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Deine Geschichte beginnt mit einer Art Rückblende: Momoka, ein vielversprechendes Schwimmtalent, befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und kurz vor ihrer Zulassung zu Olympia. Der Rückblick endet mit einem Motorradunfall, darauf folgt ein Zeitsprung von drei Jahren.
Momoka hat eine schwere Schulterverletzung, musste ihre Schwimmkarriere vorerst an den Nagel hängen, gibt die Hoffnung jedoch nicht auf.
Man lernt einen Teil ihres neuen Alltags kennen: Die ehemalige Trainerin Grace, die auch eine gute Freundin war, hat sich zurückgezogen, doch Momoka hat in einem Café neue Bekannte gefunden. Was sie davon abgesehen in den vergangenen drei Jahren erlebt hat, bleibt im Dunkeln.
Während eines Arztbesuchs folgt eine weitere Rückblende, als Momoka sich in Erinnerungen an schönere Zeiten verliert. Nicht nur ihrer Karriere trauert sie hinterher, sondern vor allem auch Grace.
Der Arztbesuch bringt schließlich eine weitere Wendung: Die Schrauben in Momokas Schulter können endlich entfernt werden, worauf sie die ganze Zeit gewartet hat. Überglücklich ruft sie ihre ehemalige Trainerin an.
In der letzten Szene steht sie wieder in der Schwimmhalle und greift ihren Traum wieder auf.
Positiv hervorzuheben ist der gut lesbare Schreibstil der Geschichte. Es gibt zwar einige Fehler (dazu komme ich gleich noch), im Großen und Ganzen ist jedoch alles gut strukturiert und lässt sich halbwegs flüssig lesen. Auch die gängigsten Plot- und Wendepunkte hast Du berücksichtigt: Wir beginnen mit der Rückblende (die in diesem Fall die Funktion einer Einleitung übernimmt), dann kommt die erste große Wendung, das auslösende Ereignis (der Unfall); den Höhepunkt bildet der Arztbesuch mit einer weiteren Wendung, zum Schluss werden die Konflikte gelöst und die Geschichte mit einem mehr oder weniger offenen Ende abgeschlossen.
Das passt alles, trotzdem fehlt es mir, gerade im Mittelteil, ein wenig an Spannung und an überraschenden Wendungen. Und auch am Schluss: Auch wenn es natürlich schön ist, dass Momoka zu ihrem Traum zurückfindet und sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst, wäre eine Pointe schön gewesen. So ist es zwar absolut keine schlechte Geschichte, aber in meinen Augen doch sehr vorhersehbar.
Eine kleine Verbesserung dahingehend könnte es z. B. schon seit, dass Momoka zunächst überzeugt davon ist, nie wieder schwimmen zu können. Dann wäre der Arztbesuch eine echte Wendung. Dadurch, dass sie jedoch von Anfang an davon spricht, ihre Karriere „zumindest vorerst" an den Nagel hängen zu müssen, weiß man eigentlich schon, was passiert, und ist nicht sonderlich überrascht. Obwohl es eigentlich ein sehr emotionales Thema ist - Momoka hat ihren Traum verloren und fühlt eine gewisse Verzweiflung -, plätschert die Handlung nach dem Unfall ein wenig vor sich hin. Hier habe ich mich z. B. gefragt, was genau Du mit der Szene im Café zeigen möchtest: Dass Momoka neue Freunde und einen neuen Alltag gefunden hat? Oder dass sie in Wahrheit ziemlich einsam ist, nichts mit sich anzufangen weiß und deswegen täglich im Café sitzt? Hier wäre eine gute Möglichkeit, Dich mehr auf Momokas Innenleben zu konzentrieren, ihre Trauer und Verzweiflung zu zeigen, um die Fallhöhe zu vergrößern. Umso mehr könnte gegen Ende die große Wendung beim Arzt wirken.
