Altes Gesicht

Wir hatten mittlerweile Juni und ich schaffte schon den Großteil des Tages ohne meinen Rollstuhl auszukommen. Natürlich gab es hin und wieder Momente in denen ich es nicht mehr schaffte zu stehen, doch es wurde immer weniger. Was der Mond mit mir machte war uns allen immer noch ein Rätsel, doch manchmal, wenn ich von ihm in die Luft gehoben wurde, dann fühlte ich mich meiner Mutter unglaublich nahe. Deswegen hatte ich vor in diesem Monat alleine in die Höhle zu gehen um ihr Nahe zu sein, alleine. ,,Und du bist dir sicher, das du alleine sein willst." Jamie sah mich besorgt an, Ich hatte ihn meinen Grund nicht genannt und Edward hatte versprochen meine Gedanken für sich zu behalten. ,,Ja keine Sorge, Ich kann wieder gut genug laufen um dort alleine hin zu gehen. Du solltest mal wieder Jagen gehen, Ich halte euch doch immer auf, macht euch eine schöne Nacht." Er sah immer noch skeptisch aus, wollte mir immer noch nicht glauben. Lucy kam auf uns zu: ,,Wenn es dich beruhigt nehme ich Lucy mit." Liebevoll stich ich ihr über den Kopf und sah Jamie tief in die Augen. Seine Augen huschten zu Lucy und dann wieder zu mir: ,,Na schön, aber du nimmst dein Handy mit, damit du anrufen kannst wenn etwas ist, Ich mache meines auf laut." Genervt nickte ich, seid dem Unfall war ihm unwohl mich alleine zu lassen und ich fragte mich manchmal ob das für immer so sein würde. ,,Vielleicht solltet ihr auf das Festland gehen, hier werden die Tiere immer weniger." Jamie nickte, wollte aber schon etwas erwidern, doch da mischte Jared sich ein: ,,Jetzt lass sie doch, wir sind innerhalb von ein paar Stunden bei ihr und sie ist alleine auf der Insel, ihr wird schon nichts passieren." Wie es sich für einen großen Bruder gehört, legt Jared Jamie einen Arm um die Schulter. ,,Manchmal denke ich das ihr schon als Kleinkinder zusammen gespielt habt, so wie ihr euch benehmt." Die beiden lachten, was die Situation enorm lockerte. ,,Na los ihr zwei, trommelt die anderen zusammen, sonst kommt ihr nicht rechtzeitig los." Gemeinsam rannten sie also in Vampir Geschwindigkeit los, während sie sich gegenseitig schubsten um erster zu sein.

Vier Stunden später standen Lucy und ich am Steg und wünschten den anderen einen schönen Ausflug. Jamie war der letzte der auf das Boot stieg: ,,Und du bist sicher das du zwei Tage alleine klar kommst?" Ich nickte und sah zu Lucy: ,,Ja, ausserdem bin ich nicht alleine, Lucy ist bei mir. Mach dir keine Sorgen, Ich bekomme das schon hin." Meine Beine wurden immer schwerer, Ich musste mich bald setzten. Unerwartet küsste er mich, tief und verlangend, Ich konnte spüren das er nicht gehen wollte, doch ich brauchte meine Ruhe, auch wenn ich ihn liebend gern bei mir behalten hätte. ,,Na los ihr zwei, trennt euch doch mal, Ich habe Hunger!" Emmett klang als ob sie zu einem Restaurant fahren würden, lächelnd löste Jamie sich von mir. Er lehnte seine Stirn gegen meine und sah mir in die Augen: ,,Ruf an wenn was ist, versprich es mir!" Ich nickte und gab ihm noch einen Kuss: ,,Versprochen. Und jetzt los, bevor sie ohne dich fahren. Viel Spaß." Ich drehte ihn um und schubste ihn sachte auf das Boot, die anderen lachten und Jasper schloss hinter ihm die Tür. Es dauerte eine kurze Zeit bis Ian das Boot gestartet hatte und losgefahren war. Als sie dann ein gutes Stück weg waren setzte ich mich mit Lucy an den Rand des Stegs und sah zu wie die anderen immer weiter auf den Horizont zu fuhren, bis sie selbst für meine Vampir Augen kaum noch zu sehen waren. Erst dann stand ich auf und machte mich mit Lucy auf den Weg zu unserer Höhle, um endlich meiner Mutter nahe sein zu können.

