Doucement glissons de son flot charmant

Ich schlafe, wie eine Königin. Trotz der Enge der unbequemen Liege und trotz des Seeganges. Ich denke, das Schiff hätte untergehen können, ich hätte es nicht einmal bemerkt. Auch die Träume sind verschwunden, und als mich Jean am späten Abend mit zarten Küssen weckt, lieben wir uns noch einmal, bevor wir aufbrechen. Ich trage mit Absicht ein weniger pompöses Kleid, ich habe sowieso nur wenig Gepäck dabei, weil ich es ja nicht selbst gepackt hatte. Zum Glück hatte ich mein Kästchen mit Mutter's Schmuck nicht aus meiner Tasche genommen. Auch jetzt trägt Jean den Schmuck in einem Beutel bei sich, man weiß ja nie.

Ich sehe England's Küste im Dunkeln leuchten, sie ist wunderschön. Und ich bin endlich ausgeruht, obwohl ich denke, dass ich langsam meinen Schlafrhythmus verändern müsste, denn ich benehme mich ja schon wie ein Vampir! Ich sage es Jean, der es ja genauso macht, und er lacht. Er meint, er hätte mir doch schon erklärt, dass kreative Menschen in der Nacht arbeiten! Ich frage nach dem Rosenbusch- Gemälde, und er antwortet, dass er es dem König überlassen hätte. Auch, wenn er mit dem Bild noch nicht ganz zufrieden war. Der Kapitän des Schiffes kommt auf uns zu und bemerkt knapp, dass wir bald anlegen würden.

„Was ist mit der "Seagull"? Waren wir schneller?", frage ich interessiert.

„Wir haben sie im Ärmelkanal abgehängt, Madame. Englische Schiffe..." Er grinst und zeigt eine Reihe schwarze Zähne.

Ich nicke. Schaue Jean an, der aber träumend zur Küste blickt. Ich lege meinen Kopf an seinen Rücken und seufze.

„Ich liebe dich, Jean Jasmin", sage ich.

Er dreht sich um und zieht mich an sich.

„Für immer. Und ewig", erwidert er ernst.

Nun, ich könnte erwidern, dass ich nicht daran glaube, dass er es lange an meiner Seite aushalten wird. Ich vertraue ihm, aber welcher Mann kann ertragen, was ich tagtäglich mit meiner Mutter erlebt habe, ja, Vater hat sie nach Jakob nie wieder angerührt. Ich schätze, deshalb hatte meine Mutter sich diese Geschichten ausgedacht, sie fühlte sich einsam und unbegehrt. Im Moment bin ich alles andere als das, aber auch Jean wird sich irgendwann Mätressen zuwenden.

Wir finden einen Kutscher, der uns für mein Armband nach London bringt. Ich bin sehr aufgeregt und hoffe, dass Jean's Freunde mich mögen werden. Nun, jeder mag mich, bis ich anfange, schreiend auf sie los zu gehen. Doch ich denke, dass ich nicht so schnell wieder so einen heftigen Anfall wie in Versailles bekommen werde. Davor hatte ich es auch unter Kontrolle und nun ist Jean bei mir, der mir Halt gibt. Ich nicke doch noch ein wenig ein und Jean weckt mich bei einer kleinen Kapelle.

„Oh...wie schön!", murmele ich.

Die Sonne geht gerade auf und ich blinzele, als der Kutscher die Tür öffnet. Jean springt heraus und hält mir die Hand hin. Ich nehme sie und lächle, doch dann überlegt er es sich anders, greift nach meinen Hüften und schwingt mich aus der Kutsche. Ich lache auf.

„Was war das?"

„Ach, nur das Gefühl von vollendetem Glück. Und wir wollen es jetzt besiegeln, nicht war? Ich kenne den Pfarrer, der hier lebt, er ist ein Frühaufsteher."

„Du willst jetzt...heiraten?"

„Natürlich! Nicht, das du mir noch wegläufst..."

„Wie kann ich das, nachdem...hm. Jean...irgendwie komme ich mir wie eine Betrügerin vor."

„Shhh...wir haben nichts getan. Und heute Nacht werde ich dir ganz legal die Unschuld rauben!"

Ich atme tief durch. Gucke ihn an.

