Kapitel 1 (Teil 3)
Das wird das letzte langweilige Kapitel, versprochen!
Nach einigen Tagen bekamen wir dann noch eine Mail. Ich hatte den Test bestanden! – Genauso wie 500 Tausend andere. Ich lächelte. Natürlich war es schön. Doch meine Hoffnungen wurden nicht mehr. Eine von fünfhundert Tausend? Immer noch unvorstellbar. Ich hatte keine Angst, ich war zufrieden. In der Mail standen auch die nächsten Schritte. Ein persönliches Gespräch mit einer echten Astronautin. Ich dachte mir großartig. Ich wusste nicht, wie ernst das noch wird.
Also fuhren ich und Mama wieder in das Museum, wo das Gespräch stattfand. Es warteten Hunderte, ebenso begeisterte Test-Besteher auf ihr Interview. Ich lächelte. Die Menschen da drinnen sehen täglich Tausende Kinder. Wie wenn ich, ein kleines, unauffälliges Mädchen, ihre Aufmerksamkeit bekommen würde. Sie werden mich höchstwahrscheinlich schon nach zehn Minuten vergessen. Ich bin wohl nur eine Zeitverschwendung für sie. Irgendwie war ich ein bisschen traurig. Doch Angst? Die hatte ich nicht! Nach stundenlangem Warten bat mich eine nette, blonde Frau in ein verdunkeltes Zimmer. Meine Mama wartete draußen.
Die Frau lächelte mich an. Als ich den Raum betrat, war dieser ziemlich leer. In der Mitte stand ein Tisch mit drei Stuhlen auf der einen und einem Stuhl auf der anderen Seite. Die blonde Frau setzte sich auf den Stuhl rechts. Auf dem Stuhl links saß ein bärtiger Mann, meiner Einschätzung nach um die 40 und in der Mitte saß sie! Andrea Morque! Mein Idol. Die erste Frau am Mars. Sie leitete 2044 ein offizielles Entdeckungsteam an den ersten Planten, den wir Menschen erkunden. Sie lebte meinen Traum. Einen fremden Planeten erkunden. Ich starrte sie an. Sie hatte einen strengen Blick und sah nicht ganz freundlich aus. Ihre schwarzen Haare hatte sie in einem Dutt zusammengebunden. Ich kann ja verstehen das man nicht überglücklich ist wenn man tausende Kinder interviewen muss. Dennoch stellte ich mir mein erstes Treffen mit meinem Idol anders vor.
Sie sagte: ,, Eleanor....Eleanor Stover oder? Setzen Sie sich doch bitte!" Sie wusste meinen Namen! Sie wusste ihn. Es war wie ein Traum, ich war aufgeregt und nervös. Doch ich hatte keine Angst. Wir redeten. Ganz normal wie man sich ein solches Gespräch vorstellt. Sie fragte mich woher ich so viel weiß, wieso interessiere ich mich dafür oder was das Aufregendste ist. Ich beantwortete alle Fragen logisch und Einfach. Wie man solche Fragen halt antwortet. Ich wette sie hat die gleichen Antworten auf diese Fragen schon tausendmal heute gehört. Ich war vorbildlich, aber nicht außergewöhnlich. Normal! So wie man sich normal vorstellt. Am Ende fragte sie mich eine Frage, vor der ich Respekt hatte. Ich hoffte sie würde nicht kommen.
,,Eleanor, haben Sie nicht Angst. Die meisten haben Angst. Haben Sie im Alltag oft Angst. Wie stehen sie generell zu dem Thema Angst?" Angst- Mein spezielles Thema. Jeder würde doch denken, dass ich, der offizielle Angsthase von New Barly, Angst hätte unsere Erde zu verlassen. Ich habe Angst vor Wasser, vor Tieren sogar vor anderen Menschen manchmal. Doch vor dieser einen Sache hatte ich nie Angst. ,, Ms. Morque, Ich habe vor vielen Sachen Angst. Angst ist ein wichtiges Thema in meinem Leben. Doch es gibt diese eine Sache, die mir hilft Angst zu überwinden. Wenn ich daran denke, dann wird Angst ein Fremdwort. Sie verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Sie wird Nebensache. Die eine Sache ist das Universum und die ungeklärten Fragen, die es mit sich mitbringt. Es löst in mir alle möglichen Emotionen aus. Neugier, Freude auch ein bisschen Wut, dass wir so wenig wissen. Doch Angst? Die löst es nicht aus und die wird es auch nie auslösen!" Es wurde Stille. Einige viele Sekunden lang wurde es Stille. Andrea Morque sagte: ,, Danke Eleanor, wir werden und bestimmt melden." Ich wusste nicht was das bedeutet. Doch ich dachte mir ich sei nichts Besonderes. Sie werden sich bestimmt nicht melden, mindestens nicht mit guten Nachrichten. Als ich den Raum verlassen habe, haben sie mich wahrscheinlich schon vergessen.
