Kann man Altpapier zerreißen?
Hallo und willkommen zu einer neuen Ausgabe von ‚IFi zerstört'. Heute will ich etwas verreißen...wisst ihr eigentlich wie schwer das sein wird? Denn wie...wie will man etwas zerreißen, dass quasi schon so schlecht geschrieben ist, dass man ihm nur noch den Gnadenstoß verpassen würde?
Aber wie dem auch sei. Meine heutige Ausgabe widmet sich der Geschichte ‚Mein schweres Leben' von @lodocomello2 und man – ich hatte ne schwere Zeit das zu lesen.
Es ist wohl eine ‚Violetta' FF – ich dachte eigentlich das wäre eine Serie für Kinder (habe sie ehrlich gesagt nie gesehen), aber das ist auch egal denn es geht eigentlich um ein sehr schweres Thema.
Aber das Erste zuerst: das Cover ist einfach nur eine Collage aus hübsch gestylten und heulenden Mädchen, darüber total verzerrt und abgeschnitten in pink der Titel dieses – Dings, der sich im Übrigen nur als: ‚ein schweres Leb' lesen lässt.
Tipp für Anfänger: Formatiert eure Cover richtig.
Und nun der Klappentext. Ich zitiere dieses Meisterwerk mal in Gänze, denn ich will euch hier nichts vorenthalten.
Also: „Es geht um ein Mädchen das vergewaltigt wird von ihr Stiefvater und das Mädchen ist violetta Castillo sie ist 16 Jahre alt. Sie erzählt ihrer Mutter das Geschehen aber sie glaubt ihr nicht deshalb schickt sie sie in ein heim. Violetta findet auch neue Freunde die wie Geschwistern Für sie sind. Später findet sie auch ihre große Liebe. Violetta ist sehr verzweifelt was soll sie bloß machen? Sie versucht ihn auch zu umbringen aber das ist keine Lösung!" (Klappentext, ‚Mein schweres Leben')
Leute...Leute ernsthaft. Ich hab mir hier nichts ausgedacht oder so. Das steht da alles so genau da. Wer sich nicht bei diesem Klappentext mindestens fünf Facepalms gegeben hat bekommt von mir eine Medaille.
Okay, ich gebe selbst zu, dass meine Rechtschreibung und Grammatik sowie Zeichensetzung an manchen Stellen wohl nicht die Beste ist, aber so eine zufällige Groß- und Kleinschreibung und so eine grottige Grammatik ist mir noch nie untergekommen.
Kommas kennt das Schreiberlein wohl gar nicht und Logik ist auch ein Fremdwort.
Und was soll der letzte Satz?
Habe ich da richtig rausgelesen, dass sie versucht ihn umzubringen? Aber...aber...wieso?
Aber gut, da es hier ja um ein schweres und emotionales Thema geht unter dem die Betroffenen jahrelang leiden und davon schwere Persönlichkeitsstörungen davontragen können, habe ich mir gedacht mir die ersten Kapitel zu geben.
Da ein Kapitel auch nur um die vier Handyseiten hat, geht das ja auch ziemlich schnell.
Dachte ich zumindest.
Dank der Kindergartengrammatik und der grauenhaften Rechtschreibung hat es sich nur leider angefühlt wie vierzig Seiten...
Das erste Kapitel beginnt und ich krieg Kopfschmerzen von der Tatsache, dass jeder Punkt am Ende des Satzes ein extra Leerzeichen bekommt.
Protachan erzählt uns lahm und öde ihre Aufsteh- und Frühstückroutine und das zur Krönung auch noch in unemotionaler Aufzählungsmanier.
Ihr Stiefvater kommt rein und bedrängt sie. Danach kommt ihre schwangere Mutter rein und er lässt von ihr ab. Sie fragt was los ist, ihr Stiefvater sagt nichts und alles ist in Butter.
Und, nein ich war nicht so grausam und habe alle Gefühle und Gedanken sowie Handlungen eiskalt rausgelassen. Die gab es einfach nicht.
Keine Atmosphäre. Keine einzige Empfindung. Nicht mal ne ordentliche Beschreibung kriegen wir hier vorgesetzt, sondern nur diesen lieblosen, verwelkten Buchstabensalat.
Würg...
Rechtschreibtipp: Zahlen bis zwölf schreibt man aus. Und ohne den richtig gesetzten Punkt wird aus ‚im 7. Monat schwanger' – ‚im 7 Monat schwanger'. Und ja, es sieht beides einfach nur grauenhaft aus.
