G672aq (2)
Liebe*r Autor*in (und liebe Leser*innen),
diese Geschichte handelt von Prude, die in Vorbereitung für eine Ausstellung Puppen zusammenbaut. An dieser Stelle möchte ich auch eine Spoilerwarnung aussprechen, da die Geschichte einen wirklich guten Twist beinhaltet, über den ich hier auch reden werde. Wer die Geschichte von Prude also noch lesen möchte, dem empfehle ich, dieses Feedback zu überspringen.
Da das nun geklärt ist, werde ich im folgenden Text erläutern, was mir in der Geschichte an Stärken und Schwächen aufgefallen ist.
Deine Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung ist nahezu fehlerfrei. Am Anfang hast du nur einmal „überseht“ statt „übersäht“ geschrieben und du nutzt Bindestriche, wo eigentlich Gedankenstriche notwendig sind.
Durch deine Wortwahl und deinen Stil ist die Geschichte gut lesbar und verständlich. Mir sind nur wenige Wortwiederholungen aufgefallen, aber anmerken möchte ich vor allem, dass du sehr oft schreibst, dass der Teppich rot ist. Einmal hätte dabei genügt. Auch stehen oft Wörter wie „zitternd“ oder „zittrig“.
Außerdem war mir aufgefallen, dass du manchmal Adjektive und Adverbien häufst und teilweise nutzt du Wörter, die in dem Kontext im Grunde dasselbe meinen. Am Anfang hast du z.B. den Satz „Die Pläne warf sie mit einer hektischen Handbewegung achtlos auf den Boden.“ Wenn sie es hektisch macht, dann impliziert das schon, dass es auch achtlos ist und umgekehrt genauso.
Später, wenn Prude ihre Nummer Eins suchst, hast du zwei Absätze, die sehr ähnlich sind, nämlich: „„Ich glaube da ist sie“, murmelte Prude wie schlaftrunken. […] „Ich glaube da ist sie!“, rief Prude und zeigte mit weit aufgerissenen Augen dorthin.“ Vielleicht wäre es da eine Option für dich, einen der beiden Absätze umzustellen, sodass sie nicht so gleich aufgebaut sind.
Des Weiteren sind mir einige überflüssige Passagen/Sätze aufgefallen. Du wiederholst sehr oft Dinge, die schon klar sind. Im ersten Absatz schreibst du „Die Pläne warf sie mit einer hektischen Handbewegung achtlos auf den Boden. Sie hatte es eilig und musste dringend Platz machen.“ Der zweite Satz ist im Grunde nur eine Erklärung des ersten, der aber durch die Handlung im ersten schon deutlich wird.
Ebenfalls am Anfang steht: „Sie hatte nun keine Zeit mehr für ihren Perfektionismus. Sie musste sich sputen“ und nur ein paar Sätze später „Jetzt, wo endlich die vorletzte Lieferung angekommen war, musste sie auf Hochtouren arbeiten, denn die Zeit lief ihr davon.“
Dies sind nur ein paar Beispiele, aber es zieht sich durch die gesamte Geschichte. In einem Roman können Wiederholungen durchaus ein Mittel sein, um dem Leser Begebenheiten oder Informationen wieder ins Gedächtnis zu rufen. In einer Kurzgeschichte ist der Wortrahmen in den meisten Fällen gering genug, dass sich ein Leser auch an Details erinnert.
Dir gelingt eine bildliche Darstellung in deiner Geschichte, aber diese entsteht durch die Beschreibungen und nicht durch sprachliche Mittel. Deine Beschreibungen fand ich schön zu lesen und für mich haben sie größtenteils auch gut gepasst, ohne zu viel zu sein. Nur an einer Stelle kamen mir die Beschreibungen zu gebündelt. Das ist, wenn Prude Coco und Polly zusammenbaut und anschließend noch Nummer Eins beschreibt. Vor allem die Absätze mit Coco und Polly sind sehr ähnlich aufgebaut: Zuerst nennst du den Namen, dann das Aussehen, dann die Charaktereigenschaften. Und nach den beiden Absätzen kommt mit nur einem Absatz Abstand noch die Beschreibung von Nummer Eins.
Bis auf die Stelle haben sich die Beschreibungen aber meines Erachtens gut in die Geschichte eingefügt.
Die emotionale Wirkung in der Geschichte hast du sehr gut mit den Beschreibungen von Prudes Innenleben ausgelöst. Mehrfach nutzt du sehr gutes Show um ihre Gefühle zu zeigen wie in „Schon beim Gedanken daran raste ihr Herz wie wild und sie begann unkontrolliert zu schwitzen“ oder „Ein heißes Kribbeln durchlief ihren Körper, als sie hektisch eine Antwort tippte.“ Nur an einer Stelle war mir ein etwas störendes Tell aufgefallen; nämlich wenn Prude aufwacht und Nummer Eins verschwunden ist. Dort schreibst du „Panik flutete sie.“ Durch Prudes Gedanken und auch die Handlung, dass sie sich die Haare rauft und ihr Blick durch den Raum huscht, wird ihre Panik gut genug deutlich, um diesen Satz weglassen zu können.
