Epilog
Samstag, 29. Juni
Can
Etwas aufgeregt laufe ich hin und her. Ich war in einem Geschäft und habe einen Ring gekauft. Es ist ein schlichter Ring aus Roségold mit einem etwas großen, quadratischen Kristall und auch um den Ring herum sind kleinere Kristalle. Der Ring dient als Art zusammenschweiß wegen des Versprechens. Ich hoffe, Shana mag ihn. Wir waren sehr vorsichtig diese zwei Monate, weil Shana in Sorge war. Sie hatte die ganze Zeit bedenken, dass uns etwas zustoßen könnte. Sie hatte diese zwei Monate starke Angst um meine Gesundheit, auch wenn ich mich gesund fühle. Sie ist mir nicht von der Seite gewichen. Sie hat totale Angst, was ich nicht verstehen kann. Was soll denn schon passieren? Okay, sie hat das Gefühl, dass etwas Schlimmes auf uns zukommen wird, aber wer sagt denn, dass es auch passiert? Ich laufe etwas hibbelig hin und her, da ich auf Shana warten soll, die gerade dabei ist, etwas zu klären. Ihr wird der Ring doch gefallen, oder? Sie ist bei Schmuck sehr wählerisch. Ich hoffe, er gefällt ihr. Kurz öffne ich das Kästchen und fahre über den Ring. Wieso braucht sie so lange? Ich stehe von der Bank auf und laufe durch die Gänge, um Shana zu finden, ohne Erfolg, bis ich dann ihre Stimme höre. "Dich zu lieben." Was? Was hat Shana gesagt? Ich gehe näher ran und lehne mich an die Wand, wo ich Shana mit Aykan reden sehe. Wieso zum Teufel sagt sie mir nicht Bescheid? Und was haben die beiden zu bereden? Wovon spricht Shana? Was für lieben? Sie liebt mich doch! "Aber wieso?", flüstert Aykan, woraufhin Shana den Kopf schüttelt. "Can", antwortet sie dann. Was? Ich versuche ruhig zu bleiben. Es ist bestimmt nicht so, wie es ist. Nervös spiele ich mit dem Kästchen herum. Shana schließt seufzend ihre Augen und fährt sich über ihre Stirn. Ich will dazwischen gehen, aber Shana würde nicht reden wollen. Warte, hatte sie deswegen Angst? Aykan fährt sich nervös durch sein Haar und schaut kurz auf den Boden, bevor er Shana packt und sie küsst. Nein. Shana löst sich sofort von ihm und schaut erstarrt zu mir. Das ist nicht passiert. Nein, nein, nein. Das darf nicht sein. Shana scheuert Aykan sofort eine. Mir ist schlecht. Mir ist verdammtes schlecht. Ich muss hier weg. "Can!" Ich höre nicht auf ihre Stimme. Sie hat sich heimlich mit ihm getroffen, sie haben sich geküsst. Sie hat mich betrogen. Meine große Liebe hat mich betrogen. "Can, bitte!", fleht sie und packt mich am Arm. Ich laufe stumm weiter. Ich will nach Hause. "Can, bitte, ich will es dir erklären!" Ich packe Shana und schubse sie ins Auto rein. Ich will nicht, dass jemand von dieser Schande mitbekommt. Schweigend fahre ich uns zu mir und versuche nicht aus Wut, irgendwo hineinzufahren. Sie hat mich betrogen. "Can, du musst mir glauben!" "Sei still!", zische ich. Ich parke und ziehe Shana in die Wohnung, wo ich sie mit Wucht loslasse.
