Kapitel 10
Donnerstag, 17. März
Can
Voller Elan setzt sich Shana auf den Beifahrersitz und schnallt sich quitschend an. "Wir haben Neuroanatomie!" Sie klatscht freudig in ihre Hände und schaut zu mir. Sie sieht müde aus. "Shana?", frage ich ruhig und ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Ja?" Ich gehe näher an sie ran und sehe einige hervorstehende Äderchen in ihren Augen, die auf Schlafmangel hindeuten. "Du hast nicht viel Schlaf bekommen", stelle ich fest und kriege als Verifizierung ihrerseits ihre aufeinander gepressten Lippen. "Ich musste noch lernen. Wir schreiben bald das Wiederholungstestat und ich will eine gute Note." Shana und ihre Sorgen. "Du kriegst eine gute Note, Shana", versichere ich ihr und schaue in ihre müden Augen. Ich will, dass sie einen ausgewogenen Schlaf hat. "Hast du dich nur von Butterkeksen ernährt?", frage ich etwas harsch, woraufhin sie beschämt aus dem Fenster guckt. "Shana!" Sie zuckt trotzig mit ihren Schultern. "Ich habe auch einige Scheiben Gurken gegessen", murrt sie kleinlaut. "Shana, das ist nicht gut für dich", mache ich ihr weis und fahre los. Ich will nicht, dass Shana an Gewicht verliert und ich will nicht, dass sie mir vor Erschöpfung umkippt. Das könnte ich nicht vertragen. "Du bist kein Ar-, okay, du bist fast einer", nuschelt sie. "Ich mache mir nur Sorgen", gestehe ich und seufze. Sie hat eine so perfekte Figur und es wäre zu schade, wenn sie abnimmt, durch diese Keksernährung. "Wann hast du dir das Letzte mal eine Pause gegönnt vom Lernen?" Ich schaue kurz zu ihr und sehe, wie sie sich durch ihre braunen Locken fährt und ihre Lippen dabei schürzt. "Oh, Gott", seufze ich. "Sag mir nicht, dass du dich nicht daran erinnern kannst, Shana", kommt es etwas wütend von mir. Sie soll sich nicht überlasten. Sie merkt sich allein durch die Vorlesungen so viel. Sie hat ein gutes Gedächtnis, wozu das permanente Lernen? "Ich möchte einfach nicht versagen, Can", kommt es leicht verzweifelt von ihr. "Shana, du bist einer der intelligentesten Menschen, die ich kenne. Hör auf so pessimistisch zu sein. Du hast dir allein durch das Anschauen der Anatomie des Fußes, drei von diesen sechs Muskeln merken." Sie zuckt trotzig mit ihren Schultern. "Zu wenig." Ach, Shana. Wir kommen fast an der Uni an und haben noch zehn Minuten, weswegen ich langsamer fahre. "Heute wirst du nicht lernen", beschließe ich, weswegen sie konsterniert zu mir schaut. "Ich muss lernen!" Ich schüttele den Kopf. "Du musst eine Pause machen. Einmal wöchentlich." Mürrische Laute verlassen ihren Mund. "Keine Widerrede. Wir werden heute etwas unternehmen. Du brauchst mal wieder etwas anständiges auf den Rippen." Wenn sie abnimmt, dann werde ich sie bestrafen. Shana soll so bleiben, wie sie es ist und sich nicht durch dieses Studium abmagern lassen. "Lass uns ins Vapiano, da kriegen wir fünfzig Prozent Rabatt." Ich lache auf. "Dieses Vapiano macht weder dich, noch mich satt. Wir werden uns heute fett Burger gönnen und das sogar kostenlos." Jetzt leuchten ihre Augen. In ihnen schwimmt Nostalgie - sie hat es vermisst unbeschwert impulsive Entscheidungen zu treffen. Herrgott, wie süß sie aussieht, wenn sie sich freut. Auch in mir steigt Nostalgie hoch: wie ich sie ins Restaurant genommen habe oder ich ihr bestimmte Aussichten gezeigt habe. Ihre Augen haben immer so geleuchtet und ihr Lächeln war immer so verdammt ansteckend - ist es immer noch. Ich hoffe, dass ich sie diesmal nicht verliere. "Can?" Ich schaue kurz zu Shana. "Alles okay?" Ich nicke. "Wann werden wir wieder zu deinem Vater fahren? In weniger als zwei Wochen sind alle Tests erledigt, dann wird er wohlmöglich operiert", murmelt sie am Ende nachdenklich. Wie sehr ich das an ihr