Besonders hervorheben möchte ich die Stelle, in der Prude realisiert, dass sie eine Puppe ist. Du stellst ihre Eskalation und die Tatsache, dass sie das nicht glauben möchte, wirklich gut dar.
Deine Erzählperspektive ist grundsätzlich für die Geschichte passend, allerdings ist mir eine kleine Unstimmigkeit aufgefallen, wenn du es aus Prudes Sicht erzählst: die Zeitangaben. Wenn es Mitternacht wird, steht die Zeitangabe bereits, obwohl Prude erst auf ihre Uhr schauen muss, um zu wissen, wie spät es ist.
Deine Figurengestaltung mochte ich gern und ich habe dir nur ein wenig mehr Punkte bei der Figurenkonstellation abgezogen und das liegt daran, dass sich für mich die Zeit mit den Puppen, die eigentliche Figurenkonstellation also, sehr kurz angefühlt hat. Sie erwachen erst ab etwa der Hälfte der Geschichte zum Leben und auch dann bleibt das Zusammenspiel und auch die Dialoge eher an der Oberfläche.
Hinsichtlich der Dialoge möchte ich außerdem noch erwähnen, dass ich sie gelungen fand, und ich mochte es auch, dass sie Witz hineingebracht haben. Allerdings war mir die ständige Erwähnung, dass Isteen Cola möchte, irgendwann zu viel. Bei ein oder zwei Erwähnungen wäre der Witz noch geblieben, aber die dritte Erwähnung war es dann, durch die ich den Eindruck hatte, dass es ein wenig gezwungen war.
Den Spannungsaufbau mochte ich auch. Mein einziger Kritikpunkt dort ist, dass der Anfang ein wenig zu lang ist. Wie oben bereits gesagt, sind die Puppen erst ab etwa der Hälfte lebendig und vorher gibt es fast nur Hintergrundgeschichte und Beschreibungen.
In der Logik der Geschichte sind mir einige Unstimmigkeiten aufgefallen und diese entstehen größtenteils durch den Twist am Ende. Ich mag den, wie gesagt, wirklich gern, allerdings ergibt es keinen Sinn mehr, dass Prude eine Hintergrundgeschichte hat, wenn sie doch eine Puppe ist. Und wenn sie bei Isteen und Gonny ist, müssten die anderen beiden sie nicht als Nummer Eins erkennen? Gonny sagt sogar, dass Nummer Eins das Fenster kaputt gemacht hat, aber wie kann das gewesen sein, wenn doch Prude Nummer Eins ist. Prude erkennt dann am Ende, dass sie eine Puppe ist und zerstört den Spiegel – ich vermute, dass dies das Fenster ist. Befinden wir uns dann in der Geschichte in einer Art Zeitschleife?
Ich gebe zu, ich wusste nicht ganz, was ich mit den Unstimmigkeiten machen soll, da der Twist nur so wirkt, da man vorher nicht erwartet, dass Prude eine Puppe ist. Aber weil sie eine Puppe ist, kann die Handlung vorher nicht so geschehen sein. Hätte ich die Geschichte normal als Leser gelesen, dann hätte ich das alles vielleicht eher hingenommen, aber wenn ich ein Feedback gebe, dann lese ich aufmerksamer und hinterfrage mehr.
Falls du dich darüber austauschen möchtest und mir sagen möchtest, wie du es erdacht hast, würde ich mich sehr freuen (und falls du das nicht in diesem Kapitel machen möchtest, weil du anonym bleiben möchtest, dann kann das sicherlich über Emails mit Kapitelwaise laufen).
Außer dieser Sache sind mir noch einige kleinere Unstimmigkeiten aufgefallen. Das sind Folgende:
Prude sagt, dass sie kaum noch Zeit für die Ausstellung hat, aber es steht, dass es noch etwa zwei Wochen sind und sie nur noch die Puppen zusammenbauen und dann den Feinschliff machen muss. Das scheint mir noch reichlich Zeit zu sein.
Wenn die Puppen erwachen, dann fragt Gonny: „Coco, denkst du, habe ich ADHS?“ Ein paar Absätze später stellt sich ‚Coco‘ aber als Isteen vor. Gonny müsste eigentlich auch den Namen Isteen eher kennen als den Namen Coco.
Das sind aber wirklich nur Kleinigkeiten.