„Sehe ich unschuldig genug aus?", frage ich zweifelnd.

Er grinst und nickt. „Hm. Die Jungfrau Maria könnte nicht unschuldiger sein. Sehr verlockend, Madame..."

Der Pfarrer ist schon ziemlich alt, hager und streng. Doch, wie Jean angekündigt hatte, sitzt er schon beim Frühstück und lädt uns ein. Er fragt nach dem Grund für Jean's Besuch und Jean erklärt, dass er eine Unstimmigkeit mit dem König hätte, was ungefähr ja auch stimmt. Und dass er mich heiraten wolle. Der Pfarrer nickt. Er zündet sich eine Pfeife an und blickt mir prüfend ins Gesicht. Ich senke den Blick und schaue auf Jean's Hand auf meinem Schoß, verschlungen in meiner. Bete, dass der heilige Mann mir nicht ansieht, dass Jeans Hände mir bereits himmlische Freuden geschenkt haben! Doch nach einer Weile meint der Pfarrer, er würde es tun, er hätte heute sowieso nichts Besseres vor. In diesem Stadtteil würde es zu viele alte Leute geben, er hätte lange niemanden mehr getraut. Er überlässt mir das Schlafzimmer, um mich frisch zu machen und in ein schöneres Kleid zu wechseln. Ich höre, wie die Männer scherzen und spüre Dankbarkeit. Ich schaue zu dem Kreuz auf und spreche ein kurzes Gebet.

Die Trauung verläuft zum Glück ohne Dämonenbesuch und ist wunderschön. Ich werde mich wohl immer an den Geruch des Weihrauches und der Kirche zurück erinnern. Und an Jean's Blick, der mir mehr sagt, als die Worte, die er spricht. Ich komme ein wenig ins Stottern, doch er drückt sanft meine Hand. Dann verabschieden wir uns, um zu dem Anwesen seiner reichen, londoner Freunde zu fahren. Auch dort werden wir herzlich begrüßt, und ich kann nicht verstehen, warum man den Engländern Steifheit nachsagt. Natürlich sind es Aristokraten, aber die Frau des Hauses, eine junge Gräfin, ist warmherzig und heiter. Der Graf, George, ist ein lustiger Geselle und organisiert sofort ein Fest, obwohl Jean versucht, es ihm auszureden. Die Kinder sind aufgeschlossen und gut erzogen. Das Anwesen ist so groß, dass wir ein eigenes Gebäude zugeteilt bekommen und der Graf meint, wir können bleiben, solange wir wollen. Das Fest wird wunderbar, Jean und ich tanzen, bis wir nicht mehr können und sind so müde, dass er vergisst, mich „noch einmal zu entjungfern". Die Tage fliegen an mir vorbei, ich sitze oft mit der Gräfin, Charlotte, zusammen. Ich habe ihnen erzählt, dass ich nicht gesund bin, und sie haben sofort einen Arzt ins Haus geholt. Doch er kann natürlich nichts feststellen, gibt mir ein paar Kräuter gegen „Unpässlicheit".

Wir sitzen beim Frühstück, der kleine William auf meinem Schoß und ich spiele mit ihm. Der Graf musste wieder mal fort, die Gräfin ist mit den Zwillingen Sophie und Elisabeth spazieren gegangen. Jean liest Zeitung, jedenfalls probiert er es, William greift immer wieder nach dem knisternden Papier. Zwei Wochen sind seit unserer Anreise vergangen, und ich wäre immer noch Jungfrau, hätte mein Mann mich nicht auf dem Schiff geliebt. Ich weiß nicht, was uns bremst. Nachts malt Jean, während ich lese. Seine Bilder sind viel düsterer geworden und er nimmt meine Visionen als Inspiration, was ich ihm angeboten habe. Immer noch benutzt er zum Teil sein Blut, um Farben zu mischen. Am Tage sind wir gut beschäftigt, Charlotte hat mich als Deutschlehrerin für ihre Kinder sozusagen „engagiert", natürlich nehme ich keine Bezahlung, da wir ja Gäste sind. So wäscht eine Hand die andere. Doch ich vermisse die körperliche Liebe und frage mich, was Jean davon abhält...

