Blogeintrag 19 - Ich und meine Verschrobenheit
Kleiner Reminder bevor es losgeht, denn für einen kompletten Blogeintrag erscheint es mir zu kurz.
Ich habe in letzter Zeit von ein paar Nutzer*innen hier auf Wattpad mitbekommen, wie aus diversen Gründen ihre Werke gelöscht wurden. Sowohl auf Wattpad als auch auf ihren PCs, die einfach den Geist aufgegeben haben.
Wer von Anfang an meinen Blog gelesen hat, weiß auch, dass ich selbst teilweise in dieser Lage war. Aber eines hat mir geholfen, nicht die Hoffnung zu verlieren: Ich hatte noch Kopien auf meinem USB-Stick. Zwar nicht alles, aber das Wichtigste.
Seitdem ich diesen Account habe, speichere ich übrigens alles ab, (meine Blogeinträge sind einmal in dem Zustand, wie ich sie verfasst habe und dann, wie sie auf Wattpad veröffentlicht sind, abgespeichert – so handhabe ich das auch mit den Kapiteln meiner Bücher) mittlerweile sogar meine Profilbeschreibung.
Und zwar auf zwei USB-Sticks, auf meinem PC in mehreren Kopien und in meiner Cloud. Ein paar Dinge habe und werde ich noch schriftlich festhalten. Mir sind meine Texte nun einmal sehr wichtig. Ich will nichts komplett verlieren. Nie wieder. Zwar sind auch USB-Sticks nicht das Sicherste, aber eine gewisse Sicherheit geben sie mir schon.
Mindestens einmal in der Woche synchronisiere ich alles, damit ich auch wirklich auf der sicheren Seite bin.
Ich rate euch einfach, wenn eure Texte euch ebenfalls wichtig sind, alles extra abzuspeichern. Glaubt mir, das ist zwar vielleicht lästig, aber mir hat es den Arsch gerettet. Ich hatte dadurch noch genug Motivation.
Wer weiß, wenn ich nichts abgespeichert hätte, vielleicht hätte ich alles an den Nagel gehängt. Vielleicht wäre ich schon längst nicht mehr hier ...
Ok, lasst euch das einfach mal durch den Kopf gehen. Wir starten jetzt mit dem richtigen Blogeintrag.
„Ich und meine Verschrobenheit"
Ahhhrg – mich triggert das vorangestellte „Ich"
Triggert euch das auch, oder ist euch das egal? Warum ich das überhaupt mache? Ehrlich gesagt, sage und schreibe ich das NIE. Außer in meinem Blog, bzw. im Titel. Denn auf dem Cover sieht man ja meinen Autorennamen „Sam Jackson", da „Sam Jackson und die Welt der Bücher" aber sehr lang ist und für mich nicht so schön klingt, habe ich mich notgedrungen für „Ich und die Welt der Bücher" entschieden.
Das war im Dezember 2020, als ich gerade mit dem Blog angefangen habe. Jetzt würde ich den Blog nicht mehr so nennen. Aber mir fällt auch nichts Besseres ein, also bleibt das erstmal so. Und wirklich beschwert hat sich auch noch keiner – mit Änderungen habe ich es also nicht so eilig. Zudem habe ich gerade keine Lust ein neues Cover zu machen.
Jetzt in der Überschrift fand ich es einen lustigen Gag, den wahrscheinlich niemand außer mir lustig findet. Ja, ein wenig verschroben bin ich schon. Nicht jeder versteht meinen komischen Sinn für Humor. Aber um meinen Humor soll es heute gar nicht gehen, sondern was ich mit meiner „Verschrobenheit" meine.
Bevor ich jetzt richtig loslege, muss ich eine Triggerwarnung aussprechen.
Alle, die nichts über das Thema „Panikattacken" lesen können, weil es sie eventuell triggern könnte, bitte ich, nicht weiterzulesen.
Nur diejenigen, die es verkraften können, die es emotional nicht trifft, die dürfen gerne weiterlesen.
Ich kann natürlich niemanden zwingen jetzt das Kapitel zu schließen, das müsst ihr selbst entscheiden, aber das ist mein Rat an euch. Und aus diesem Grund ist mein Blog auch mit „Erwachseneninhalt" gekennzeichnet. Ich spreche nun einmal Themen an, die nicht für jede Zielgruppe geeignet sind, wie ich finde. Ansage, Warnung und letzte Chance Ende.