liebe. Shana versucht so sehr es geht für jemanden da zu sein und setzt sich, wenn es sein muss, bis aufs Blut für die Person ein. Das habe ich gestern mitbekommen. "Ich rufe in der Klinik an und dann sehen wir weiter. Sicher, dass du mitkommen möchtest?", frage ich und parke das Auto. "Natürlich!", kommt es leicht empört von ihr. "Und selbst, wenn ich so tun muss, als ob ich deine Verlobte bin. Ich werde mitkommen und vor diesen OP-Saal warten!" Ambitiös steigt sie aus dem Wagen und wartet auf mich, da sie sich nicht merken kann, wo der Anatomiehörsaal ist. Schon lustig, wenn man bedenkt, dass sie sich hunderte von Muskeln und Knochen merken kann, aber nicht den Hörsaal, in denen sie diese ganzen Informationen herkriegt. Sie ist zwar müde, doch je mehr sie läuft, desto wacher wird sie. Vor allem durch ihren festen Gang, wirkt sie weder müde, noch in irgendeiner Art und Weise geschwächt. "Neuroanatomie!", quietscht sie, weswegen ihre prallen Wangen hervorstechen, in die ich unbedingt reinbeißen möchte. "Freust du dich nicht?", fragt sie etwas betrübt, was mich schmunzeln lässt. "Doch, Shana", versichere ich ihr und lächele sofort, als sie mich zufrieden anlächelt. "Ich mag deine Kette." Sie hält die Gravurplatte in der Hand und fährt mit ihrem Daumen darüber. "Da muss Shana stehen", gibt sie selbstverliebt von sich und nickt bekräftigend mit ihrem Kopf. Keine schlechte Idee. "Mache ich irgendwann." Bevor Shana etwas ansetzen kann, kommt dieser Aykan zu ihr und begrüßt sie, wie jeden Tag. Ich mag ihn nicht. Ich mag Aykan gar nicht. Er ist so nett und weich. Man könnte meinen, er sei das Gegenteil von mir und genau das stört mich, genau das ist ein Risiko. Shana mag ihn. Das ist mir klar geworden, als sie ihn in der Bibliothek beschützt hat. Ich will nicht, dass da mehr entsteht. Ich will nicht, dass Shana sich in ihn verliebt, da er kein Player ist, wie ich es einmal war. Seit dem Abschluss wollte ich niemanden, außer Shana. Ich konnte sie einfach nicht vergessen. Dass sie mich einfach gehen lassen hat, sitzt immer noch tief. Aber, als sie auf die Frage, ob sie ebenfalls Gefühle für mich hat, nicht mit einem Nein geantwortet hat, hatte ich noch ein Funken an Hoffnung und trage ihn noch immer in mir. Aykan ist total ruhig und nett, er kann Shana vielleicht damit um den Finger wickeln. Dieser Gedanke lässt mich meine Kiefer mahlen. Ich weiß, dass er Beziehungen hatte, doch dieser Typ hatte nie Hintergedanken. Wir laufen in den Hörsaal, wo ich mich sofort neben Shana setze. "Wir beginnen mit dem groben Aufbau des Gehirns. Hier ist die laterale Ansicht, wo wir den Telencephalon von der rechten Seite sehen können. Das Telencephalon ist unser Großhirn und wird in zwei Hemisphären geteilt: die linke Hemisphäre und die rechte Hemisphäre. Darunter befindet sich das Kleinhirn, woneben sich die Pons und die Medulla Oblongata befinden." Beim Wort Telencephalon musste Shana kichern. "Was ist los?", flüstere ich. "Weißt du noch? Unser erster Tag in Bio? Da hast du mich aufgefordert den größten Hirnabschnitt zu nennen: Telencephalon, du Arsch." Ich erinnere mich und habe mich total aufgeregt, dass Shana mich nicht angeschaut, sondern provozierend zu Boden geschaut hat, als ich sie ausgefragt habe und sie mir jede Frage beantworten konnte. "Dann bilden die Medulla Oblongata, das Telencephalon und das Mesencephalon den Hirnstamm", murmelt Shana, was der Professor dann ebenfalls sagt. Ich sage doch, dass dieses Mädchen schlau ist. Schlau und noch vieles mehr. Diese Pause hat sie dringend nötig. Ich schreibe mir die Notizen auf und bemerke, dass Shana sich wieder den Kiefer hält. "Knackt das Gelenk wieder?", frage ich, was sie bejaht. "Ich geh am Montag zum Orthopäden."
