Der Krieg ist eröffnet
,,Jetzt reichts!"
Wie eine Furiere auf Drogen war ich von meinem Bett aufgesprungen und hatte mir prompt meinen eh schon ziemlich verbeulten Kopf an einem meiner Hängeregale an der Wand über meinem Bett angeschlagen. Es war kurz nach zwei Uhr nachts gewesen und mal wieder konnte ich nicht schlafen. Es war aber ausnahmsweise mal nicht die Schuld eines Horrorfilms dem ich das zu verdanken hatte sondern den gestörten Affen von gegenüber. Nachdem ich mir jetzt geschlagene zwei Stunden das gekreische meiner geisteskranken Nachbarn anhören musste, hatte es mir nun gereicht. Und zwar endgültig. Ich war hier nicht mehr in der Beethoven Straße, nein ich war im Zoo! Im Garten meiner Nachbarn ist gegrunzt, trompetet, gekrieschen, gefaucht, gebrüllt und gestöhnt worden und zusätzlich hatte im Hintergrund Musik, die man selbst am Ende der Straße hören konnte geduldet. Shindy, Haftbefehl, Eminem, Bushido, Farid Bang und das ganze gemixt mit irgendwelchen Remixen von Martin Garrix, David Guetta und wie sie alle doch gehießen haben. Alle hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt auf den Tod eh schon nicht ausstehen können, denn meine ganze Klasse hatte sich ihre Musik angehört, nur ich war die einzige normale die sich klassische Musik anhörte. Und jetzt wo ich mir das Gejaule schon Ewigkeiten anhören musste, hatte sich der Hass auf diese Lieder noch mehr ausgebreitet. Ob das jetzt normal war, war Ansichtssache gewesen, aber mit Two Steps From Hell hatte man wenigstens schlafen können!
Das war etwas, was man von der Musik meiner Nachbarn nicht mehr sagen konnte. Sie hatten ihre verdammten Boxen samt Verstärker bis auf den Anschlag aufgedreht und grölten zu den Liedern mit. Zusätzlich hatten sie in dem Garten mit ihren Bierflaschen in der Hand auf den Tischen herumgetanzt, dass wenn ich auf dem Oktoberfest wäre, dass Spektakel recht amüsant gefunden hätte. Nur war ich leider nicht in irgendeinem bayrischen Bierzelt gewesen, sondern in Mannheim, wo statt Kühe auf der Weide grasten, eine Häuserreie neben der anderen gestanden und die Bewohner dieser Häuser nun auch ihren Schönheitsschlaf gebraucht hatten. Anderst als die Milka und Bauchschmerzerzeuger mussten die Menschen arbeiten oder zur Schule gehen und nicht den lieben, langen Tag auf der Weide stehen, Gras fressen und die Umwelt nebenbei mit ihren Pupsgasen verpesten.
Deswegen hatte ich mich von meinem Bett gerollt, mir meinen Prinzessin Lillifee Bademantel aus der zweiten Klasse über gezogen der nicht mal ansatzweise mehr passte, und war dann auf meinen Balkon gestapft. Von dort aus hatte ich einmal ganz laut ,,RUHE!" in den Garten meiner Nachbarn gebrüllt,aber deren Musik war viel zu laut gewesen, als das sie auch nur annähernd etwas hätten versehen können. Auf dem Balkon unter mir war plötzlich meine siebzigjährige Nachbarin in ihrem weißen Nachthemd gestanden, die ziemlich sauer gewesen war. ,,Haltet eure verfluchten Fressen!", hatte sie heißer Gekrischen, dann war sie wieder zurück in ihre Wohnung gerauscht und die Tür hinter sich zu geknallt.
Okayyy...
Kopfschüttelnd hatte ich mich umgedreht und mich zurück in mein Schlafzimmer bewegt. Die Balkontür knallte ich hinter mir zu was trotzdem nichts brachte. Die Musik war einfach zu laut gewesen. Nebenbei hatte sich meine nervige innere Stimme Gisela gemeldet und ich dachte, ich würde endgültig explodieren. Feiernde Nachbarn und eine innere eine höchst explosive Mischung. Soviel hatte gesagt werden müssen!
Seufzend hatte ich mir mein Handy entsperrt, sehr einfallsreich, mit 12345 und eine Nachricht an meinen geliebten Freund Christian geschrieben.
Kathi: Wohne ich neuerdings im Zoo?!?!
Keine Minute später hatte mein Handy geblinkt, was hieß, Chris hatte mir geschrieben:
Chris: Haha ne wieso??
Als Antwort hatte ich ihm eine Audio geschickt.
Kathi: Nachbarn feiern!
Von meinem Freund ist aber nicht die erhoffte mittleids Antwort gekommen, sondern:
Chris: Oha Party in der Beethovenstraße. Das ich das noch erleben darf! Geh rüber und feier mit xD
Das hatte ich gar nicht mehr lustig gefunden. Jetzt hatte ich keinen alten Schneider mehr bei dem ich bei jeder abgebrannten Sache Angst haben musste, dass er die Polizei anrufen würde oder ich ihm nach einer Überdosis Kontrastmittel den Garten mit meinem erbrochenem düngte, sondern nun nervende und feiernde Nachbarn. Ich hatte mich so gefreut als Chris mir sagte, dass seine Eltern auszogen und ich endlich Ruhe hatte. Jetzt hatte ich keinen meckernden alten Mann als Nachbarn, sondern Partymachende Studenten.