Vielleicht könnt ihr euch noch an mein 100 FOLLOWER-SPECIAL erinnern. Dort habe ich 10 Fakten über mich preisgegeben. Und ein Fakt davon war, dass ich tierische Angst vorm Autofahren habe. Und damit kommen wir auch schon zu dem Ereignis, was ich in meiner Ankündigung bereits erwähnt habe.
Ja, ich bin seit sehr langer Zeit wieder mit dem Auto gefahren. Ohne, dass ich eine Panikattacke hatte, sowohl als Beifahrer als auch hinter dem Steuer.
Ehrlich gesagt bin ich darauf schon ein wenig stolz. Auch wenn ich mit 80 über die Landstraßen geschlichen bin – aber hey, es war weit und breit kein anderes Auto da, also wen juckt's? Ich habe immerhin niemanden behindert.
Schneller konnte ich auch nicht fahren. Denn zu hohe Geschwindigkeiten machen mir wirklich extrem Angst. Es fühlt sich dabei an, als würde ich die Kontrolle verlieren, und wenn da noch zwei weitere Personen mit im Auto sitzen, die mir ihr Leben anvertraut haben – muss ich schon ganz schön schlucken. Das ist eine Mordsverantwortung, die man da trägt.
Ich kann euch echt nicht sagen, woher genau diese Angst vorm Autofahren kommt. Sie war einfach da. Und das erste Mal habe ich sie gespürt, als ich eine Fahrstunde auf der Autobahn hatte.
Das ist schon ein paar Jahre her. Ich zähle nämlich offiziell nicht mehr zu den Fahranfängern. Mit 18 habe ich meinen Führerschein gemacht, also dürfte das so 2016 gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht.
Es waren auf jeden Fall die hohen Geschwindigkeiten, die mir Angst gemacht haben. Ich musste über 130 auf der Überholspur fahren – ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr mein Herz geklopft hat. Mein Fahrlehrer war da auch nicht gerade eine „Unterstützung". Der meinte nur, ich soll nicht immer vom Gas runter gehen. Vielleicht ist es der Druck gewesen, den ich gespürt habe, vielleicht aber auch etwas Unterbewusstes.
Eine Sache würde mir da spontan dazu einfallen. Und zwar hatte mein Cousin, ich glaube 2015 war das, aber ich weiß es nicht mehr genau, einen Autounfall. Das Ende vom Lied – er ist dabei gestorben. Und bis heute ist die genaue Ursache nicht geklärt.
Ob er mitten in der Nacht zu viel getrunken hatte, ein Auto entgegengekommen ist, ein Tier involviert war, oder weiß der Geier was – keine Ahnung. Jedenfalls ist er von der Straße abgekommen und mitten in einen Baum gefahren.
Es hat mich damals sehr mitgenommen, auch wenn ich zu meinem Cousin, der damals 20 oder 22 (sorry, ich kann mir nur das Alter meines Bruders und von mir selbst merken, bei allen anderen aus meiner Familie bin ich komplett aufgeschmissen) Jahre alt war, nicht viel Kontakt hatte. Gesehen hat man sich doch mehrmals im Jahr, und es ist mehr als gruselig, wenn er dann einfach nicht mehr da ist.
Jedenfalls könnte das der unterbewusste Grund gewesen sein, warum ich Angst vorm Autofahren habe. Einfach weil ich jemanden gekannt habe, der von jetzt auf gleich aus dem Leben gerissen wurde.
Wahnsinnig lange war es auch nicht her. Wenn es 2015 passiert ist und ich 2016 meinen Führerschein gemacht habe ... Also könnte das durchaus hinhauen.
Leider hatte ich schon vor 2015 Panikattacken, die bis heute geblieben sind und mich teilweise zur Verzweiflung bringen.
Fangen wir mal damit an, dass ich, bevor ich am Montag überhaupt in das Auto eingestiegen bin, dermaßen gezittert habe, dass ich kaum aufrecht stehen konnte. Alles in mir hat sich gesträubt. Aber dennoch habe ich es gewagt, und kann nun von einem positiven Erlebnis zehren. Das ist nämlich auch ganz wichtig.
Wie sich bei mir eine Panikattacke anfühlt? Im Auto ist es so, dass ich am liebsten flüchten möchte. Meistens ist es der Fall, dass ich den Drang habe wegzurennen. Was in einem fahrenden Auto ja schlecht möglich ist. Gleichzeitig will ich das aber nicht, weil ich nicht für blöd gehalten werden möchte, wenn ich wie ein Kind einfach abhaue. Wohlgemerkt die Tatsache, dass ich nicht einfach weglaufen KANN, sondern „eingesperrt" bin – das macht mir sehr zu schaffen.
