Reckless - Wenn der Funke einfach nicht überspringt

(Applaus für den Titel)

Willkommen zu einer neuen Ausgabe: Efeu ranted über Zeug, dass ihr vielleicht oder vielleicht nicht kennt und ihr freut euch, weil ich das alles detaillierter und länger mache, als es eigentlich sein müsste! JEAH!

Also – ich habe Reckless gelesen und –

https://youtu.be/17KmNrG9pE4




Part 0 – Einleitung

Reckless ist das schlechteste, langweiligste, ätzendste Buch, was ich dieses Jahr gelesen habe (bis jetzt), und ich habe dieses Jahr die Shadow and Bone Trilogie gelesen – WIE WAR DAS BITTE MÖGLICH?! (Und ja, ich hab auch Rants über diese Bücher geplant.)

Aber fangen wir am Anfang an: Cornelia Funke und ich werden nicht warm miteinander. In der Grundschule haben irgendwie alle Mädchen die Wilden Hühner gelesen, die Filme gesehen und schließlich danach gelebt, indem sie ihren eigenen Wilden Hühner Club gegründet und sich nach den Buchfiguren benannt haben. Klein-Efeu war schon da nicht wirklich von der Idee angetan, aber hey, wir waren halt Kinder. Als ich älter wurde habe ich dann Tintenherz gelesen und mhhhhh. Ich meine ich war zwölf? Oder? Dreizehn? Vierzehn? Und irgendwie hatte ich ein Problem mit dem Buch. Ich hatte ein Problem reinzukommen und ein Problem mit Langeweile bis zur Mitte, ehe ich dann doch gehooked war und dann das gleiche Schema mit den beiden Nachfolgebüchern durchgearbeitet habe. Schwer reinzukommen, dann gefesselt in der Mitte und am Ende irgendwie doch enttäuscht und wütend. – Quasi wie in all meinen Beziehungen, die ich bis jetzt hatte. *hust* WAS?

Reckless war nicht besser. (Und nein, ich habe aus meinen Fehlern gelernt und mir nicht noch ein Cornelia Funke Buch gekauft. Es wurde mir ausgeliehen. Weil ich echt gute Freunde habe, die es lieben, wenn ich die Wände hochgehe.)

In diesem – Meisterwerk – geht es ... ähm worum geht es eigentlich? In einer Welt hinter einem Spiegel sind die Märchen, die die Gebrüder Grimm zusammengetragen (und ja, ich habe das so geschrieben) irgendwie wahr. Anstatt mich jedoch erneut mit MITTELALTERFANTASY zu foltern, hat diese Welt den Sprung in die Zeit der industriellen Revolution geschafft aber, um die Euphorie zu dämpfen, die Menschen verlieren gerade einen Krieg gegen Goyle.


Keine Gargoyle mit Flügeln, Schnauzen, Schwänzen und Hörnern, sondern einfach nur – Steinmenschen mit Haut aus Halbedelsteinen. (Und das ziehe ich mir einfach zusammen, weil Sachen beschreiben, was ist das, nicht wahr, Funke?)

Jedenfalls handelt die Geschichte über Edgelord-Einkaufstüte Jacob Reckless, dessen Bruder Will von Goyle-Klauen verletzt wurde und der jetzt zu einem von ihnen wird, durch den Fluch der Dunklen Fee, die die Geliebte des Königs der Goyle ist, und mit diesem und weiteren Cheat-Codes den Krieg gewinnt.

Jacob und sein Bruder und ein Haufen an Sidekicks, die irgendwie auch nur Deko sind, ziehen also los um eine Heilung für Will zu finden und mein Leiden begann.



Bevor mir jedoch wieder vorgeworfen wird, dass ich ohne Grund nur negativ bin, zähle ich jetzt die paar Dinge auf, die mir an dem Buch gefallen haben:

(Und, ach ja, falls es nicht offensichtlich sein sollte: Spoilers, ihr Nudeln! Aber das Buch ist so um die 10 Jahre alt, also was solls.)

- Kein Mittelalter Fantasy! – die Sache mit der Märchenwelt hat mir zwar trotzdem nicht so wirklich zugesagt, aber das war persönliche Vorliebe und meine Voreingenommenheit geschaffen von einem anderen – ähm Meisterwerk – hier auf Wattpad, aber darum geht es ja jetzt nicht

- Beschreibungen – der Umgebung muss man hier sagen. Beschreibungen von Charakteren bleibt recht rar, aber sowas ist eh nur Oberfläche, nicht wahr Funke?

- Ich mochte Fuchs – bis sie zu einem Eifersuchtsbündel wurde, weil sie sich in die Edgelord-Tüte verliebt hatte.

- Ich mochte auch Clara – die 20% des Buches in der sie versucht hatte eine Person zu sein, ehe die Autoren diese Idee komplett aus dem Fenster geworfen haben.

- Ich mochte sogar den Zwerg Valiant, der sich ihnen ab dem ersten Drittel anschloss. Er war ein gieriger, kleiner Mistkerl, der alle beleidigt hat und allein deswegen mochte ich ihn, weil – SAME BRUDER! Mein einziges Problem mit ihm war, dass er nur so gut war, weil alle anderen Charaktere um ihn herum so beschissen flach und eindimensional waren. Neben echten Charakteren hätte er halt keine Chance, aber ich war froh, dass es ihn gab!

- Ich mochte auch die Kaiserin – obwohl sie nur 2 Kapitel lang vorkam, hatte sie ein klares Ziel und Motivation und ich konnte eher mit ihr mitfühlen, als mit dem Protagonisten(!!!) Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich die letzten Wochen nur Dishonored 2 gespielt und gehofft habe, dass sie irgendwas Cooles macht. (Efeu, verabschiede dich von der Erinnerung an bessere Werke, du liest ein Cornelia Funke Buch!)

Und ja – das wars.

Nun kommen wir zu dem Teil des Buches, der mich dazu getrieben hat unaussprechliche Gewalt an armen, virtuellen Wachen auszuüben – also dem ganzen Rest! :(



Part 1 – Gefühllose Geburt

Dabei fängt das Buch sogar ganz gut an. Also – nicht wirklich gut, das erste Kapitel ist ziemlich ordinär (das ist das was am Nächsten an ein Kompliment für dieses Werk rankommt, okay?)

In Kapitel 1 ist Jacob 12 und traurig, weil sein Vater Milch holen gegangen ist. Er geht in dessen Arbeitszimmer und kommt das erste Mal durch den mysteriösen Spiegel in die andere Welt und wieder zurück, wo er dann auch gleich auf seinen Bruder Will trifft, dem er das alles verheimlichen will, weil diese Welt „Nur ihm" gehören soll.

Ich meine das ist nicht schlecht! Das ist auch nicht überragend großartig. Es ist eine gute Prämisse – also brennen wir sie mal mit dem Rest des Buches nieder, denn anstatt nachvollziehbar weiterzuschreiben, beginnt Kapitel 2 zwölf Jahre später und – Jacob ist jetzt eine Edgelord-Tüte

Wäre das nicht schlimm genug, ist der „Inciting Incident" – warte wie sagt man das auf Deutsch?

