eight

Harry

Inzwischen hatte ich die Doku über die Savannentiere beendet und zu einem weihnachtlichen Film gewechselt, den ich noch nie gesehen hatte.

Als ich ein Poltern aus dem oberen Stock hörte, rief ich hoch, ob alles okay sei. Es kam keine Antwort, also ging ich die Treppe hinauf und fand Louis in seinem Schlafzimmer wieder. Er saß auf seinem Bett, starrte ins Leere. Sein Handy lag neben dem Bett, eine weibliche Stimme rief blechern seinen Namen.

»Louis?«, fragte ich besorgt und setzte mich nach einem kurzen Zögern auf die Bettkante.

In einer langsamen Bewegung drehte er seinen Kopf zu mir, eine Träne kullerte über seine Wange. Automatisch hob ich die Hand und fing sie auf.

»Was ist los? Ist alles in Ordnung?«, fragte ich.

Er sah mich einfach nur entgeistert an. Fuck, er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Er schluckte. »Warum hast du es mir verschwiegen?« Seine Stimme war so leise, dass ich selbst in der herrschenden Stille fast Probleme hatte, ihn zu verstehen.

»Was? Was denn verschwiegen?« Ich runzelte die Stirn, offiziell verwirrt. Was meinte er denn?

»Wer du wirklich bist. Warum hast du es mir nicht gesagt?«

Augenblicklich verengte sich meine Brust. In meinem Bauch machte sich ein ganz seltsames Gefühl breit. Panik kribbelte auf meiner Haut und schnürte mir die Kehle zu. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an, bereit, die Flucht zu ergreifen, sollte das hier eskalieren. »I-ich…«, begann ich händeringend. Okay, entweder die Wahrheit oder die Kälte draußen im Schnee. »Ich wusste nicht, ob ich dir vertrauen kann.«

»Du wusstest nicht, ob du mir vertrauen kannst?« Verletztheit spiegelte sich in seinen blauen Augen wieder. »Warum?«

»Ich musste mir erst sicher sein, dass du… dass du die Situation nicht für dich ausnutzen würdest. Ich- Louis…« Mein schlechtes Gewissen erdrückte mich fast.

Ich hatte von Anfang an den Drang verspürt, es zu sagen. Einfach, um diese Situation zu umgehen, aber die Angst davor, entblößt oder enttäuscht zu werden, von einer Person wie Louis, der mir sofort positiv aufgefallen war, war einfach zu groß gewesen. Vertrauen war sowieso nicht mein Ding und… vermutlich wollte ich einfach, dass er mich als Harry kennenlernte. Und nicht als DEN Harry Styles. Musiker, Künstler, Weltberühmtheit, Idol…

»Ich hatte doch keine Ahnung, wer du bist und du… du weißt nicht, ob du mir trauen kannst? Natürlich kannst du das! Selbst, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich dich niemals in irgendeiner Weise an den Pranger der Öffentlichkeit gestellt. Das musst du mir glauben.« Gekränkt wandte er den Blick ab. Meine Unsicherheit schien ihn mehr zu verletzen, als ich gedacht und gehofft hatte.

Ich senkte den Blick. »Ich wollte es dir sagen. Am liebsten persönlich, sobald ich mir sicher bin. Und das bin ich, aber da ist immer diese… Schwelle. Ich habe einige schlechte Erfahrungen gemacht und bin ziemlich paranoid, wenn es um das Thema Vertrauen geht. Da sichere ich mich lieber dreimal mehr ab, als einmal zu wenig«, sagte ich leise. »Es tut mir leid, Louis.«

»Willst du jetzt, dass ich eine von diesen Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben soll?«

Hastig schüttelte ich den Kopf, meine Hand zuckte in seine Richtung, doch ich hielt mich zurück. Wollte ihn nicht überfordern. Oder mich nicht? Wahrscheinlich beides. »Nein, das erwarte ich nicht. Zeig mir, dass ich dir vertrauen kann und ich werde es tun. Ich würde nie von dir erwarten, das Ding zu unterschreiben.«

Er nickte kaum merklich und hob dann wieder den Blick. »Du hättest es mir einfach sagen sollen.«

»Das weiß ich. Und es tut mir unendlich leid, dass ich nicht mit offenen Karten gespielt habe…« Ich holte tief Luft. »Dann werde ich es jetzt tun. Louis, ich bin Harry Styles. Ehemaliges Mitglied einer Boyband und Schwarm vieler Mädchen. Aber das bin nicht wirklich ich. Du hast mein wahres Ich kennen gelernt. Den richtigen Harry. Den Harry, der mit dir etwas kochen möchte. Den Harry, der dir offen sagt, dass er auf Typen steht und dich besser kennenlernen möchte, obwohl mein Management mir dafür sicher den Hals umdrehen wird, weil ich es nicht erzählen darf. Natürlich solange du das auch noch willst.«

Angespannt pustete ich die Luft aus und spürte, wie langsam die Last von meinen Schultern fiel. Aber es war raus und es stimmte. Ich wollte Louis unbedingt näher kennenlernen. Er entfachte etwas in mir, was ich seit ihm nicht mehr empfunden hatte. Nach dem, was er mir angetan hatte, dachte ich, ich könnte mich nie wieder so fühlen. Nie wieder überhaupt irgendetwas empfinden. Aber Louis weckte diese Seite in mir, die ich über die Zeit längst vergessen hatte.