"Okay, den Präp-Kurstest muss ich bestehen!", sagt Shana überzeugt, als sie sich von diesen Aykan wieder verabschiedet hat. "Kannst du nur heute nicht an das Lernen denken?" Sie brummt. "Ich versuche es." Sie lässt sich auf den Beifahrersitz nieder und bindet sich ihre Locken zu einem Dutt. "Sicher, dass das Essen kostenlos sein wird?" Ich nicke. "Can?", fragt Shana nun vorsichtig. "Was hast du angestellt?" Sie haut mir gegen den Oberarm. "Gar nichts", murrt sie. "Du hast diese Konversation zwischen Ramazan und mir mitbekommen?" Ich nicke. "Und du bist danach zu Ranja und Saliha gegangen?" Wieder nicke ich und umklammere kurz das Lenkrad fester. "Wieso?" Dass sie das noch fragt. "Das war etwas selbstverständliches. Ich lasse doch nicht zu, dass man so über dich spricht, Shana", kommt es ernst von mir. Ich schaue zu ihr, woraufhin sie ihren Blick nickend senkt. "Du hast mir nur geholfen und hast dich deswegen mit deinen Freundinnen gestritten, die dir anscheinend Vorwürfe gemacht haben. Keiner macht dir Vorwürfe, wirklich niemand!" Keiner soll es wagen sie zu beleidigen oder negative Gedanken zu haben, wenn es um Shana geht, denn sie ist mein Engel und niemand beleidigt meinen Engel. Da kann kommen, wer will. Wir kommen vor Dulf's Burger an, wo Shanas Augen verdächtig leuchten. Wir setzen uns im gut befüllten Laden hin, wo der Besitzer direkt auf mich zukommt und mich begrüßt. "Alles gut? Ach, wen haben wir den hier? Dass ich Can mit einem Mädchen sehe", scherzt Mark und gibt Shana freundlich die Hand. "Was kann ich euch bringen?", fragt er und zwinkert mir zu. "Zwei Mal den Chicken Tempura Burger." Shana wird ihn lieben. Er nickt und schaut mich noch einmal mit einem vielsagendem Lächeln an und geht dann. "Du kennst echt viele." Ich nicke. "Wann bist du nach Hamburg gezogen, Can?" Einige Monate, nachdem du meine Hoffnungen zerstört hast. "Ich glaube im November letzten Jahres", nuschele und fahre mit über meinen Bart. "Trägst du den Bart jetzt für immer?" Wie gefesselt schaut sie auf mein Kinn. "Ich kam bis jetzt nicht auf die Gedanken, ihn wegzurasieren." Nun schmunzelt sie. "Früher hast du ihn nie wachsen lassen." Sie schaut auf meine rechte Hand und zieht sie zu sich, wo sie dann leicht über die Linien des Löwen fährt. "Ich mag deine Tattoos." Sie nimmt meinen Zeigefinger in die Hand und fährt über das L. "Magst du generell Tattoos?" Sie nickt und holt ihr Handy raus. "Schau dir diesen Mann an!" Sie zeigt mir ihren Sperrbildschirm, wo ein Mann mit ganz vielen Tattoos zu sehen ist. "Wer soll das sein?" Er sieht ganz okay aus. "Stephen James?", kommt es ungläubig von ihr. "Er ist übel's sexy", schwärmt sie und packt ihr Handy weg. "Es gibt bessere." Nun hebt sie ihre rechte Augenbraue. "Ich kenne niemanden, der besser aussieht, als Stephen." Ich lehne mich etwas vor, was Shana mir nachmacht. "Dann solltest du mal zum Augenarzt gehen." Spitzbübisch lächelt sie. "Mit meinen Augen ist alles in Ordnung. Wer soll den noch so sexy sein?" Süffisant lächelnd lehne ich mich wieder nach hinten. "Er sitzt vor dir." Shana verkneift sich ihr Schmunzeln, weswegen ihr rechtes Grübchen hervorsticht. Kurz danach verändert sich ihr Gesichtsausdruck in leicht entrüstet und kurz darauf wird sie rot. An was zum Teufel denkt sie? "Was hast du gerade für perverse Gedanken?", möchte ich wissen, woraufhin sie nur ihren kleinen Kopf schüttelt und über ihre Stirn fährt. Es muss wohl sehr pervers gewesen sein. "Hast du etwa daran gedacht, wie wir miteinander-," "Can!", zischt sie und fährt sich über ihre Wangen. "Ist doch nichts schlimmes. Wir können ruhig miteinander-," "Can, ich gebe dir gleich eine!" Sie presst ihre Lippen aufeinander, da es auch ihr zweideutig vorgekommen ist. "Gleich hier? Vor den anderen? Shana, du bist ja richtig hungrig", necke ich sie. Sie dreht ihren Körper zur Seite und zieht sich ihre Jacke aus, worunter sich ein graues und enganliegend Top befindet. Hat sie zugenommen? Also von der Oberweite her. Sie sehen viel größer aus, was natürlich umso besser für mich ist. Sie dreht sich wieder zu mir und stützt ihren Kopf auf ihrem Arm ab, was ihre Oberweite etwas zusammendrückt. Guck woanders hin!