Sie ist jedenfalls ‚nach 10 Minuten' in der Schule, irgendeine namenlose Freundin fragt nach ihrem Befinden und glaubt ihr dann, als sie sagt, dass alles gut ist.
Friendshiplevel over 9000, aber hey, die kommt eh nicht wieder vor.
Wir befinden uns im zweiten Kapitel und gleich nach vier Absätzen blinkt mir ein gelber Emoticon entgegen. Ihr wisst schon die Teile, die ihr auf Whatsapp verschickt um eure Gefühle zu unterstreichen.
Pro-Tipp: Whatsapp ist nicht Wattpad! Es hört sich nur ähnlich an und sieht auch sehr ähnlich aus, aber in einem darf man die Teile verwenden und in dem anderen siehst du aus, als wärst du aus der Grundschule geflohen.
Wir erfahren, so emotional erzählt wie die Wasserstandsansage, dass Protachan bereits von ihrem Stiefvater vergewaltigt wurde und sie es jetzt endlich ihrer Mutter sagen will.
Im Text steht, dass sie zittert, wir lesen, dass ihr eine Träne die Wange runter rollt und das sie Dinge ernst und traurig sagt, aber irgendwie etwas wie Innenleben gibt es ganz und gar nicht.
Aber hey. Gefühle zu beschreiben bei so einem Thema ist ja schließlich vollkommen über.
Die Kleine, von der wir bis jetzt durch den Fließtext noch nicht mal den Namen kennen, schafft es zu sagen, dass sie vergewaltigt wurde, dann stoppt sie ihre Mutter und meint, dass sie schlafen gehen soll und dass ihr etwas einfällt.
Selbstverständlich gibt es Mütter die nicht hören wollen, dass so etwas in ihrem Haus passiert und ihren Kindern nicht glauben, aber das müsste man als Kind spüren. Vor allem, weil die Alte dich nicht mal hat ausreden lassen, aber ‚Vilu' (wie auch immer das ein adäquater Spitzname sein kann) geht einfach ins Bett und schläft sofort ein. Wie auch immer sie das macht mit ihrem Herzen voller Angst und ihrer gebrochenen, kindlichen Seele – oh ja stimmt ja. Solche unwichtigen Details wissen wir ja nicht und da da jetzt auch noch zwei Schlaf- Emoticons hinter stehen, können wir sicher von ausgehen, dass sie gut einpennt.
Aber das Kapitel wechselt jetzt die Sicht! Uhh! Wir lesen jetzt in die Gedanken der Mutter rein, die uns ein gutes differenziertes Bild von ihrem Inneren Kampf zeigen würde! Wem glaubt sie? Mann oder Kind? – Na gut den Mann hat sie noch nicht befragt, aber es gibt Frauen, die so etwas einfach nicht glauben können und hin – und hergerissen sind.
Das Weib gehört nicht dazu.
Sie ist einen Satz lang etwas stutzig, dann steht fest, dass das blöde Balg lügt! Außerdem ist sie doch schwanger von ihm (ein Rudel Ausrufezeichen unterstreichen die Existenz des Embryos). Dann hat sie schon einen Entschluss gefasst, den sie morgen umsetzen will (ein Rudel Punkte dazu, keine Ahnung warum, sind wahrscheinlich die verstümmelten Kommas die im Resttext einfach fehlen.)
Danach entscheidet sie sich ‚jz' schlafen zu gehen. Japp und sicher schafft sie das auch, denn sie hat ja nur die Entscheidung getroffen ihr Kind abzuschieben, nachdem es ihren Mann der Vergewaltigung bezichtigt hat, und das innerhalb von nicht mal zehn Sekunden und da schläft man echt prima nach ein.
Ohne Gewissensbisse. Ohne langes hin- und her wälzen. Ohne Angst.
Kapitel drei ist genauso gefühlslos und lahm wie die Vorgänger.
Ihre Mutter ruft nach ‚violetta Castillo', und ich frage mich ob dieses Vornamen kleinschreiben und Nachnamen großschreiben, was ja schon im Klappentext Schmerzen verursacht hat, beabsichtigt war und kein Schreibfehler mangels Deutschkenntnissen.
Sie hat jedenfalls 20 Minuten ihr ganzes Hab und Gut zu packen (Alles klar) und vollkommen ohne Gedanken und Gefühle zu beschreiben, oder zumindest die Umwelt oder – irgendetwas – fahren wir mit dem Bus und sind an einem Ort, der violetta (nur echt kleingeschrieben) Tränen in die Augen treibt.
