*Ein Schritt ins Ungewisse*
"Wir sind da, Schatz!" Dieser Satz meiner Mutter löst ein Unbehagen in mir aus. Müssen wir wirklich schon jetzt hier sein? Gerade war ich noch optimistisch, aber jetzt, wo ich hier bin, möchte ich sofort wieder weg. Diese verdammten Stimmungsschwankungen! Also sage ich mir erneut: Das ist nur ein normales Internat. Mit einem Direktor, der behauptet, Magie existiere, und dazu noch Vampire, Werwölfe, Alben und so weiter. Also eine ganz normale Schule für Verrückte. Was soll ich auch sonst denken, wenn jemand einfach so in Untersuchungshaft kommt, um mit mir zu reden, und mir dann eine unrealistische Geschichte über all das Fantasy-Zeug erzählt? Normalerweise würde ich dieser Person nicht einmal im Traum glauben, aber weil sie es irgendwie beweisen konnte...
Rückblende:
Warum will mir niemand sagen, wie es Thomas geht? Ich werde hier in dieser Untersuchungshaftzelle festgehalten, als hätte ich das Feuer gelegt und Thomas hineingestoßen. Vielleicht denken sie wirklich, dass ich psychisch krank bin. Ich meine, flammende Kugeln, die auf Thomas losgehen? Wahrscheinlich stand ich einfach unter Schock und habe mir das alles eingebildet. Ja, das wird es sein. Diese Zelle ist wirklich nicht dafür gemacht, zur Ruhe zu kommen. Warum fließt hier überhaupt der Boden und die Wände? Ich rutsche unruhig hin und her und denke wieder an den Unfall. Nein, das kann doch gar nicht sein, oder? Nein, niemals. Ich werde vielleicht wirklich verrückt.
Ganz sicher habe ich mir das eingebildet. Es war nur der Schock. Ich klopfe mit meiner Hand auf meinen Oberschenkel. Was ist los, warum kommt denn niemand? Ich stehe von der Bank auf, das ständige Sitzen macht mich wahnsinnig. Viel bewegen kann ich mich hier zwar nicht, aber es ist besser als nur herumzusitzen. So laufe ich eine gefühlte Stunde in der kleinen Zelle herum. Kann jetzt bitte mal jemand kommen? Ich gehe zurück zur Bank und setze mich wieder. Meine Hände berühren die kalte Bank.
Sie fangen an zu kribbeln und fühlen sich irgendwie fremdartig an. Was ist hier los? Mich durchfährt ein intensiver Schmerz, schlimmer als alles, was ich je erlebt habe. Er breitet sich durch meinen ganzen Körper aus. Ich lehne mich gegen die Wand und hoffe, dass es aufhört, aber das Gegenteil ist der Fall – es wird immer schlimmer. Ich schreie. Tausende von Bildern durchzucken mich. Alles ist so verschwommen. Es ist viel zu viel. Was passiert hier? Ich nehme meine Hände von der Bank und plötzlich hört alles auf. Die Schmerzen verschwinden, ebenso die Bilder.
Meine Hände leuchten! Leuchten? Ein warmes, gelbliches Licht geht von ihnen aus. Was soll das? Was ist hier los? Werde ich vielleicht wirklich verrückt? Hände leuchten doch nicht einfach so. Ich stehe wieder auf und gehe umher. Eine Runde, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Während ich so umhergehe, wird es draußen langsam dunkel. Und dann, bei Runde fünfzig oder so, geht endlich die Tür auf.
Ein Polizist mit spitzen Ohren tritt ein. Sehr spitzen Ohren. Er hat ein Tablett in der Hand, darauf ein Apfel und ein Glas Wasser. Er stockt kurz, wahrscheinlich weil ich ihn etwas seltsam ansehe, aber seine Ohren sind wirklich komisch. Ich weiß, dass man das nicht macht, aber sie sind so spitz wie ein Geodreieck. Er rollt nur mit den Augen. "Bin ich der erste Elf, dem du begegnest?" Elf?! Die halten mich anscheinend wirklich für verrückt und er versucht, mich davon zu überzeugen.
