Eine andere Sicht
Nach dem verlassen des Raumes
POV Melcon
POV Melcon
„Sind wir Arschlöcher?" fragte ich Nolan und Milan, während ich die beiden abwechselnd ansah.
Milan schnaubte, die Arme verschränkt. „Nein, nur du und Nolan."
Nolan verdrehte die Augen und funkelte ihn an. „Wer hat mich denn abgehalten? Das war alles eure Schuld!"
Ich starrte ihn ungläubig an. „Dein Plan hätte nie funktioniert. Mariam in einen Raum einzusperren ist... Irrsinn."
„Es hätte funktioniert!" fauchte Nolan zurück, seine Stimme gefährlich leise. „Mariam würde uns gehören – nur uns. Niemand könnte sie sehen, sie anfassen oder sie gegen ihren Willen benutzen." Seine Augen glitzerten kalt, als er sich vorbeugte. „Sie wäre sicher."
Milan hob die Hand, um ihn zu unterbrechen, und sprach mit einer Ruhe, die fast wie eine Drohung wirkte: „Du meinst, sie wäre eine Gefangene. Nolan, hörst du dir überhaupt selbst zu? Das ist unmenschlich."
„Unmenschlich?!" Nolan knurrte vor sich hin und lachte dann leise, ein verstörendes Geräusch. „Du bist doch nur ein Heuchler, Milan. Wir haben Mariam alle schon benutzt. Du tust so, als würdest du dich um sie kümmern, aber am Ende willst du sie genauso wie ich – du bist nur zu feige, es zuzugeben."
Ich seufzte schwer. Diese Diskussion würde nirgendwohin führen. Nolan klang immer überzeugter von seinen dunklen Ideen, und Milan ließ sich trotzdem immer wieder darauf ein. Vielleicht, dachte ich, irgendwo hatte Nolan recht – oder? Je länger ich darüber nachdachte, desto verlockender schien es, Mariam einfach vor der Welt zu verstecken. Aber das... das wäre nicht richtig.
„Schluss jetzt!" Ich schnitt durch ihre Streitereien. „Wir haben Wichtigeres zu tun."
Gerade als wir den Besprechungstisch am Ende des Flures erreichten, wo Julian und Maze bereits warteten, zischte Nolan leise: „Warum bringen wir ihn nicht einfach um?"
Ich blieb abrupt stehen. „Was?"
Nolan deutete mit einem knappen Nicken auf Maze, der sich in ein Gespräch mit Julian vertieft hatte. „Er ist unzuverlässig, ständig im Weg. Und du weißt, dass er uns irgendwann verraten wird."
Ich rieb mir die Schläfen. „Wir wollen, dass Mariam uns mag, Nolan. Und außerdem habe ich Maze nicht umsonst gerettet."
Nolan hob eine Augenbraue. „Du meinst, du willst, dass du ihr Held bist. Ein kleiner Kontrollchip in seinem Gehirn würde dir das erleichtern."
„Nolan!" Milan sprang ein, seine Stimme scharf wie ein Messer. „Das ist krankhaft. Wir reden hier von Menschen, keine Schachfiguren."
„Dann hör auf, wie ein Priester zu klingen", zischte Nolan, bevor er sich wieder mir zuwandte. „Melcon, lass mich jetzt dran!" Er versuchte, die Kontrolle über unseren Körper zu übernehmen, aber ich blockierte ihn zusammen mit Milan.
„Maze, geh zu Mariam," wies ich ihn abweisend an. Doch er blieb stehen, den Blick stur. „Ich möchte helfen..."
Ich schnippte mit den Fingern. Maze brach bewusstlos zusammen.
„Melcon!" Milan starrte mich entsetzt an. „Du kannst doch nicht einfach–"
„Doch, kann ich," entgegnete ich kühl. „Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun."
Nolan unterbrach mich: „Jaja, wir wissen."
Alle waren endlich eingetroffen, und jetzt konnten wir anfangen. Es war ein Hin und Her. Um es kurz zu sagen: Wir waren maßlos überfordert. Ich beendete die Sitzung unzufrieden und ließ alle über die Möglichkeiten, die wir hatten, noch einmal nachdenken. Die erste war, unseren jetzigen Plan aufzugeben und einen offenen Krieg gegen den Rat und die komplette magische Gemeinde zu führen. Das war wahrscheinlich die beste Option. Die zweite war der diplomatische Weg, also zu versuchen, die magische Gemeinde auf unsere Seite zu bekommen und den Rat zu entmachten. Bei der ersten Wahl müssten wir unsere Tarnung aufgeben, und es würde Familien auseinanderreißen. Was könnten wir sonst tun?
