twelve

Harry

Vergessen war der kurze sentimentale Vorfall. Am liebsten hätte ich ihn gleich noch einmal genommen, aber ich war zu erschöpft. Es war das erste Mal seit langem gewesen und, obwohl ich regelmäßig Sport betrieb, doch recht anstrengend gewesen.

Louis drängte seine Mitte an meine und ich spürte, wie sich mein Schwanz regte. Ich hätte es ohne weiteres wieder tun können, aber ich wollte ihn nicht benutzen. Er war kein Objekt, um meine angestaute Lust zu befriedigen.

Früher, zu Zeiten der Band, hatte ich fast jede Nacht auf Partys und mit immer anderen Frauen im Bett verbracht, um das Management zu provozieren und auch von den Gefühlen abzulenken, die ich für eine bestimmte Person hegte.

Ich schüttelte über mein damaliges Verhalten den Kopf, woraufhin ich einen fragenden Blick von Louis erntete. Ich schaute ihn wieder an und wieder haute es mich um. Er war so schön.

Seine fesselnden, blauen Augen, die leuchteten, sobald sie mich ansah oder von etwas sprach, das sie gern tat. Seine Stupsnase, die wackelte, wenn sie etwas besonders schwieriges machte. So, wie beim Backen vorhin. Seine hohen Wangenknochen und die geschwungenen Lippen, die perfekt zu meinen zu passen schienen.

All diese Kleinigkeiten waren mir in der Zeit aufgefallen, die wir zusammen verbracht hatten. Auch seine liebenswürdige und quirlige Art gefiel mir sehr. Quatsch, sie gefiel mir nicht nur, sondern war das, was ich mir in einem Partner immer gewünscht hatte. Louis war die Person, von der Nick und ich früher gesprochen hatten. Nur, dass er keine Frau war. Aber das war in den letzten Jahre für mich sowieso nebensächlich geworden.

»Louis, du bist wundervoll«, sagte ich völlig ohne Zusammenhang in die Stille hinein.

»Was?«, flüsterte er und sah mich verwirrt an.

»Du bist wundervoll«, wiederholte ich und merkte, wie seltsam es war.

»Ja, das habe ich schon verstanden, aber was? Warum? Ich komme da nicht mit, wovon redest du?«, fragte er und setzte sich etwas auf.

Ich verdrehte die Augen. »Ich spreche davon, dass du einfach perfekt bist.«

»Ach, und das fällt dir erst jetzt ein?«, sagte er und streckte gespielt abgehoben die Nase hoch.

»Man, Louis! Du zerstörst den Moment«, knurrte ich. Da wollte man einmal versuchen, seine Gefühle in Worte zu fassen und dann stellte er sich quer.

»Harry, woher soll ich denn wissen, dass gerade ein Moment ist?«, fragte er aufgebracht.

»Du bist echt…«, setzte ich an, kam aber nicht weit.

»Was, hm? Was bin ich?«, fauchte er.

Oh, jetzt fuhr die Katze ihre Krallen aus.

»Unverbesserlich.«

»Ach, lass doch gut sein«, grummelte er, schupste mich von sich runter und verließ, nachdem er sich einen großen Pulli geschnappt hatte, das Zimmer.

Seufzend ließ ich mich in die Kissen fallen. Was hatte ich denn eben falsch gemacht? Verdammt, ich war echt aus der Übung bei sowas…

Eine Weile blieb ich liegen und überlegte, was ich machen könnte. Schlafen konnte ich nicht und hier liegen und grübeln war definitiv keine Option. Also schlug ich die Decke zur Seite, zog die Jogginghose wieder an und ging auf die Suche nach Louis.

Ich durchforstete jeden Raum, jede Nische, fand ihn aber nicht. Schließlich stand ich in der Küche und tat, was ich immer tat, wenn ich entweder meine Ruhe brauchte oder mich etwas bedrückte.

Backen.

Obwohl Louis erst gestern einen Kuchen gebacken hatte, konnte es mich nicht davon abhalten, Kekse zu backen. Zimtsterne, Streuselkekse und Vanillekipferl. Währenddessen lief das Radio und ich sang leise mit.

Irgendwann begann ich, meinen neuen Song zu singen.

»Tastes like strawberries

On a summer evenin‘

And it sounds just like a song

I want more berries

And that summer feelin’

It’s so wonderful and warm…«, sang ich, während ich die Kekse verzierte.

Dabei merkte ich gar nicht, dass Louis in die Küche kam und sich an den Tisch setzte. Als ich aufsah, zuckte ich erschrocken zusammen und verteilte beinahe die Dose mit den Streuseln in hohem Bogen in der Küche. Gerade so konnte ich die Dose noch auffangen und ein größeres Chaos vermeiden. Naja, jetzt waren die Kekse wenigstens alle verziert.

»Meine Güte!«, stieß ich aus und fasste mir ans Herz. »Hast du mich erschreckt.«

»Tut mir leid«, murmelte er niedergeschlagen.

»Schon okay.«

Louis schüttelte den Kopf und sah mich an. »Nein, mein Verhalten eben tut mir leid. Das war so lieb, was du gesagt hast, und ich hab völlig abgeblockt«, sagte er. »Das war gemein von mir.«

»Schon okay«, wiederholte ich meine Worte.

Aber Louis stand auf und kam um die Kücheninsel herum. »Du verzeihst zu schnell«, meinte er und schlang seine Arme von hinten um mich. Unter der Schürze wanderten seine Hände über meine nackte Haut.

»Aber was bringt es mir denn, wenn ich jetzt weiter schmolle? Hab ich übrigens gar nicht.«

»Ich war bloß so verwirrt«, rechtfertigte er sich.

»Ich auch«, pflichtete ich ihm bei und drehte mich in seiner Umarmung um. »Vergessen?«

Louis nickte und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

»Wo warst du eigentlich? Ich habe das ganze Haus nach dir abgesucht.«

»Unten im Keller.« Er nahm sich die Streusel und bestückte damit einige Kekse, die tatsächlich nichts bei der Explosion eben abbekommen hatten.

»Im Keller?«, fragte ich überrascht.

»Ja. Ich… Ich habe da eine kleine Musikecke«, stammelte er mit geröteten Wangen, die er durch eine Kopfdrehung vor mir zu verstecken versuchte.

»Cool. Darf ich die mal sehen?«

Er zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht.«

»Bitte, bitte, bitte?«, setzte ich meinen besten Hundewelpenblick auf.

»Na gut, aber hör auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen. Das ist komisch«, kicherte er und schloss die Streuseldose. »So, fertig.«

Stolz betrachteten wir unser Werk und ich schnappte mir einen Keks zum Probieren.

// Mit Komplimenten hats Lou nicht so, oder was meint ihr?

Bis dann!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top