(Google auf – googlen – googlen – versuchen sich daran zu erinnern, dass Deutsch meine Muttersprache ist – versuchen sich daran zu erinnern, was ich mal in der Schule gelernt habe)

Wäre das nicht schlimm genug, ist der „Inciting Incident" – das auslösende Ereignis – der Geschichte einfach OFF SCREEN passiert! Ja, genau! Obwohl Jacob nicht wollte, dass Will ihm jemals folgt, beginnen wir die Geschichte in der Spiegelwelt, Will ist bei ihm und wurde irgendwie von Goyles verletzt und verwandelt sich jetzt in einen von ihnen. Ich dachte erst hier ist ein Fehler passiert und ich habe nicht das erste Buch bekommen, sondern die Fortsetzung von irgendwas. Aber nein – das ist Funkes Ernst! Ich erinnere mich daran, dass Tintenherz wenigstens die Gnade hatte uns den Auslöser der Reise und Qualen zu zeigen, aber das? Das ist doch Scheiße!


Das ist, als würde Dishonored damit anfangen, dass der Spieler im Hounds Pits Pub oder, von mir aus, im Gefängnis aufwacht!

Wie sind wir hierhergekommen?

Oh ja – irgendwer hat die Kaiserin umgebracht.

Und warum ist der Spieler jetzt hier?

Oh ja – du bist der Leibwächter der Kaiserin, Corvo Attano, und hast es nicht geschafft sie zu beschützen und dir wurde vorgeworfen sie umgebracht und ihre Tochter entführt zu haben.

Ähm? Und wie soll das passiert sein? Wie soll ich das gemacht haben? Was ist überhaupt geschehen?

Ja, ein Assassine mit übernatürlichen Kräften ist eingebrochen und hat ihr ein Schwert in den Bauch gestoßen und sie ist dann dramatisch in deinen Händen gestorben und du musst jetzt deine EHRE wiederherstellen und die Tochter der Kaiserin retten – NEIN wir zeigen dir nicht wie stimmig der Anfang war! Und wir erklären dir nicht wieso! Fick dich!

Warum sollte das irgendeinen Spieler halten? Warum sollte das irgendeinen Leser halten? Alles wird dir vorgekaut, du kannst nichts fühlen, aber sollst plötzlich für die Charaktere und ihre Reise brennen? WHAT!?



Das ist als würde man Avatar – The Last Airbender nicht damit beginnen, dass Katara und Sokka Aang im Eisberg finden, sondern – wenn sie alle zusammen vor den Piraten fliehen.

Warum fliehen diese Kinder vor Piraten?

Ja – sie haben ne Schriftrolle von ihnen geklaut, aber das ist okay, denn DIE sind eigentlich die bösen, weil sie sind ja Piraten!

Äh? Und wer ist der wütende Typ mit dem Pferdeschwanz und der Narbe im Gesicht und der gut gelaunte, alte Mann, der ständig über einen Spielstein redet?

Ja. Das sind die anderen Antagonisten, die die Helden fangen müssen, weil sie sind auch die Bösen.

Aber – NEIN! Wir erklären nicht warum! Fick dich!

(Noch schlimmer wäre es ja, wenn irgendwer versuchen würde diese wunderbare Geschichte in einen 90 Minuten Film mit einem Haufen Voice-Over-Exposition zu quetschen, aber ein Glück existiert kein Film über diese meisterlich geschriebene Fernsehserie, sondern nur einer über blaue Katzen!)



Das ist als würde Das Lied der Krähen damit beginnen – obwohl dieses Buch ist so gut, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass man es auch hätte später beginnen können ohne es zu zerstören.

Ja, es ist so genial! Man, ich vermisse es gute Bücher zu lesen.


Das ist als würde ich Die Königin der Bestien nach Der 18. Edgith beginnen lassen!

Hey ja, in dieser Steampunk Welt herrschen Werwölfe über Menschen und diese beiden Schwestern sind Menschen und die eine wird jetzt vom Alpha Werwolf mitgenommen, aber ihre Schwester wird versuchen sie zu retten, weil sie ihre Schwester echt mag!
- NEIN! DU KANNST NICHT SEHEN WIE SIE MITEINANDER INTERAGIEREN! FICK! DICH!


Ich muss sagen, der Vergleich mit meinem Werk ist sogar sehr akkurat. Ich habe mir wenigstens Mühe gegeben einen Aufbau, ein Set-Up, zu machen, emotionale Bindungen zwischen den Charakteren und auch zu den Lesenden aufzubauen, sodass diese dann mitfühlen, wenn die Charaktere etwas verlieren und nicht vor den Buchseiten sitzen und sich denken: Tja. Pech gehabt.

Und das ist leider etwas was sich durch das ganze Buch durchzieht und ich kann nicht fassen, dass ich einer der berühmtesten Autorinnen Deutschlands diesen Satz sagen muss: Show!!! Don't fucking Tell!



Part 2 – Spüren Sie es?

https://youtu.be/AJi21neJyKs

Ich dachte das Gute an diesem Buch wären die kurzen Kapitel. Sie sind mit zwei bis drei Buchseiten (!) nämlich wirklich ultra, ultra kurz und so hatte man ständig das Gefühl etwas geschafft zu haben, wenn man dann die Seite umgeschlagen hat und schon das nächste Kapitel sah. Jedoch beschlich mich bereits nach Kapitel 5 das ungute Gefühl – dass ich nichts fühle.

Ich dachte erst es läge daran, dass ich in letzter Zeit nur Lehrbücher gelesen habe? Vielleicht war ich einfach zu wählerisch? Vielleicht zu sprunghaft? Vielleicht konnte ich einfach kein gutes Funke Buch mehr würdigen, weil ich ein kulturloser Medizin-studierender Zocker geworden bin D:

Aber ich hab es echt satt, den Fehler bei mir zu suchen, denn der Fehler liegt in dem Werk. In der Schreibweise. Und im Aufbau.

Das Pacing ist sogar nicht schlecht, die Geschichte kann so schnell sein – Wenn man die Fähigkeit besitzt rasiermesserscharf charakterisieren zu können und Funke – ja Funke hat bei dem Versuch versagt.

Aber was ist überhaupt passiert?

Will hat also die Goyle-Krankheit in die Haut bekommen und sein Schicksal scheint nun zu sein, einer von ihnen zu werden. Wenn die Steinhaut wächst, vergisst er es ein Mensch zu sein, vergisst jeden und alles was er je geliebt hat, wird wütend und unberechenbar und schließt sich dann wohl freiwillig seiner neuen Spezies an, weil Goyle wohl sehr sozial sind. Wartet, ergibt das Sinn? Wie kann eine Rasse die ständig voller Zorn ist, in sozialen Verbänden leben, sich organisieren und Krieg führen?! WAS?! HALLO HAT DAS IRGENDWER GEGENGELESEN!?



Na ja wie dem auch sei – ich hatte am Anfang echt Hoffnung, weil es recht schnell losging und jedes Klischee erstmal umschifft wurde. (Aber keine Sorge – das bleibt nicht so.)