„Liebste, schau!", sagt Jean plötzlich und ich zucke zusammen. „Alles gut?" fragt er.

„Ja. Ich habe nur vor mich hin geträumt. Was...oh, das ist doch das Schiff, mit dem dieser Whigthorpe gesegelt ist, nicht?"

Jean nickt. Ich setze William auf den Boden und beuge mich zu Jean, um den Artikel zu lesen.

„Die "Seagull"  ist...verschollen? Das ganze Schiff, mit allen, die darauf waren?", frage ich verwundert.

„So scheint es. Wie gut, das ich auf dich gehört habe, meine schlaue Ehefrau!"

„Wie unheimlich. Nicht mal eine Schiffplanke, eine...", ich flüstere, damit William es nicht hört, „Leiche?"

„Nein. Vielleicht ist sie entführt worden, zum Glück ist es nicht unser Schicksal geworden. Wollen wir  heute ein bisschen auf's Land fahren, Liebste?"

„Gerne. Ich ziehe mich nur schnell um."

Wir spazieren durch die wunderschöne, englische Landschaft, die mich ein wenig an zuhause erinnert. Ich überlege, ob ich Jean darauf ansprechen soll, was mich bedrückt. Besser, als wenn ich mich noch länger frage, warum er mich nicht mehr begehrt, oder? Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht!

„Jean? Kann ich mit dir sprechen?", frage ich in die Stille des Tages.

„Nicht jetzt. Ich unterhalte mich gerade mit der Eiche dort drüben." 

Er kichert albern und ich seufze. Er bleibt stehen und schaut mich an. Hebt mich auf eine kleine Mauer und stellt sich vor mich. Sanft küsst er meine Nasenspitze, meine Oberlippe, dann schnappt er nach meinem Mund. Will er mich ablenken? Und gerade fühlt es sich nicht an, als würde er mich nicht wollen...

„Ich weiß, was los ist...", flüstert er in mein Ohr. „Und ja, ich bin verrückt nach dir. Doch ich habe Angst. Angst, dich zu schwängern. Das..." Er löst sich von meinem Hals und schaut mich ernst an. „...führt dazu, dass er da unten seinen Dienst verweigert. Es liegt nicht an dir, Puppenprinzessin."

„Doch. Wenn ich norm..."

Jean hält mir den Mund zu.

„Es- liegt- nicht- an- dir!", sagt er streng.

Ich nicke. Er nimmt die Hand wieder weg.

„Jean...es gibt doch...Dinge, die wir tun können, von denen ich nicht schwanger werden kann?"

„Natürlich, doch es hat nichts mit rationalem Denken zu tun, was bei mir passiert. Jetzt, zum Beispiel, jetzt meint er, in Stimmung zu sein. Hier draußen, auf freiem Felde, und wenn ich heute Abend mit dir ins Bett steige, passiert wieder nichts."

„Dann lass es uns hier tun...", hauche ich.

Er lacht.

„Sie sind hier sehr streng, Liebste, wir sind nicht in Frankreich!"

„Gut. Dann nicht."  Ich lächle und will von der Mauer springen, doch er hält mich fest.

„Ich will dich. Ich brauche dich...so sehr...", haucht er und vergräbt sein Gesicht in meinem Dekolleté.

Hm. Ich räuspere mich, blicke mich um. Dann schiebe ich meine Hand zwischen seine Beine und reibe, während ich die Gegend im Blick behalte. Doch wir sind alleine, bis auf ein paar Schafe. Jean krallt seine Finger in meine dick verpackten Hüften. Ein Schaf blökt und ich schmunzele. Dann stöhnt mein hübscher Ehemann laut gegen meinen Brustkorb. Warmer Saft läuft über meine Hand und ich versuche, ihn nicht noch mehr zu verteilen. Uh, es klebt fürchterlich! Jean küsst mich.

„Danke. Ich liebe dich und ich verspreche dir, heute Abend..."

„Shhh. Du hast es schon einmal getan, und...nein. Versprich mir besser nichts", erwidere ich und stehe Schmiere, als er sich säubert.