Ich zittere. Ich könnte alles zerstören. "Can, er hat mich geküsst, ich wollte es nicht!" In Shanas Augen sind Tränen. Sie lügt, sie hat mich betrogen. "Wieso hast du das getan?" Verständnislos zieht sie ihre Augenbrauen zusammen. Ich wurde angelogen. "Ich wollte dich als Frau, ich wollte dir jeden Wunsch erfüllen, ich hätte alles für dich aufgegeben und verkauft und du triffst dich hinter meinem Rücken mit diesem Bastard und küsst ihn." Meine Stimme ist kalt und ruhig. "Nein, Can! Ich habe ihn doch weggedrückt! Ich habe ihn immer zurückgewiesen!" Sie lügt, sie hat mich betrogen. Ihre Lippen wurden von anderen beschmutzt. "Du hast mich betrogen. Du bist eine..." Ich kann das Wort nicht aussprechen. Shana sieht mich flehend an und fällt mit Tränen in den Augen auf die Knie. Vollkommen kalt schaue ich zu ihr hinunter. "Ich kann dich nicht einmal als Schlampe bezeichnen." Shana keucht erschrocken und verliert Tränen. "Can, du musst mir glauben!" Sie hält sich an meiner Hose fest und schaut mich flehend an. "Du hast mich betrogen." "Habe ich nicht, Can! Ich liebe dich doch!", weint sie. "Can, du darfst mich nicht verlassen. Es war nicht meine Schuld, dass Aykan mich liebt! Can hör auf damit. Leg die Ignoranz zur Seite, bitte!", schreit sie am Ende. Meine Brust fühlt sich eingeengt an, genau wie mein Hals. Ich dachte, sie liebt mich. Eine winzige Träne entkommt meinem Auge. Shana will aufstehen und sie mir wegwischen, doch ich schlage ihre Hand weg. In mir brennt es. Meine einzige Liebe hat mich hintergangen. "Can, ich tue alles, was du willst, bleib nur bei mir, Can. Can, BITTE!", bettelt sie. Ich habe nur um Liebe gebeten und wurde betrogen. Wie lange ging das schon mit diesem Hurensohn? Ich bin gerade zu schwach, um zu reden. Ich war zu schwach, um Aykan zu schlagen. Ich fühle mich ausgelaugt. Sie hat mir meine Seele geklaut. "Wieso hast du das getan?", frage ich monoton. Ich werde ihr nicht zeigen, wie sehr sie mich damit verletzt hat. Sie hat mich damit getötet. "Ich schwöre es bei Gott, Can! Da war nichts! Er ist in mich verliebt und ich wollte ihm erklären, dass es nicht geht." Sie lügt, sie haben sich geküsst. "Du hast mich betrogen." Verzweifelt schüttelt sie ihren Kopf und geht wieder auf die Knie. "Ich mache alles, Can, ich tue dir jeden Gefallen, nur verlass mich nicht." Wenn du mich gerötet hast, dann töte ich auch dich. Ich schaue zur Seite, ohne zu zeigen, wie wenig Luft ich bekomme. "Nimm dir alles von mir, was du willst, aber verlass mich nicht." Was kann ich dir wegnehmen, dass größer und mächtiger ist, als meine Seele? "Du hast uns getötet, Shana." Meine Augen füllen sich mit Tränen, die ich nicht rauslasse. Vor ihr werde ich nichts zeigen. Sie fängt an zu weinen und rauft sich ihre Haare. "Ich heirate dich auf der Stelle, Can." Ich schmeiße verachtend das Kästchen mit dem Ring auf den Boden. "DU HAST ALLES ZERSTÖRT, SHANA!", schreie ich, woraufhin ein hysterischer und verzweifelter Schrei ihren Mund verlässt. Sie weint stärker, weswegen ich wegschaue. Meine Brust hebt sich stark. Mein ganzer Körper fühlt sich so schwer an und mein linker Arm zittert. Mein Kopf tut weh. Sie weint lauter und klammert sich an mein Bein. "Jetzt geh endlich!", zische ich und ziehe sie brutal hoch. "Can, ich flehe dich an. Du musst auf mich hören!" Ich werde nie wieder auf dich hören. "Du hast mich betrogen. Dir werde ich nie wieder Vertrauen schenken", kommt es gefühlskalt von mir. "Geh und... und mach die Tür leise zu." Ihre Augen sind gerötet. Meine werden blutrot sein, wenn ich alleine bin. "Can, nein", haucht sie. "Geh und mach es nicht noch schlimmer." Du hast mich schon getötet. Sie wird blass und weint immer weiter. Ich kann sie nicht weinen sehen. Langsam geht sie zurück und öffnet die Tür. Bei jedem Schritt, den Shana zurücklegt, zieht sich meine Brust immer mehr zusammen. In meiner Brust wird der Druck schlimmer und es kommt ein ekelhafter Schmerz hinzu. Ein letztes Mal schaut sie mich verzweifelt und mit Tränen in den Augen an.
