Acht

Am Nachmittag brach ein kalter Regen aus. Der Wind peitschte die Tropfen gegen Mikas Bürofenster und sie versank für einige Minuten in ihren Gedanken, während sie dem Sturm draußen dabei zusah, wie er durch die Bäume fegte und die letzten braunen Blätter von den Ästen riss. Bestimmt fühlte sich Edward tief im Inneren gerade genauso. Obwohl er in ihre Gespräche beim Mittagessen eingegangen war, wirkten seine Augen leerer und trostloser als sonst. 

"Mika?"

Als sie ihren Namen hörte, erschreckte sie sich ein wenig, lachte dann aber über sich selber und winkte Riza zu sich herein. Was auch immer diese Frau von ihr wollte, Mika war bereit, ihr alles zu geben. 

"Nur hereinspaziert. Möchten Sie sich setzen?"

"Nein danke. Nenn mich doch bitte Riza." Sie hielt einen kleinen Stapel unter ihrem rechten Arm geklemmt und schloss die Bürotür hinter sich, als sie an Mikas Tisch kam. Dort legte sie die Unterlagen nebeneinander aus und Mika erkannte ihre Layouts. "Wie du siehst", setzte Riza an, "Können wir uns nicht entscheiden, welches Layout wir für die aktuelle Broschüre nehmen sollen."

Mika betrachtete ihre Werke. "Irgendwie genial, die so im Endstadium zu sehen", bemerkte sie, was Riza ein Lächeln hervorbrachte. 

"Oh ja. Du kannst wahrlich stolz auf dich sein. Und deshalb wollten wir dich um deine Meinung bitten. Welches deiner Layouts würdest du am liebsten in der Broschüre sehen?"

Mika betrachtete stirnrunzelnd die verschiedenen Vorlagen und blätterte die Broschüren einmal schnell durch. 

"Wissen Sie... pardon. Weißt Du, was ich denke?"

"Nein", antwortete Riza. 

"Erstens: Du riechst verdammt gut und es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Zweitens: Ich glaube die Entscheidung sollte ich heute nicht für Euch treffen."

"Oh!" Bisschen perplex von Mikas Freimut, lehnte sich Riza zurück und musterte das Mädchen eingehend. 

Mika erwiderte ihren Blick und legte dann die Broschüren zusammen, um sie Riza zurückzugeben. "Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte sie, als Riza zögernd ihre Unterlagen wieder entgegennahm. 

"Nein, es ist bloß..."

Mika sah sie geduldig an und speicherte sich jedes kleine Detail von Rizas Gesicht in ihren Erinnerungen ab. 

"Ja?"

"Wieso möchtest du dich nicht entscheiden?"

"Weil ich beeinflusst bin von einem Freund, dem es heute nicht gut geht. In Folge dessen vermute ich, würde meine Wahl auf das Layout fallen, das am wenigsten ansprechend für Kunden ist. Schlechte Stimmung ist gleich Schlechte Entscheidungen. Frag mich doch einfach morgen nochmal, falls du Zeit hast." Mika schenkte ihr ein offenherziges Lächeln, das Riza noch nicht erwidern konnte. 

"Na gut, dann komme ich morgen wieder?"

"Oder wir besprechen das heute Abend bei einem Essen?" Mika wusste, dass sie gerade sehr auf der Überholspur war, doch wie hätte sie Riza sonst jemals einladen sollen, wenn sie die Arbeit nicht als Aufwand nutzen konnte?

Rizas Blick blieb erst ein paar Minuten unschlüssig auf der Auszubildenden haften, dann schielte sie auf ihre Armbanduhr und legte nachdenklich den Kopf schief. 

"Nun ja, ich arbeite ungern in meiner Freizeit, aber im Grunde geht es nur um eine Entscheidung. Wieso nicht? Soll ich dich irgendwo abholen oder sollen wir uns direkt bei einem Italiener treffen?"

"Italienisch also. Ich dachte eher, Sie stehen mehr auf Meeresfrüchte oder Griechisch. Italienisch klingt ziemlich simpel, da kann man nichts falsch machen. Können Sie mich bei mir daheim abholen? Ich hab kein Auto, dann bin ich schneller." Mika musste sich zügeln, um ihre Euphorie über die unerwartete Zusage nicht freien Lauf zu lassen und sich zum Vollidioten zu küren. 


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