Realität und Traum
Ich schaue noch einmal auf meinen Arm. Verdammt, verdammt, verdammt, was soll ich machen? Das warme Blut läuft langsam meinen Arm hinunter und tropft auf den Boden. Ich starrte es einfach nur geschockt an, wie in Trance. Ich kann einfach nicht wegsehen. Mein Gehirn schreit: Ruf nach Hilfe oder mach etwas! Aber mein Körper will einfach nicht. Ich spüre, wie mein Herz immer schneller schlägt. Mir wird immer kälter und kälter. Seit wann ist es hier so kalt?
Ich fange am ganzen Körper an zu zittern, obwohl es hier gar nicht so kalt ist. Immer noch starre ich auf meinen Arm und flüstere ganz leise: „Hilfe." Ich nehme die Decke und lege sie um mich. Mein ganzer Körper zittert.
Die Tür öffnet sich langsam. Als Finn mich sieht, reißen sich seine Augen auf. Er schaut immer wieder zwischen dem Blut auf dem Boden und mir hin und her. „Julius, komm mal kurz runter!" Finn murmelt: „Wo bleiben die denn?" Er schaut sich im Raum um. Warum macht er das denn jetzt?
Ganz genüsslich kommt Ren hereingeschlendert. „Was ist passiert? Julius schläft." Finn schüttelt ratlos den Kopf. „Weiß nicht, war schon so, als ich hineinkam." Ren geht los und holt einen Koffer. Er betrachtet weiterhin meinen Arm und nimmt etwas aus dem Koffer, das er auf meine Wunde drückt. Dann gibt er mir eine Flüssigkeit, die ich schlucke. Sie erfüllt mich mit innerer Wärme. Mein Körper hört auf zu zittern, und mein Atem beruhigt sich. Ich fühle mich leichter und entspannter.
„Jetzt wieder ansprechbar?" fragt Ren. „Ja, was war das für ein Zeug?" frage ich zurück. „Shock Solver. Hilft gegen den Schockzustand. Drück das mal weiter auf die Wunde." Ich nehme das Tuch und drücke es auf die Wunde. Dann versuche ich langsam aufzustehen. Schwankend halte ich mich an Ren fest. Er führt mich vorsichtig zu dem Tisch im Raum. „Leg deinen Arm auf den Tisch und drück weiter darauf, ich suche inzwischen mal Julian. Er hat eine Ausbildung zum Rettungssanitäter und ist Medizinstudent im dritten Jahr", sagt Ren und geht hinaus. Ich bleibe allein mit Finn in dem Raum. Er setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. Meine Hand ist blutig von meinem Arm, das Tuch ist so durchgeweicht, dass das Blut beim Drücken herausläuft. Ekelhaft.
„Mari, was ist eigentlich passiert?" fragt Finn. Ich schüttele nur den Kopf. Was sollte ich auch antworten? Vielleicht so etwas wie: „Das war Ben in meinem Traum, weil ich zu realistisch war!" Tolle Idee, danach hält mich doch jeder für verrückt. Zum Glück muss ich nicht antworten, denn Ren kommt mit einem Typen herein. Der Typ scheint Julian zu sein. Er hat blonde Haare mit einem Militärschnitt und einen stämmigen Oberkörper. Dazu trägt er einen Koffer bei sich. „Dann schauen wir uns mal die Wunde an", sagt er. Es dauert eine Weile, aber am Ende macht er eine Salbe darauf und wickelt einen Verband darum. „Es ist nicht so schlimm. Es hat nur eine Ader getroffen. Beim nächsten Mal könnte das schon anders ausgehen, also bitte nicht so lange hierbleiben, bis du dir den Arm nochmal aufschlitzt."
„Ich habe mir das nicht selbst angetan", seufze ich. „Das sagen sie immer", antwortet Julian. „Ich war es nicht. Ich hatte nicht mal ein Messer oder irgendetwas Scharfes", füge ich hinzu.
Julian hebt beschwichtigend die Hände. „Okay, du frühstückst jetzt erstmal, und dann erzählst du uns, woher die Wunde kommt, wenn du es nicht selbst warst." Ren schaut fragend: „Sollen wir sie denn jetzt allein lassen?" Finn seufzt. „Komm mit, Marie." Ren und Julian gehen vor, und Finn und ich folgen ihnen. Ich schaue auf meinen Arm. Es war doch nur ein Traum – woher kam diese Verletzung? Mir steigt der Duft von Speck in die Nase. Lecker, ich habe schon wieder Hunger. Wir kommen in einen Raum mit einer langen Tafel aus Rosenholz, an der vierzehn Leute Platz haben könnten. Auf ihr liegt ein reichhaltiges Frühstück mit Brötchen, Brot, Aufschnitt, Nutella, Butter, Streuseln, Obst und Müsli. Nur ein Platz ist von Melcon besetzt. Er schaut verwirrt. „Bist du aus dem Bett gefallen, oder wieso bist du so früh wach, Julian? Und was macht Mari hier oben?" fragt er. Julius setzt sich und antwortet: „Naja, Finns Freundin hat sich in den Arm geschnitten, angeblich nicht selbst." Melcons Augen richten sich auf mich. Diese kalten, emotionslosen Augen jagen mir wieder eine Gänsehaut ein. „Wollt ihr nicht frühstücken? Setzt euch ruhig hin", sagt er unerwartet.
Finn und ich setzen uns hin und nehmen uns etwas, fangen an zu essen. Es ist still am Tisch, ich höre nur Kaugeräusche. Ich spüre, dass die Blicke auf mir liegen. „Also", setzt Ren zum Reden an, „was genau ist denn passiert?" Ich denke nach, ob ich den Traum erwähnen soll oder nicht, weil ich nicht genau weiß, was passiert ist. „Keine Ahnung", antworte ich. Ren und Melcon sehen sich gegenseitig an. Was haben die denn? Melcon räuspert sich und sagt: „Beschreibe doch mal, was heute Morgen passiert ist." Ich könnte einfach schweigen und es dabei belassen, aber gut, ich antworte:
„Ich bin aufgewacht, und dann war mein Arm blutig", antworte ich. Als würde ein Licht in seinem Kopf aufgehen, beugt sich Melcon über die Tischplatte, packt meinen Arm und setzt sich dann wieder hin, um weiterzuessen. Ich warte auf einen Kommentar von ihm, aber er sagt nichts.
Julian schaut Melcon an und fragt: „Melcon, was war das?" Melcon zuckt mit den Schultern und antwortet: „Mari träumt anscheinend so realistisch, dass sie Verletzungen mitbringt." Sein Mund steht offen, und er starrt mich an. Nach einer Minute seufzt er und sagt: „Hättest auch gleich mal sagen können, dass sie eine Begabte ist. Bei denen weiß man ja nie, was kommt."
Hi, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Habe ein neues Korrekturprogramm benutzt für das Kapitel. Ist das jemanden aufgefallen oder hat das gar keinen Unterschied gemacht? Würde mich überantworten und votes freuen.
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