Als Fazit möchte ich sagen: Ich habe die Geschichte gern gelesen. Du hast die Emotionalität von Prude sehr gut rübergebracht, parallel aber trotzdem den Witz nicht vergessen. Insgesamt eine gelungene Geschichte mit einem großartigen Twist.
Ich hoffe, dieses Feedback kann dir in einer eventuellen Überarbeitung oder in deinem zukünftigen Schreiben weiterhelfen.
Liebe Grüße
Gesamtpunktzahl: 328 (von 382 möglichen Punkten)
Rechtschreibung (60)
Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 60 von 60 Punkten (0, 15, 30, 45 oder 60)
Schlüssel:
60 = Weitgehend korrekte Einhaltung der RR
45 = Wenige Fehler, punktuelle Schwächen
30 = Viele Fehler, latent unsichere RS
15 = Sehr viele Fehler, die die Lesbarkeit/den Lesefluss einschränken
0 = Enorm viele Fehler, die die Lesbarkeit deutlich negativ beeinflussen
Grammatik
Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 20 von 20 Punkten (0, 5, 10, 15 oder 20)
Schlüssel:
0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt
5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich
10 = Verstöße in vielen Bereichen
15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen
20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik
Zeichensetzung
Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 15 von 15 Punkten (0, 5, 10 oder 15)
Schlüssel:
0 = die Nutzung von Satzzeichen folgt kaum einer Regel
5 = Satzzeichen werden seltener richtig verwendet
10 = Satzzeichen werden überdurchschnittlich oft richtig genutzt
15 = Satzzeichen werden meistens/immer richtig eingesetzt
Wortwahl/Vokabular 22 von 26 Punkten
Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte? 4 (0-6)
Tragen Ausdruck und Wortwahl dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar ist? 6 (0-6)
Ist die Wortwahl abwechslungsreich? Wenn sie das nicht ist: wie sehr dient das der Geschichte? 5 (0-6)
Ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 7 (0-8)
Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel 10 von 14 Punkten
Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 5 (0-6)
Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 5 (0-8)
Idee/Mut 14 von 14 Punkten
Wie originell, kreativ oder einfallsreich ist die Geschichte? 8 (0-8)
Wie mutig ist die Geschichte? 6 (0-6)
Hintergrundwissen/logischer Aufbau 20 von 24 Punkten
Harmonieren die Geschichte und die Welt, in der sie spielt, mit der Art, wie sie erzählt wird? 8 (0-8)
Passt das, was passiert, in die Welt/in die Zeit, in der die Handlung spielt? 6 (0-8)
Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 6 (0-8)
Figurenentwicklung 63 von 72 Punkten
Allgemein 37 von 45 Punkten
Sind die Figuren glaubhaft gestaltet? 9 (0-9)
Wie groß ist ihr Wiedererkennungswert? 7 (0-9)
Passen ihre Handlungen zu ihrem Charakter? 9 (0-9)
Sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 5 (0-9)
Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 7 (0-9)
Protagonist*in/Erzählperspektive 26 von 27 Punkten
Findet eine charakterliche Entwicklung statt? 9 (0-9)
Ist diese nachvollziehbar und lebensnah? 9 (0-9)
Eignet sich die gewählte Erzählform/Erzählperspektive für die Geschichte? 8 (0-9)
Dialoge 27 von 36 Punkten
Dialoge:
Verleihen die Dialoge den Figuren Tiefe? 8 (0-10)
Wie fesselnd und interessant sind sie? 8 (0-10)
Passt die Menge der Dialoge in die Geschichte? 5 (0-8)
Wie sehr treiben sie die Handlung voran? 6 (0-8)
Emotionalität 12 von 14 Punkten
Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 6 (0-7)
Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 6 (0-7)
Beschreibungen 19 von 28 Punkten
Fügen sich die Beschreibungen sinnvoll in die Geschichte ein? 5 (0-7)
Wie stark fördern sie die Figuren- und Handlungsentwicklung? 4 (0-7)
Wie vielfältig werden Sinneseindrücke eingesetzt? 4 (0-7)
Passt die Menge der Beschreibungen oder sind es zu viele/zu wenige? 6 (0-7)
Spannungsbogen 17 von 20 Punkten
Gibt es einen Spannungsbogen? 7 (0-10)
Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 10 (0-10)
Plot/Aufbau/innere Logik der Geschichte 12 von 18 Punkten
Ereignen sich die Geschehnisse in einer schlüssigen Reihenfolge? Gibt es unnötige oder überflüssige Passagen? 6 (0-8)
Ist die Handlung glaubwürdig? 6 (0-10)
Atmosphäre 17 von 21 Punkten
Wird durch den Stil, die Figuren, die Handlungen, die Welt eine Atmosphäre geschaffen? 5 (0-7)
Wirkt die Atmosphäre passend? 7 (0-7)
Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 5 (0-7)
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