Den Ursprung meiner Panikattacken kenne ich auch, nur leider habe ich es bis jetzt nicht geschafft, das wirklich zu verarbeiten. Diese Angst sitzt sehr tief und leider werde ich auch fast täglich damit konfrontiert.
So, alle, die mit Blut nicht gut umgehen können, würde ich nun auch raten nicht weiterzulesen.
Es ist selbst für mich nicht ganz leicht das aufzuschreiben, obwohl ich es schon mehrfach gemacht habe. Wie gesagt, es hat mich so tief erschüttert, dass ich bis heute nicht gut damit umgehen kann. Allein wenn ich mich nur ein klein wenig geschnitten habe, (beim Kochen, an Papier, etc.) kommt dieses Gefühl sofort in mir hoch.
Ich kann beim besten Willen kein Blut sehen. Egal ob bei mir, oder bei jemand anderem – es führt jedes Mal zu einer Panikattacke.
Das Komische ist, dass ich mir dennoch Blut abnehmen lassen kann und auch keine Angst vor Spritzen oder so habe. Klar, beim Blut abnehmen ist mir für eine kurze Zeit sehr mulmig zumute, aber wenn es sein muss, kann ich es aushalten.
So, ich bin zwar selbst nicht bereit dafür, aber irgendwann muss ich es eh nochmal aufschreiben. Diejenigen, die meinen Blog schon von Anfang an begleiten, oder auf meinem alten Profil verfolgt haben, wissen auch schon, was mir damals passiert ist.
Das Ding ist, dass ich sicher nicht die Einzige bin, der das schon einmal passiert ist. Ich habe es auch nie groß geheim gehalten, aber irgendwie habe ich mich dennoch immer alleingelassen gefühlt damit.
Seitdem kann ich übrigens auch nicht mehr den Film „Der Zoowärter" anschauen, denn während ich den Film zusammen mit meiner Familie gesehen habe, ist es passiert.
Okay, dann rede ich jetzt nicht länger um den heißen Brei. Ich hatte damals meine Tage. Und das wohlgemerkt nicht zum ersten Mal. Deshalb war ich auch anfangs nicht beunruhigt. Bestimmt hatte ich da schon ein oder zwei Jahre damit zu tun. Aber dieses Mal war es anders.
Es fühlte sich an, als müsste ich dringend auf die Toilette. Was macht man also? Man geht aufs Klo. Ja, bei mir ist damals allerdings nur Blut rausgekommen. Sehr viel. Und so eklig es auch klingt, ich habe es rausfließen gespürt, und es hat einfach nicht mehr aufgehört.
Mein erster Gedanke war: Verblute ich jetzt? Und mein zweiter: Sterbe ich jetzt? Und dann habe ich zum ersten Mal die heftigste Panikattacke erlebt, die ich jemals hatte.
Wie immer, wenn ich da durchmuss, fange ich an zu zittern. Mein Herz schlägt sehr schnell und bis zum Hals. Ich fühle es überall pochen. Mir wird heiß und kalt zugleich. Meine Handflächen werden klatschnass. Mein Bauch fühlt sich sehr mulmig an, als wäre etwas Verdorbenes darin, als müsste ich mich jeden Moment übergeben. Dann dreht sich alles, ich verliere den Halt. Mein Sichtfeld engt sich ein, schwarze Flecken tauchen auf. Und zuletzt kommt die veränderte Wahrnehmung. Alles nimmt einen grauen Schleier an, die Farben sehen komisch aus. Ach ja, Luft bekomme ich auch so gut wie keine. Ich atme dann gefühlt mehr ein als aus, und das ist sicher nicht gut.
Was ich damals gemacht habe? Als ich gemerkt habe, dass das Blut nicht aufhört zu fließen, bin ich einfach vom Klo runter. Während mich die Symptome geplagt haben, habe ich mir die Hose angezogen und bin die Treppen ins Wohnzimmer geschwankt. Dort saß meine Familie zusammen und hat denkbar beschissen reagiert. Ich weiß, dass ich selbst nicht richtig reagiert habe, aber ich wusste damals nicht was Panikattacken sind. Ich habe wirklich geglaubt, dass ich sterben muss. Und wir alle hatten so eine Situation noch nicht.