Wir haben nämlich ein (kurzes) Kapitel aus der Sicht von Clara, Wills Freundin, die ihren Freund vermisst, ihn suchen geht, ins Zimmer des Vaters kommt und sich den Spiegel genauer anguckt. Sie sieht dort die Handabdrücke, zählt 1 und 1 zusammen und ploppt ganz spontan auch in die Märchenwelt. Ich war erfreut. Hey! Ein kluger Charakter mit Motivation und emotionaler Bindung an einen der Brüder (haha, Efeu!) und das Beste war: Kein UNGLAUBE! Keine großen Fragen. Kein Nervenzusammenbruch, weil unsere Welt doch nicht die einzige ist oder was gibt es noch da draußen, von dem ich dachte, dass es nicht wahr wäre?!

Nein! Nicht mit Funke, sowas gibt es alles nicht!

Welt hinter dem Spiegel? Cool!

Freund dem Stein in der Haut wächst? Spicy, sollte man was gegen tun!

Sprechender Fuchs? Sehr schön.

(Ach ja, ich nehme mal eine Seite aus Funkes Art zu schreiben und werfe euch einfach mal an den Schädel, dass Jacob eine sprechende Fuchs-Freundin hat. Sie folgt ihm, weil er sie mal aus einer Falle gerettet hat. Und ihr Name ist Fuchs. Ein Fuchs der Fuchs heißt? Nein, eigentlich ist sie ein Mädchen, dass sich in einen Fuchs verwandeln kann und sie war kurzzeitig sogar ein echt guter Charakter – na ja.)

Aber das wurde für mich richtig schnell zum Problem. Ein schneller, unkomplizierter Einstieg ist das eine, aber nie, und damit meine ich NIE, auf irgendwas was passiert zu reagieren, ist was komplett anderes!

Reagiere! Fühle! Denk irgendwas!

Die ganze Zeit wird mir erzählt, dass Clara Will liebt, dass Will Clara liebt, aber mehr als 2,5 Szenen sieht man nicht und schon gar nicht mehr aus IHRER Sicht und das war einfach nur – traurig.

Vor allem zu Will hab ich absolut keine Bindung aufgebaut. Er wurde als sanft und gutmütig beschrieben, aber aus seiner Sicht gibt es NOCH WENIGER Szenen und alle Szenen, die vorkommen sind von NACH seiner Verwandlung in ein Steinmonster! Genial. Großartig. Darauf hab ich gewartet. Schreiben 10/10!

So wie ich das sehe hätte man Clara und Will auch einfach nehmen und in eine Loot-Box packen können damit Jacob sie freischalten kann.

Sogar zu Emily Kaldwin in Dishonored baut man mehr Beziehung auf, als zu irgendeinem dieser Charaktere und sie ist quasi WIRKLICH TEIL DER LOOTBOX für den Protagonisten! HOW DID YOU DO THAT?! (Und ja ich werde die Dishonored Vergleiche durchziehen bis zum Ende!)


Part 3 – Der Plot oder so!

Der Plot ist eigentlich nicht schlecht. Es ist halt die typische „Reise durch Fantasy-Welt", es ist keine „Heldenreise", weil dafür einige Aspekte fehlen und weil es aus Jacobs Sicht und nicht (wie es wahrscheinlich alle anderen Autoren gemacht hätten) aus Claras, die diese Welt nicht kennt. Jacob kennt sich in dieser Welt aus, er hat dort genauso lange gelebt wie in der „echten" Welt und fühlt sich dort zu Hause. Er kennt die Regeln und weiß wie man Viecher besiegt und als Schatzsucher auch, wie man kämpft und anderen Scheiß überlebt. Es ist quasi weniger Harry Potter „WOW WAS IST DAS?!", sondern mehr The Witcher „Silber ist für die Bestien in der Wildnis, Eisen ist für die Menschen in ihren Steinhäusern – beides ist für Monster".

Na ja die erste Hälfte von Reckless ist wirklich nah dran an den Witcher Büchern – hätte man sie genommen und kopiert und dann die Kopie kopiert, und dann diese Kopie kopiert und das dann nochmal fünfzig Mal wiederholt. (Kleine Anmerkung: Die Witcher Bücher mochte ich auch nicht. Und das auch teilweise wegen der gleichen Probleme.)

GEFÜHLE? GEDANKEN?! HALLO?

Bis darauf, dass man ab und zu aus Jacobs Sicht kursive Sätze wie „Es ist aussichtslos. Es gibt keine Heilung und das ist alles deine Schuld!!" bekommt, gibt es dazu nämlich NICHTS! War es deine Schuld? Warum sollte es das gewesen sein? Wenn Will DIR gefolgt ist und SICH selbst in Gefahr gebracht hat?


Der Plot ist, wie gesagt, ziemlich flott.

Will wird krank, Clara taucht auf und schließt sich ihnen an. Sie gehen zu einem Hexenhaus im DUNKLEN Wald und hoffen dort auf Beeren, die Flüche heilen können.

Ups. Hat nicht gewirkt!

Wir reiten woanders hin! Oh nein – Banditen-Überfall. Keine Sorge, das ist auch schnell abgearbeitet und wir landen im Dornröschenschloss. Das ist inte... – und schon sind wir bei der Roten Fee.

Oh hey! Sie und Jacob kennen sich? Was? Woher? Ups, Szene ist vorbei. Er hat aber das Plotdevice bekommen die Dunkle Fee zu schlagen und versetzt Will dazu noch in einen Dornröschen-Schlaf, um die Krankheit aufzuhalten. Okay weiter geh...-

Oh nein! Jacob wird erschossen! Vom Jäger des Goyle-Königs, denn der will ihn haben, weil Jade-Goyles eigentlich nicht existieren und laut einer Legende einen König unbesiegbar machen sollen!

Jacob ist tot! Wie tragisch! Die Side-Charakters weinen um ihn, ich beginne mich etwas zu freuen, weil ich einerseits froh war diesen Lappen los zu sein und andererseits kurz, wirklich ganz kurz, dachte, dass jetzt Fuchs, Clara und Valiant, als einzig gute Charaktere irgendwas tun können, um Will allein zu ret...- oh. Jacob wurde wiederbelebt von der Roten Fee! Wow. Danke. Schätze ich. Super.

EGAL wir haben keine Zeit zu verlieren! Es geht weiter nach Goyle-Hausen, denn wir müssen Will retten und Claras einzigen Zweck in diesem Werk rechtfertigen! Nämlich – Will aus seinem Schlaf befreien! (Weil – Dornröschen. OH MEIN GOTT SEHT IHR WIE GENIAL DAS IST?!?! EIN PAY-OFF ZU EINEM SET-UP?!) und dazu auch noch ein Love-Triangle mit Jacob formen.

Ja. I kid you not. Sie machen das wirklich. Denn immer wenn jemand auf sein Buch „für junge Erwachsene" draufklatscht, muss ein Love-Triangle her. Oder hier sogar – Rectangle.