Ich weine nur zu besonderen Anlässen und dieses Geschreibsel zählt eindeutig nicht dazu, aber man – ich möchte mich dem Balg anschließen.
Ohne zu wissen was abgeht sind wir schon in Kapitel vier (Ja, wirklich) und hier kommt mal wieder die ‚Kinderheime sind wie Tierheime nur mit Kindern' Sache zum Tragen.
Ich meine – ist ja nicht so, als müsste man das mit dem Jugendamt bereden oder so. Ah halt wartet – ich schlage das mal schnell nach...
Ach ja. Kennt ihr das? Wenn ihr das Gefühl habt schon mehr Recherchearbeit betrieben zu haben als der ‚Autor' allein wenn ihr das Thema in die Suchleiste eures Rechners tippt? Also ich fühle mich da immer dezent wütend.
In einem Forum berichtet eine Mutter, wie sie schweren Herzens ihren Sohn abgeben musste, weil der gar nicht zu Hause mit seinem Stiefvater klarkam und nur Probleme bereitet hat. Sie ist verzweifelt zur Polizei gegangen, die ihr dann erstmal die Adresse einer Auffangstation gegeben hat. Ist ja auch klar. Einfach in so einem Heim aufzukreuzen, dass eventuell gar keine Kapazitäten hat, ist auch unklug. Und wisst ihr was? Allein dieser anonymisierte Bericht im Internet hat mehr Gefühle als diese...Aneinanderreihung von Buchstaben.
Jedenfalls geht der Schund damit weiter, dass sie die Chefin des Heims treffen, die erstmal sehr professionell fragt warum die Schnalle ihr eigenes Kind im Heim aussetzt. Sie ist schließlich ihre Mutter und, natürlich, dass sie sich schämen soll.
Wow.
Das ist so grausam geschrieben und recherchiert – natürlich schämen sich viele Eltern, wenn sie ihr Kind abgeben müssen, aber eventuell ist das der einzige Weg für sie? Wenn sie gar nicht in der Lage sind das Kind zu versorgen oder zu lieben, dann ist es besser im Heim aufgehoben als zu Hause. Und zu jemandem zu sagen, dass er sich schämen soll nur, weil er so einen Schritt tut ist echt das Letzte. Das ist so, als würde der Arzt einer Schwangeren sagen, dass die Abtreibung echt moralisch falsch ist. Entschuldigung, aber für dieses Gespräch ist ein Sozialarbeiter zuständig und nicht er und wenn er es nicht machen will, muss er es auch nicht machen.
Ist nicht schlimm, es gibt genug Ärzte, die eine Abtreibung vornehmen ohne unprofessionell oder persönlich zu werden.
Das Ende ist pseudo-gefühlvoll. Sie heult, Mutter heult, ich trinke meinen Tee und versuche herauszufinden wann wer spricht und ob überhaupt gesprochen wird, denn Anführungszeichen kennt die Schreiberin leider auch nicht.
Als Protalein anbietet ‚...ich würde den Haushalt machen usw .' (Nur echt mit einem Leerzeichen vor dem Punkt) bin ich erneut kurz vor einem SHT ohne S – ein Hirntrauma. Ganz ohne Unfall.
Bitte. Bitte. Bitte, bitte, bitte, bitte, biiiiiiiitteeeeeee schreibt niemals Abkürzungen in euer Werk! Eventuell wenn ihr Chatverläufe schreibt, aber man – doch nicht einfach so! Das! Das ist...das ist doch furchtbar! Es nimmt einfach jegliches Gefühl, alle Atmosphäre und auch den Respekt des Lesers vor eurem Werk.
Denn ihr als Schreiber habt ja schon keine Achtung vor eurem Geschreibe, warum sollte ich das dann als Leser haben?
Der letzte Satz ist: ‚Ich werde ihr niemals verzeihen .'
Und ich frage mich, ob sich hier heimlich der Geist der deutschen Rechtschreibung eingeschlichen hat und diesen Satz wütend der Schreiberin zu gezischt hat, ehe er sich wimmernd in den Duden zurückzog.
Mein Fazit: Dieser Schund ist die virtuellen Wattpad Seiten nicht wert, auf denen er geschrieben wurde. Ein sehr ernstes Thema wurde hier stumpf wiedergegeben und es ist kein Wunder, dass den Müll niemand lesen will.
Ich hab auf jeden Fall genug für heute und kann es echt nicht fassen, dass das jemand geschrieben hat.
Gute Nacht, IFi.
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