit." Can nimmt die andere Kette und legt sie sich an, bevor er sich parfümiert. "Verfärben sich die Ketten nicht durch das Parfüm?" Can schnalzt mit seiner Zunge. Glückspilz, ich muss immer aufpassen, an welchen Stellen ich Parfüm auftrage oder muss warten, bis das Parfüm getrocknet ist. Nachdem Can ganz fertig ist, und seine Haare nicht föhnen will, laufen wir Hand und Hand raus.

"Weißt du, was dir stehen würde?" Ich lecke mir über meine Unterlippe. "Was denn?", fragt Can. "Ein Zungenpiercing." Er verzieht sein Gesicht. "Niemals." "Doch." "Ich würde es mir nie stechen lassen." "Wieso?", schmolle ich. Er wäre noch heißer mit diesem Piercing. "Wieso zum Teufel sollte ich mir ein Piercing stechen lassen? Niemals." Ich schmolle. "Ich würde alles für dich tun, wenn du es dir stechen lassen würdest", schnurre ich, woraufhin er mich skeptisch beäugt. "Du bist zu faul, um dich umzuziehen, wie willst du mir all meine Wünsche erfüllen?" Oh Mann, ich weiß, dass er ganz viele Wünsche hat. "Was wäre denn ein Wunsch?", frage ich mutig. "Dich in knapper Putzkleidung, ohne Unterwäsche und auf High-Heels." Er brummt zufrieden. Oh Gott, dieser Junge hat nur Sex im Kopf. "Aber High-Heels würden nach einer Zeit schmerzen." "Du weißt nicht, wie gut du in ihnen aussiehst", brummt er zufrieden. Dieser Brummer muss wohl an mich in High-Heels denken. Wir laufen über die Straße, in einen kleinen Park. "Deine Beine sind gestreckt und dein süßer Arsch wird betont. Da will man gerne drauf klatschen." Er zieht mich schnell an sich, sodass ich an seine Brust knalle. Seine Hände krallen sich in meine Seiten, gefährlich nahe an meinen Po. Er legt seine Lippen zu einem Grinsen verzogen auf meinen Hals, bevor er sanft hineinbeißt. Ich keuche erschrocken auf. "Du Vampir!" Er lässt nicht los und fängt an zu saugen. "Can, nicht hier!" Er lacht kurz rau, was mir den Rücken hinunter kitzelt. Ich versuche mich umzuschauen und sehe ein Pärchen hier hinlaufen. "Can, hier sind andere!" Er saugt feste, weswegen ich wimmere. Wenigstens löst er sich dann von mir. "Shana, du kannst mir hier keinen blasen." Meine Augen weiten sich. "Was?!" Er sieht mich liebevoll an. "Ich weiß, dass du es unbedingt willst, aber ich will noch Jungfrau bleiben." Das Paar läuft kichernd an uns vorbei. "Du-, ich schneide dir deine verdammten Eier raus!" Ich werfe meine Arme hin und her und will sein Geschlecht treffen, was Can dazu veranlagt wegzurennen. "Komm her!" Lachend rennt Can weg und ich ihm hinterher. Leider Gottes ist dieser Junge so schnell, wie ein Auto und ich so langsam wie ein Kleinkind. "Renn nicht so schnell!" "Ich jogge nur." "Lüg nicht!" Er lacht und bleibt dann abrupt stehen. Sein Lachen verstummt. Ich