Oder – RECKTANGLE! (Bitte lasst mich für ne Sekunde, okay? Geht gleich wieder!)



Sie überqueren einen wilden Fluss und werden dabei von Sirenen angegriffen, aber zum Glück ist Clara mit, denn die ist ja eine Frau und rettet damit die Jungs! Sie erschießt einen ganzen Haufen Sirenen und sie überqueren die Furt. Okay Clara. Das war ein ziemlich emotionaler Moment. Willst du da mal kurz drüber nachdenken? Du bist in einer dir fremden Fantasy-Welt gelandet, dein Freund wird zu einem Monster und ist jetzt verschwunden. Du reist mit einem Zwerg, einem Fuchs-Mädchen und deinem Nicht-Schwager, den du vor nicht mal ner Stunde geküsst hast. Dein Leben ist ganz schön aus den Fugen geraten, nicht wahr? Und gerade hast du menschenähnliche Kreaturen erschossen. Einfach so! Was macht das alles mit dir? Bist du vielleicht wütend? Verzweifelt? Haderst du mit dir selbst, oder hast du das alles bereits angenommen und bist bereit eine eiskalte Überlebenskünstlerin zu werden wie... – OH nein, Szene und Kapitel sind vorbei, bevor Efeu ihre nächste Spiele-Referenz machen konnte. Alles klar. Weiter geht's.

Wir kommen nach Goyle-Hausen. Wir tricksen uns durch. Charaktere werden gefangen genommen und Clara gezwungen Will wachzuküssen. Er wird wach und schließt sich den Goyles an, weil er jetzt einer von ihnen ist. (Fühlt eigentlich jemand den Verlust? Weil ich fühle ihn nicht, weil Will mir egal ist? Oh, die anderen Charas fühlen es auch nicht? Dann ist ja gut!)

Die Charas befreien sich, reisen durch PLOT (und darauf komm ich gleich nochmal zurück) wieder zurück in die Menschenlande. Jacob sagt den ganzen B-Charakteren, dass er sie nicht mehr im Buch haben will und sie stimmen dem zu und tauchen nur noch mal kurz am Ende auf, um eine billige, emotionale Entscheidung zu provozieren, die ich, wie gesagt, nicht gespürt habe.

Der nutzlose Hochzeitsplot kommt in Gange, denn die Kaiserin der Menschen verheiratet ihre Tochter an den Goyle-König, um den Krieg zu beenden und der stimmt dem ZU. Aus VOLLKOMMEN ungeklärten Gründen, ABER OKAY!

Drama.

Und dann das Ende. Das Ende ist wirklich – Gold. Aber dazu später mehr.


Dieser ganze Plot ist einfach nur – Müll. Und den gerade nochmal durchzugehen lässt mich einfach nur verwundert zurück. Wie kann man so viel passieren lassen und dabei keinen einzigen Charakter erschaffen, der über Pfützentiefe hinausgeht?!



Part 4 – Oh my god! Who the hell cares?!

https://youtu.be/RAA1xgTTw9w

Nach der Hälfte des Werkes musste ich mir dieses Video nebenher anmachen und es in Dauerschleife laufen lassen, weil meine eigenen Gedanken dazu nicht mehr ausgereicht haben.


Okay jetzt mal ein kostenloser Schreibtipp für euch alle da draußen: Niemand fühlt mit einem Charakter mit, der einem nicht sympathisch ist. Und nein, damit meine ich nicht den glattgebügelsten Heinz zu erschaffen, den man sich vorstellen kann, sondern einen GUTEN, NACHVOLLZIEHBAREN Charakter, den man fühlen kann, den man nachvollziehen kann! Nur wenn wir uns um den Charakter kümmern, fühlen wir auch mit ihm oder ihr! Und das ist etwas, was sich durch alle Genres zieht!


Romantik? – Warum sollte ich wollen, dass Charakter A mit Charakter B zusammenkommt, wenn ich beide nicht nur nicht leiden kann, sondern ich absolut NICHTS für sie fühle? Wie soll ich mich da mitverlieben?


Horror? – Oh je Charakter ist in einem dunklen Gang und wird von ETWAS verfolgt, da ich aber absolut keine Beziehung zu ihr*ihm aufgebaut habe, kann es mir auch egal sein, ob sie*er jetzt Mittagessen wird. Mittagessen? Mhh was mache ich mir zum Mittagessen? Sind noch Reste da? SOWAS DENKT MAN DA EHER!


Fantasy Abenteuer? – Mir egal was Held*in erlebt, wenn sie*er mir so wichtig ist wie der Dreck unter meinen Fingernägeln!


Und so etwas darf niemals, niemals, niemals passieren!

Wenn ihr eine Szene noch so spannend schreibt, wenn die Einsätze für die Charaktere und die Welt noch so hoch sein mögen, wenn die Lesenden nicht mit euren Charakteren mitfühlen, ist das alles nichts wert.



Part 5 – Über Gewehre und Auszahlungen

Reden wir mal über Tropes und Werkzeuge, die jede*r Autor*in kennen sollte, irgendwann in Berührung kommt und/oder schon benutzt, weil es das Schreiben im Leben leichter macht oder man zumindest sehr viele „Ach so funktioniert das!" Momente erlebt.

Eine ganz simple Regel im Schreiben von egal was (Bücher, Filme, Spiele, Theaterstücke ...) ist zu jedem Set-Up sollte es ein Pay-Off geben. Die absolute Spitze dieses Tropes nennt sich „Chekhov's Gun / Tschechows Gewehr" (und ja, es gibt in den zwei Sprachen verschiedene Schreibweisen des Namens, ist das nicht wild?!)

Der russische Schriftsteller Anton Tschechow war wohl ein Meister der Kurzgeschichten und er sagte einst dies: „Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann sollte es im letzten Akt abgefeuert werden!"

Jede und jeder von euch hat dieses Trope wahrscheinlich schon einmal gesehen, Pixar und Disney nutzen es nämlich sehr gerne (zum Beispiel: Findet Nemo – „Alle Abflüsse münden ins Meer") aber auch, wie gesagt, viele andere Werke, denn es ist auch ein gutes Trope. Set-Up und Pay-Off belohnen die aufmerksamen Leser*innen für ein verdient gefühltes Ende, einen gemeisterten Kampf und sogar einen erahnten Plot-Twist!

Da die meisten von uns längere und keine Kurzgeschichten schreiben, lässt sich dieses Trope weitaus besser verstehen, wenn man es mal umdreht: Für jedes Pay-Off sollte es ein Set-Up geben! Wenn ein Gewehr im 3. Akt abgefeuert werden soll, sollte es im 1. (oder vielleicht auch 2.) Akt eingeführt werden. Anders sieht es so aus, als würde man vollkommen unvermittelt einwerfen: Übrigens das existiert!

Hier sei angemerkt, dass ich ein Riesenfan von Charakteren und Charakter-Entwicklung, Charakter-Wachstum und/oder Charakter-Verfall bin! Dies sollte parallel zur Story und parallel zum Tschechows-Gewehr Trope laufen, denn es bringt nichts ein Gewehr einzuführen, wenn niemand nachvollziehbar sich die Eier hat wachsen lassen, es auch abzufeuern.