Insgesamt empfehle ich auch, Deine Geschichte zu straffen und unwichtige Dinge zu streichen (z. B. das Gespräch über die Arbeitssituation im Café), um stattdessen die spannenden Stellen etwas mehr zu betonen. Auch die lange Rückblende beim Arztbesuch würde ich streichen oder an eine andere Stelle versetzen, denn sie nimmt das Tempo aus dieser sehr wichtigen, emotionalen Szene.
Ich komme nun zu den Punkten aus dem Raster:
Bei Rechtschreibung und Grammatik konnte ich Dir leider nicht die volle Punktzahl geben, da mir doch einige Fehler ins Auge gesprungen sind: Verwechslung von seid/seit, ein paar das/dass-Fehler; gefließt statt gefliest, Gstell statt Gestell, bezauberne und seuzend (wobei das vermutlich eher Tippfehler sind, trotzdem muss ich sie berücksichtigen), Artzt statt Arzt, Pasant statt Passant, veheilen statt verheilen, Apperat statt Apparat, warnehmen statt wahrnehmen, Rhytmus statt Rhythmus, waargerechte statt waagrechte, um mal ein paar zu nennen. Insgesamt häufige Schwierigkeiten mit Groß- und Kleinschreibung sowie Getrennt- und Zusammenschreibung.
Keine Sorge: Auch wenn das nach sehr viel klingt, ist es nach meiner Erfahrung doch relativ normal, in der ersten Fassung einige Fehler zu machen. Bei der Überarbeitung solltest Du aber unbedingt darauf achten, sie auszubessern.
Zeichensetzung: Ich habe ein paar Kommafehler gefunden, außerdem ist mir aufgefallen, dass Deine Gedankenstriche Bindestriche sind. Vor den Dreipunkt, der ein eigenes Satzzeichen sein sollte, gehört ein geschütztes Leerzeichen. Folgt nach einer wörtlichen Rede eine Inquitformel, wird in der wörtlichen Rede kein Punkt gesetzt (andere Satzzeichen jedoch schon).
Im Großen und Ganzen war es aber okay.
Etwas mehr Abzug musste ich bei Sprache und Vokabular geben. Deine Geschichte ist insgesamt flüssig lesbar, allerdings hast Du extrem viele Wiederholungen und die Sprache ist an vielen Stellen wenig abwechslungsreich. Hier solltest Du einmal durch Deinen Text gehen und schauen, wo Du mit Synonymen arbeiten kannst. Findet sich kein passendes Synonym, hilft es auch manchmal einen Satz komplett umzuformulieren.
Ein Beispiel für viele Wiederholungen wäre z. B. hier:
Mein Blick blieb an zwei Mädchen hängen, die sich eng zusammengestellt hatten und miteinander flüsterten, während sie mich anblickten.
Ein Grinsen umspielte meine Lippen als ich sah, wie die beiden Mädchen hektisch miteinander diskutierten und die größere der beiden nun mit großen Schritten auf mich zugelaufen kam. Ich blieb stehen und sah die Mädchen an.
,,Entschuldigung, Sie sind doch Momoka Takira, oder?" Zögerlich sprach mich eines der Mädchen an. Sie hatte kurze, dunkelbraune Haare, in denen bunte Spangen aller Art hingen. Neben ihr stand das Mädchen, dass vorhin als erste auf mich zugelaufen war. Im Gegensatz zum ersten Mädchen hatte sie sehr lange Haare, die ihr in Form eines geflochtenen Zopfes über die Schulter fielen.
In diesem kurzen Abschnitt steht sechs Mal das Wort „Mädchen". An solchen Stellen kannst Du gut mit Synonymen arbeiten.
Ähnliche Stellen finden sich in Deinem Text leider häufig, dadurch begründet sich der Punktabzug.