Am nächsten Morgen sitze ich missmutig beim Frühstück. Nun, eigentlich dürfte ich es nicht sein, denn mein Liebster hatte sich am Abend ausreichend um mich gekümmert. Er ist wirklich gut in diesen Dingen. Doch als wir dann miteinander schlafen wollten, ging es nicht. Jean war wütend gewesen und hatte sich die ganze Nacht in sein Atelier verzogen. Nun, ich kenne es ja, aber meistens kommt er um ein oder zwei Uhr wieder ins Bett. Ich schlafe einfach besser in seinem Arm!

„Was ist los? Beginnende Unpässlichkeit?", fragt Charlotte, die meine einzige Gesellschaft ist.

Die Männer sind in die Stadt gefahren und die Kinder sind auf dem Landgut von Georges Eltern. Diese Familie, besonders Charlotte, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Wir sind uns sehr nahe, deshalb fühle ich mich bei dieser Frage auch nicht unwohl.

„Ich denke, schon. Aber...weißt du, ich hatte dir ja gesagt, dass ich krank bin und ich möchte zur Zeit nicht schwanger werden. Deshalb...nun ja, komme ich zu selten in den Genuss, meinen Mann zu beglücken."

Charlotte kichert. Sie ist zwei Jahre jünger als ich und hat schon drei Kinder!

„Ja, mir geht es genauso. Ich brauche nach den Zwillingen erstmal eine Pause, und George missfällt das, natürlich. Aber... meine liebe Schwiegermama kennt sich sehr gut in diesen Dingen aus, denn sie war mal die Geliebte eines bedeutenden Mannes. Sie riet mir, meine Blutungen genau zu beobachten und zu zählen. Es gibt Tage, an denen wir gar nicht schwanger werden können...warte, ich hole meinen Kalender und versuche, es dir zu erklären."

Nun, dieser Vorschlag ist Gold wert! Ich höre genau zu, und prompt bekomme ich einen Tag später meine Blutungen. Jean bemerkt es, als ich lange für die Toilette brauche.

„Ist alles in Ordnung?", fragt er besorgt. „Kann ich...herein kommen?"

Normalerweise ist es nicht gestattet, doch sind wir beide sehr offen in diesen Dingen. Also bejahe ich.

„Ach, du bist nur unpässlich. Wie gut!", raunt er leise.

„Glück gehabt..." 

„Hm. Ja...", murmelt er und blickt auf meinen nackten Körper. „Und ich bin sehr froh darüber. Püppchen...dein Körper ist gerade nicht empfängnisbereit."

Ich kichere.

„Hm, aber auch nicht sehr appetitlich. Und es gilt als unrein, Jean."

Jean grinst.

„Er sieht das gerade nicht so. Ihm ist es egal...und...dir?", fragt er sanft und schaut mich an.

„Wird man davon nicht...krank?", flüstere ich, als könne uns jemand hören, dabei sind wir alleine im Cottage.

Jean schüttelt den Kopf und kommt langsam auf mich zu. Sanft hebt er mich auf seine Hüften und trägt mich ins Schlafzimmer, wo er mich auf das Bett legt. Er schiebt eine alte Decke unter mein Gesäß. Und oh, sein Blick...endlich ist es wieder so, wie am Anfang! Obwohl ich ihn doch abstoßen müsste...Er legt sich auf mich und küsst mich gierig, so, als hätten wir uns lange nicht mehr geküsst. Ich stöhne in seinen Mund, was ihn noch mehr zu erregen scheint, er wartet nicht sondern drängt wild in mich hinein.

„Vorsicht!", keuche ich, denn es schmerzt ein wenig.

Sofort wird er sanfter und schaut mich prüfend an. Ich lächle und schließe die Augen, denn ich möchte auch etwas davon haben. Schließlich bekommen wir beide zusammen unseren Höhepunkt und klammern uns keuchend aneinander.

Ich hatte Jean am nächsten Tag erzählt, was ich von Charlotte wusste. Danach war sein Fluch gebrochen, wir liebten uns täglich, manchmal auch mehrmals täglich, wenn ich meine Blutungen hatte und ich führte akribisch meinen Kalender. Natürlich war er nicht sehr genau, hatte Charlotte erklärt, und es gab auch keine absolute Sicherheit. Doch dieses bisschen reichte uns schon. 

Bis auf einen verhängnisvollen Tag, zwei Jahre später, als meine Blutung ausblieb.

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