Dass ich erst im Nachhinein erfahren habe, dass meine Mutter ebenfalls schon öfter Panikattacken hatte, aber immer „stark" sein musste, bzw. so erzogen wurde, weil man sich ja „zusammenreißen" muss, hat meinen Umgang damit nicht wirklich besser gemacht. Genau diesen Satz durfte ich mir nämlich anhören, als ich was von „sterben" und „Blut" gefaselt habe – völlig durch den Wind und kaum in der Lage aufrecht zu stehen. Es hat sich angefühlt als würde mir der Boden jeden Moment unter den Füßen weggerissen werden.
„Dramaqueen", das wurde mir vorgehalten. Und gelacht wurde über mich auch. In der Situation hätte ich mir einfach gewünscht, in den Arm genommen zu werden und zu hören, dass ich nicht allein bin. Das hätte mir gereicht, und vielleicht würde ich jetzt ganz anders damit umgehen.
Ich will meine Familie damit jetzt nicht schlechtreden. Schließlich wussten sie es auch nicht besser. Aber Mitgefühl ist etwas, was ich persönlich sehr stark spüre, und andere halt nicht. Ich kann mich nun einmal sehr gut in andere hineinversetzen und teilweise nachspüren, wie es für sie gewesen sein muss, wenn sie etwas erlebt haben, egal um was es sich dabei handelt.
Ganz ehrlich, diese „Fähigkeit" mögen viele vielleicht „cool" finden, oder für einen Autor als sehr hilfreich – das schon, aber es ist für mich dennoch scheiße und mehr eine Last, und am liebsten würde ich das nicht können.
Es geht nämlich so weit, dass wenn mir jemand sagt, ihm oder ihr sei schlecht, geht es mir im selben Moment genauso. Und leider werde immer ich in sowas hineingezogen. Immer kriege ich mit, wenn sich jemand übergeben muss. (Als ob sich ständig jemand in meinem Umfeld übergeben muss, das nicht, aber wenn, dann bekomme immer ich es mit, das wollte ich damit sagen.) Dass ich davor eine Phobie habe, ist ja wohl keine Überraschung mehr.
Übrigens ist es schon verdammt lange her, dass ich mich zuletzt übergeben musste. So lange, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann. Ich spreche von mind. 10 Jahren. Das ist echt lang, und kaum vorstellbar. Aber irgendwie habe ich es so lange geschafft, auch wenn ich schon gefühlt oft davor war in der Zeit. Das Problem ist auch, je länger die Zeit dazwischen ist, desto mehr Angst bekomme ich davor – und das ist sicher nicht hilfreich.
Je älter ich geworden bin, desto häufiger hat mein Körper auf jede Kleinigkeit reagiert, die auch nur im Entferntesten an eine Panikattacke erinnert hat. Die Trigger wurden mehr und mehr. Und irgendwann konnte ich mich eben nicht mal mehr in ein Auto setzen.
Zusätzlich war ich in meiner Schulzeit (so ab der 7. oder 8. Klasse) jetzt nicht wirklich selbstbewusst. Das hat sich nach dem Ereignis schlagartig geändert. Ich habe mich buchstäblich zurückgezogen und wollte nur noch mit so wenig Menschen wie möglich zu tun haben.
Davor hatte ich auch schon mit starker Akne zu kämpfen, und meine Panikattacken haben das Fass dann endgültig zum Überlaufen gebracht. Ich habe mich wie der letzte Versager gefühlt. Ich hatte das Gefühl nichts zu können, keine Daseinsberechtigung zu haben, usw. Kurz gesagt, ich habe mich wie der letzte Dreck gefühlt.
Und ich wurde nur noch auf das Äußerliche reduziert. Zugegeben, ich sah damals wirklich schrecklich aus – also diejenigen die in ihrer Jugend quasi „aufblühen", die haben es echt gut und ich hätte nur zu gerne mit denen getauscht.
Ja, da kommen wir auch schon zum Thema „Vergleichen". Natürlich habe auch ich das gemacht. Andauernd. Ich habe mich gefragt, was mit mir falsch läuft. Warum ich nicht so toll aussehe und mich so scheiße fühle. Und warum ich nicht vor der Klasse stehen kann, ohne eine Panikattacke zu bekommen.
Ich kann verstehen, dass sich sowohl meine Freunde als auch meine Familie die „alte (meinen Namen hinzufügen)" zurückgewünscht haben, und sich das auch immer noch herbeisehnen. Mir geht es nicht anders. Meint ihr, dass ich gerne so ein gottverdammter Angsthase bin? Ganz sicher nicht!