laufe schnell auf ihn zu und lege einen Arm auf seine Schulter. "Can?" Seine Augen sind zusammengepresst. "Scheiße, fuck!" Er hält sich seinen Hinterkopf. Schnell laufe ich mit ihm zur Bank und schaue ihn besorgt an. "Geht schon wieder", seufzt er. Was hat er bloß? "Can, was hast du?" Besorgt fahre ich durch sein Haar und fahre die Kontur seines Kinns nach. "Nichts, das hatte ich schon früher. Eine sehr lange Zeit hatte ich dieses starke Ziehen nicht mehr, jetzt ist es anscheinend wieder da." Was könnte es sein? Ein eingeklemmter Nerv? Eine Entzündung? Ein Tumor?! Gott bewahre ihn davor. "Warst du beim Arzt?" Spöttisch schaut er mich an. "Ich war wegen sehr vielen Dingen beim Arzt, aber es waren immer dieselben Ausreden: bessere Ernährung, Training, Stress oder sonstiges. Ich war schon lange nicht mehr beim Arzt, da diese Idioten mir nur Müll eintrichtern." "Willst du es hier einmal versuchen? Vielleicht ist hier ein guter Neurologe." Can verneint es. "Es ist nur dieses Ziehen, mehr nicht." "Dieses Ziehen kann sehr gefährlich sein." "Seit Jahren ist mir nichts passiert, als ob jetzt etwas ist." Ich zucke mit meinen Schultern und krame in meinem Gehirn nach den Neurologie Vorlesungen. "Hattest du mal einen zitternden oder sich von alleine bewegenden Augapfel?" Can verneint es. Ich stelle mich vor ihn hin und lege meine Zeigefinger auf seine Ohren. Das habe ich dank Grey's Anatomy gelernt. "Sag mir wenn du meine Finger siehst." Ich bewege sie vielleicht einen Zentimeter, als Can sagt, dass er sie sieht. "Ouh, kein Tumor." Das will ich zumindest glauben, aber den Gedanken an einen Tumor verwerfe ich nicht. "Ich habe keinen Tumor, Shana." Ich schürze meine Lippen, woraufhin mir Can einen raschen Kuss auf die Lippen gibt. "Sicher, dass es dir gut geht?" Er nickt, und ich werde wütend. "Wieso werde ich angemeckert, wenn ich krank bin, aber nicht zum Arzt gehe?" Sofort haue ich auf Can ein, der lachend seine Arme hebt und meine runterdrückt. "Weil du um jeden Preis gesund und beschützt sein sollst", sagt Can mit einer samt weichen Stimme. Wie kann ich diesem Jungen bloß böse sein? "Du doch auch", murmele ich und schaue in seine leuchtenden Augen. Er lächelt. "Ich kriege das alleine hin. Du bist weich und sensibel." Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Bin ich nicht", murre ich. "Doch, meine Rose." Zärtlich küsst er meine Wange und steht auf. Meine Rose. Er mustert mich und zieht die Augenbrauen zusammen. "Wieso bist du in Leggings?" Muss er diesen Moment zerstören? "Mein Pullover ist zu kurz", murrt er und zupft am schwarzen Pullover herum. "Er geht mir unter den Po, Can." Ich verdrehe meine Augen. Als Antwort kriege ich ein unzufriedenes Brummen.

