59. Kapitel
Ich merke das erst einen Augenblick später. Nein, das stimmt nicht. Ich realisiere es erst einen Moment später, so ist es wohl besser ausgedrückt.
Ich hoffe inständig, dass er nicht merkt, dass diese kleine Handlung, doch irgendwie besonders für mich ist.
Doch scheinbar merkt er es doch irgendwie, was natürlich auch daran liegen könnte, dann ich zunächst etwas zurück gezuckt bin, oder ihn nicht abgewehrt habe, oder ich ihn kurz angesehen habe und wieder einmal errötet bin.
ich weiß nicht genau, woran er es gemerkt hat, aber dass er es gemerkt hat, wird mir klar, als er meine Hand leicht drückt und einmal mit seinem Daumen über meinen Handrücken streicht.
Das hilft mir natürlich gerade nicht wirklich, mich irgendwie wieder zu fangen und etwas das Gefühlschaos in meinem Inneren zu beseitigen, aber das ist gerade egal.
Ich bin froh hier zu sein, mit Louis.
Ich bin wirklich froh, dass ich zu seiner Einladung nicht einfach nein gesagt habe, wie es mir wohl jeder andere geraten hätte.
Aber man muss mal etwas riskieren und dieses mal, was es keine schlechte Entscheidung.
Selbst wenn es das einzige Date zwischen Louis und mir bleibt, haben wir vielleicht ein paar Schritte in Richtung Freundschaft und in Richtung "Wir-streiten-nicht-nur-noch" gemacht.
Ich merke, dass er langsamer wir und schließlich stehen bleibt.
Ich sehe ihn etwas verwundert an, wende mich zu ihm, aber seine Hand lasse ich nicht los.
"Was ist, warum bleibst du stehen?" frage ich leise. Er deutet nach links und als ich dorthin blicke, sehe ich dass wir nicht weit von der hell erleuchteten Towerbridge stehen, die sich unscharf und etwas verschwommen neben den Sternen und dem zunehmenden Mond, der gerade seine halbe Größe erreicht hat, im Wasser der Themse spiegelt.
"Sieht toll aus, oder?" fragt er ebenso leise, wie ich gerade, aber dennoch mit sanfter Stimme, die mich zum lächeln bringt.
"Danke, dass du mich hierher gebracht hast" erwidere ich lediglich.
"Nicht dafür, ich hab zu danken, dass du mir doch noch eine Chance gegeben hast, denn ich denke, ich hätte das nicht getan." antwortet er. Er meint es wirklich ernst, aber dennoch findet sich ein Schmunzeln auf seine Lippen.
"Nicht dafür" antworte ich das gleiche, was er eben zu mir sagte, schmunzle etwas.
"Ich bin froh, dass ich es gemacht habe" schiebe ich etwas verlegen hinterher und er sieht leicht überrascht aus, lächelt dann aber.
"Dann... würdest du mit mir auch auf ein zweites Date gehen?" er grinst wieder sein typisches Louis-Grinsen, aber das ist eines der Dinge, die ich an ihm so mag.
"Ja, ich denke, dass würde ich." sage ich und tue kurz so, als würde ich etwas überlegen. "Vorausgesetzt du verhält dich nicht wieder, wie ein komplettes Arschloch" füge ich grinsend hinzu und sehe ihn kurz nicken, etwas lachen.
"Ich werde mein Möglichstes tun" antwortet er mir und zieht mich an der Hand etwas zu sich, verschränkt auf der anderen Seite bei unseren anderen beiden Hände unsere Finger auch miteinander.
Mich durchfährt ein kleiner Schauer.
"Ist dir kalt?" fragt Louis daraufhin. Erst schüttle ich den Kopf, aber da merke ich doch, dass die Kälte langsam aber sicher in meine Knochen kriecht.
"Vielleicht, ein wenig."
Er schmunzelt, löst eine Hand wieder aus meiner und sagt "Ich würde dir ja jetzt meine Jacke geben, aber um ehrlich zu sein, friere ich langsam auch, also lass uns lieber zurück zum Auto gehen."
Wir machen uns auf den Weg und erst da merke ich, wie weit wir doch gelaufen sind, ohne dass ich es wirklich gemerkt habe.
Etwa eine viertel Stunde später sitzen wir schließlich im Auto und Louis stellt die Heizung an. Es dauert etwas, aber es wird schließlich wärmer im Auto und die Kälte schwindet wieder aus meinen Knochen.
Er fährt uns zurück zur WG und als wir dort ankommen ist es bereits kurz vor ein Uhr nachts.
Leise treten wir in die Wohnung ein, da Liam und Sophia wahrscheinlich schon schlafen.
Alles ist dunkel und etwas desorientiert laufen wir durch die Wohnung in Richtung unserer Zimmer.
Da meins vor seinem liegt, wenn man von Wohnzimmer kommt, bleiben wir an meiner Zimmertür stehen.
"Danke für den Abend." sage ich, unsicher, was ich jetzt tun soll, aber ich erblicke durch das schwache Mondlicht, dass durch meine Zimmerfenster direkt auf uns scheint, ein Lächeln, welches seine Lippen tragen.
Er kommt ein wenig auf mich zu, sagt jedoch nichts. Ich warte einen Moment, ob er eventuel doch etwas dazu sagen möchte, aber er lächelt mich weiterhin nur an und mustert mein Gesicht, sieht mir immer kurz in die Augen.
"Louis?" frage ich daher ein paar Augenblicke später, aber da schmunzelt er nur, kommt mir weiterhin langsam näher.
Erst bin ich skeptisch, begreife etwas langsam, da ich müde bin und leicht unsicher, was diese Situation angeht.
Dann ist nicht mehr wirklich viel Platz zwischen uns und er küsst mich.
Fast, jedenfalls, denn ich lege meine Hand in die Mitte seines Oberkörpers und halte ihn auf.
"Nicht jetzt" sage ich nur leise. Er scheint einen Moment zu brauchen, um zu verstehen, was ich gerade getan habe.
"Was?" fragt er leicht verwirrt und ich seufze. "Mach den Abend bitte nicht kaputt, okay?"
Ich weiß, dass ihm gerade die Frage, inwiefern er dann den Abend kaputt machen würde, auf der Zunge liegt, aber er sagt dann doch nichts und nickt.
"Vermutlich hast du recht. Gute Nacht, Harry. Schlaf gut"
"Du auch" erwidere ich noch und schließe dann die Tür hinter mir.
Nicht lange darauf lasse ich mich in mein Bett fallen, immer noch im inneren Konflikt, ob das gerade wirklich das Richtige war.
OOPS? :D
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