Meine Mama wartete auf mich bei den anderen Kindern. Ich sah die blonde Frau ein anderes Mädchen aufzurufen. Sie schaute mich an. Es war kein schöner Blick, aber es war definitiv auch kein böser Blick. Es war ein langer, neutraler Blick. Wie wenn sie mich beobachtet. Es war einfach komisch. Ich schaute zu Mama und sie lief aufgeregt zu mir und fragte wie es gelaufen ist. Ziemlich gut ist es gelaufen dachte ich. Doch mich aufnehmen das würden sie nie. Alles in einem war ich glücklich. Ich bekam eine Chance und nützte sie. Ich dachte nie das die Chance zu Wirklichkeit wird, aber ich war glücklich, dass ich sie nutzte und zu ersten Mal in meinem Leben fiel mir etwas ein. Tief, tief in meinem Inneren wollte ich nicht das die Chance zur Wirklichkeit wird. Ich realisierte, dass das vielleicht der Grund ist das ich keine Angst hatte. Ich verstand es nicht. Ich wollte es ja! Oder wollte ich es nicht? Was würde geschehen, wenn es Wirklichkeit werden würde? Hätte ich Angst?
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Ich hatte Angst. Wir saßen im Auto und fuhren zu Papa. Meine Schwestern spielten mit ihren Handyuhren und lachten. Sie konnten lachen. Ich in diesem Moment nicht. Ich dachte an den Moment nach dem Vorsprechen. Nach dem Moment als mich die blonde Frau anschaute. Ich war verwirrt damals. Ich versuchte es zu überspielen. Natürlich wollte ich es! Es war, ist und wird immer mein Traum sein. Wir kamen an. Das Krankenhaus war groß. Wir hatten es uns extra ausgesucht, da es einen so schönen Ausblick hat. Die Luft war frisch, die Vogel zwitscherten und wenn man sich umsieht sieht man grüne Wälder, Wiesen und Bäume. ,,Mama?" Sie schaute mich an. Das war das erste Wort, dass ich seit einer halben Ewigkeit gesagt habe. ,,Wenn wir wieder zuhause sind, versprichst du mir das wir über alles reden? Aber hauptsächlich über Papa?" Sie schaute mich immer noch an. Sie nickte langsam und ich glaube sie wollte auch reden. Wir müssten reden, es war notwendig, dass alles funktioniert. Ich betrat das Gebäude. Man roch diesen typischen Krankenhausduft. Ich rannte die Treppe rauf. Ich wusste wo Papa war. Ich war hier schon tausende Male. Ich öffnete die Tür. Mein Papa war zum Glück wach und sah mich als ich reinkam. ,,Hallo Papa!" Er lächelte. Er schien ziemlich glücklich zu sein. ,, Ich wusste du schaffst es. Meine Eleanor im All!" ,,Papa, woher weißt du das?" ,,Ich habe es schon immer gewusst, Eleanor. Und deine Mama hat mich angerufen, aber ich wusste es schon vorher! Seit diesem Tag als wir in unserem Garten zelten waren. Ich wusste es." Ich war erstaunt. Doch ich konnte mich nicht länger zurückhalten. Ich weinte. Ich weinte sehr viel und lange. Papa nahm mich einfach in den Arm, wie damals. Als ich mich beruhigte (Was übrigens viel zu lange dauerte) erzählte ich ihm alles. Zwar viel zu schnell- Dafür aber alles. Die Angst, meine Gedanken, die Hinterfragung ob ich das alles überhaupt will. Ich erzählte ihm einfach alles.
Als ich fertig war, brauchten wir beide einen Moment, um alles zu verdauen. ,,Mach es!" Ich war nicht bereit. Hat er gerade ,,Mach es" gesagt? ,,Papa, warte...Was?" Er lächelte, aber diesmal nur ganz ein wenig:,, Schatz, es ist normal Angst zu haben. Du darfst nicht aufgeben, nur weil du einmal Angst hast. Ich glaube, dass du es willst und glaub mir, erst wenn du da oben bist, fängt das wahre Abenteuer an!" Ich konnte nicht denken, aber ich wusste, dass ich es machen werde! Es ist diese eine Chance und ich werde sie nutzen. Das wahre Abenteuer über das man ein Buch schreiben würde. Nicht über meine dämliche Angst.
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