Klasse!
Oh welch Ironie!
Kathi: Sehr witzig. Ich kann nicht schlafen!
Chris: Vermisst du mich? ;)
Natürlich tat ich das, einen Teufel hätte ich aber gemacht als das zuzugeben!
Kathi: Natürlich nicht aber die sind so laut!
Genervt hatte ich mein Handy zurück auf meinen Nachttisch gelegt und mich danach zurück in mein Bett geschmissen. Aber noch immer hatte ich es nicht geschafft ein zu schlafen. Also hatte ich mein Handy wieder genommen, ,,Ok Google, was tun wenn man nicht einschlafen kann?", gesagt und dann auf Ergebnisse gewartet.
Mir sind dann tausend Vorschläge genannt worden und einige versuchte ich dann auch. Als erstes Schäfchenzählen.
,,Eins... Zwei... Drei...Vier..."
Nach dem tausendensten hatte ich aufgegeben. Draußen war es einfach zu laut, da hörte ich das mäh der Schafe nicht. Verzweifelt hatte ich mir mein Kopfkissen über die Ohren gehauen und stöhnte laut auf. Selbst das half nichts.
Mein Handy hatte wieder geblinkt und ich bei der Nachricht die Augen verdreht.
Chris: Schon mal was von Ohrstöpsel gehört?!
Als ob ich mit Ohrstöpsel schlafen könnte!
Draußen hatte es urplötzlich geknallt und ich war vor Schreck aus meinem Bett gefallen. Ich war dann an mein Fenster geeilt und meinen Augen nicht mehr getraut, als ich sah, dass meine Nachbarn ihre Stühle umgeworfen hatten und nun mit Bierflaschen halb nackt auf dem Gartentisch rum tanzten. Die eh schon kaum bekleideten Mädels hatten es kurz darauf geschafft noch weniger anzuhaben als vorher und die eh schon oberkörperfreien Jungs standen keine Minute später ebenfalls nur in Boxershorts gekleidet auf dem Tisch. Aus der anfangs vermeindlich harmlos aussehenden Party hatte sich immer mehr eine Stripp-Show entwickelt und ich vermute stark, dass alle Leute Hackevoll waren und als sich wenig später zwei Leute übergeben, konnte an dem Hackevoll schon was dran gewesen sein.
,,Bah man!"
Angewidert hatte ich weg gesehen und mich zurück in mein Bett begeben. Ich hatte mein Nachtlicht angeknipst und mir ein Buch aus meinem Regal genommen. Keine zwei Sekunden später hatte es nochmal geknallt. Und dann war es auf einemal dunkel gewesen.
Stock dunkel.
Es gab anscheinend einen Kurzschluss.
Mein Buch hatte ich in irgendeine Ecke gepfeffert und mich dann zurück auf die Matratze in mein Bett gelegt. Rollläden hatte ich keine gehabt, so konnte das Diskolicht meiner Nachbarn ungehindert in mein Zimmer fallen. Der Wechsel von blau zu grün, in rot zu lila, in violett zu gelb hatte mich dezent aggressiv gemacht. Als dann auch der Gesang noch lauter wurde, hatte es mir endgültig gereicht. Ich war aus dem Bett gesprungen, hatte mir erneut meinen sexy Bademantel mit extra Bommeln und Schleifen angezogen und war dann aus meiner Wohnung gestürmt. Das knallen meiner Tür hatte man im gesamten Treppenhaus gehört, was mich allerdings wenig gestört hatte.
Bei dem Haus meiner Nachbarn hatte ich Sturm geklingelt, was sie aber nicht gehört hatteb. Nun hatte ich zu härteren Maßnahmen greifen. Ich war einfach durchs Gartentor spaziert.
Einen scheiß auf Hausfriedensbruch!
Im Garten hatte es nach Alkohol gerochen, wirklich wie auf dem Oktoberfest. Die waren so besoffen gewesen, dass sie mich nicht bemerkten. Vielleicht hatten sie das Oktoberfest ja wirklich nachspielen wollen. Ich hatte mich laut gerufen, was auch nichts geholfen hatte. Schnellen Schrittes war ich auf die Anlage zugestapft und da mir nichts besseres eingefallen ist, zog ich den Stecker. Sofort drehten sich alle zu mir um. Ich räusperte mich lautstark: ,,Falls es euch nicht aufgefallen ist, wir haben es 3 Uhr und die ganze Straße kann eure scheiß Musik hören!" Das war denen aber völlig egal. Der eine ist sogar zu mir gekommen und dachte sich ernsthaft er könnte mir an meinen Hintern grapschen, was ihm aber wenig später sehr leid tat denn ich hatte ihm nämlich in seine Weichteile getreten. ,,So und jetzt ist Ruhe hier!" Damit hatte ich mich umgedreht.
Keine Sekunde später ist die Musik wieder losgegangen und ich hatte gehört, wie die mir einige nicht sehr freundliche Sachen nach gerufen hatten. Ich hatte dann die Gartentür zugehauen und auf den Boden gespuckt. Das war eine unausgesprochene Kriegserklärung gewesen. Ich hatte meine Hände in die Taschen meines Bademantels gesteckt, genickt und gesagt:
,,Der Krieg ist eröffnet!"
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