Wozu dient dieser kleine Schreib-Exkurs? Genau! Um mich jetzt darüber zu beschweren, dass Reckless das alles nicht gemacht hat!


Lerchenwasser

Irgendwo in der Hälfte des Buches, wo Will entführt wurde und die Edgelord-Einkaufstüte, die Plot-Device Freundin, Fuchs, die wenigstens ein halbwegs guter Charakter und Valiant, ein dreiviertel guter Charakter zu diesem Zeitpunkt, in einem Wald Rast machen, gehen Jacob und Clara etwas an einer Quelle trinken.

Nachdem sie etwas von dem Wasser zu sich genommen haben, sieht Jacob plötzlich zwei tote Lerchen im Wasser. Und während ich noch, voll im Mediziner-Modus, denke, dass die zwei jetzt irgendwelche widerlichen (Fantasy-)Krankheiten bekommen, lehnt sich Jacob plötzlich zu der Freundin seines Bruders und beginnt mit ihr rumzumachen.


Das war meine exakte Reaktion dazu und ich musste diese Szene zweimal lesen, um sie zu verstehen – und dann war ich mir sicher, dass es mir doch egal war.

Was für eine dumme Scheiße einfach nur. Der Zwerg und Fuchs kommen schließlich dazu und geben uns die Exposition zu diesem Müll. Das war nämlich magisches LERCHENWASSER und das macht, dass man mit dem nächstbesten(?) rummacht, aber manchmal verstärkt(?) es auch nur was vorher schon da war(????)

Was für eine dumme, nutzlose, bescheuerte –

Was IST DAS?! WARUM IST DAS HIER?!

Diese zwei Charaktere haben KEINE Chemie, sie haben kaum gewichtigen Dialog miteinander gehabt, dass einzige was sie verbindet ist die (fadenscheinige) Liebe zu diesem (fadenscheinigen) Charakter/Loot-Box Inhalt namens Will. Und dann machen sie nicht einmal rum, weil ihr Charakter sie dazu bringt und sie irgendwie Entwicklung durchgemacht haben, sondern wegen MAGIE! Kein Set-Up, nur Pay-Off. Obwohl, nein. Das ist keine AUSZAHLUNG. Das ist billig. Das ist verdreht und quer und GEKLAUT! Es ist ein gestohlener Moment. Er ist nicht verdient, er ist nicht mal bedeutungsvoll. Er ändert nichts, außer dass sich alle beteiligten kurz(!) schlecht fühlen wegen so ner beschissenen Plot-Device Low-Life Droge.

Das einzige was gewichtig zerstört wird, ist die Beziehung zwischen Fuchs und Clara. Ich mochte die beiden, sie hatten zusammen ein paar echt schöne Szenen, wo sie sich gegenseitig unterstützt und Trost gespendet haben, aber nach diesem Vorfall hasst Fuchs nicht nur Clara, die beiden hören auch komplett auf Charaktere für sich selbst zu sein. Clara wird dann noch einmal wichtig, als sie Will wachküssen soll und sagt danach im Buch nichts mehr. SIE SAGT DANACH IM BUCH NICHTS MEHR! NICHTS MEHR! Außer ein einziges Wort. Sie sagt einmal noch „Nein", während einer Szene, wo sie bedroht wird und ist sonst DAS RESTLICHE BUCH STUMM! Nein, ich verarsche euch nicht, ich hab darauf geachtet und! Was! Zur! Hölle!?

Und Fuchs hasst sie danach. Was absolut bescheuert ist. WAS SIE SOGAR SELBST ZUGIBT! Aber dazu später mehr.

Jetzt sei nur angemerkt, dieser Müll hat mich fertig gemacht aber – das war nur der Anfang.


Kommen wir zum versprochenen

Ende!

Das Ende dieses Buches, der verdammte Hochzeits-Plot ist so – Fucking Stupid, aber reden wir erst einmal über: Die Dunkle Fee.

Die Dunkle Fee ist die Geliebte des Goyle-Königs, hat seinen Goyle-Soldaten den Cheat-Code gegeben Menschen zu Goyles zu machen und sie hat ihre Feen-Schwestern verlassen, was irgendwie sehr schlimm ist, aber nie erklärt wird wieso. (Ich meine! Girls ihr seid unsterblich und irgendwie entstehen immer mehr von euch aus dem Wasser! Ist euer Zuhause dann nie voll? Und dann habt ihr euch selbst verboten die Insel zu verlassen? Was macht ihr die ganze Unsterblichkeit lang? Habt ihr Bücher? Ein Netflix Abo? Ne Playstation? Habt ihr wenigstens alle Teile von Dishonored da?! Ich mache mir Sorgen! Quarantäne treibt schon Menschen in den Wahnsinn aber ihr verbietet euch selbst irgendwas Lustiges zu machen? Was los mit euch?!)

Jedenfalls! Die Rote Fee hat Jacob den Schlüssel gegeben ihre Dunkle Schwester zu besiegen und ihr einziger Lohn dafür ist, dass die Olle endlich abkratzt. Was cool ist. Geh ich mit.

Und dann – am Ende. Lockt Jacob die Dunkle Fee wirklich in einen Garten und spricht wohl ihren echten Namen aus und sie verwandelt sich in eine Weide.

Efeu hat sich gefreut, denn Efeu weiß, dass wenn man den echten Namen von Feen ausspricht diesen meist schlimmen Sachen widerfahren. Was lustig ist, denn ich wusste es natürlich nicht aus DIESEM Werk, sondern dank Maggie Stiefvaters „Lamento" und „Ballade" und durch Julie Kagawas „The Iron Fey", dank dieser großartigen Damen weiß ich auch, dass Feen am besten sind wenn man ihnen eine verdammte Eisenstange durch ihren verdammten Schädel treibt, aber okay. Jacob Edgelord sagt ihren Namen, die Dunkle Fee wird ein Baum. Und jetzt? Ähm? Tja. Jacob pflückt die Weidenblätter aus unerklärten Gründen und die Fee sagt ihm, dass er ihr seinen Bruder bringen soll, weil sie dann den Fluch aufhebt.

Ähm?

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich endlich mal eine andere Gefühlsregung als Frustration und Langeweile bei diesem Buch, denn ich habe einen Funken Wut gefühlt. Einen kleinen Funken. Aber immerhin etwas.

Jacob, du dämlicher Bastard! Deine eigene Rasse steht auf dem Spiel! Du selbstsüchtige Ratte, verlange von ihr den Fluch von allen Menschen zu nehmen! Oder – beim Großen Nichts – töte sie einfach! Wer sagt, dass der Fluch dann nicht automatisch gebrochen wird? Niemand. Nichts. Ich weiß. Weil Funke nicht eine Sekunde die Gnade hat irgendwas zu erklären.

Ich meine – ja. Vielleicht gehört das ja zu Jacobs Charakter. Aber davon habe ich, wie gesagt nichts mitbekommen. Deswegen ist er für mich einfach nur dumm und kurzsichtig.

