3 (Ich weine.)
Immer schneller renne ich, zwinge meine Beine, sich noch schneller zu bewegen. Doch ich bin zu langsam. Mitten auf dem Gehweg bricht der Damm.
Und ich weine.
Mein Ärmel ist schon ganz nass. Das Blau verfärbt sich mit jeder neuen Träne noch ein Stückchen dunkler. Wie der Himmel, der langsam die Nacht begrüßt.
Und ich weine.
Der Schlüssel will einfach nicht ins Schloss passen.
Es dauert lang, bis ich mich endlich in mein Bett fallen lassen kann. Ich ziehe die Decke über mich, vergrabe mein Gesicht im Kissen und halte die Luft an. Doch der Schluckauf kehrt schon nach kurzer Zeit wieder zurück. Begleitet wird er von tiefen Schluchzern.
Und ich weine.
Irgendwann reicht meine Kraft aus, um mir die Packung Taschentücher vom Nachttisch zu angeln. Ich zittere, als ich mir die Nase putze.
Und ich weine.
Aber wozu?
Ich bekomme doch sowieso nur grässliche Kopfschmerzen und gerötete Augen davon. Oder?
Kann ich aus dieser Phase der Schwäche stärker hervor gehen, als ich zuvor war?
Machen mich die Tränen stärker? Lassen sie mich abschließen, realisieren, akzeptieren und neu anfangen?
Verschaffen sie mir eine Chance?
Ich schmeiße das Taschentuch auf den Boden und lasse den Kopf wieder ins Kissen sinken.
Vielleicht versteckt sich hinter etwas Schlechtem auch etwas Gutes.
Und ich weine.
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