Im perfekten Moment kommen unsere Burger, weswegen ich für einen kurzen Moment abgelenkt bin. "Und zweimal Cola", bitte ich die Kellnerin, die mich verstohlen anlächelt. Wenn Shana obenrum zugenommen hat, hat sie dann auch untenrum zugenommen? Hoffentlich. Shana schaut sich den Burger zufrieden an und seufzt. "Sicher, dass es kosten-," "Ja, Shana. Jetzt iss", befehle ich, woraufhin sie den Burger zusammen drückt und einen Bissen abbeißt. "Bist du oft hier?", fragt sie und hält sich die Hand vor den Mund. "Ja, sehr oft." Ihre Augenbrauen heben sich verblüfft. "Gehst du nebenbei auch noch trainieren?" Sie zeigt auf meine Brust. "Ja, wenn ich Zeit habe." Das letzte Mal war gestern. Sie nickt und isst weiter. Dabei fällt mein Blick auf ihre Hände, die neben dem Burger noch kleiner aussehen. "Wachsen deine Hände überhaupt?" Verdutzt schaut sie erst zu mir und dann auf ihre Hände. "Nein", nuschelt sie und straft mich mit bösen Blicken. "Was machen wir danach?", fragt sie und kaut zu Ende. "Entspannen, Shana. Du wirst heute nichts machen, außer zu essen, reden und liegen. Du rührst kein Buch an." Ihr Blick wird traurig. "Besuchen wir nicht die Reeperbahn?" Was zum? "Shana!", kommt es empört, aber auch gleichzeitig amüsiert von mir. "Was denn?", nuschelt sie schmunzelnd. "Was willst du auf der Reeperbahn?" Sie zuckt mit ihren Schultern. "Vielleicht schlafe ich dort mit einer Frau?" Ihre Augenbraue hebt sich, und schon hat sich das Szenario, wo Shana mit einer fremden Frau rummacht in meinen Kopf gebrannt. "Du-, nein. Gott, hast du perverse Gedanken." "Als ob deine Gedanken rein sind." Glaub mir, du würdest vor Scham sterben. "Das sind sie nicht, ganz im Gegenteil", gebe ich vielsagend von mir und schaue ihr tief in die Augen, woraufhin ihre Haut leicht rosig wird. "Perversling", murmelt sie. "Wollen wir wirklich nicht über die Anato-," "Shana, ich fessele und knebele dich, wenn du es wagst. Nimm meine Drohungen ernst." Ihr Blick geht langsam auf ihren Burger, den sie dann brummend isst. "Vielleicht will ich ja-," Sie hört auf zu reden. "Was willst du?", frage ich belustigt. Manchmal weiß Shana einfach nicht, was sie sagt. "Nichts", möchte sie abstreiten, doch ich lasse nicht so schnell los. "Geknebelt werden? Oder doch lieber gefesselt?" Sie schmeißt mit einem zerknüllten Papiertuch nach mir. "Ich gehe davon aus, dass das mir sagen soll, dass ich dich knebeln soll?" Ich halte das Taschentuch hoch, während sie ihre Augen schließt und tief einatmet. "Mach's doch." Was? "Du willst gefesselt werden?" Sie zuckt unschuldig mit ihren Schultern und trinkt ihre Cola. Was ein Teufel! "Mund zu, Can." Ein siegessicheres Lächeln schmückt ihr Gesicht. Sie hat dich nur verarscht. "Du Hexe." Sie lacht und isst zufrieden weiter.