Und dann passiert das absolut BESTE! Bei der beschissenen Hochzeit plant die Kaiserin der Menschen einen Anschlag, weil sie es (verständlicherweise) nicht ertragen kann ihre Tochter an diesen Goyle-König zu verheiraten. Das war wirklich das einzige mal wo es ein Set-Up und ein Pay-Off gab. Die Kaiserin wird bereits so vorgestellt, dass sie die Idee hasst ihre geliebte Tochter einzutauschen wie Ware, deswegen ergibt der Anschlag so viel Sinn! Es ist einfach so unglaublich, dass ich den Charakter der Kaiserin mehr mag als den verdammten Protagonisten.

Wirklich witzig ist jedoch, dass die Tochter schließlich bei der Hochzeit so rüberkommt, als würde sie es sogar wollen und als würde sie sich darauf freuen zu heiraten.

Das hätte man nun alles vermeiden können, hätte man einfach gefragt, was sie wohl wollen würde. – Aber das ist ein Zitat aus „Die Sprache der Dornen" und Efeu, verabschiede dich endlich von der Idee und der Erinnerung an bessere Werke!

Bei der verdammten Hochzeit ist auf jeden Fall Jacob, obwohl die Kaiserin ihren Männern gesagt hat, dass dieser Hurensohn nicht erwünscht ist, anwesend. (Ich wusste nicht, dass Jacob Stealth auf 9000 hochtrainiert hat, aber wie gesagt kein Set-Up und so!) Genau wie Valiant und Clara und das obwohl sie sehr unzeremoniell aus dem Buch ausgeladen wurden! Unhöflich einfach! Wenn der undankbare Hauptcharakter euch loswerden will, dann reist ihm doch nicht nach! Jede*r Leser*in und seine*ihre Großmutter wusste wie verdammt scheiße nutzlos ihr seid, verdammt!

Als die Attentäter also beginnen in die Menge zu schießen, anstatt gezielt auf den Goyle-König und seine Gefolgsleute, war ich kurz vor meinem zweiten Wutausbruch. Und dann sieht Jacob Edgelord-Tüte, dass seine Nicht-Freundin und sein Überläufer-Jade-Goyle-Bruder in Gefahr sind und wirft die Weidenblätter in die Luft und ruft irgendwas und plötzlich ist die Dunkle Fee wieder da!

Schön, dass wir nicht einmal wussten, dass das geht. Oder wie das geht. Aber es ist toll wie unglaublich dämlich das doch ist! Dämlicher, als die ganze Kapelle niederzuschießen! Die Dunkle Fee sendet nämlich ihre Macht aus und holt die gefallenen Goyle zurück ins Leben und lässt dafür alle Menschen angreifen/sterben – inklusive Clara und Valiant. Edgelord beginnt zu heulen und zu jammern und ich denke mir nur: „Ja?! Was zur HÖLLE hast du denn gedacht was passieren würde?! Ähm? Hallo? Ist das wahr? Ist das überhaupt real? Ist das einfach nur 347 seitiger WITZ?!"

Wie dumm kann man eigentlich einen Charakter schreiben?!

Aber keine Sorge. Die Dunkle Fee verschont aus irgendeinem Grund die Helden. Ja. Wirklich. Sie tötet sie nicht, die Goyles und die überlebenden Menschen verlassen die Kapelle als ihre Geiseln. Alle setzen sich ab und ich dachte mir: „Okay. Jacob du Trottel hast es jetzt echt geschafft. Jetzt bist du der Gefangene dieser komplett übermächtigen Frau. ABER! Du weißt ja noch ihren wahren Namen! Also schrei ihn hinaus bevor ...!" -aber, ehe irgendetwas davon passieren kann, kommt die Dunkle Fee zu ihm und sagt, dass sie den Fluch von Will nehmen wird, wenn Jacob ihr verspricht ihn nur so weit von ihr fortzuschaffen wie nur irgend möglich.

Und da ist es wieder.

Pay-Off, aber ohne Set-Up. Oder wie wir Schreib-Nerds es nennen: Deus Ex Machina.

Deus Ex Machina, der Gott aus der Kiste, ist das Ding, das man als Autor vermeiden sollte. Es ist das unverdiente und dann griff plötzlich die Hand Gottes ein und die Helden wurden gerettet lol.

Avatar – The Last Airbender bedient sich ebenfalls dieses Tropes. Du willst den bösen, faschistischen Feuer-Überlord nicht töten? Hier hast du DEUS EX ENERGIEBÄNDIGEN, um diesen Konflikt vollkommen zu ignorieren! Gern geschehen, Aang! Aber während ATLA wenigstens eine sehr gute Story, mitreißende Charaktere und eine großartige Welt hat, um das alles aufzuwiegen, hat Reckless absolut gar nichts davon und deswegen kann ich das auch nicht verzeihen.

Das nennt man übrigens Suspension of Disbelief oder auf Deutsch, sehr schneidig: Das Prinzip der Coolness.

Das Prinzip der Coolness besagt, dass man etwas, und möge es noch so unglaubwürdig sein, verzeiht, weil man das Werk genießen will, einfach weil es eben cool ist! Das Problem hierbei ist, dass für jeden Menschen cool bei einer anderen Grenze beginnt und man bei manchen Sachen wirklich gute Gründe braucht, um es aufzuwiegen.

Um das gleich einmal mit einem Beispiel zu belegen: Wollt ihr wissen wie die Edgelord-Tüte und sein Gefolge aus Goyle-Hausen wieder rausgekommen sind? Mit einem Flugzeug.

Einem Flugzeug.

Einem.

FLUGZEUG!

Die Goyles haben nämlich welche gebaut. Modelle wie damals im Ersten Weltkrieg. Und – Jacob konnte so ein Ding fliegen. Einfach so. Die Erklärung warum er es konnte, war, dass sein Vater Flugzeugmodelle besaß.

Ähm. Ja. Wahrscheinlich NICHT, FUNKE! WTF?!

Und sowas will sie mir verkaufen! MIR! Der Person die alle Nase lang Das Prinzip der Coolness ausnutzt, um irgendetwas in die Luft zu sprengen, irgendeinen Charakter irgendwohin zu bekommen, wo ich ihn*sie brauche oder einfach Dinge geschehen lasse, weil COOL! Und nicht einmal ich glaube diesen Müll!

Woher die Goyles Flugzeug Baupläne haben? Ach ja, irgendwie kommt raus, dass Jacobs und Willis Vater gar nicht Milch holen war, sondern keinen Bock mehr auf Frau und Kinder hatte und sich in die Märchenwelt abgesetzt hatte. Und da er Ingenieur war oder Waffenschmied oder Brückenbauer oder Flugzeugbauer hat er all diesen Mist mitgebracht.

Mensch! Ein Glück war er nicht irgendwas wie Töpfer oder Bäcker oder Mikrobiologe, dann hätte er ja gar nichts Plotdienlich-Weltenbauerisches für diesen Ort gehabt!