In einem sehr genervten Tonfall sagt er: "Du musst nicht antworten. Es ist nicht so, dass ich mich in den letzten Stunden nicht damit beschäftigt hätte, deinen magischen Ausbruch zu vertuschen. Du könntest ruhig mal dankbarer sein. Aber nein, das ist ja bei denen, die sich so besonders fühlen, weil ihre Eltern denken, dass ihre Kinder auf einer Menschenschule zurechtkommen, nicht drin. Und wer hat dann wieder die Arbeit, wenn diese Kinder keine Kontrolle haben? Ich. Aber hier hast du etwas zu essen." Der muss mich wirklich für komplett verrückt halten.
Bevor sie mich noch einweisen, sollte ich vielleicht sagen, dass ich nicht verrückt bin. „Ich bin nicht verrückt, okay? Also können Sie ruhig aufhören, so zu tun, als würden Sie an Magie oder so glauben. Ich stand wahrscheinlich unter Schock und habe mir alles eingebildet. Kein Grund, sich über mich lustig zu machen. Könnten Sie mir vielleicht ernsthaft sagen, was los ist?" Der Mann rollt nur mit den Augen. "Gut, du scheinst zum Glück ein gutes Schauspieltalent zu haben. Vielleicht kommen wir dann doch mit einer Gasexplosion durch. Wie kam es eigentlich, dass du die Kontrolle verloren hast?" Ich merke, dass ich langsam wütend werde.
Unter meinen Händen beginnt es zu pulsieren. „Ich schauspiele nicht, könnten Sie mir nicht einfach sagen, was los ist? Ich mache mir wirklich Sorgen." Jetzt lacht er auch noch. Meine Hand fühlt sich an, als stünde sie in Flammen. Ich schaue hinunter. Ach du Scheiße, sie glüht wieder in diesem eigenartigen Licht. Ich schüttle sie, vielleicht hört es dann auf? Oh Gott, was soll das? Der Polizeibeamte hört auf zu lachen und schaut mich fragend an. „Du scheinst wirklich große Probleme mit der Kontrolle zu haben. Wer kam auf die Idee, dich auf eine Menschenschule zu schicken? Dazu noch ein Internat?" Menschenschule. Warte mal, er sieht das Licht? Vielleicht bin ich doch nicht verrückt. „Warte, Sie sehen das Licht?"
Jetzt schaut er verwundert. Okay, wir scheinen wirklich aneinander vorbei zu reden. „Natürlich sehe ich das Licht. Ich bin doch kein Mensch." Jetzt habe ich es, er ist genauso verrückt wie ich. Das wird es sein. „Hör wirklich auf zu schauspielern und gib mir deine Ikhodi yokubhalsi, damit ich dich beim Rat melden kann. Dann können sie sich darum kümmern." Er will was? Jetzt reicht es mir. „Ich schauspielere nicht, und ich weiß nicht, was Sie von mir wollen." Ich bekomme nur einen ungläubigen Blick. „Hör auf mit den Spielchen und gib mir die Ikhodi yokubhalsi. Uns hört hier kein Mensch, ich habe extra ein Bannzeichen gezeichnet." Gut, das nützt nichts, der Mann ist einfach nicht richtig im Kopf. Ich nehme mir den Apfel vom Tablett und mich durchzuckt wieder dieser Schmerz und die vielen Bilder. Ich lasse den Apfel augenblicklich fallen. Der Mann macht eine Wischbewegung und der Apfel schwebt in der Luft. „Lieber Gott, du hast wirklich überhaupt keine Kontrolle, oder?" Kontrolle? „Über was soll ich denn bitte Kontrolle haben?"