Wir laufen weiter, bis wir irgendwann in der Stadt sind. "Hast du Hunger?" Ich brumme vor Verlegenheit. Ja, ich habe Hunger, aber ich will nicht, dass Can Geld für mich ausgibt. Die Lasagne wurde schnell verdaut. "Jetzt schäm dich nicht, du Hexe. Dafür, dass du mir letztens Essen gekauft hast. Ich muss meinen Stolz aufrechterhalten." Ich verdrehe meine Augen und lasse mich in einen Dönerladen schleppen. "Weißt du, was dir auch stehen würde? Nippelpiercings." Er seufzt und fährt sich durch sein Haar, welches leicht zur Seite fällt. "Ich lasse mir keine Piercings stechen, Shana. Vergiss es." Ich schmolle. "Du würdest so heiß aussehen, Can." Süffisant lächelt er. "Das tue ich auch so." Sofort verdrehe ich meine Augen. "Ich würde dich an mich heranlassen, wenn du dir ein Zungenpiercing stechen lassen würdest. Dann dürfest du... an meinem Plätzchen knabbern", nuschele ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Seit wann bin ich so dreist? Cans Mundwinkel zucken. "Das ist ein verlockendes Angebot, aber ich gedulde mich noch lieber etwas, statt dann Schläge von meiner Mutter zu bekommen und eine in zwei geteilte Zunge, weil mir meine Mutter das Piercing rauszeißen würde." Ich schnaube. "Du verpasst etwas." "Oh, Shana, das glaube ich dir", raunt er, was mich vor Schauder zusammenzucken lässt. Ich rutsche langsam auf meinem Stuhl hin und her. "Bald beginnt das sechste Semester. Die Hälfte haben wir dann geschafft", wechsele ich das Thema. "Ich habe mir den Stundenplan angeschaut: montags haben wir immer um 09:15 Uhr und sonst immer um 08:15 und ich bin die Epidemiologie endlich los! Wir werden Strahlenbehandlungen praktizieren!" Ich quietsche kurz auf, was Can schmunzeln lässt. "Wir werden Infektiologie und Immunologie haben." Can tut so, als ob er überrascht wäre. "Und Hygiene, Mikrobiologie, aber leider auch Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin", murre ich. "Ich habe gehört, dass für die Pathologiegruppen neue Listen gemacht wurden." Can zieht seine Augenbrauen zusammen. "Du bist bei mir." Darauf zucke ich nur mit meinen Schultern. "Das weiß ich nicht." Unsere Döner kommen. Ich freue mich schon auf den Schafskäse. Mein Genieren, Döner vor Can zu essen, minimiert sich immer mehr. Ich stehe sogar dazu, wenn mir Soße an der Nase hängt. Früher war das nicht so, daran erinnere ich mich noch ziemlich gut. "Du warst etwas verdutzt, als das Versprechen besprochen wurde... du meintest es wäre zu früh, wieso?", fragt Can. "Ouh, weil... ich finde mich noch zu jung dafür. Wer weiß, was alles passieren kann. Ich bin mir immer noch unsicher für dieses Jahr. Ich werde dieses Jahr erst dreiundzwanzig. Das Heiraten und Verloben und all das Drum und Dran ist mir zu viel." Can blinzelt, während er meine Wörter registriert. "Oh", nuschelt er. "Hast du Angst vor dem nächsten Schritt?" Ich nicke. "Irgendwie schon, ich habe Angst, dass ich es irgendwie bereuen werde." Ich beiße mir auf die Lippe. Mein Satz muss Can getroffen haben. "Wieso bereuen? Willst du mich denn nicht heiraten?", murmelt er. Scheiße, ich bin schlecht im Erklären. "Doch, natürlich, aber... ich meine, wir sind zu jung dafür. Wir streiten uns viel und wissen nicht, was uns in der Zukunft erwartet. Vielleicht..." Ich will es nicht aussprechen. Es ist mir unangenehm über seine Aggressionsprobleme zu sprechen. "Was?" Ich schüttele den Kopf. "Schon gut", flüstere ich. Can würde mir niemals gewollt wehtun. Er hat seine Wut nur manchmal nicht unter Kontrolle und packt... etwas feste zu. Leider Gottes sind seine Wutausbrüche das, was mir Angst vor der Ehe macht. Keiner weiß, ob er einmal total ausrasten und mich schlagen würde. Gott, was würde ich dann tun? Ich verdränge die Gedanken und esse meinen Döner weiter. "Shana?" Ich schaue hoch. "Wovor hast du Angst?" Vor seinen kräftigen Händen, die auch so sanft sein können? Vor einer größeren und stärkeren Bindung? "Können wir vielleicht später darüber reden?" Er nickt.

