Die Hochzeit und 100 Szenarien


"M..Mein Herr" murmelte eine weibliche Stimme neben meinem Kopf. "S..Sie müssen jetzt aufstehen"
Ich öffnete langsam meine Augen, sie brannten fürchterlich von den Tränen der letzten Nacht. Ich drehte meinen Kopf ein Stück zur Seite, zu der Stimme, die mich weckte und erschrak "MEIRIN!", schrie ich auf.
Im selben Moment sprang sie einen riesen Schritt nach hinten und entschuldigte sich tausende Male.
"E..Es tut mir leid, so leid.. Ich wollte Sie wecken, ihre Hochzeit, duschen, essen, Anzug.. Wo ist der Anzug.. Meine Güte", sie redete so schnell und wuselte durch das Zimmer, dass ich Kopfschmerzen bekam.
"MEIRIN...MEIRIN, BITTE", schimpfte ich lautstark.
"Du bereitest mir Kopfschmerzen, wo ist Sebastian?", ich zog die Augenbrauen hoch, als ich auf ihre Antwort wartete.
Sie sah grübelnd aus, spreche ich eine andere Sprache?
"Meirin, antworte mir, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.", entgegnete ich genervt ihren schweigen.
Sie lenkte auf einmal vom Thema ab, "Der Anzug, Sie brauchen als Erstes Ihren Anzug, aaaah da ist er ja!", sie sauste zum Ankleideschrank.

Ich stand auf, ging langsam auf sie zu uns verharrte vor ihrem Gesicht.
"Meirin, ich frage noch ein letztes Mal und besser du antwortest mir jetzt oder es wird deine Schuld sein, wenn heute keiner heiratet!", funkelte ich sie böse an.
"NEIN..N..Nein, mein Herr. Ich wusste nicht, d..das Sebastian Ihnen nichts gesagt hat!", sie wedelte mit den Händen schuld abweisend vor sich her.
"Was meinst du damit? Spuck schon aus!", ich spürte die Panik in meiner Stimme (Er meinte, er würde nicht dabei sein..)
Sie blickte auf den Boden "Sebastian hat schon in der Früh das Anwesen verlassen, er meinte, er muss noch etwas erledigen"
Es kamen wieder die Tränen, ich wandte mich von Meirin ab, "Ich gehe duschen, dann werde ich mich einkleiden, du kannst gehen. Danke, Meirin.", ich unterdrückte mein schluchzen.

- eine kalte Dusche und einen Kampf mit der Fliege später -

"Bei Sebastian sieht das immer so einfach aus..", grummelte ich und zog die Fliege erneut schief fest.
Ich gab es auf, ich wollte gerade mein Zimmer verlassen und lief in den Busen meiner Tante, die gerade das Zimmer betreten wollte.
"Verdammt!", rutschte es mir heraus. (Was macht sie hier?!)
"Ciel, also wirklich.", sie drückte mich ein Stück von sich weg. "Was ist das?", sie deutete auf meine Fliege.
Ich zuckte mit den Schultern, "Ich kriege es nicht hin, normalerweise bindet Sebastian mir meine Fliege.." ich war hörbar genervt "aber den hast du ja vergrault.", ich konnte mir diese Bemerkung nicht verkneifen.
(Gott, Ciel, bist du blöd. Das wird wieder ein Nachspiel haben), ich verdrehte innerlich die Augen.
"Ich habe ihn nicht vergrault, Ciel. Es ist einfach kein Verlass auf diesen minderwertigen Butler", lästerte sie.
"Dafür hab ich jetzt keine Nerven", ich drängelte mich an ihr vorbei und ignorierte ihr Rufen "Ciel, CIEL! So kannst du nicht mit mir sprechen!".
(Doch Tantchen, das kann ich.)