"Can, ich bin voll", ächzt Shana zum fünften Mal im Auto. "Can, ich bin schwanger." Sie haut sich auf den Bauch. "Can, ich platze", jammert sie und fächert sich Luft zu. "Can, ich bin-," "Ja, Shana. Du bist voll und schwanger", gebe ich lehrend von mir. "Can, ich muss liegen." "Wir sind ja gleich da", versichere ich ihr, was sie leise lachen lässt. "Das hat sich voll so angehört, als ob ich gleich ein Kind gebäre. Nur nicht so aggressiv." Ich kann mir schon vorstellen, wie Shana herumschreit und jeden beleidigt. "Willst du Kinder?" Etwas überrascht schaut sie zu mir. "Ich hatte es jetzt nicht als erstes im Sinn. Erst später, wenn ich schon einige Jahre verheiratet bin. Ich will erst meinen Sp-," Sie redet nicht weiter. Ich schaue kurz zu ihr und sehe, wie Shana ihre Lippen aufeinander presst. "Deinen was?" Sie schüttelt ihren Kopf. "Will unsere Shana erst einmal ihren Spaß?", necke ich sie und kneife in ihre Wange. "Nein!", quengelt sie. "Doch, Shana will erst ihren Spaß. Deinen perfekten Partner hast du ja. Ich bin jederzeit-," "Can, halt's Maul!" Sie schnalzt mit ihrer Zunge und fährt sich über ihre Stirn. "Willst du mich knebeln?", necke ich sie. "Ja, und wie ich das will! Und ich will dich fesseln und peitschen! Dann habe ich endlich meine Ruhe." Ich parke belustigt den Wagen und laufe mit ihr hoch. "Sind Ramazan und Malik nicht da?" Ich schnalze mit der Zunge. "Die beiden haben heute etwas vor." Shana schaut mich missbilligend an. "Oder du ermordest mich hier." Sie rennt an mir vorbei in mein Zimmer und schließt die Tür. Shana hat echt komische Gedanken. In meinem Zimmer angekommen, sehe ich sie auf meinem Bett eingekugelt liegt. "Ich glaube meine Weisheitszähne kommen." Shana hält sich wieder einmal den Kiefer und drückt auf ihm herum. "Du hast sie noch?", frage ich überrascht, woraufhin sie nickt. "Meine Eltern haben auch noch ihre." Muss wohl in der Familie liegen. Ich laufe aufs Bett, wo ich mich dann hinsetze und auf Shana schaue. Na ja, eher auf ihre Rundungen, da sie eh damit beschäftigt ist aus dem Fenster zu schauen. "Dein Bett ist echt groß", fällt ihr auf. "Wie groß bist du eigentlich jetzt?", fragt sie und setzt sich auf. "Um die 1,96?" Ihre Augen weiten sich. "Wie? Das kann nicht sein, steh auf." Sie hüpft aus dem Bett und zieht mich hoch, dann stellt sie sich ganz nah vor mich, was mich schmunzeln lässt, da mir nur bis zur Brust geht. "Wow", sagt sie. "Du bist echt groß." Shana schaut mit einem forschenden Blick zu mir, was einfach nur niedlich aussieht. Ich kann nicht anders und muss ihre Wangen zusammendrücken. "Du Fisch." Ihre Augenbrauen ziehen sich beleidigt zusammen. "Arschloch", murmelt sie, woraufhin ich sie wieder loslasse. "Findest du überhaupt Hosen?" Sie geht an meinen Schrank und schaut mich an, damit ich ihr die Erlaubnis geben kann, dass sie meinen Schrank durchforsten kann. "Ja, Shana. Auch Menschen, die über 1,90 sind, finden Hosen." Sie holt meine schwarze Hose raus und hält sie sich an den Körper. "Das könnte ein Kleid werden." Sie legt die Hose gefaltet zurück in den Schrank, was nicht nötig gewesen wäre, denn mein Schrank ist sowieso das reinste Chaos. Nun läuft Shana zu meiner Kommode und nimmt die silberne Kette mit der Patrone in die Hand und schüttelt sie. "Da ist etwas drinnen." Scheiße! "Das ist einfach nur eine Verlängerung der Kette, mehr nicht", lüge ich, woraufhin sie die Kette wieder weglegt. Zum Glück. Sie setzt sich wieder zu mir aufs Bett und schaut mich lächelnd an, was ich sofort erwidern muss. Weiß sie eigentlich, wie hübsch sie aussieht, wenn sie