Auf der Insel war es so still das ich selbst in der Höhle das rauschen der Wellen hören konnte. Es war schon spät am Abend, Lucy hatte gegessen und ich hatte einen der Blutbeutel leer getrunken. Meine Augen waren wieder blutrot, was Lucy kein bisschen störte, ich war froh das Lucy sich an die roten Augen gewöhnt hatte. Denn auch die anderen akzeptierte sie ohne weiteres, sogar ihr Essen nahm sie mittlerweile auch von Jamie, Renesmee und Jakob an. Lucy hatte sich an den Rand der Höhle in den warmen Sand gelegt, der Mond müsste jeden Augenblick aufgehen, deshalb stellte ich mich in die Mitte der Höhle. Gespannt sah ich nach oben, wartete das der Mond über den Rand der Öffnung schaute. Es dauerte nicht lange bis dies geschah und ich hatte einmal mehr das Gefühl in der Nähe meiner Mutter zu sein. Wieder fing ich an zu schweben, doch diesmal war ich nicht alleine. Vom Mond schwebte eine Gestalt zu mir nach unten und schon bald erkannte ich sie als meine Mutter. Ein schlurzen kam aus meiner Kehle und sehnsüchtig streckte ich meine Hände nach ihr aus. Lächelnd und weinend zu gleich streckte auch sie ihre Hände nach mir aus und schwebte noch schneller zu mir nach unten. Wir fasten uns an die Hände und sie zog mich in ihre Arme, weinend strich sie mir über meine Haare. Ich schlurzte so herftig das ich mit meinem Kopf, der auf ihrer Schulter lag, an ihr Kinn schlug. Plötzlich spürte ich wieder Boden unter meinen Füßen, der Mond war weg. Panisch sah ich zu meiner Mutter, doch sie war noch da und lächelte mich traurig an. Schwermütig lachte ich und nahm ihr Gesicht in meine Hände: ,,Du bist hier! Du bist wirklich hier! Oder hat Jasper mich wieder schlafen lassen?" Meine Mutter lachte und schüttelte den Kopf, während ihr wietere Tränen über das Gesicht liefen: ,,Ich bin hier und doch bin ich es nicht. Mir wurde erlaubt dich zu besuchen, damit... huch." Lucy sprang meine Mutter freudig an, leckte ihr das Gesicht ab als sie sich hin hockte um Lucy zu streicheln: ,,Hey, hallo meine süße, wie ich gesehen habe hast du sehr gut auf sie aufgepasst, dafür sollst du belohnt werden, doch erst wenn die Zeit reif ist." Fragend sah ich auf die beiden und meine Mutter stand auf: ,,Es wird eine Zeit kommen in denen ihr Probleme habt, Lucy wird es dann lösen können. Die Zeit wird euch zeigen was ich damit meine. Nun zu dir, ich habe gesehen das du nach dem Unfall Probleme hattest. Aber mein Kind, ich bin so unglaublich stolz auf dich, auf das was du daraus gemacht hast. Sieh dich nur an, du kannst wieder laufen, das ist deiner eigenen Kraft zu zu schreiben." Ich lachte traurig und wischte meine nicht vorhandenen Tränen weg: ,,Aber was ist mit dir, wo bist du, was geschieht mit uns nach dem Tod?" Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen: ,,Ich durfte in den Himmel und werde dort als Schutzengel ausgebildet, du wirst mein Schützling sein." Ich lächelte, war froh das ich sie immer an meiner Seite wissen konnte. ,,Ich bin froh das du hier bist Mom, ich...." Ich musste zögern, wusste nicht wie ich es fragen sollte: ,,Ich möchte dich etwas fragen. ...Der Unfall... Du.... Ich meine.... Hast du...." Sie unterbrach mich: ,,Es ging so schnell das ich keine Schmerzen hatte, keine Sorge. Aber ich weiß das du Schmerzen hattest, wie gut die anderen und dein Vater sich um dich gekümmert haben. Das sie dir dein Leben in gewisser Weise gerettet haben. Sag ihnen das ich dankbar bin, für das was sie für uns gemacht haben." Ich nickte: ,,Wie lange haben wir Zeit?" Liebevoll strich sie mir die Haare aus dem Gesicht: ,,Bis die Sonne auf geht, dann muss ich gehen." Traurig lächelte ich und sah ihr tief in die Augen, suchte nach einer Veränderung in ihnen, doch da war keine, sie waren die selben wie immer. Schwer holte ich Luft und sah dann an ihr hinunter, wobei mir auffiel das sie ein langes weißes Kleid an hatte. Sie schien meinen Blick zu bemerken und lachte leicht: ,,Ich in einem weißen Kleid, ist ziemlich ungewohnt der Anblick oder? Es ist die Uniform der Schutzengel Lehrlinge, ich bekomme ein himmelblaues wenn ich meine Lehre vollendet habe." Lächelnd stich sie sich eine Strähnen hinter ihr Ohr. Wir redeten die ganze Nacht hindurch, über alles und jeden, nur um unsere Stimmen zu hören. Irgendwann hatten wir uns auf den Boden niedergelassen, dicht beieinander, Lucy lag halb auf uns beiden und schlief Seelen ruhig. Doch langsam wurde es hell, was hieß das meine Mutter sich verabschieden musste: ,,Es tut mir leid das ich gehen muss, ich wollte eine andere Zukunft für uns beide, aber wir können leider nichts daran ändern. Wenn du mich brauchst werde ich immer in deiner Nähe sein. Auch wenn du mich gleich nicht mehr sehen kannst, bin ich genau hier, an deiner Seite. Wenn Jamie dich fragt ob du ihn heiraten willst, dann bin ich da und schaue stolz auf euch beide, Ihr habt meinen Segen. Ach und falls Charles etwas dagegen haben sollte, dann sag ihm er soll an seine Eltern denken, er wird wissen was ich meine." Liebevoll strich sie mir eine der verirrten Strähnen hinter mein Ohr: ,,Ich habe dich so unfassbar lieb, bitte denke immer daran." Sie nahm mich fest in den Arm, küsste meine Haare und weinte. Langsam löste sie sich auf, es zerriss mir mehr das Herz, als ihr abrupt abbrechender Schrei bei dem Unfall. Nun saß ich da, alleine in der Höhle, die mir ein Zufluchtsort geworden war, und weinte. Natürlich kammen keine Tränen, ich war ja ein Vampir, aber ich schlurzte, so herftig das mein ganzer Körper zuckte.

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