Im Eingangsbereich angekommen warteten bereits Meirin, Bardroy und Finnian auf mich.
"Müssen wir schon los? Wie spät ist es?", ohne Sebastian bin ich wirklich ein Nichts.
"Nein, Sir!", Finnian strahlte mich an, "Es gibt Frühstück", warf Bardroy noch ein und nickte Richtung Speisesaal.
"Danke.", entgegnete ich ihm und begab mich in den Speisesaal, sie haben wieder dick aufgetragen, als ob es nicht auf der Hochzeit noch genug zu essen geben würde.
(Hochzeit...stimmt)
Durch die Auseinandersetzung mit meiner Tante habe ich das schon wieder vollkommen vergessen. Leider macht das den Tag auch nicht ungeschehen.

Nach dem Frühstück wurde ich von den Butlern Midforts mit der Kutsche abgeholt, inzwischen war es 11.30Uhr.

- während der Kutschfahrt -

Ich spürte einen Blick auf meinem Gesicht liegen und drehte mich etwas.
"Was schaust du mich so an, Bardroy?", grummelte ich.
Bardroy hingegen zog nur eine Augenbraue hoch und winkte ab. "Nichts, nichts."
Als ob er wüsste, das ich am liebsten die Tür aufmachen würde, um aus der fahrenden Kutsche zu springen und so weit zu laufen, wie ich nur konnte.
Ich runzelte die Stirn und blickte wieder aus dem Fenster.

- Am Schloss -

(Ich hab immer noch Kopfschmerzen, ich hab das Gefühl so näher die Trauung kommt umso schlimmer wird es.. und ich dachte, es liegt an Meirin.)
Bei diesem Gedanken musste ich tatsächlich grinsen und als hätte sie es gerochen "Na endlich, ein Lächeln! Ich wusste du kommst zur Vernunft", sprang mich meine Tante, die ich in eine andere Kutsche verfrachtet habe, lächelnd an.
Ich befreite mich aus ihrem Würgegriff und begab mich ins Anwesen.

Ich wartete in meinem Zimmer, welches Lizzy, mir gebucht hatte, bis alle Gäste eingetroffen sind.
Inzwischen ist es 12.45Uhr.
(Sebastian...)
Ich konnte einfach nicht aufhören an ihn zu denken, ich wünschte mir, dass er bei mir wäre. Als ich aus dem Fenster sah, erblickte ich eine kleine schwarze Katze auf dem Balkon. (Als könntest du meine Gedanken lesen, Sebastian..)
Mir lief eine Träne über mein Gesicht. Jeder der hier heute anwesend ist, außer mir selbst und jeder der es nicht ist, wie Sebastian, erwarten das ich heute heirate. Es ist schon fast wie eine Last, mir wird wieder mal bewusst, wie schmerzlich eine Pflicht sein kann.
Fühlt Sebastian sich mir gegenüber auch so? (Bin ich eine Last?)
In meinen Gedanken versunken bemerke ich Lizzy nicht, die mich im Türrahmen stehend beobachtet.
Als ich mich umdrehe, ist sie bereits gegangen.
Plötzlich steht Finnian in der Tür, "Mein Herr, es geht los", verbeugte sich vor mir und strahlte mich an. (Er denkt, ich habe heute den schönsten Tag meines Lebens.)
Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, da griff Finnian nach meinem Arm. "Warten Sie!", er drehte mich geschickt um zog einmal fest an der Fliege und schon saß sie perfekt.
"Danke.", mehr bekam ich durch den Frosch in meinem Hals gerade nicht heraus. Ich begab mich zum Hochzeitssaal.

- Trauung -

Ich stand bereits am Altar, ich durchblickte den ganzen Raum, ich sah mir jeden Menschen hier ganz genau an und wusste dennoch, der wichtigste fehlt.
Ich meine nicht Lizzy, die gleich in ihren wahrscheinlich kitschigsten Kleid auf mich zu gelaufen kommt, sondern den Menschen, den ich wirklich liebte, Sebastian.
Wieder einmal kamen die Tränen, die ich diesmal aber erfolgreich unterdrücken konnte.