Der Mann wirkt wirklich immer verwirrter. Gut, dann sind wir schon zwei. Nach ein paar Minuten fängt er dann zögerlich an zu sprechen: „Du hast wirklich keine Ahnung, oder?" Wovon denn bitte? Ich schüttle nur den Kopf. Er nimmt den Apfel aus der Luft und legt ihn zurück auf das Tablett. Dann murmelt er etwas, stellt es ab und sagt: „Ich komme gleich wieder." Ich höre ihn noch murmeln, dass das doch gar nicht sein könnte. Danke, jetzt habe ich keine Antworten, nur noch mehr Fragen. Ich schaue zögerlich auf das Tablett, aber nein, ich kann das nicht essen. Nicht zu diesem Preis. Ich schaue zum kleinen Fenster. Es ist stockfinster. Ich schließe meine Augen. Wie lange wollen die mich eigentlich festhalten? Egal, etwas Schlaf tut sicher gut.
Mein Traum war anders. Ich war wieder in der Zelle. Es war Morgen. Ein Mann, der förmlich nach Schuldirektor schrie, stand da. Mit braunem Anzug, Halbglatze und grauen Haaren. Er schaute mich an. Ich fühlte mich seltsam losgelöst. Neben dem Mann stand der Polizist mit den spitzen Ohren. „Das ist sie?" Spitzohr nickte. „Wie alt ist sie nochmal?" „16." Der Mann schaute mich nur fragend an. „Naja, besser spät als nie." Was meinte er? Der Mann kam auf mich zu. „Hallo, ich bin Bernt Frendast."
Ich schreckte auf. Was war das denn für ein schräger Traum? Die Tür ging auf und dort standen Spitzohr und, ich traute meinen Augen kaum, der Mann aus meinem Traum. Der gleiche Anzug, die gleichen Haare. Ich rutsche etwas weg von der Tür. „Das ist sie?" Der Polizist nickt. Was ist hier los? Nein, das kann nicht der gleiche Mann sein. Das lässt sich ja einfach prüfen. Der Mann kam auf mich zu. „Hallo, ich bin..." Ich unterbrach ihn: „Bernt Frendast?" Ich schaute fragend. Der Mann nickte. Das kann doch nicht wirklich passiert sein. Das ist gruselig. „Ich leite eine andere Art von Schule." Sie wollen mich in die Klapse stecken. „Gut, sagen dir Begriffe wie Wandler, Hexen, Elfen etwas?" Ich schüttele den Kopf.
„Nicht schlimm, das lernst du mit der Zeit. Also, du denkst vermutlich, ich bin nicht ganz richtig im Kopf, aber hör mir bitte bis zum Ende zu. Du hast sicher schon bemerkt, dass manche Dinge, die du siehst, sich nicht erklären lassen?" „Ja?" kam zögerlich von mir. „Gut, also du kennst sicher 'Herr der Ringe' und 'Der Hobbit'. Dort kommen ja Wesen vor, die tatsächlich existieren. Ich selbst bin ein Drachenwandler." Ja klar, und ich ein lila Elefant. „Du glaubst mir nicht? Warte." Er zeigt mir die Stelle, an der eine Hand war, jetzt waren dort Krallen mit rot-grünen Schuppen. „Ich glaube, das ist Beweis genug, oder? Also keine Sorge, du wirst nicht verrückt. Du scheinst selbst eine Begabte zu sein, wie wir es nennen. Diese Begabungen können bei jeder Person auf der Welt zufällig auftauchen. Wir finden sie und dann können sie an unserer Schule lernen, damit umzugehen. Also, du kommst hier raus, keine Sorge. Wir kümmern uns um alles und du kannst dann ganz normal zur Schule gehen, okay?" Ich nicke. „Gut, dann auf Wiedersehen."
Papa klopft gegen die Scheibe. Dieser Mann macht mich wahnsinnig. Das Tolle an der Sache ist ja, die beiden haben keine Ahnung. Obwohl ich es ihnen hätte erzählen dürfen... so etwas kann man doch niemandem erzählen, der bei klarem Verstand ist.
Und noch mal klopft Papa gegen die Scheibe. Ich steige ja schon aus. Ich will nicht. Ein herrlicher Geruch von Rosen erfüllt die Luft. So schön es hier auch riecht, ich will hier nicht sein. Mein Blick fällt auf das Gebäude vor mir. Es hat Ähnlichkeiten mit einem Kloster, sieht aber durch die vielen Bögen und das braune Gestein ganz gut aus. Ich schaue zu meinen Eltern, die sich etwas besorgt ansehen, denn normalerweise bin ich froh, von ihnen weg zu sein und wieder aufs Internat zu kommen. Das traf bei meiner alten Schule zu, jedoch bin ich nun die Neue auf dieser Schule.