Ebenfalls mehr Abzug gab es bei den Figuren sowie den Dialogen. Insgesamt fand ich die Figuren etwas blass, man erfährt kaum etwas über sie. Selbst die Protagonistin, obwohl Ich-Erzählerin, bleibt sehr farblos. Eine wirkliche Entwicklung war für mich nicht zu erkennen.
Die Menge der Dialoge ist zwar grundsätzlich angemessen (deswegen hier auch mehr Punkte), die Dialoge selbst aber oft ausbaufähig. Hier könntest Du z. B. mehr mit Subtext arbeiten, um Deinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen.
Emotionalität: Dein Thema ist emotional, es kommt im Text aber oft nicht so gut rüber. Hier könntest Du mit mehr „Show don't tell" arbeiten. Möglich wäre das z. B. in Form von Körpersprache und Mimik (was Du z. T. schon umgesetzt hast), passenderen Dialogen mit passendem Subtext, Handlungen Deiner Figuren (wie Momoka sich fühlt, kannst Du z. B. sehr gut daran zeigen, wie sie sich im Café verhält - starrt sie wortlos in ihren Kakao oder sucht sie das Gespräch mit Freunden? Hört sie ihrer Bekannten aktiv zu oder schweift sie gedanklich ab? usw.), Umgebungsbeschreibungen (wer traurig und unzufrieden ist, beschreibt eine Straße anders als jemand, der glücklich ist: ist es draußen dreckig, laut und stickig? Oder scheint die Sonne, die Vögel zwitschern und es ist lebhaft? Das ist alles Ansichtssache, und die Ansicht wird maßgeblich bestimmt von der eigenen Verfassung.)
Beschreibungen: Achte darauf, dass Du nur die Dinge beschreibst, die wirklich wichtig sind. Unwichtige Beschreibungen kannst Du entweder streichen oder auf das Nötigste kürzen. Achte auch darauf, dass Deine Beschreibungen zu Deiner Protagonistin passen (s. das, was ich zur Emotionalität geschrieben habe): Wenn Momoka deprimiert ist, wird sie ihre Umgebung anders beschreiben, als wenn sie fröhlich ist. Erst dadurch, dass der Leser die Welt durch die Augen der Figuren sieht, kann durch eine Beschreibung auch Atmosphäre entstehen.
Spannungsbogen: Der Punkt ist mir schwergefallen, weil ich ja bemängelt habe, dass es mir im Mittelteil an Spannung fehlt. Grundsätzlich gibt es jedoch einen deutlichen Spannungsbogen und der wurde auch bewusst aufgebaut, weshalb ich mich entschlossen habe, Dir hier trotz meiner Kritik die volle Punktzahl zu geben.
Insgesamt vergebe ich 208 Punkte für Deine Geschichte. Sie hat durchaus Potenzial und hat mir grundsätzlich gut gefallen, hauptsächlich handwerkliche Schwächen waren das Problem. Aber das kann man üben und ich glaube, wenn Du die Vorschläge aus Deinen Kritiken berücksichtigst, kann daraus eine gute, solide Geschichte werden. :)
Gesamtpunktzahl: 208 (von 382 möglichen Punkten)
Rechtschreibung (60)
Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 45 von 60 Punkten (0, 15, 30, 45 oder 60)
Schlüssel:
60 = Weitgehend korrekte Einhaltung der RR
45 = Wenige Fehler, punktuelle Schwächen
30 = Viele Fehler, latent unsichere RS
15 = Sehr viele Fehler, die die Lesbarkeit/den Lesefluss einschränken0 = Enorm viele Fehler, die die Lesbarkeit deutlich negativ beeinflussen
Grammatik
Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 15 von 20 Punkten (0, 5, 10, 15 oder 20)
Schlüssel:
0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt
5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich
10 = Verstöße in vielen Bereichen
15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen
20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik
Zeichensetzung
Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 10 von 15 Punkten (0, 5, 10 oder 15)
Schlüssel:
0 = die Nutzung von Satzzeichen folgt kaum einer Regel
5 = Satzzeichen werden seltener richtig verwendet
10 = Satzzeichen werden überdurchschnittlich oft richtig genutzt
15 = Satzzeichen werden meistens/immer richtig eingesetzt
Wortwahl/Vokabular 11 von 26 Punkten
Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte? 2 (0-6)
Tragen Ausdruck und Wortwahl dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar ist? 5 (0-6)
Ist die Wortwahl abwechslungsreich? Wenn sie das nicht ist: wie sehr dient das der Geschichte? 2 (0-6)
Ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 2 (0-8)
Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel 6 von 14 Punkten
Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 4 (0-6)
Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 2 (0-8)
Idee/Mut 4 von 14 Punkten
Wie originell, kreativ oder einfallsreich ist die Geschichte? 3 (0-8)
Wie mutig ist die Geschichte? 1 (0-6)
Hintergrundwissen/logischer Aufbau 17 von 24 Punkten
Harmonieren die Geschichte und die Welt, in der sie spielt, mit der Art, wie sie erzählt wird? 6 (0-8)
Passt das, was passiert, in die Welt/in die Zeit, in der die Handlung spielt? 8 (0-8)
Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 3 (0-8)
Figurenentwicklung 21 von 72 Punkten
Allgemein 12 von 45 Punkten
Sind die Figuren glaubhaft gestaltet? 2 (0-9)
Wie groß ist ihr Wiedererkennungswert? 2 (0-9)
Passen ihre Handlungen zu ihrem Charakter? 2 (0-9)
Sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 4 (0-9)
Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 2 (0-9)
Protagonist*in/Erzählperspektive 9 von 27 Punkten
Findet eine charakterliche Entwicklung statt? 0 (0-9)
Ist diese nachvollziehbar und lebensnah? 0 (0-9)
Eignet sich die gewählte Erzählform/Erzählperspektive für die Geschichte? 9 (0-9)
Dialoge/innerer Monolog 16 von 36 Punkten
Bewertet wird nur anhand eines der beiden folgenden Schemata.
Dialoge:
Verleihen die Dialoge den Figuren Tiefe? 2 (0-10)
Wie fesselnd und interessant sind sie? 3 (0-10)
Passt die Menge der Dialoge in die Geschichte? 8 (0-8)
Wie sehr treiben sie die Handlung voran? 3 (0-8)
Innerer Monolog:
Passen die Monologe zur Person, die spricht/denkt? ___ (0-9)
Wie sehr tragen die Monologe zur Charakterisierung der Figur bei? ___ (0-9)
Werden Empfindungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Überzeugungen der Figur deutlich? ___ (0-9)
Regen die Monologe zum Weiterlesen an? ___ (0-9)
Emotionalität 8 von 14 Punkten
Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 4 (0-7)
Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? (0-7) 4
Beschreibungen 10 von 28 Punkten
Fügen sich die Beschreibungen sinnvoll in die Geschichte ein? 2 (0-7)
Wie stark fördern sie die Figuren- und Handlungsentwicklung? 2 (0-7)
Wie vielfältig werden Sinneseindrücke eingesetzt? 2 (0-7)
Passt die Menge der Beschreibungen oder sind es zu viele/zu wenige? 4 (0-7)
Spannungsbogen 20 von 20 Punkten
Gibt es einen Spannungsbogen? 10 (0-10)
Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 10 (0-10)
Plot/Aufbau/innere Logik der Geschichte 13 von 18 Punkten
Ereignen sich die Geschehnisse in einer schlüssigen Reihenfolge? Gibt es unnötige oder überflüssige Passagen? 5 (0-8)
Ist die Handlung glaubwürdig? 8 (0-10)
Atmosphäre 12 von 21 Punkten
Wird durch den Stil, die Figuren, die Handlungen, die Welt eine Atmosphäre geschaffen? 5 (0-7)
Wirkt die Atmosphäre passend? 3 (0-7)
Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 4 (0-7)
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