Alle Gäste standen auf, als die Musik ertönte, die sich einfach zu hundert Prozent nach Lizzy anhörte.
Als sie den Saal betrat, konnte auch ich nicht darüber hinwegsehen, wie wunderschön sie geworden war, so erwachsen für ihren Charakter. Ich lächelte Lizzy, die mich nun ebenfalls fest im Blick hatte an. Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf und dennoch so wenige.
Ihr Blick sah anders aus, als sonst. Nicht so unter Strom und aufgeregt, ob das die Nervosität ist?

Lizzys wird mir von ihrem Vater übergeben, der mich nochmal streng musterte, ich nickte dankend.
"Ciel..", flüsterte sie fast mitleidend.
Ich verstand ihren Blick nicht, wollte mir aber nichts anmerken lassen. Ich lächelte sie daraufhin an und wir wandten uns den Pfarrer zu.
Der Pfarrer sprach und sprach und sprach, bis dann..
"Willst du Ciel Phantomhive, die hier anwesende Elizabeth Midfort zu deiner rechtmäßig anerkannten Ehefrau nehmen? Dann antworten Sie jetzt bitte mit - Ja, ich will".
(Da ist er, der Augenblick, der mich seit Wochen in meinen Träumen begleitet und auf hundert verschiedene Arten geendet ist)
Es war still, zu still. (Ciel, Verdammt...Du musst antworten)
Ich spürte jeden Blick auf mir Ruhen, ich konnte mit jeder Sekunde, die ich nicht, antwortete den, hasserfüllten Blick meiner Tante spüren. Ich spürte Lizzys Blick, den ich nicht deuten konnte und auch den Blick des Pfarrers, der Aufgrund meines Schweigens erneut Fragen wollte. "Willst du Ciel Phantomh-", ich unterbrach ihn.
"Ja, ich will", antwortete ich, mein Herz raste. Ich drückte Lizzys Hand unbewusst fest.
Der Pfarrer nickte, "nun gut", er fuhr fort "Willst du Miss Elizabeth Midfort, den hier anwesenden Ciel Phantomhive zu deinem rechtmäßig anerkannten Ehemann nehmen?".
Ich schloss die Augen, jeder sagte, wenn du stirbst, dann zieht dein ganzes Leben an dir vorbei oder zumindest, das was du liebst. Ich kann euch sagen, es zieht auch dann an euch vorbei, wenn ihr das Gefühl habt innerlich zu verrecken.
Zu meinen erstaunen, war es ruhig. Keine Antwort.
(Lizzy?)
Ich öffnete meine Augen und sah zu Lizzy, die meinen Blick zu erwidern schien. Sie lächelte mich an, ihre Augen fingen an zu glänzen als sie sich mit Tränen füllten. Da war sie, die hundert und eins, der Szenarien, wie diese Hochzeit ausgehen könne, welche ich nie in Betracht gezogen habe.
"Nein.", antworte sie.
(nein...nein?)
Ich runzelte verwirrt die Stirn, Lizzy wiederholte ihre Antwort, "Nein, ich möchte Ciel nicht heiraten."
"Lizzy...Was..?", ich bekam keinen Satz raus.
Aus den Reihen der Gäste hörte man Verwunderung, Verachtung, Gehässigkeit.
"Was soll das hier?", "Ist das ein Witz" oder "Das kann nicht euer Ernst sein" sind nur wenige der Kommentare, die uns zugerufen worden sind.

Lizzy drückte meine Hand, "Ciel, ich gebe dich frei".
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, dann verließ sie den Saal, ihre Eltern stürmten ihr hinterher.
Perplex blieb ich am Altar stehen, bis jeder Gast den Raum verlassen hat. Meine Tante warf mir noch einen bösen Blick zu, "Wir sprechen uns noch!"
(Die Hundert und Eins, das hätte ich niemals für möglich gehalten)

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