Ich wünschte, ich wäre ein ganz normaler Mensch. Ohne, dass das alles passiert ist. Doch leider wird aus diesem Wunsch nichts, denn da kommt vermutlich eine Lehrerin zusammen mit einer Schülerin. Sie trägt ein schlichtes, schwarz-weißes Kleid und hat die Haare hochgesteckt, was sie etwas streng wirken lässt.
„Guten Tag, Herr und Frau Kastro. Ich bin Cornelia Laurens und die Wohnheimleiterin Ihrer Tochter. Kommen Sie doch mit, und ich zeige Ihnen die Schule. Mariam kann mit Luna zum Unterricht gehen, wenn das in Ihrem Interesse liegt. Dann muss sie nicht extra später dazu kommen und kann gleich die erste Stunde mitmachen."
Ich weiß schon, was meine Eltern indirekt sagen wollen: Nein, danke, wir müssen noch weiter und haben auch kein Interesse an unserer Tochter.
Mein Vater probiert, dies freundlich zu übermitteln: „Vielen Dank für das Angebot, aber wir, also meine Frau und ich, müssen bedauerlicherweise wieder los. Aber wir bedanken uns herzlich dafür, dass Sie unserer Tochter eine Chance nach den, ähm, wie sollen wir es nennen, Ereignissen geben. Es tut uns wirklich sehr, sehr leid wegen der Umstände. Wir wissen natürlich, wie schwierig es für die Schule gewesen sein muss, so einen Wechsel mitten im Halbjahr."
Nun kommt er zu mir und umarmt mich gespielt herzlich. Dabei flüstert er mir zu, dass er nichts mehr von mir hören möchte. Meine Mutter tut es ihm gleich und meckert mich noch wegen meiner Handschuhe an und meint, ich solle mal mehr auf mein Aussehen achten. Sie verabschiedet sich aber dann auch, liebevoll wie immer.
Jetzt wendet sich Frau Laurens an mich: „Nun, Mariam, komm, ich bringe deine Sachen weg, und du kannst dann jetzt mit Luna in den Unterricht gehen. Zwecks der Formalitäten wäre es das Beste, wenn du in der Pause zu mir in mein Büro kommst." Allein im Büro einer Lehrerin – der Traum jedes Schülers. „In Ordnung, Frau Laurens."
Ich bin etwas überfordert mit der Situation, weswegen ich ihr nicht sage, dass ich lieber Mari genannt werde. „Nenne mich doch bitte Cornelia, wir wollen ja eine Basis des Vertrauens haben, Mariam." Tolle Basis des Vertrauens, wie oft ich das wohl noch zu hören bekomme.
Jedoch scheint sie ja sehr freundlich zu sein, also könnte ich sie doch bitten, mich nicht Mariam zu nennen: „Okay, Cornelia." Es hört sich komisch an, seine Lehrerin zu duzen. Sie nimmt meinen Koffer und will gehen, da traue ich mich und sage schnell: „Ach, und könnten Sie, äh, könntest du mich Mari nennen? Ich mag meinen Spitznamen lieber als Mariam."
Beim zweiten Mal ist es nicht weniger komisch. Hoffentlich wollen nicht auch die anderen Lehrerinnen und Lehrer, dass man sie duzt. Das wäre ja noch schräger, als es ohnehin schon ist. „Kann ich machen, Mari. Ich würde jetzt mal schnell in den Unterricht gehen. Luna und du habt heute die gleichen Fächer, also kannst du ihr einfach folgen." „Okay." Einfacher geht es ja nicht. Solange Luna auch nett ist, und selbst wenn nicht, wird sie mich wohl nicht umbringen, oder? Warum sollte sie mich auch umbringen wollen? So nervig bin ich dann hoffentlich doch nicht.
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