Meeresrauschen

"Guten Morgen", begrüßt er mich, als ich mich zu ihm an den runden Tisch geselle. Fynn strahlt mich friedlich an und wirkt so wach, wie seid Wochen nicht mehr. In seinem  kurzen Pyjama sieht er einfach zum anbeißen aus, nein!, unterbreche ich mich, Sowas darf ich nicht mehr machen.  "Machen wir heute etwas Entspanntes? Einen..." 

Ich unterbreche mich, als mein Blick auf sie fällt. Cali sitzt am Tisch. Als ich sie sehen kehren nicht nur beinahe alle Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück, nein, auch der Kater macht sich nun deutlich bemerkbar und ich blinzele einige Male gegen das Licht, um die Schmerzen zu dämpfen. 

"Wir können zum Strand", schlägt Fynn vor, es stört ihn nicht, dass ich meinen Satz nicht beendet hatte. "Also wenn Cali nicht weiter muss", sagt er und wirft ihr einen Seitenblick zu. Sie schüttelt ihren Kopf. "Müssen tue ich gar nichts, hier bin ich ausnahmsweise mein eigener Boss", erwidert sie und grinst uns beide an. 

"Willst du nicht erst frühstücken?", fragt sie und gähnt dabei. Mit einer Hand hält sie mir eine Scheibe Toast hin und ich vermisse sofort meine deutschen Brötchen, vom Bäcker um die Ecke. Seufzend greife ich nach dem Stück Gebäck und lasse mich zu ihnen an den Tisch fallen. 

Von der Terrasse aus haben wir einen perfekten Blick auf den Strand vor uns. Weiß sammelt sich der Schaum an der Küste, mit jeder einzelnen Welle kommt immer mehr dazu. 

"Es ist so schön, oder", wispert Fynn beinahe unverständlich. "Ja", antworte ich knapp und beiße in den Toast. Mein Blick haftet auf dem stechend blauen Wasser und ich bewundere jeden einzelnen Sonnenstrahl, der sich an der Oberfläche reflektiert und gebrochen in die Tiefe schießt. 

Über meinen Kopf hinweg führen die zwei ein Gespräch, wie ein drittes Rad fühle ich mich und jeder Bissen fällt mir immer schwerer.  

"Ach du bist ja schon fertig, gehen wir?", erkundigt sich Fynn. Er scheint richtig begeistert zu sein. Ohne auf meine Antwort zu warten stürmt er in unser Zimmer. Mit einer Badehose in der Hand rennt er dann von dort aus in das Bad. Von dort kommt er, mit der leuchtend roten Badehose bekleidet und einigen Handtüchern in der Hand, wieder zu uns. Ich erhebe mich und gehe langsam zu unserem Zimmer, um auch meine Schwimmsachen zu holen. 

Als ich den Raum verlasse, warten sie schon an der Terrassentür und sind vertieft in ihrem Gespräch. "Bin bereit", lasse ich sie wissen und zwinge mich an ihnen vorbei. Ich bleibe erst stehen, als ich das Wasser um meine Beine spüre, Bläschen sich bei jedem Wellenschlag um meine Füße bilden und ich in der Ferne die blauen und roten Bojen erkenne, die den Schwimmbereich eingrenzen. 

Es dauert bis ich ihre Stimme wieder hinter mir vernehme und sie somit meine friedliche Ruhe stören. 

"Ist das Wasser warm?", ruft Cali mir zu. Sie schmeißt ihr Shirt von gestern Abend von sich und kommt auf mich zu. Im Gehen verliert sie auch noch die grell blauen Shorts und springt dann zu mir. Wasser spritzt auf meinen Oberkörper und ich erschrecke mich wenn der plötzlichen Kälte, denn noch immer habe ich mich nicht überwunden, tiefer als zwanzig Zentimeter zu gehen. 

"Sag mal, alles gut bei dir?", fragt sie mich und stupst mich mit ihrer nassen Hand an. Ich nicke. "Nur müde", lüge ich. Dann zieht sie mich in eine Umarmung, drückt mich ganz fest an sich und sagt: "Vielleicht willst du es mir nicht sagen, aber ich bin für dich da und wenn ich es nicht bin, dann Fynn." Ich versuche mich von ihr loszureißen, aber in ihren dünnen Armen steckt erstaunlich viel Kraft. "Fynn hat mir viel von euch erzählt, so eine langhaltende Freundschaft habe ich mir schon immer gewünscht - Sowas dürft ihr nicht verlieren." Sie drückt mich nun von sich und schaut mir tief in die Augen, es ist beinahe gespenstisch ruhig geworden und ich bemerke, wie Fynn uns von weitem beobachtet. 

Ich nicke. "Klar", bringe ich das einzige Wort aus mir heraus und schlucke. Unerwarteter Weise schubst sie mich dann ins Wasser. Während ich untertauche, wird es plötzlich ordentlich und klar in meinem Kopf. Luftbläschen steigen aus meiner Nase, der Sand unter mir wirbelt auf und kratzt mich am Rücken, ich spüre die Sonne auf der Haut und entspanne mich.

Als ich wieder auftauche ist alles in Ordnung und ich weiß nicht einmal was genau geschehen ist.

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