Wenigstens reiten sie nicht so lange auf dieser Enthüllung herum, denn ich hatte echt keinen Bock, dass Funke versucht mir Mitleid für einen Mann der seine Frau und seine Kinder verlassen hat, um einer Fantasiewelt zu leben, aus den Rippen zu leiern! Ich hoffe die Goyles haben dich so tief in ihren Unterwelt-Kerkern eingefercht, dass deinem Körper das Vitamin D ausgegangen und dir alle Knochen gebrochen sind, ehe sie herausfanden, dass man dich mit richtig widerlichem Lebertran füttern muss! (Wow, Efeu so viel Wut für einen Charakter, der nicht einmal persönlich vorkam, willst du nicht vielleicht wirklich mal was Essen?!)

Hey apropos! Kommen wir zu:


Part 6 – Lehrstunden

Wie schreibt man Exposition, die nicht langweilig ist? Genau! Indem man Dinge ZEIGT und sie nicht RUNTERLEIERT.

Dishonored macht das ziemlich gut. Dort gibt es immer mal wieder sehr mächtige Gegner, die man nicht so leicht loswird. Stelzenläufer, die man nur mit perfektem Timing und Reaktionsvermögen töten kann oder Mechanische Soldaten, die man mit Sprengstoff, Strom oder zwei Falkenangriffen loswerden kann oder Grabhunde, denen man den Schädel einschlagen muss, weil sie sonst immer wieder und wieder und wieder kommen.

Und wie macht man sowas? Man zeigt zuerst, was diese übermächtigen Gegner können, meist in Cut-Scenes oder indem man den Charakter das aus weiter Ferne beobachten lässt und dann guckt man, wie man die töten kann. Und das nicht durch Tell.

Kapitel 15 meines Werkes Die Königin der Bestien ist eigentlich einfach nur: „Wie man einen Werwolf tötet für Anfänger – das Kapitel." Habe ich da einen Charakter, der sich chillig zur Kamera wendet und sagt: „Hallo liebe Schüler und heute lernen wir wie man Werwölfe tötet!"?! Nein, ich habe mehrere Charaktere, die Werwölfe töten, ich habe Werwölfe, die wieder auferstehen, weil sie nicht durch Silber sterben und ich habe einen Kampf der zeigt wie was und wo funktioniert.

Wenn man schon langweilige Exposition machen muss, dann am besten nicht durch langweiligen Tafel-Frontal-Unterricht, sondern durch machen wir es einfach mal selbst!

Und wie macht Funke das mit ihren Goyles? Tja ihr denkt jetzt sicher, ich erzähle euch, dass sie nur getellt hat, aber nein! Nicht Funke! Sie tellt uns nicht die Schwächen der Goyles. Sie sagt zu dem Thema einfach – NICHTS!


Ich wusste bis über die Hälfte des Buches nicht wie man Goyles tötet. Ich dachte echt die seien unbesiegbar, eben weil sie Steinhaut haben. Weil – Steinhaut? Was ist darunter? Sind sie komplett aus Stein?

Aber dann lernte ich, dass man Goyles erschießen kann. Man kann Stein mit Blei erschießen, Leute! Aber auch irgendwie nicht, weil sie super schnell heilen. Wie genau? Wer weiß das schon. Wasser und Sonnenlicht sind wohl auch schädlich für sie, weil ihre Haut dadurch rissig und sie blind werden (anscheinend?!) – kann man sie dadurch leichter töten? Ähm? Keine Ahnung. Und warum wollen Goyles unbedingt die Oberwelt, die Welt der Menschen erobern, wenn sie dort nicht leben können, weil Regen und Sonnenschein sie anscheinend langsam aber sicher töten? Ähm?!

Ein sehr geniales Plothole ist auch, dass Menschen Zwerge verachten (die Kaiserin sie aber als Wachen hat! Okay, schätze ich!) und Goyles mit ihnen verbündet sind. Zwerge können wohl jedes Metall aufbiegen, solange kein Silber darin enthalten ist und so sind die Zellen in den Kerkern der Menschen mit Silber verstärkt, aber die in den Zellen der Goyles nicht.

Tut mir leid, aber wie dämlich ist das bitte? Nur weil ihr Verbündete seid und Handel treibt, heißt das nicht, dass ein Zwerg nicht mal einen Goyle betrügt oder bestiehlt oder anderweitig festgenommen wird! Solltet ihr dann nicht auch Silber verstärkte Zellengitter haben, die man nicht aufstemmen kann damit die Protagonisten plotdienlich fliehen können? HALLO?! Aber – okay. Vergesst es.


Part 7 – Das andere Geschlecht

Frauen zu schreiben ist einfach so hart, Leute. Weibliche Charaktere sind einfach nur – so schwer nachvollziehbar! Sie sind einfach mysteriös und, ja, sie sind auch ein bisschen nutzlos, nicht wahr? Und zwei weibliche Charaktere – ach ja. Ich meine wie soll man die bitte interagieren lassen? Sollen sie über – Schminke reden? Ah nein! Ich habe eine bessere Idee! Lassen wir sie lieber über einen Mann streiten! Sowas machen Mädchen doch, ne?


Der Fuchs und das Mädchen

Ich dachte am Anfang echt Funke lässt Fuchs und Clara sofort aufeinander losgehen, aber nein. Sie waren gute Freundinnen. Und dann küsst Clara wegen MAGIE diesen dämlichen Typen und Fuchs wird eifersüchtig ohne Ende. Sie sagt selbst, dass es bescheuert ist. Jacob hatte ne Menge Sachen laufen mit Feen, Kammerzofen, Hexen und so weiter und so fort, aber wirklich eifersüchtig wird Fuchs bei Clara. Und sie ist dann nicht einmal gleichmäßig wütend auf beide, sondern vor allen Dingen auf die Frau, die weniger als ne Woche durch diese Welt wandert!

Fuchs hasst es ein Mensch zu sein. Fuchs liebt das Fell, dass sie einst von einer magischen Füchsin bekommen hat, weil sie sie gerettet hat! Aber dann, plötzlich, will sie sogar ihre bevorzugte Form aufgeben, nur um der Einkaufstüte zu gefallen!

Warum? Warum musste das ein Plotpunkt sein? Warum ist dieser Müll hier? Oh! Weil es zwei weibliche Charaktere sind! Und deswegen müssen sie sich natürlich um den strahlenden, gutaussehenden Helden streiten – nur, dass Jacob so etwas nicht ist! Jacob ist kein richtiger Charakter! Er ist so leer wie eine Tüte, zusammengehalten nur aus Edge und Schuldgefühlen und Mama- und Papa-Problemen, der vor Verantwortung davonläuft.

Man Leute, der Typ ist es nicht einmal wert! Ein verdammter Subway to Sally Song hat mehr Charakter als dieser Kerl!

Ganz ehrlich, Jacob! Dann wander doch nach Island aus und änder deinen Namen, denn sonst schicken wir dir Karten!

https://youtu.be/_972LCF_7q4


Es ist so traurig, dass man die einzigen beiden weiblichen Charaktere, die eine Beziehung zueinander hatten, so schreiben musste.