Denn wisst ihr was? Ich hatte nämlich keine traumatische Kindheit, mir ging es sehr gut. Ich war bei bester Gesundheit, auch wenn ich schon damals sehr oft zu hören bekommen habe, dass ich zu dünn sei und doch gefälligst mehr essen sollte. Das durften sich mein Bruder und meine Eltern genauso anhören, liegt wohl leider in den Genen.
Ich war sehr aufgeweckt und für wirklich jeden Scheiß zu haben. Damals habe ich nicht auf irgendwelche Konsequenzen geachtet. Ich habe einfach das gemacht, worauf ich Lust hatte. Ich kann mich auch nicht darüber beschweren, dass ich zu wenig Freunde hatte, nein, ich hatte immer jemanden um mich, mit dem ich Faxen machen konnte.
Wären damals nicht noch größere Klassenclowns in meiner Klasse gewesen, hätte ich locker diesen Titel bekommen.
Vielleicht war ich damals deswegen auch bei jedem Jungen immer nur ein „Kumpel". Während andere schon einen festen Freund hatten, war ich immer nur diejenige, mit der man reden konnte. Also wirklich nur Reden, versteht sich. Oder eben Mist bauen.
Kein Wunder, warum ich die Liebesgeschichten in Büchern immer so feiere. Ich durfte das selbst nie erleben, es hat mir irgendwie gefehlt. Das Traurige ist, dass ich irgendwann nicht mehr mit Jungs reden konnte. Und jetzt mit meinen 23 Jahren will ich mit Männern auch nichts mehr zu tun haben. Nicht, dass ich plötzlich auf die andere Seite gewechselt bin, nein, mich interessiert dieser ganze Zwischenmenschliche Kram einfach null Komma null.
Zumindest ich persönlich möchte erstmal niemanden an mich heranlassen, denn ich habe es so lange von mir weggeschoben, bis ich jetzt einfach nicht mehr das Verlangen danach verspüre. Ich wurde einfach zu sehr enttäuscht und habe zu sehr Angst davor richtig verletzt zu werden, wenn ich jemanden zu nah an mich heranlasse.
Nach meinem Rückzug war ich dann nur noch das Mädchen mit den Pickeln und das immer ein Buch dabeihat. Ich habe mich in die Welten meiner Bücher verkrochen. Dort war alles in Ordnung. Dort konnte immer eine Lösung gefunden werden. Und genau diese Flucht von meinem alltäglichen Leben hat mich letztendlich dazu gebracht selbst Geschichten zu erfinden und sie aufzuschreiben.
Es hat mir ein Stück Kontrolle zurückgegeben. Und weil ich die Fäden im Hintergrund ziehe, kann ich auch immer entscheiden, was passiert. Insofern meine Charaktere mich lassen. Aber das ist wieder ein anderes Thema, würde ich sagen.
Leider ist das hier kein Kapitel „wie du nie wieder Panikattacken bekommst" – damit kann ich nicht dienen. Denn ich kämpfe noch immer dagegen an. An manchen Tagen mehr, an manchen weniger.
Am Montag war eigentlich so ein Tag, an dem mich eine Panikattacke vollkommen übermannt hätte. Ich sie also nicht mehr zurückdrängen kann. Dennoch habe ich es geschafft über meinen Schatten zu springen. Und das sogar ohne eine bestimmte Atemtechnik.
Eine Zeitlang habe ich tatsächlich täglich Yoga und Meditationen gemacht. Es bringt schon was, aber das Wahre ist es für mich nicht.
Wenn ihr ebenfalls mit Panikattacken zu kämpfen habt, dann kann ich nur den Tipp geben, sich etwas zu suchen, was euch wirklich Freude bereitet. Das gibt einem eine gewisse „Lebensqualität" zurück, und man fühlt sich nicht mehr wie der letzte Versager.
So, damit wären wir auch schon bei dem Punkt angelangt, an dem ich auf mein Buch zu sprechen komme. In „Sager" möchte ich nämlich das Thema „Panikattacken" verarbeiten. Meine Hauptperson Raven hat deshalb diesen Wesenszug von mir geerbt. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber sie schafft es, damit umzugehen. Und auch wenn sie nur eine erfundene Person ist, für mich bedeutet ihr Weg zur Heilung ebenfalls eine gewisse Heilung.