lächelt? "Habt ihr hier irgendwo eine Box?", fragt sie und steht auf. "Ja, schau mal in Ramazans Zimmer nach." Sie läuft direkt aus dem Zimmer, woraufhin ich zu der Kette mit der Patrone gehe und sie vorsichtshalber fester verschließe, für den Fall der Fälle und sie dann wegpacke. "Ich hab sie!" Sie legt den Kopf zur Seite und verbindet die JBL-Box mit ihrem Handy, woraufhin irgendein Lied abgespielt wird. Warte! Das Lied kenne ich doch. "Kennst du das Lied nicht mehr?", fragt sie etwas betrübt. "War das nicht das mit der geklauten Matratze?" Nun leuchten ihre Augen. Sie legt ihr Handy inklusive der Box auf die Kommode und nimmt meine Hände. "Beweg dich mal!", befiehlt sie und dreht sich selber in eine Drehung. "Du bist total steif, wie haben sich die Mädchen sich nur an dich geschmissen?" Ich ziehe schelmisch die Braue hoch. "Im Bett bin ich ganz anders." Ihre Augen weiten sich. "Ekelhaft!", zischt sie und greift nach meinen Hüften, weswegen ich sie überrascht anschaue und auch nach ihren greifen will. "Denk nicht einmal dran", warnt sie mich, weswegen ich abwehrend meine Hände hebe und sie auf ihren Schultern platziere. "Wieso fühle ich mich gerade so unmännlich?" Sie antwortet nicht, sondern rüttelt an meinen Hüften. "Was wird das?", frage ich belustigt. "Du musst lockerer werden." Ich verdrehe meine Augen und hebe sie an den Oberarmen hoch, weswegen sie erschrocken aufschreit. "Du solltest mehr essen." Sie streckt mir die Zunge raus, was sehr träge aussieht, da sie noch erschrocken ist. "Meine Füße berühren den Boden nicht. Wow, du bist echt groß!", stellt sie forschend fest. Das Lied geht zu Ende, woraufhin irgendetwas trauriges abgespielt wird. "Faded!" Sie schüttelt ihre Schultern, damit ich sie runterlasse. "Jetzt muss du romantisch sein können", sagt sie und gibt mir einen sarkastischen Blick. "Ich kann nicht romantisch sein?" Sie schüttelt angriffslustig den Kopf. Ich halte ihr meine Hände hin und ziehe sie dann zu mir. "Wie romantisch. Ich tanze mit deiner Brust." Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen. "Stell dich auf meine Füße." Kurz danach spüre ich Druck auf ihnen und Shanas Stirn vor meiner Nase. "Jetzt tanze ich mit deinem Bart", gibt sie belustigt von sich und schaut mich mit ihren braunen Augen an. Ich mag ihre Augen. "Romantisch genug?", frage ich, woraufhin sie lächelt und ihren Kopf auf meinem Schlüsselbein ablegt. Das heißt wohl Ja. Ich drehe uns langsam im Kreis und atme ihren süßlichen Duft ein. Shana hat sich eigentlich gar nicht geändert. Sie ist ein Stück gewachsen und hat an den wichtigen Stellen zugenommen. Ihre Art, ihr Duft und ihre Erscheinung sind zum Glück noch gleich geblieben. Das Lied geht langsam zu Ende, doch wir machen weiter. "Can?" Sie hebt ihren Kopf an. "Ich habe Hunger." Meine Augenbrauen ziehen sich verdutzt zusammen. "Hast du vor einer Stunde nicht gesagt, dass du gleich platzt?" Verlegen zuckt sie mit ihren Schultern und steigt von meinen Füßen ab. "Lass uns Pizza machen!", sagt Shana euphorisch, bindet sich ihren Dutt neu und wäscht sich die Hände. "Oder bist du noch voll?", fragt sie leicht betrübt und schürzt ihre Lippen, was mich schmunzeln lässt. "Ich hol das Mehl raus", seufze ich, während Shana ihren Siegestanz macht. "Welchen Weizenmehltyp verträgst du überhaupt nicht?", frage ich. "Typ 405." Zufälligerweise haben wir genau den da. "Sollen wir eine andere Art Mehl kaufen?" Shana schaut mich entgeistert an. "Nein? Wir nehmen genau das hier." Sie tut demonstrativ das Mehl in die Schüssel und kichert. "Wusstest du, dass die Allergie