Ich war geistesabwesend vor dem Raum gestoppt, in dem Mari war. Ich lächelte direkt, als ich an sie dachte. Sie war meine Abakhethiwe. Seit den drei Wiedergeburten, die sie hatte, liebte ich sie jedes Mal mehr. Ich ballte meine Faust. Dieses Mal würde sie mir niemand wegnehmen. Ich wusste vor allem nicht, wie wahrscheinlich es war, dass sie zurückkäme, wenn sie wieder sterben würde. Und ein Leben ohne sie wäre einfach nicht lebenswert.
Ich stieß die Tür auf, darauf achtend, dass mein Gesicht teilnahmslos blieb. Ich sah Mariam auf dem Boden liegen, mit dem Kopf auf dem Bett schlafend. Auf mein Gesicht schlich sich ein Lächeln. Ich ging zu ihr und hob sie hoch. Es fühlte sich so schön an, sie wieder in den Armen zu haben.
Ich merkte, wie Nolan seine komplize Energie nutzte, mich zu verdrängen, und ich ließ ihn gewähren. Ihm stand dies genauso zu, und Mariam würde mich nicht hassen – sondern ihn.
POV Nolan
Ich spürte, wie Melcon sich zurückzog, und endlich hatte ich die volle Kontrolle. Ich hielt Mariam in meinen Armen und zog uns sofort in unser altes Schlafzimmer.
Die Wände waren in tiefem Blau oder Anthrazit gehalten. Über meinem massiven Bett mit einem hohen schwarzen Lederkopfteil hing ein kunstvoller Wandteppich mit einem Motiv. Das Bett war mit schweren Decken und Kissen in dunklen Tönen wie Schwarz, Bordeaux und Dunkelgrün bedeckt.
An der Seite steht ein rustikaler Holzschreibtisch, beladen mit Büchern, Schriftrollen und kleinen Artefakten wie einem Amulett und einer bronzenen Sanduhr. Eine warme Lampe taucht den Tisch in goldenes Licht, und daneben steht ein Bücherregal voller alter, ledergebundener Bücher. Die schweren Samtvorhänge am Fenster halten das Licht fern, während ein abgenutzter Sessel mit einer Felldecke in der Ecke steht – perfekt zum Lesen oder Nachdenken. Dichte Teppiche bedecken den Boden, dämpfen die Geräusche und verleihen dem Raum Wärme. Dekoriert ist er sparsam, aber bedeutungsvoll, mit einem antiken Schwert an der Wand und einer geheimnisvollen Truhe in der Ecke. Ein holziger Duft nach Räucherwerk und Kaminholz liegt in der Luft, der die Atmosphäre perfekt abrundet.
Normalerweise waren wir nicht hier. Es war unser altes Zuhause, das ich mit Mariam teilte. Wir fühlten uns hier sonst zu traurig, doch heute fühlte es sich anders an.
Ich legte Mariam auf dem Bett ab und schaute sie einen Moment einfach nur an. Wie süß sie war, wenn sie schlief. Ich ging zur Tür und schloss ab, dann zog ich mein Shirt aus, legte mich zu Mariam und zog sie an mich.
„Du kannst dich doch nicht einfach zu ihr legen", kam es von Milan. Auch Melcon war unzufrieden, aber er wollte wahrscheinlich einfach selbst mit Mariam kuscheln. Gut, vielleicht hatten die beiden minimale Probleme damit, dass sie bewusstlos war, und dachten, sie würde das nicht wollen. Aber was soll's? Ich bringe sie einfach dazu.
„NOLAN!"
„Was denn?" fauchte ich zurück.
Er störte. Warum kann ich ihn nicht umbringen? Melcon klopfte an, so dass Milan es nicht hören konnte. Ich grinste. Vielleicht mochte er meine Idee ja jetzt doch. Wer wollte nicht immer dieses schöne Gefühl von Mariams Anwesenheit haben?
Ich müsste eigentlich Thomas anrufen. Er sollte endlich die Gelegenheit haben, seine Mutter richtig kennenzulernen.
„Melcon, was willst du?"
„Nur über deinen Vorschlag mit dem Einsperren reden, obwohl ich einen besseren habe."
Das könnte interessant werden.
„Raus damit."
„Wir könnten ihr ein i-tape yokulawula umlegen."
Ich grinste und stellte mir vor, wie es wäre, Mariam unter meiner absoluten Kontrolle zu haben. Dann könnte ich sie auch dazu bringen, sich von Finn und allen männlichen Wesen fernzuhalten. Und sie würde widerstandslos in diesem Haus hier bleiben. Die Idee gefiel mir immer besser, obwohl ich überrascht war, dass Melcon auf so etwas kam.
„Woher kommt das denn?"
Er zuckte mit den Schultern und schaute verlegen. „Mir hat nicht gefallen, wie nah Julius war. Und hier in diesem Haus kommt ihr niemand zu nah. Nicht, dass der Rat sie auch noch für ihr abscheuliches Projekt benutzt."
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