Gespannt wartete ich auf seine Reaktion und atmete erleichtert auf, als er antwortete. »Ich will noch.«

»Danke«, atmete ich auf und verzog meine Lippen zu einem schiefen Lächeln, das ich nur aufsetzte, wenn ich unter den Menschen war, die mir etwas bedeuteten. Dieses Lächeln sah niemand aus der Öffentlichkeit. Niemals. Es war meins.

»Ich glaube, ich träume! Oh! Mein! Gott!«, kreischte plötzlich eine Stimme.

Erschrocken fuhr ich zusammen und erinnerte mich erst jetzt an das Handy, das auf dem Boden zu meinen Füßen lag. Verdammt, Louis‘ Schwester hatte alles mitgehört.

»Gibst du es mir mal?«, fragte Louis leise. Ich beugte mich runter und hob es auf, um es ihm zu geben. »Fizzy, ich melde mich die Tage nochmal. Bye«, sagte er knapp und legte auf. Das Handy landete in einem großen Bogen auf dem kleinen Sessel am anderen Ende des Raumes. Ich blickte ihn an, seine Mundwinkel zuckten belustigt nach oben, als sein Blick meinen traf. »Sie ist jetzt so angepisst.«

»Sie kriegt sich schon wieder ein«, versicherte ich ihm und kletterte weiter auf das Bett, wodurch ich nun im Schneidersitz vor Louis saß.

Doch er schüttelte den Kopf. »Du hast ja keine Ahnung. Fizzy ist dein größter Fan. Sie hat überall Poster von dir hängen und ist seit der High School in dich verknallt. Sie hatte noch nie eine ernsthafte Beziehung, weil du ihr Standard bist. In allen Kategorien«, erklärte er.

»Das ganze Zimmer? Voller Poster?«, fragte ich überrascht mit in die Höhe gezogenen Augenbrauen. »Von mir??«

»Ja, und das ist lange noch nicht alles. Sie hat echt alles von dir. Jeglichen Merch, den du mal rausgebracht hast und frag mich nicht, was noch alles. Ein Grund, weshalb wir uns immer bei mir treffen oder im Wohnzimmer sitzen, wenn wir bei unseren Eltern sind. Nichts für Ungut, aber ich fühle mich zu sehr von dir beobachtet.«

»Gruselig«, lachte ich. »Dass du es dann aber mit mir in Person aushältst, wenn du mich schon so lange ertragen musstest.«

Louis grinste. »In echt bist du viel besser, wenn ich das mal so sagen darf.«

»Immer wieder gerne.«

Er schlug nach meinem Arm, weil ich anzüglich mit den Augenbrauen wackelte, doch ich startete sofort einen Gegenangriff. Ich entknotete meine Beine und sprang zu ihm herüber, um ihn so richtig durch zu kitzeln. Ich packte ihn mit einer Hand an den Handgelenken und pinnte sie über seinem Kopf fest, während meine rechte Hand ihn am Bauch und an der Seite kitzelte.

Louis kreischte und quietschte wie ein Besessener und versuchte, seine Arme aus meinem Griff zu drehen, doch er war zu schwach. Oder ich zu stark. Wie man’s nahm.

Eine Weile kitzelte ich weiter, bis er plötzlich seine Beine um meine Hüfte schlang und mich durch einen Ruck aus dem Gleichgewicht brachte. Ich fiel auf ihn und keuchte überrascht auf, durch die unerwartete Nähe. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

// Hallöchen :)

Weil ich wieder so lieb gefragt wurde, kommt hier heute ein Kapitel. Donnerstag gab es ja schon keins, ich hänge mit dem Schreiben momentan ziemlich hinterher... bei "We're not who we used to be" habe ich schon genug vorgeschrieben, aber hier nicht... war ne spontane Entscheidung, das hier hochzuladen. Ich bitte also um etwas Geduld. Ich hab bald Urlaub und gebe mein Bestes, da gut voranzukommen!

Noch eine Sache: ich weiß, dass es jetzt und in den nächsten Kapiteln mit gewissen Dingen sehr schnell geht, aber beim Original ist das auch so. Wenn ich das ändere, habe ich das Gefühl, zu viel zu verändern und dem Geist der Geschichte nicht mehr gerecht zu werden. Zu Anders soll es ja nicht werden :) daher bitte ich hier um Verständnis^^

Bis dann!
Lea

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