Die Dunkle Fee

Hey. Ich bin die letzte Person, die was gegen Dunkle Feen hat, okay?

Du wurdest nicht zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, weil sie kein dreizehntes Gedeck mehr hatten und verfluchst deswegen den ganzen Hof und das neugeborene Baby? Etwas Drastisch, aber okay!

Du lässt die menschliche Feenkönigin sterben und setzt dir dann ihre Krone, noch feucht von ihrem Blut auf? Komm, ich gönn es dir! Du hast es verdient, denn du hast die halbe Ewigkeit an ihrer Seite gedient.

Und dann war da diese Dunkle Fee.

Motivation? So etwas Kleinliches wie Rache für die versemmelte Einladung? So etwas Edelmütiges wie die Gewissheit die Feenwesen besser anführen zu können und zu einen?

Nein! Ihre ganze Motivation ist: Ich habe es in einem Traum gesehen!


Ich – ich kann das nicht mal in Worte fassen.

Durch Träume kam sie zu dem Goyle-König und dann verliebte sie sich in den Klappspaten und wurde seine Geliebte, aber leider gibt es nur ein Problem! Denn die Goyles glauben nicht an Monogamie und – es gibt wirklich ein Kapitel aus ihrer Sicht, relativ am Ende, wo dieses Thema aufgegriffen wird.

Das Kapitel war nicht einmal schlecht. Es gehörte zu einem der zwei Kapitel von den zweiundfünfzig, die ich halbwegs mochte! Das Problem war leider, dass die Autorin plötzlich von mir verlangte mit dieser Kreatur mitzufühlen, weil sie 'nen Scheiß Männergeschmack hat und ihrem Kerl nicht sagen kann, dass sie den polyamoren Lebensstil nicht schätzt.

Also erstens: Mir vorjammern zu lassen, wie Scheiße doch der eigene Kerl ist, aber dagegen LEIDER nichts tun zu können, dafür muss ich kein Buch aufschlagen. Dafür rede ich ne halbe Stunde mit meinen Freundinnen.

Und zweitens: Du willst echt, auf den letzten Zuckungen des Buches in mir Mitleid erregen? Für? Sie? Nicht nur für ihr selbstgemachtes Elend, sondern auch – einfach so für sie? WAS?!

Okay, das ist vielleicht schwer zu glauben, aber ich mag Menschen. Ich will nur ein paar von ihnen anschreien und/oder anfallen (und diese Zahl ist dank Corona und Maskenverweigerern ein ganz klein wenig gestiegen), aber sonst mag ich sie! Echt! Beim Großen Nichts, ich spiele sogar Dishonored meist auf Low Chaos (also niemanden töten), obwohl es die meisten da echt verdient hätten und es, wie gesagt, nur ein Spiel ist. (Habe ich das gerade wirklich geschrieben! Oh je!) Und dann besitzt Funke wirklich die Dreistigkeit mir sie als sympathischen Charakter andrehen zu wollen, der auch nur leidet?!

Weißt du wer leidet? Alle Menschen, die wegen dir zu Monstern wurden und ihre ganze Persönlichkeit vergessen haben, wenn sie nicht vorher von ihren Familien erschlagen wurden, du Miststück!

Ich könnte sie mögen. Mörderische, eiskalte, aus egoistischen Gründen handelnde Charaktere sind cool – wenn sie auch richtig gut geschrieben und charakterisiert werden und – tja, das habe ich ja bereits durchgekaut.



Das einzige, was ich all diesen Frauen hier sagen kann, ist:

https://youtu.be/rlG0QCNLjxE


(Ach, ohne lustige, kleine Videos wäre mein Leben und diese Rants weitaus weniger unterhaltsam!)



Part 8 – Fortsetzungsköder – BING!

(Ob wohl jemand die Gameomat Anspielung versteht?)

Wirklich genial ist ja, wie das Ende des Buches mir den Nachfolger verkaufen wollte. Ich hab geschrien vor boshafter Freude!

Am Ende, wenn Will und Clara nämlich ENDLICH weg sind, offenbart Jacob nämlich!!

Das!

Er!

Oh man Leute, es ist so furchtbar spannend, wie soll ich es euch nur sagen!

Die Dunkle Fee sagt ihm nämlich, dass jeder, der ihren wahren Namen ausspricht innerhalb eines Jahres steeeeeeeeeeheheheherben wird! Uuuuuuuh! (Und danach sagt sie übrigens allen Ernstes, dass sie hier nicht die Böse ist. Wirklich. Unironisch. Ohne Umschreibung, sondern genau so! Sie ist hier nicht die Böse. Genau!
Genau, wie Feuerlord Ozai und Hiram Burrows der Lordregent nicht wirklich die Bösen ihrer Geschichten waren, mhh!)


Ich konnte mir wirklich Funke vorstellen, wie sie sich über dieses Geschreibsel beugt und nur so ist: „Uhhhh! Neeeeein! Der arme Jacob! *schockiertes Emoji* Hast du nicht Angst, dass er sterben könnte? Ooooh nein! Kauf dir lieber den nächsten Band, um zu gucken, ob er es vielleicht schafft ein Heilmittel zu finden!"

Durch die vorangegangenen 7096 Wörter dieser Abhandlung sollte klar geworden sein, dass ich Jacob nicht einmal tot sehen will, weil er mir so unendlich egal ist. In der Tat bin ich sogar der festen Überzeugung, dass man ihn nicht töten kann, weil er einfach nie gelebt hat. Er ist einfach nur ein Abklatsch, einer Nachmache, einer Kopie und das auch noch auf richtig schlechtem Papier. Wirft man ihn in die Pfütze, die die Tiefe seiner Persönlichkeit ist, löst er sich schneller auf, als man gucken kann.


Letzter Part – Schlusswort

Tja, was soll ich sagen? Funke und ich – wir werden nicht mehr warm miteinander. Ihr Schreibstil ist gut, die Art wie die Orte und Dinge beschreibt ist malerisch! Ich kann verstehen warum sie beliebt ist, aber ihre Charaktere? Die Absoluten Basics des Schreibens? Das ist einfach nur – nein!

Keine verdienten Pay-Offs. Alles nur: Guckt mal das existiert übrigens!

Keine Charaktermotivation, sondern nur Deus Ex und Magie und anderer Plotdienlicher Kram, den sich die Autorin einfach so aus den Fingern saugt.

Mag sein, dass das viele Leser*innen hinnehmen oder es nicht als sonderlich schlimm empfinden. Ich hab das ganze Buch nur gelitten. Und war froh, dass es relativ schnell vorbei war.

Was lernen wir daraus? Tja. Ich hoffe ihr habt was über interessante Tropes gelernt, vielleicht etwas für eure eigenen Werke. Sonst noch, dass Dishonored einfach super ist ...

Und sonst eben, dass Efeu keine Funken mag!

So! Ich gehe jetzt weiter mein Dishonored Buch lesen. (Ja. So etwas existiert. Und es ist gut!) Habt noch einen wunderschönen Tag und –


Ich kann nicht fassen, dass das dieses Buch vor zehn Jahren erschienen ist!

- Efeu



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