Ich selbst kann nämlich sehr schlecht über meine Gefühle reden. Es fällt mir so unglaublich schwer. Deshalb kennen viele aus meinem Umfeld nicht den wahren Grund dafür, warum ich so bin, wie ich bin. Ich habe das Thema einfach meistens nicht erwähnt. Ich habe immer nur gesagt: „Ich kann nicht.", „Mir geht es nicht gut.", etc. Und ja, teilweise ghoste ich meine Freunde. Weil es mir peinlich ist, mit jemandem darüber zu reden, der eine Seite an mir kennt, die voller Lebensfreude war und eben das komplette Gegenteil von dem ist, was sie nun kennen.
Deshalb schreibe ich. Nur wenn ich das zuerst allein mit mir ausmache, es einfach auf ein leeres (digitales) Papier freilasse, dann fühle ich mich auch befreit. Und komischerweise ist mir das auch nicht peinlich, wenn es mehr als nur einer (also ich) liest. Mittlerweile lesen ja recht viele meinen Blog und meine Geschichten. Ich freue mich einfach das teilen zu können. Vielleicht sogar verstanden zu werden.
Denn ganz sicher bin ich nicht die einzige mit Panikattacken. Sicher, ich könnte besser damit umgehen, aber daran arbeite ich. Versprochen. Mich in ein Auto zu setzen und selbst zu fahren, war ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung. Irgendwann werde ich auch sicher den Mut haben, mich bei meinen Freunden zu melden. Ihnen davon zu erzählen.
Glaubt aber nicht, dass es mir schon immer leichtgefallen ist, hier auf Wattpad etwas zu posten. Im Gegenteil. Jahrelang war ich selbst „Ghostreader", ich habe also weder Kommentare dagelassen noch gevotet. Ich habe mich einfach nicht getraut. Ich hatte Angst, dass der Autor oder die Autorin sieht, dass mir seine oder ihre Geschichte gefällt.
Aber wisst ihr was? Das ist Schwachsinn.
Was kann denn schlimmstenfalls passieren? Dass die Person sich darüber freut! Nichts anderes passiert hier, wenn man zumindest ein Sternchen hinterlässt.
Gut, ich habe hier auch schon negative Reaktionen erlebt, wenn ich Kommentare (nett gemeinte, keineswegs beleidigende, versteht sich) abgegeben habe, aber mittlerweile habe ich daraus auch gelernt und kann nun besser damit umgehen. Das Wichtigste ist, sich weder im echten Leben noch auf einer öffentlichen Plattform, wie hier, etwas zu sehr zu Herzen zu nehmen.
Ihr selbst wisst genau, was gut für euch ist, und was nicht. Und wenn euer Verstand das nicht weiß, euer Bauchgefühl allemal. Das zeigt euch den richtigen Weg. Ihr müsst einfach darauf vertrauen. Meins sagt mir, dass das Schreiben genau richtig ist. Dass es richtig ist, von mir zu erzählen und dass ich nicht die Einzige bin.
Ich weiß nicht, wie es euch jetzt nach meiner sehr persönlichen Offenbarung geht. Vielleicht geht es euch ähnlich, vielleicht habt ihr nun eine Seite an mir kennengelernt, die euch überrascht hat, vielleicht versteht ihr mich, vielleicht aber auch nicht – egal was es ist, ihr dürft mir gerne mitteilen, was euch bewegt. Egal ob in den Kommentaren, oder per PN. Ich bin da und höre zu. Denn das ist wichtig.
Ich wünschte, ich hätte damals jemanden gehabt, der mir einfach zuhört. Ich hatte zwar meine Mutter, die mir auch immer noch zuhört, aber sie versteht mich dennoch nicht so, wie ich es gerne hätte.
Ja, in diesem Sinne hätte ich erstmal alles gesagt, was ich aktuell zu dem Thema zu sagen habe. Ich möchte ungern in den Kommentaren lesen „das tut mir leid". Klar, ich weiß, dass manche vielleicht auch Mitleid haben, aber sowas brauche ich nicht. Das ist nicht der Sinn hinter diesem Blogeintrag, dass ich nach eurem Mitgefühl giere.
Nein, das ist einfach eine Seite an mir, die ich weder verleugnen kann noch möchte. Sie gehört genauso zu mir, wie meine Leidenschaft fürs Lesen und Schreiben. Und in gewisser Weise sind diese Dinge auch unweigerlich miteinander verwoben.
Do, 23.09.2021, 14:56 Uhr, Sam Jackson
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