61. Kapitel

Ich lerne, aber um ganz ehrlich zu mir selbst zu sein, auch nur, um meine Gedanken von Louis weg zu bringen.

Ich war gerade wieder kurz davor, mich auf meinen Stuhl zu setzen, auf dem Fenster zu blicken und in meine Gedankenwelt, welche gerade bedauerlicher Weise fast gänzlich aus Louis besteht, abzudriften.

Aber ich habe mich zusammen gerissen und verstehe sogar einiges, was ich mitgeschrieben habe, wobei es doch eher ziemlichem Gekrickel ähnelt, doch das steht hier nicht zur Debatte.

Aber meine Ruhe bleibt mir nicht lange gewährt und meine Zimmertür schwingt auf.

Ich drehe mich jedoch nicht herum. "Ich muss lernen, Sophia" mehr sage ich nicht, da sie die einzige hier ist, die so gut, wie nie anklopft, aber es soll mir recht sein.

Sie ist dann nämlich nicht direkt eingeschnappt, wenn man mal keine Zeit oder einfach nur keine Lust hat, irgendetwas zu machen.

Ich höre, wie die Tür sich schließt und gehe daher davon aus, dass sie den Raum wieder verlassen hat, widme mich wieder meinen Unterlagen, aber werde nicht lange darauf, wieder aus meiner Konzentration gerissen.

"Wieso Sophia?" fragt mir eine, allzu bekannte, Stimme mich und dabei steht er direkt hinter mir, weswegen ich sehr erschrocken zusammen zucke und anschließend herumfahre.

"Willst du das jetzt immer so machen?" frage ich etwas genervt, aber er lächelt nur einmal kurz.

"Was machst du überhaupt hier?" will ich wissen und stehe auf.

Er stand mir gerade definitiv zu nahe und ich gehe einen Schritt zur Seite um den Abstand zwischen uns etwas zu vergrößern.

Er sieht erst etwas irritiert aus, seufzt dann aber. "Ich... es war nicht okay, gerade einfach so zu verschwinden" sagt er lediglich, sieht dabei überall hin nur nicht zu mir.

"Und jetzt? Ist doch nicht schlimm gewesen?" erwidere ich lediglich und dann sieht er doch zu mir.

"Es war dumm." Mehr antwortet er zunächst nicht darauf.

Ich aber, sage ebenfalls nichts. Ich will wissen, was er zu sagen hat, wenn er einfach so in mein Zimmer kommt.

"Es tut mir leid." sagt er schließlich und ich seufze, muss aber etwas lachen. "Das letzte mal, als du das einfach so gesagt hast, hast du mich geküsst und dann bist du wieder einmal abgehauen" sage ich lachend, aber er merkt genau, dass ich davon wirklich genervt bin.

"Ich mache irgendwie alles falsch, oder?" fragt er und scheint es erstaunlicher Weise sogar ernst zu meinen.

Ich bin überrascht, dass er gerade mich so etwas fragt, aber dann schüttle ich den Kopf.

"Nein.. nicht alles." ich muss schmunzeln, als ich das sage, da ich wieder an den Tag gestern denken muss.

"Gestern das war toll" sage ich etwas leiser nach einem kleinen Augenblick.

"Aber ich verstehe nicht... naja.. wieso haust du dann immer ab?"

Ich weiß, diese Frage ist riskant und daher war ich erst unsicher, aber noch habe ich, ganz blöd gesagt, aber es ist nun mal so, nichts wirklich zu verlieren.

"Ich... ich bin unsicher. Ich war mit Eleanor jahrelang zusammen und hatte diese Probleme nie" fängt er an. Erst schaue ich etwas skeptisch, da er einen Schritt auf mich zu geht, unterbreche ihn aber nicht.

"Ich weiß nicht mal mehr genau, wie sich das ergeben hat. Ich war in der Fußballmannschaft, sie Cheerleaderin. Ich weiß, dass klingt sehr nach einem Klischee, aber so war es. Und dann sind wir eben irgendwie zusammen gekommen und es geblieben." er schüttelt den Kopf und lacht etwas bitter.

Und dann habe ich dich getroffen und du bist einfach das genaue Gegenteil von Eleanor. Bei ihr.. ich weiß nicht.. ich musste nie irgendetwas tun und sie ist eben meine Freundin geblieben. Es war quasi selbstverständlich. Aber bei dir, .. da muss ich eben etwas tun und das kann ich nicht. Ich konnte auch noch nie wirklich mit Konflikten umgehen, deswegen renne ich meistens davon." sagt er und schaut für einen Moment neben mich an die Wand.

"Und es ist gerade wirklich nicht einfach, dir das alles so zu erzählen, also habe vielleicht ein wenig Nachsicht mit mir, okay?" bittet er schließlich noch und ich bin ehrlich sehr überrascht über das, was er mir gerade erzählt hat.

Aber ich bin ebenso irritiert und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, wie ich darauf jetzt einfach so reagieren soll.

"Das.. wow" ich weiß, meine ersten beiden Wörter sind nicht klug gewählt, aber weiter darüber nachdenken kann ich gerade nicht.

"Danke, dass du mir soweit vertraust, dass du mir das erzählen kannst." sage ich anschließend und er sieht überrascht zu mir.

"Ich hätte jetzt eigentlich erwartet, dass du mich anschreist oder so. Ich meine, ich hätte es verdient" sagt er und ich muss etwas grinsen.

"Niemand ist perfekt, Louis. Wir machen alle Fehler und du siehst deine ein. Damit bist du schon mal besser als viele andere" erwidere ich darauf lediglich und sehe ihn etwas lächeln.

Er kommt einen weiteren Schritt auf mich zu und steht mir jetzt direkt gegenüber. Wann er genau so nahe gekommen ist, kann ich nicht sagen, aber jetzt sehe ich genau in seine blauen Augen.

"Darf ich dich küssen?" fragt er leise. Normaler Weise wäre ich jetzt erstaunt darüber, wie vorsichtig und unsicher er ist und mich darüber freuen, dass er es vielleicht doch etwas ernster meint, als ich es vorhin gedacht habe, aber jetzt frage ich lediglich "Bleibst du danach?" ohne wirklich weiter darüber nachzudenken.

Ohne zu zögern nicht er und erwidert ein leises "Versprochen."

Dann lehne ich mich ein Stück vor und unsere Lippen liegen aufeinander.


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