~twelve~

Harrys Sicht:

22. Dezember 2019

Vergessen war der kurze sentimentale Vorfall. Am liebsten hätte ich sie gleich wieder gevögelt, aber ich war zu erschöpft. Es war das erste Mal seit langem gewesen und obwohl ich regelmäßig Sport trieb, doch recht anstrengend gewesen.

Joey drängte ihre Hüfte an meine und ich spürte, wie ich wieder hart wurde. Ich hätte es ohne weiteres wieder tun können, aber ich wollte sie nicht benutzen. Sie war kein Objekt, um meine angestaute Lust zu befriedigen.

Früher hatte ich fast jede Nacht auf Partys und mit immer anderen Frauen verbracht, um das Management zu ärgern und auch von den Gefühlen abzulenken, die ich für eine bestimmte Person hegte.

Ich schüttelte über mein damaliges Verhalten den Kopf, worauf ich einen fragenden Blick von Joey erntete. Ich schaute sie an und wieder mal haute es mich um. Sie war so schön.

Ihre großen, türkisfarbenen Augen, die leuchteten, sobald sie mich ansah oder wenn sie von etwas sprach, was sie gern tat. Ihre hübsche Stupsnase, mit der sie wackelte, wenn sie etwas besonders schwieriges machte. Ihre schön geschwungenen Lippen, die perfekt zu meinen passen schienen.

All diese Kleinigkeiten waren mir in der Zeit aufgefallen, die wir zusammen verbracht hatten. Auch ihre liebenswürdige, zuvorkommende Art, gefiel mir. Quatsch, sie gefiel mir nicht nur. Sie war genau das, was ich immer wollte. Joey war die Frau, von der Nick und ich früher gesprochen haben, als wir unsere Zukunft planten.

   ,,Joey, du bist wundervoll“, sagte ich völlig out of Context.

   ,,Was?“, flüsterte sie und sah mich verwirrt an.

   ,,Du bist wundervoll“, wiederholte ich und lächelte sie an.

   ,,Ja, ich hab schon verstanden, aber was? Warum? Ich komme nicht mit. Wovon redest du?“, fragte sie.

Ich verdrehte die Augen. ,,Ich rede davon, dass du einfach perfekt bist.“

   ,,Ach, und das kommt dir jetzt in den Sinn?“

   ,,Man, Joey! Du zerstörst gerade den Moment!“, knurrte ich.

Da wollte man mal versuchen, seine Gefühle in Worte zu fassen und dann stellte sie sich quer.

   ,,Harry, woher soll ich denn wissen, dass gerade ein Moment ist?“, fragte sie aufgebracht.

   ,,Du bist echt…“, setzte ich an, kam aber nicht weit.

   ,,Was? Ich bin was?“, fauchte sie. Oh, jetzt fuhr die Katze die Krallen aus.

   ,,Unverbesserlich.“

   ,,Ach, lass doch gut sein“, grummelte sie, schupste mich von sich runter und verließ, nachdem sie sich einen Pulli geschnappt hatte, das Zimmer.

Seufzend ließ ich mich in die Kissen fallen. Was hatte ich denn eben falsch gemacht? Verdammt, ich war so aus der Übung.

Eine Weile blieb ich liegen und überlegte, was ich machen könnte. Hier liegen und grübeln war definitiv keine Option. Ich schlug die Decke zur Seite, zog die Jogginghose wieder an und ging auf Suche nach Joey.

Ich durchforstete jeden Raum, jede Nische, fand sie aber nicht. Also ging ich in die Küche und tat das, was ich immer tat, wenn ich entweder meine Ruhe brauchte oder mich etwas bedrückte. Nämlich Backen.

Obwohl Joey erst gestern einen Kuchen gebacken hatte, konnte ich mich nicht davon abhalten und buk schließlich Kekse. Zimtsterne, Vanillekipferl und Zimtschnecken. Währenddessen lief das Radio und ich sang leise mit.

Irgendwann begann ich meinen neuen Song zu singen.

   ,,Tastes like strawberries
     On a summer evenin‘
     And it sounds just like a song
     I want more berries
     And that summer feelin‘
     It’s so wonderful and warm

     Breathe me in, breathe me out
     I don’t know if I could ever go without
     I’m just thinking out loud
     I don’t know if I could ever go without“, sang ich leise, während ich die Kekse verzierte.

Ich merkte gar nicht, wie Joey in die Küche kam und sich an den Tisch setzte. Als ich aufsah, zuckte ich erschrocken zusammen und ließ beinahe den Spritzbeutel fallen.

   ,,Meine Güte!“, stieß ich aus und fasste mir ans Herz. ,,Hast du mich erschreckt.“

   ,,Tut mir leid“, murmelte sie.

   ,,Schon gut.“

   ,,Nein, mein Verhalten eben tut mir leid. Das war so lieb, was du gesagt hast, und ich hab völlig abgeblockt“, sagte sie und sah mich an. ,,Das war gemein von mir.“

   ,,Schon gut“, sagte ich erneut.

Joey stand auf und kam zu mir an die Theke.

   ,,Du verzeihst zu schnell“, meinte sie und schlang ihre Arme von hinten um mich. Ihre Hände wanderten unter der Schürze über meine nackte Haut.

   ,,Aber was bringt es mir denn, wenn ich weiter schmolle? Hab ich übrigens gar nicht.“

   ,,Ich war bloß so verwirrt“, rechtfertigte sie sich.

   ,,Ich auch“, pflichtete ich ihr bei und drehte mich zu ihr. ,,Vergessen?“

Joey nickte und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

   ,,Wo warst du eigentlich? Ich hab das ganze Haus nach dir abgesucht“, wollte ich wissen.

   ,,Unten im Keller.“ Sie nahm sich die Streusel und verzierte einige der Kekse.

   ,,Im Keller?“

   ,,Ja. Ich- ich habe da eine kleine Musikecke“, stammelte sie und ihre Wangen wurden rot.

   ,,Cool. Darf ich das mal sehen?“

   ,,Weiß nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern.

   ,,Bitte, bitte, bitte?“, ich setzte meinen besten Hundeblick auf.

   ,,Na gut, aber hör auf, dich wie ein Kleinkind aufzuführen“, kicherte Joey und legte sie Streusel weg.

   ,,So, fertig.“

Stolz betrachtete ich unser Werk.

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