~thirty~
TW! In diesem Kapitel geht es um die Beschreibung von Alkohol- und Drogensucht. Solltest du dich dadurch angegriffen, verletzt oder getriggert, kannst du ab den drei ~~~ weiterlesen!
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Annes Sicht:
24. Dezember 2019
Ich hatte mich unglaublich gefreut, dass Harry doch gekommen war. Und dann noch mit seiner Freundin.
Jocelyn war so unglaublich hübsch und die freundlichste Person, die ich in Harrys Umfeld je getroffen habe.
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Doch als sie mir dann in der Küche von Harrys heutiger Panikattacke erzählt hatte, war mir das Blut in den Adern gefroren. Es war viel Zeit seit dem letzten Mal vergangen und ich hatte geglaubt, dass er endlich damit zurechtkam.
Zum Glück war Jocelyn da gewesen, als er diese dumme Nachricht anhören musste. Früher hatte ich Louis wirklich gemocht und mich auch für die beiden gefreut, aber heute würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen.
Mit seiner Aktion hatte er Harry wirklich zu Grunde gebracht. Oft stand er am Abgrund und drohte, von der Klippe zu fallen, als er mit dem Trinken anfing. Jeden Abend ging er in die Kneipe um die Ecke und schüttete sich mit diesem billigen Whiskey voll.
Er begann ab und zu, heimlich Gras zu rauchen und irgendwelche dummen Sachen im Rausch anzustellen. Beinahe wäre er einmal im Suff erfroren, weil er am Straßenrand lag und sich die Seele aus dem Leib gekotzt hat.
Einige Male kam es sogar so weit, dass ich mit ihm ins Krankenhaus fahren musste. Fast totgesoffen hatte er sich und das Gras hatte ihm bald auch nicht mehr gereicht. Er stieg auf härtere Sachen um, kam immer wieder völlig zugedröhnt nach Hause, um sich dann in seinem Zimmer weiter zu betrinken. Allein.
Er hatte es oft fast geschafft, sich mit dem ganzen Alkohol und den Drogen umzubringen, und ich hatte ihn auch oft dabei erwischt, wie er im Bad stand, eine Rasierklinge in der Hand und tiefen Schnitten an den Handgelenken. Immer entriss ich ihm diese Mordsdinger und verbot den Läden in der Gegend, ihm welche zu verkaufen, doch der fand andere Wege. Wie immer. Schließlich war er Harry Styles. Ein Popstar. Ein Popstar mit gebrochenem Herzen, Drogenproblem und Selbstmordgedanken.
Ich wusste nicht, was ich noch tun sollte, also schickte ich ihn damals in eine Entzugsklinik. Innerhalb eines halben Jahres war er süchtig von Alkohol, Gras, Koks und noch vielen weiteren Drogen geworden. Zum Glück hatte die Klinik dann geholfen und ihn wieder auf die richtige Bahn gebracht. Er wurde trocken, rauchte ab und zu nochmal eine Zigarette, aber seit nun fast zweieinhalb Jahren hatte er sich wieder unter Kontrolle, doch immer wieder hatte ich Angst, er könnte in alte Muster zurückverfallen.
Immer, wenn ich an diese Zeit dachte, zog sich mein Herz zusammen und mir wurde schlecht. Ich konnte den Anblick meines eigenen Sohnes nicht mehr ertragen. Die fettigen Haare, die roten Augen, die dunklen Augenringe, die fahle Haut, die eingefallenen Wangen und der Geruch nach Drogen. Ich sah vor mir, wie er vor meinen Augen immer dünner wurde, weil er nicht mehr aß. Bals war er nur noch Haut und Knochen. Nichts war mehr übrig gewesen von dem schönen, lebensfrohen, jungen Mann, den ich meinen Sohn nannte. Er war ein Schatten seiner selbst.
Jetzt im Nachhinein schämte ich mich für sein Verhalten, doch ich konnte ihn verstehen. Als sein Vater uns damals erlassen hatte, war ich überfordert und hätte meine beiden wunderbaren Kinder fast ins Heim geschickt.
Heute war ich jedoch so erleichtert, dass ich es nicht getan hatte. Auch, wenn ich so manche Höhen und Tiefen erlebt hatte – vor allem tiefe Tiefen. Aber ich liebte meine Kinder mehr als alles andere auf der Welt und war glücklich darüber, dass Harry jetzt jemanden gefunden hatte, der ihn von seinem Kummer ablenkt und sein Herz heilt.
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Ich war Jocelyn so unendlich dankbar, dass sie Harry wieder zum Lachen brachte. Und damit meinte ich nicht das aufgesetzte Lächeln, das er trug, wenn er in irgendwelchen Zeitschriften zu sehen war. Nein, sie brachte uns den alten Harry wieder. Den richtigen Harry.
Endlich war ich mit dem Abwasch fertig und wischte mir auf dem Weg nach oben die Tränen von den Wangen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich angefangen hatte, zu weinen. Doch bei dem Gedanken an diese schlimme Zeit, konnte man nur weinen.