"Ich liebe dich, Can." Leise schließt sie die Tür.
Meine Hände verfangen sich in meinen Haaren und die ganzen Tränen kommen hoch. "Ich liebe dich, Shana", flüstere ich und falle zu Boden. Ich nehme zitternd das kleine Kästchen und schaue mir den Ring an. Ich habe so viel Luft um mich herum, kann sie aber nicht benutzen. Ich hätte ihr sogar einen Ehering gekauft. Ich wollte so vieles für sie kaufen. Wieso betrügt sie mich? Grob wische ich mir die Tränen weg und unterdrücke mir meinen Würgereiz. Sie ist weg. Mein Leben ist mit ihr gegangen. "WIESO GOTT?", schreie ich. Krampfhaft schluchzte ich. Ich habe sie verloren. Meine Angst ist wieder da. Was soll sie alleine machen? Wieso musste sie das tun? Trauernd schaue ich auf den Ring und fahre über den Stein in der Mitte, als eine Träne von mir auf die Tropft. Mein Kopf tut weh. Ich halte mir die Hände an den Kopf und lasse es stumm passieren. Ich lasse stumm die Tränen fallen. Sie war mein Mädchen, meine Frau. Ich wollte sie heiraten, ich wollte eine Zukunft mir ihr! Mit einem schweren Körper stehe ich auf und laufe ins Zimmer, wo ich den Inhalt aus der Patrone hole. Ich sollte es verbrennen. Es bringt mir kein Glück mehr. Mein Feuerzeug hole ich hervor und halte es unter meinen Glücksbringer. Meine Hände zittern. Ich kann es nicht verbrennen. Es geht nicht, mich blockiert etwas. Sie hat Besitzt von mir ergriffen. Ich war unter ihrer Kontrolle. Beides schmeiße ich auf den Boden, hebe meinen Glückbringer aber wieder auf und streiche über ihn. War ich nicht gut genug? Ich wische mir über meine Augen. "Shana", flüstere ich und verziehe das Gesicht. Es tut so verfickt weh. Mir hat noch nie jemand wehgetan. Mich hat noch nie jemand betrogen. Wieso bin ich diesem Mädchen verfallen? Wieso bin ich besessen von ihr? Wieso muss ich wegen ihr weinen? "Wieso habe ich mich in dich verliebt, Shana?" Ich schaue an die Wand. Sie ist weg, sie hat sich verführen lassen. Habe ich ihr denn zu selten gezeigt, wie wertvoll sie für mich ist? Habe ich zu selten gezeigt, wie sehr ich sie begehre? Das ekelhafte Bild von ihr und Aykan ist wieder vor meinen Augen. Wie er sie gegriffen hat, wie ihre kostbaren Lippen seine verfickten getroffen haben. Ich werde seine Lippen zum platzen bringen. Er hat mein Leben zerstört. Er hat mir mein Mädchen genommen, er hat mir meine Zukunft genommen.
Ich wurde getötet und das von meiner eigenen Liebe.
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E N D E
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Lasst es raus, Schwestern. Lasst euren Gefühlen freien Lauf.
Das war es übrigens mit Can und Shana.
- Helo
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