zu Depressionen und Benommenheit führen kann?" Ich nehme ihr direkt das Mehl aus der Hand. "Du provozierst gerne, hab ich recht?" Sie nickt stolz und schlägt die Eier auf. "Can?" Shanas gute Laune hört man. Man spürt sie regelrecht. "Shana?" Sie lacht kurz auf. "Magst du Eier?", fragt sie und schaut mich vielsagend an. "Geht so. Magst du sie?" Sie wackelt mit ihrem Kopf. "Kommt drauf an, wie man sie zubereitet." Sie nickt bekräftigend. Shana wippt einmal mit ihren Füßen und geht ins Bad, wo sie mit einem Handtuch wiederkommt. "Damit der Teig zieht. Zehn Minuten." Das Handtuch legt sie über die Schüssel und schaut mich lächelnd an. Sie sieht verdammt glücklich aus, was mich ansteckt. "Wasch deine Hände, du hast da Mehl", weist sie mich hin, was ich dann auch tue. "Can?" Ich schaue zu ihr und trockne meine Hände an meiner Hose ab. "Beug dich mal vor. Du hast da was in den Haaren." Ihre Augen sind auf meine Haare fokussiert. "Da ist Mehl." Sie fährt mir konzentriert durch meine Haare, während ich ihre Nähe genieße. "Grau steht dir." Shana fängt an zu lachen, während ich verwirrt die Augenbrauen zusammenziehe. Ich schaue in den Spiegel in meinem Zimmer und sehe, dass Shana meine Haare mit Mehl eingesaut hat. "Shana, renn um dein Leben." Ich höre sie kreischen und als ich wieder zurück in die Küche gehe, sehe ich wie sie sich hinter den Tisch gestellt hat. "Denkst du ein Tisch könnte dich retten?" Sie schluckt und versucht nicht zu lachen. "Ich habe dir ein neues Styling verpasst. Die Mädchen werden es lieben!" Sie lacht hysterisch, als ich einen Schritt mache. "Can! Alles gut. Ich soll mich doch hinlegen und entspannen, weißt du noch?" Ein leicht hysterisches Lachen entflieht ihr, während sie den Tisch umkreist. Ich schiebe den Tisch an die Wand, was Shana aufschreien lässt und renne auf sie zu. "Polizei!", ruft sie und will mich wegschubsen, was ihr nichts bringt. Ich packe sie mit einem Arm, während ich mit dem anderen Hand nach dem Mehl greife und es in ihren Haaren einmassiere. "Mein Dutt!", jammert sie lachend und bindet sich ihren Dutt erneut. "Acht Minuten sind um. Lass uns den Teig belegen", kommt es kokett von Shana, die sich ein weiteres Mal ihre kleinen Hände wäscht. "Wir haben Mais, Paprika und Champignons, aber keinen Tunfisch", informiere ich sie und lege das Gemüse zu der Tomatensoße. "Egal, besser so." Ich sehe ihr zu, wie sie seelenruhig die Pizza fertigstellt und heize dann den Ofen vor. "Sollten wir nicht unsere Haare waschen?", fragt Shana und zeigt auf ihre Haare. "Wenn du mit mir duschen willst, musst du es nur sagen." Sie verdreht genervt ihre Augen und läuft ins Bad. Wird sie jetzt duschen? Ich schiebe die Pizza in den Ofen und laufe ebenfalls ins Bad, wo ich Shana sehe, die ihren Kopf über die Wanne gelegt hat und ihre Haare wäscht
"Wollen wir wirklich nicht über die Neuro-," "Shana!", mahne ich sie, als wir uns wieder in meinem Zimmer befinden. Dieses Mädchen denkt anscheinend an nichts anderes, als an das Studium, das ist doch nicht mehr normal. Es ist still, doch ich sehe Shana an, dass sie unbedingt etwas sagen möchte. "Lobus frontalis! Lobus parietalis! Lobus occipitalis und Lobus temporalis!" Nachdem sie mir die Hirnlappen aufgezählt hat, seufzt sie zufrieden. "Erleichtert?" Shana nickt. "Sehr sogar." Sie legt sich auf mein Kissen und schaut mich etwas unsicher an. "Was möchtest du mir sagen, Shana?" Sie windet sich leicht, während ich mir durch meine noch feuchten Haare fahre.
"Was ist jetzt überhaupt mit dir und Elif?"
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