*Verloren im Klassenzimmer*
So gehe ich zu meinem Platz, während der Lehrer weiter über die Symphonie redet. Als ich mich bewege, fühlt sich der Boden seltsam weich an, fast wie Kaugummi. Plötzlich höre ich den Lehrer nicht mehr. Das ist höchst eigenartig. Ich setze mich und frage mich, ob ich jetzt doch den Verstand verliere.
„Tust du nicht", sagt das Mädchen neben mir. Wie hieß sie noch gleich?
„Maliska, aber nenn mich Lisa. Ist mir lieber als der Name, den mir meine Eltern gegeben haben, genau wie bei dir." Kann dieses Mädchen Gedanken lesen?
„Ja."
„Cool. Was bist du?"
Sie wirkt erschrocken. „Entschuldigung, das muss für dich komisch sein, aber normalerweise halten sich die Leute von mir fern. Sobald ich ihnen erzähle, dass ich Gedanken lesen kann... Ich kann es zwar kontrollieren, aber..."
„Die meisten trauen dir trotzdem nicht."
„Genau. Und ich wünschte, wir hätten den praktischen Unterricht zusammen."
„Wieso denn das?"
„Ich lese Zeitung und kann im Vergleich zu meinen Klassenkameraden eins und eins zusammenzählen."
Okay, sie scheint keine sehr hohe Meinung von ihren Mitschülern zu haben.
Ein leises „Plopp" ertönt, und plötzlich kann ich den Lehrer wieder hören. Er redet jetzt nicht mehr über die Symphonie, sondern über einen Schüler, der anscheinend in seinem Unterricht etwas angestellt hat.
Ich versuche zuzuhören, aber meine Gedanken kreisen immer noch um das, was gerade passiert ist. Es fällt mir schwer zu begreifen, dass das alles wirklich Realität ist. Eine Frage drängt sich immer wieder in den Vordergrund: Warum bin ich eine Begabte, und wieso habe ich nie bemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt?
Als es endlich klingelt, sind wir leider noch nicht erlöst. Johann sagt: „Der Lehrer beendet den Unterricht, nicht die Klingel." Wenigstens etwas Normales, obwohl das ruhig anders sein könnte. Wofür gibt es die Klingel dann überhaupt?
„Sie haben Sendepause, Johann, das müssten Sie auch wissen", platzt eine andere Lehrerin herein. „Und ihr Schüler, verschwindet jetzt, bevor wieder so etwas wie letzte Woche passiert."
Ich drehe mich zu Lisa um, um zu fragen, was letzte Woche passiert ist, aber sie ist schon verschwunden. Als ich mich genauer umschaue, sehe ich, dass alle weg sind. Nur ich kann die Tür nicht mehr finden. War sie nicht gerade noch da?
Wie kann eine Tür plötzlich verschwinden? Wie soll ich hier jetzt rauskommen? Die Lehrerin scheint beschäftigt zu sein, den Lehrer zu tadeln. Ich will nicht stören, aber ich muss hier raus. Also versuche ich, laut zu sprechen: „Entschuldigen Sie, wie komme ich hier raus?" Es war kaum mehr als ein Flüstern.
Die Lehrerin antwortet mit einem Augenrollen: „Durch die Tür", und murmelt leise etwas von „immer dümmer werdenden Schülern". Sehr freundlich.
„Aber ich sehe keine Tür."
Da mischt sich Johann ein: „Sie ist neu in unserer Welt. Ich helfe dir kurz." Mit einem Schnauben sagt die Lehrerin: „Das muss sie selbst schaffen."
Doch Johann ignoriert das und geht zur Wand. Plötzlich öffnet sich eine Tür, die vorher nicht da war. Vor lauter Verwunderung bringe ich nur ein „Danke" heraus und verlasse schnell den Raum. Peinlich.
Wäre ich doch lieber drinnen geblieben. Auf dem Flur sind viel zu viele Leute, und ich muss hier einfach weg. Ich sehe Luna, umringt von einer Gruppe, und gehe zu ihr.
Als sie mich sieht, verabschiedet sie sich von den anderen und kommt zu mir. „Komm, ich bringe dich zu Cornelia", sagt sie kühl und unfreundlich. Sie ist entweder schlecht gelaunt oder hat mir nur etwas vorgespielt. „Willst du mich noch länger so komisch angucken?" Sie wird mir von Minute zu Minute unsympathischer.
Gerade als wir gehen wollen, kommt Lisa: „Ich kann sie bringen, du hast doch sicher Besseres zu tun." Rettung in letzter Sekunde!
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