Als wir wieder zu Hause sind, sitzen wir gemeinsam auf Cans Bett, schweigend, unruhig. "Sag mir bitte, wovor du dich fürchtest, Shana." Er streichelt mit seinen Fingerknöcheln meine Wange und rutscht zu mir auf. Ich will es nicht ansprechen, aber es ist sehr wichtig, dass ich es tue. "Vor... vor deinen Aggressionen", flüstere ich. Sofort zieht Can seine Hand weg, als ob er sich an ihr verbrannt hätte. Er kratzt sich seine Schläfe und schüttelt seinen Kopf. "Ich-, das... ich kriege das hin, wirklich!" Er hört sich schon fast flehend an. Ich schaue aus dem Fenster. Es ist dunkel geworden, dabei ist es gerade erst 18:43 Uhr. "Wirklich, Shana. Ich mache es wieder gut. Es tut mir so leid, dass ich dir immer durch meine Hände verletzt habe. Ich bemerke es nie, und ich will es auch gar nicht. Ich..." Can fährt sich mit beiden Händen durch meine Haare. "Verlass mich bitte nicht, Shana." Meine Augen weiten sich. Seine Bitte war nur ein kleines, verzweifeltes Flüstern. "Mach alles, nur lass mich nicht allein. Ich hatte einen Traum, wo du mich gefragt hast, ob ich dich jemals verlassen werde und ich habe Nein gesagt. Ich will dich nicht verlieren." Verzweifelt schaut er mich an. Seine Brust bewegt sich schneller und seine Augen zeigen Angst. Er zieht mich auf seinen Schoß und vergräbt seine Nase in meinem Haar. Tief atmet er meinen Duft ein und streichelt mein Haar. "Meine größte Angst ist es, dass du gehst." Es fühlt sich so an, als ob mir jemand die Luft zum Atmen wegnimmt. Seine verletzliche Seite macht mich immer so sentimental. Wie könnte ich diesen Jungen überhaupt alleine lassen, wenn seine Angst ihn zerfrisst? Meine Hand streichelt seinen Kopf. Ich lege mein Gesicht in seine kräftige Halsbeuge und setze einen leichten Kuss drauf. Meine freie Hand fährt seinen Rücken auf und ab. "Bleib diesen Monat bei mir." Ich löse mich leicht von ihm und schaue ihn verwirrt an. "Ein Monat, wenn wir diesen Monat überstehen, dann schaffen wir es auch über Jahre lang. Bitte, Shana, zieh für diesen Monat bei mir ein. Wir holen deine Sachen und du lebst dich in meinem Zimmer ein. Hier ist alles, was du brauchst, bitte bleib für diesen Monat hier." Mir steigen die Tränen auf. Ich bekomme seine Angst und seine Zweifel am eigenen Leib zu spüren. Es fühlt sich furchtbar an. Ich nicke und küsse ihn vorsichtig und langsam, bevor ich meinen Kopf auf seiner Brust sinken lasse. Diese Küsse voller Vorsicht zeigen, wie zerbrechlich wir doch eigentlich sind, wie sehr uns unser Gegenüber wichtig ist. Ich bin abhängig von Can, ich brauche ihn, ich will ihn nicht verlieren. Das würde ich nicht vertragen, ich würde sterben. Wie schlimm es wäre, wenn es passieren würde - Gott bewahre uns davor. Ich glaube, ich müsste ein Semester wiederholen, weil ich am Boden zerstört wäre, ich würde zusammenbrechen. Das darf nicht passieren! Ich bleibe bei ihm. Von mir aus bleibe ich sogar zwei, drei, vier Monate, sogar ein ganzes Jahr, wenn Can dadurch in Ruhe schlafen kann. Damit er keine Angst hat, würde ich alles tun. Wenn ich mich schneiden müsste, würde ich es tun. Gott, wie ich diesen Jungen liebe!

"Du hast die Bindungsangst und ich die Verlustangst. Wir sind zwei Gegensätze, die trotz allem zusammenpassen, Shana."

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Wehe einer korrigiert Lahmajin, das ist schon richtig so.

- Helo

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