Ich ging nach oben, nachdem ich alle Lichter ausgemacht hatte, und wollte gerade in mein Schlafzimmer verschwinden, als ich das Rauschen der Dusche hörte. Und ein leises Schluchzen, was in dem Geräusch beinahe unterging.
Nein… an diesem Punkt waren wir schon einmal. Vor fast genau vier Jahren. Ich würde es nicht nochmal soweit kommen lassen, also klopfte ich an die Tür.
,,Harry?“, fragte ich durch die Tür.
Ein weiteres Schluchzen bestätigte meinen Verdacht. Er war es. Langsam drückte ich die Türklinke herunter und trat ins Bad. Der Wasserdampf trübte die Sicht, doch ich konnte meinen Sohn deutlich erkennen.
Er hockte in der Dusche, die Beine angezogen, den Kopf auf den Knien und wurde von Schluchzern überrollt und geschüttelt. Er zitterte am ganzen Körper.
Ich öffnete die Kabine und drehte das Wasser ab. Harry sah nicht auf, sondern blieb einfach so sitzen. Ich griff nach einem der Badetücher und legte es ihm um die nassen Schultern. Sein Weinen klang ohne das Geräusch des Wassers noch lauter und verzweifelter.
,,Willst du reden?“, fragte ich ihn leise, woraufhin er den Kopf hob.
Seine Augen waren gerötet und geschwollen von den Tränen, die nach wie vor unnachgiebig über seine Wangen strömten. Das dunkle Haar klebte an seinem Gesicht und er sah einfach schrecklich aus.
Innerlich wünschte ich Louis den Teufel persönlich an den Hals, als ich einfach zu meinem Sohn in die Kabine stieg und ihn an mich drückte. Bebend lehnte er sich an mich, suchte Schutz, den ich ihm nur zu gern bot.
Eine ganze Weile saßen wir so aneinander gekuschelt da und schwiegen. Nur Harrys Weinen erfüllte den Raum.
,,E-er hat… anger-rufen“, stotterte er irgendwann.
Ich nickte. ,,Ich weiß. Jocelyn hat es mir erzählt. Du hattest eine Panikattacke, oder?“
Sein Kopf bewegte sich ein wenig an meiner Schulter. Ein Nicken.
,,Wie geht es dir damit?“, fragte ich, wie ich es mit dem Therapeuten, bei dem ich war, besprochen hatte.
Harry zuckte zitternd die Schultern. ,,Ich h-habe Angst. U-und es tut w-weh.“
,,Hast du das Bedürfnis, zu Trinken oder so?“
,,N-nein. Mum, diese Z-zeit ist v-vorbei“, sagte er leise.
,,Gut. Kannst du aufstehen?“ Mit der Hand fuhr ich ihm durch die nassen Haare.
,,I-ich denke schon“, murmelte er.
Ich stand zuerst auf und half ihm dann auch hoch. Er zitterte vor Kälte, da er noch immer klitschnass war. Bewegungsunfähig stand er da und wirkte verloren. Mit leerem Blick folgte er meinen Händen, die nach einem weiteren Handtuch griffen, um ihm die langen Haare zu trocknen.
Bereitwillig ließ er sich von mir helfen, obwohl er sonst immer darauf bestand, sich selbst um seine Haare zu kümmern. Ich band ihm einen Turban und machte mich dann daran, den Rest seines Körpers zu trocknen.
Behutsam strich ich mir dem Handtuch über die weiche Haut und betrachtete die vielen Tattoos auf der sonnengebräunten Haut. Ein Schmunzeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich an unsere Diskussion zurückdachte.
Anne Flashback
Mai 2012
,,Harry Edward Styles! Du wirst dir auf keinen Fall ein Tattoo stechen lassen!“, rief ich ins Telefon.
Mein Sohn hatte mir gerade mal eben, übers Telefon, eröffnet, dass er sich spontan ein Tattoo stechen lassen wollte. Natürlich war ich dagegen. Das war eine Verschandelung seiner schönen Haut.
,,Mum, jetzt komm mal runter! Ich bin gerade in New York und die Jungs kennen einen richtig geilen Tätowierer. Louis war schon mal hier. Der macht das ganz professionell, glaub mir“, versicherte Harry mir.
Vor Wut wurde ich hochrot. ,,Ich habe NEIN gesagt!“
,,Aber-“, setzte er erneut an, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
,,Vergiss es, junger Mann! Nein heißt nein. Das muss auch ein angehender Star lernen. Also, wie ist Amerika so?“, wechselte ich das Thema.
Anne Flashback Ende
24. Dezember 2019
Tja, und was war dann? An Weihnachten kam er nach Hause und ich kam ins Bad, während er duschte. Ich wusste noch, wie er aufquietschte und schnell versuchte, seine Brust zu verdecken, doch ich hatte es schon gesehen.
Mein lieber Sohn hatte sich zwei Vögel auf die Brust tätowieren lassen…
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